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$viewFile = '/var/www/awschlegel/version-07-19/app/View/Letters/view.ctp' $dataForView = array( 'html' => '<span class="index-359 tp-2488 ">Mailand</span> d. 9<span class="offset-4 ">ten</span> Jan [180]5<br>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <span class="index-48 tp-2489 ">Ihren ältesten Bruder</span>, ein paarmal an <span class="index-56 tp-2580 ">den jüngsten</span> über <span class="index-477 tp-2490 ">das Basrelief</span> nebst einer Anweisung an <span class="index-375 tp-2491 ">Desport</span>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <span class="index-56 tp-2594 ">Tieck</span> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <span class="index-410 tp-2492 ">Frege</span> in <span class="index-22 tp-2493 ">Leipzig</span> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <span class="index-334 tp-2581 index-282 tp-2582 ">Bäder</span> wieder zerstört hat, was <span class="index-96 tp-2495 index-44 tp-2494 ">die Engel von Kindern</span> machen, ob Sie nicht Verdruß von <span class="index-42 tp-2496 ">B.[ernhardi]</span> erfahren, oder er gar nach <span class="index-58 tp-2497 ">W.[eimar]</span> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<br>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <span class="index-280 tp-2498 ">Genf</span> langten wir nach drey Tagen in <span class="index-366 tp-2499 ">Lyon</span> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <span class="index-294 tp-2500 ">Turin</span> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <span class="index-171 tp-2501 ">Paris</span> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <span class="index-359 tp-2502 ">hier</span> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <span class="index-222 tp-2504 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <span class="index-228 tp-2506 ">Coppet</span> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<br>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <span class="index-294 tp-2508 ">Turin</span> und <span class="index-359 tp-2509 ">Mailand</span>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <span class="index-222 tp-2510 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <span class="index-294 tp-2511 ">Turin</span> hat uns <span class="index-491 tp-2583 ">der General Menou</span> in den Prachtzimmern des <span class="index-492 tp-2584 ">Königs von Sardinien</span> aufs beste bewirthet, <span class="index-498 tp-2597 ">seine Frau</span> zu sehen, die von <span class="index-497 tp-2596 ">Mahomet</span> abstammt, dazu wurde freylich nur <span class="index-222 tp-2512 ">meine Reisegefährtin</span> mit <span class="index-237 tp-2515 index-268 tp-2513 index-267 tp-2514 ">ihren Kindern</span> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <span class="index-493 tp-2585 ">den Arzt Moscati</span>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <span class="index-494 tp-2587 ">den Dichter Monti</span>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <span class="index-35 tp-2588 ">Dante</span> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <span class="index-304 tp-2589 ">Ein </span><span class="index-304 tp-2589 index-280 tp-38182 ">Genfer</span><span class="index-304 tp-2589 "> Namens Simonde</span>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <span class="index-234 tp-2517 ">Constant</span> ist in <span class="index-171 tp-2518 ">Paris</span>, um die Angelegenheiten <span class="index-222 tp-2519 ">seiner Freundin</span> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <span class="index-495 tp-2590 ">Lucien Bonaparte</span> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <span class="index-496 tp-2592 ">seine Frau</span> <span class="index-222 tp-2520 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <span class="index-356 tp-2522 ">Rom</span> zurück, was mir für <span class="index-56 tp-2591 ">Tieck</span> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <span class="index-279 tp-2523 ">Neapel</span> nicht weiter auf, als einige Tage in <span class="index-360 tp-2524 ">Bologna</span> und in <span class="index-356 tp-2525 ">Rom</span>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <span class="index-289 tp-2526 ">Florenz</span> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <span class="index-493 tp-2586 ">Moscati</span>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<br>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <span class="index-197 tp-2528 ">Joh. Müller</span> in <span class="index-15 tp-2529 ">Berlin</span>, auch durch Briefe aus <span class="index-58 tp-2530 ">Weimar</span>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <span class="index-8 tp-2531 ">meinem Bruder</span>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <span class="index-171 tp-2532 ">Paris</span>, mit <span class="index-520 tp-38183 ">Indischen Studien</span> besonders dem Abschreiben der <span class="index-472 tp-2534 ">Sacontala</span> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <span class="index-176 tp-2536 ">Reimer</span>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <span class="index-266 tp-2538 index-261 tp-2537 ">Spanischen Theaters</span>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <span class="index-266 tp-2539 ">des Bandes</span> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <span class="index-266 tp-2542 ">den 2</span><span class="index-266 tp-2542 offset-4 ">ten</span><span class="index-266 tp-2542 "> Band des </span><span class="index-266 tp-2542 index-261 tp-2541 ">Spanischen Theaters</span> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <span class="index-4 tp-2543 index-344 tp-2545 ">Shakspeare</span> schuldig, indem <span class="index-67 tp-2544 ">Unger</span> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <span class="index-276 tp-2549 ">Hufeland</span> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <span class="index-272 tp-2547 ">die Fortsetzung des </span><span class="index-272 tp-2547 index-4 tp-2548 index-344 tp-2546 ">Shakspeare</span>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<br>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <span class="index-264 tp-2550 ">Meiner Mutter</span> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <span class="index-8 tp-2551 ">mein Bruder</span> hat von <span class="index-171 tp-2552 ">Paris</span> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <span class="index-222 tp-2553 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <span class="index-222 tp-2593 ">meine Gönnerin und Freundin</span>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <span class="index-56 tp-2554 ">Ihres Bruders</span> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<br><span class="index-56 tp-2556 ">Tiecks</span> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <span class="index-477 tp-2557 ">das Basrelief</span> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <span class="index-58 tp-2558 ">Weimar</span> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <span class="index-356 tp-2559 ">Rom</span> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <span class="index-355 tp-2560 ">Venedig</span> verabreden, welches von <span class="index-490 tp-2561 ">Verona</span> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <span class="index-356 tp-2562 ">Rom</span> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <span class="index-228 tp-2563 ">Coppet</span>, sondern geradezu nach <span class="index-356 tp-2564 ">Rom</span> zu schicken mit der Addresse: <span class="slant-italic ">A Mr. Schlegel chez </span><span class="slant-italic index-222 tp-2565 ">Mme. de Staël-Holstein</span><span class="slant-italic "> aux soins de </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 ">Mr. </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 ">Marin </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 index-564 tp-3175 ">Torlonia</span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 "> Banquier</span>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <span class="index-279 tp-2566 ">Neapel</span> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<br>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <span class="index-58 tp-2567 ">Weimar</span> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <span class="index-44 tp-2568 ">Wilhelm</span> und <span class="index-96 tp-2569 ">Felix</span> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <span class="index-48 tp-2570 ">dem ältesten Bruder</span> und den übrigen Freunden. Wenn <span class="index-122 tp-2571 ">Maria Alberti</span> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <span class="index-309 tp-2578 index-449 tp-2579 ">Vo[i]gts</span> bitte ich mich zu empfehlen.<br>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <span class="index-96 tp-2575 index-44 tp-2574 ">die Kinder</span>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<br>Das nächstemal schreibe ich aus <span class="index-356 tp-2576 ">Rom</span> oder <span class="index-279 tp-2577 ">Neapel</span>.', 'isaprint' => true, 'isnewtranslation' => false, 'statemsg' => 'betamsg13', 'cittitle' => 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/74', 'description' => 'August Wilhelm von Schlegel an Sophie Bernhardi am 09.01.1805, Mailand, München', 'adressatort' => 'München <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4127793-4">GND</a>', 'absendeort' => 'Mailand <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4037100-1">GND</a>', 'date' => '09.01.1805', 'adressat' => array( (int) 4598 => array( 'ID' => '4598', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-10 10:31:52', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:15:27', 'key' => 'AWS-ap-00fg', 'docTyp' => array( [maximum depth reached] ), '39_name' => 'Bernhardi, Sophie', '39_namevar' => 'Tieck, Sophie (geborene) Knorring, Sophie von (verheiratete) Bernhardi, Sophie von', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1775-02-28', '39_toddatum' => '1833-09-30', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Sophie Tieck war die Tochter des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Ehefrau Anna Sophie Tieck. 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Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <span class="index-48 tp-2489 ">Ihren ältesten Bruder</span>, ein paarmal an <span class="index-56 tp-2580 ">den jüngsten</span> über <span class="index-477 tp-2490 ">das Basrelief</span> nebst einer Anweisung an <span class="index-375 tp-2491 ">Desport</span>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <span class="index-56 tp-2594 ">Tieck</span> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <span class="index-410 tp-2492 ">Frege</span> in <span class="index-22 tp-2493 ">Leipzig</span> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <span class="index-334 tp-2581 index-282 tp-2582 ">Bäder</span> wieder zerstört hat, was <span class="index-96 tp-2495 index-44 tp-2494 ">die Engel von Kindern</span> machen, ob Sie nicht Verdruß von <span class="index-42 tp-2496 ">B.[ernhardi]</span> erfahren, oder er gar nach <span class="index-58 tp-2497 ">W.[eimar]</span> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<br>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <span class="index-280 tp-2498 ">Genf</span> langten wir nach drey Tagen in <span class="index-366 tp-2499 ">Lyon</span> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <span class="index-294 tp-2500 ">Turin</span> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <span class="index-171 tp-2501 ">Paris</span> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <span class="index-359 tp-2502 ">hier</span> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <span class="index-222 tp-2504 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <span class="index-228 tp-2506 ">Coppet</span> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<br>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <span class="index-294 tp-2508 ">Turin</span> und <span class="index-359 tp-2509 ">Mailand</span>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <span class="index-222 tp-2510 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <span class="index-294 tp-2511 ">Turin</span> hat uns <span class="index-491 tp-2583 ">der General Menou</span> in den Prachtzimmern des <span class="index-492 tp-2584 ">Königs von Sardinien</span> aufs beste bewirthet, <span class="index-498 tp-2597 ">seine Frau</span> zu sehen, die von <span class="index-497 tp-2596 ">Mahomet</span> abstammt, dazu wurde freylich nur <span class="index-222 tp-2512 ">meine Reisegefährtin</span> mit <span class="index-237 tp-2515 index-268 tp-2513 index-267 tp-2514 ">ihren Kindern</span> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <span class="index-493 tp-2585 ">den Arzt Moscati</span>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <span class="index-494 tp-2587 ">den Dichter Monti</span>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <span class="index-35 tp-2588 ">Dante</span> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <span class="index-304 tp-2589 ">Ein </span><span class="index-304 tp-2589 index-280 tp-38182 ">Genfer</span><span class="index-304 tp-2589 "> Namens Simonde</span>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <span class="index-234 tp-2517 ">Constant</span> ist in <span class="index-171 tp-2518 ">Paris</span>, um die Angelegenheiten <span class="index-222 tp-2519 ">seiner Freundin</span> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <span class="index-495 tp-2590 ">Lucien Bonaparte</span> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <span class="index-496 tp-2592 ">seine Frau</span> <span class="index-222 tp-2520 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <span class="index-356 tp-2522 ">Rom</span> zurück, was mir für <span class="index-56 tp-2591 ">Tieck</span> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <span class="index-279 tp-2523 ">Neapel</span> nicht weiter auf, als einige Tage in <span class="index-360 tp-2524 ">Bologna</span> und in <span class="index-356 tp-2525 ">Rom</span>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <span class="index-289 tp-2526 ">Florenz</span> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <span class="index-493 tp-2586 ">Moscati</span>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<br>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <span class="index-197 tp-2528 ">Joh. Müller</span> in <span class="index-15 tp-2529 ">Berlin</span>, auch durch Briefe aus <span class="index-58 tp-2530 ">Weimar</span>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <span class="index-8 tp-2531 ">meinem Bruder</span>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <span class="index-171 tp-2532 ">Paris</span>, mit <span class="index-520 tp-38183 ">Indischen Studien</span> besonders dem Abschreiben der <span class="index-472 tp-2534 ">Sacontala</span> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <span class="index-176 tp-2536 ">Reimer</span>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <span class="index-266 tp-2538 index-261 tp-2537 ">Spanischen Theaters</span>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <span class="index-266 tp-2539 ">des Bandes</span> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <span class="index-266 tp-2542 ">den 2</span><span class="index-266 tp-2542 offset-4 ">ten</span><span class="index-266 tp-2542 "> Band des </span><span class="index-266 tp-2542 index-261 tp-2541 ">Spanischen Theaters</span> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <span class="index-4 tp-2543 index-344 tp-2545 ">Shakspeare</span> schuldig, indem <span class="index-67 tp-2544 ">Unger</span> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <span class="index-276 tp-2549 ">Hufeland</span> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <span class="index-272 tp-2547 ">die Fortsetzung des </span><span class="index-272 tp-2547 index-4 tp-2548 index-344 tp-2546 ">Shakspeare</span>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<br>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <span class="index-264 tp-2550 ">Meiner Mutter</span> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <span class="index-8 tp-2551 ">mein Bruder</span> hat von <span class="index-171 tp-2552 ">Paris</span> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <span class="index-222 tp-2553 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <span class="index-222 tp-2593 ">meine Gönnerin und Freundin</span>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <span class="index-56 tp-2554 ">Ihres Bruders</span> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<br><span class="index-56 tp-2556 ">Tiecks</span> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <span class="index-477 tp-2557 ">das Basrelief</span> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <span class="index-58 tp-2558 ">Weimar</span> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <span class="index-356 tp-2559 ">Rom</span> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <span class="index-355 tp-2560 ">Venedig</span> verabreden, welches von <span class="index-490 tp-2561 ">Verona</span> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <span class="index-356 tp-2562 ">Rom</span> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <span class="index-228 tp-2563 ">Coppet</span>, sondern geradezu nach <span class="index-356 tp-2564 ">Rom</span> zu schicken mit der Addresse: <span class="slant-italic ">A Mr. Schlegel chez </span><span class="slant-italic index-222 tp-2565 ">Mme. de Staël-Holstein</span><span class="slant-italic "> aux soins de </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 ">Mr. </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 ">Marin </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 index-564 tp-3175 ">Torlonia</span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 "> Banquier</span>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <span class="index-279 tp-2566 ">Neapel</span> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<br>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <span class="index-58 tp-2567 ">Weimar</span> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <span class="index-44 tp-2568 ">Wilhelm</span> und <span class="index-96 tp-2569 ">Felix</span> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <span class="index-48 tp-2570 ">dem ältesten Bruder</span> und den übrigen Freunden. Wenn <span class="index-122 tp-2571 ">Maria Alberti</span> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <span class="index-309 tp-2578 index-449 tp-2579 ">Vo[i]gts</span> bitte ich mich zu empfehlen.<br>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <span class="index-96 tp-2575 index-44 tp-2574 ">die Kinder</span>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<br>Das nächstemal schreibe ich aus <span class="index-356 tp-2576 ">Rom</span> oder <span class="index-279 tp-2577 ">Neapel</span>.', '36_xml' => '<p><placeName key="359">Mailand</placeName> d. 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Jan [180]5<lb/>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <persName key="48">Ihren ältesten Bruder</persName>, ein paarmal an <persName key="56">den jüngsten</persName> über <name key="477" type="work">das Basrelief</name> nebst einer Anweisung an <persName key="375">Desport</persName>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <persName key="56">Tieck</persName> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <persName key="410">Frege</persName> in <placeName key="22">Leipzig</placeName> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <placeName key="334"><placeName key="282">Bäder</placeName></placeName> wieder zerstört hat, was <persName key="96"><persName key="44">die Engel von Kindern</persName></persName> machen, ob Sie nicht Verdruß von <persName key="42">B.[ernhardi]</persName> erfahren, oder er gar nach <placeName key="58">W.[eimar]</placeName> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<lb/>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <placeName key="280">Genf</placeName> langten wir nach drey Tagen in <placeName key="366">Lyon</placeName> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <placeName key="294">Turin</placeName> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <placeName key="171">Paris</placeName> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <placeName key="359">hier</placeName> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <persName key="222">Fr.[au] v. St.[aël]</persName> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <placeName key="228">Coppet</placeName> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<lb/>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <placeName key="294">Turin</placeName> und <placeName key="359">Mailand</placeName>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <persName key="222">Fr.[au] v. St.[aël]</persName> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <placeName key="294">Turin</placeName> hat uns <persName key="491">der General Menou</persName> in den Prachtzimmern des <persName key="492">Königs von Sardinien</persName> aufs beste bewirthet, <persName key="498">seine Frau</persName> zu sehen, die von <persName key="497">Mahomet</persName> abstammt, dazu wurde freylich nur <persName key="222">meine Reisegefährtin</persName> mit <persName key="237"><persName key="268"><persName key="267">ihren Kindern</persName></persName></persName> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <persName key="493">den Arzt Moscati</persName>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <persName key="494">den Dichter Monti</persName>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <persName key="35">Dante</persName> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <persName key="304">Ein <placeName key="280">Genfer</placeName> Namens Simonde</persName>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <persName key="234">Constant</persName> ist in <placeName key="171">Paris</placeName>, um die Angelegenheiten <persName key="222">seiner Freundin</persName> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <persName key="495">Lucien Bonaparte</persName> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <persName key="496">seine Frau</persName> <persName key="222">Fr.[au] v. St.[aël]</persName> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <placeName key="356">Rom</placeName> zurück, was mir für <persName key="56">Tieck</persName> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <placeName key="279">Neapel</placeName> nicht weiter auf, als einige Tage in <placeName key="360">Bologna</placeName> und in <placeName key="356">Rom</placeName>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <placeName key="289">Florenz</placeName> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <persName key="493">Moscati</persName>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<lb/>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <persName key="197">Joh. Müller</persName> in <placeName key="15">Berlin</placeName>, auch durch Briefe aus <placeName key="58">Weimar</placeName>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <persName key="8">meinem Bruder</persName>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <placeName key="171">Paris</placeName>, mit <name key="520" type="work">Indischen Studien</name> besonders dem Abschreiben der <name key="472" type="work">Sacontala</name> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <persName key="176">Reimer</persName>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <name key="266" type="work"><name key="261" type="work">Spanischen Theaters</name></name>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <name key="266" type="work">des Bandes</name> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <name key="266" type="work">den 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Band des <name key="261" type="work">Spanischen Theaters</name></name> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <persName key="4"><name key="344" type="work">Shakspeare</name></persName> schuldig, indem <persName key="67">Unger</persName> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <persName key="276">Hufeland</persName> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <name key="272" type="work">die Fortsetzung des <persName key="4"><name key="344" type="work">Shakspeare</name></persName></name>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<lb/>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <persName key="264">Meiner Mutter</persName> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <persName key="8">mein Bruder</persName> hat von <placeName key="171">Paris</placeName> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <persName key="222">Fr.[au] v. St.[aël]</persName> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <persName key="222">meine Gönnerin und Freundin</persName>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <persName key="56">Ihres Bruders</persName> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<lb/><persName key="56">Tiecks</persName> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <name key="477" type="work">das Basrelief</name> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <placeName key="58">Weimar</placeName> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <placeName key="356">Rom</placeName> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <placeName key="355">Venedig</placeName> verabreden, welches von <placeName key="490">Verona</placeName> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <placeName key="356">Rom</placeName> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <placeName key="228">Coppet</placeName>, sondern geradezu nach <placeName key="356">Rom</placeName> zu schicken mit der Addresse: <hi rend="slant:italic">A Mr. Schlegel chez <persName key="222">Mme. de Staël-Holstein</persName> aux soins de <persName key="563">Mr. <persName key="12539">Marin <persName key="564">Torlonia</persName></persName> Banquier</persName></hi>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <placeName key="279">Neapel</placeName> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<lb/>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <placeName key="58">Weimar</placeName> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <persName key="44">Wilhelm</persName> und <persName key="96">Felix</persName> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <persName key="48">dem ältesten Bruder</persName> und den übrigen Freunden. Wenn <persName key="122">Maria Alberti</persName> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <persName key="309"><persName key="449">Vo[i]gts</persName></persName> bitte ich mich zu empfehlen.<lb/>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<lb/>Das nächstemal schreibe ich aus <placeName key="356">Rom</placeName> oder <placeName key="279">Neapel</placeName>.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2488"/>Mailand<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2488"/> d. 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Jan [180]5<lb/>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB2489"/>Ihren ältesten Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE2489"/>, ein paarmal an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2580"/>den jüngsten<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2580"/> über <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB2490"/>das Basrelief<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE2490"/> nebst einer Anweisung an <anchor type="b" n="375" ana="11" xml:id="NidB2491"/>Desport<anchor type="e" n="375" ana="11" xml:id="NidE2491"/>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2594"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2594"/> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <anchor type="b" n="410" ana="11" xml:id="NidB2492"/>Frege<anchor type="e" n="410" ana="11" xml:id="NidE2492"/> in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB2493"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE2493"/> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <anchor type="b" n="334" ana="10" xml:id="NidB2581"/><anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB2582"/>Bäder<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE2582"/><anchor type="e" n="334" ana="10" xml:id="NidE2581"/> wieder zerstört hat, was <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2495"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2494"/>die Engel von Kindern<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2494"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2495"/> machen, ob Sie nicht Verdruß von <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB2496"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE2496"/> erfahren, oder er gar nach <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2497"/>W.[eimar]<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2497"/> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<lb/>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB2498"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE2498"/> langten wir nach drey Tagen in <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB2499"/>Lyon<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE2499"/> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2500"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2500"/> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2501"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2501"/> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2502"/>hier<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2502"/> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2504"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2504"/> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB2506"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE2506"/> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<lb/>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2508"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2508"/> und <anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2509"/>Mailand<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2509"/>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2510"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2510"/> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2511"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2511"/> hat uns <anchor type="b" n="491" ana="11" xml:id="NidB2583"/>der General Menou<anchor type="e" n="491" ana="11" xml:id="NidE2583"/> in den Prachtzimmern des <anchor type="b" n="492" ana="11" xml:id="NidB2584"/>Königs von Sardinien<anchor type="e" n="492" ana="11" xml:id="NidE2584"/> aufs beste bewirthet, <anchor type="b" n="498" ana="11" xml:id="NidB2597"/>seine Frau<anchor type="e" n="498" ana="11" xml:id="NidE2597"/> zu sehen, die von <anchor type="b" n="497" ana="11" xml:id="NidB2596"/>Mahomet<anchor type="e" n="497" ana="11" xml:id="NidE2596"/> abstammt, dazu wurde freylich nur <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2512"/>meine Reisegefährtin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2512"/> mit <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB2515"/><anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB2513"/><anchor type="b" n="267" ana="11" xml:id="NidB2514"/>ihren Kindern<anchor type="e" n="267" ana="11" xml:id="NidE2514"/><anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE2513"/><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE2515"/> zugelassen. 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St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2520"/> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2522"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2522"/> zurück, was mir für <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2591"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2591"/> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2523"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2523"/> nicht weiter auf, als einige Tage in <anchor type="b" n="360" ana="10" xml:id="NidB2524"/>Bologna<anchor type="e" n="360" ana="10" xml:id="NidE2524"/> und in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2525"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2525"/>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <anchor type="b" n="289" ana="10" xml:id="NidB2526"/>Florenz<anchor type="e" n="289" ana="10" xml:id="NidE2526"/> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <anchor type="b" n="493" ana="11" xml:id="NidB2586"/>Moscati<anchor type="e" n="493" ana="11" xml:id="NidE2586"/>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<lb/>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <anchor type="b" n="197" ana="11" xml:id="NidB2528"/>Joh. Müller<anchor type="e" n="197" ana="11" xml:id="NidE2528"/> in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB2529"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE2529"/>, auch durch Briefe aus <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2530"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2530"/>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB2531"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE2531"/>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2532"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2532"/>, mit <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB38183"/>Indischen Studien<anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE38183"/> besonders dem Abschreiben der <anchor type="b" n="472" ana="12" xml:id="NidB2534"/>Sacontala<anchor type="e" n="472" ana="12" xml:id="NidE2534"/> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <anchor type="b" n="176" ana="11" xml:id="NidB2536"/>Reimer<anchor type="e" n="176" ana="11" xml:id="NidE2536"/>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2538"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB2537"/>Spanischen Theaters<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE2537"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2538"/>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2539"/>des Bandes<anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2539"/> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2542"/>den 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Band des <anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB2541"/>Spanischen Theaters<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE2541"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2542"/> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB2543"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB2545"/>Shakspeare<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE2545"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE2543"/> schuldig, indem <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB2544"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE2544"/> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB2549"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE2549"/> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB2547"/>die Fortsetzung des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB2548"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB2546"/>Shakspeare<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE2546"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE2548"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE2547"/>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<lb/>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB2550"/>Meiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE2550"/> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB2551"/>mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE2551"/> hat von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2552"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2552"/> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2553"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2553"/> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2593"/>meine Gönnerin und Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2593"/>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2554"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2554"/> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<lb/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2556"/>Tiecks<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2556"/> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB2557"/>das Basrelief<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE2557"/> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2558"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2558"/> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2559"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2559"/> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <anchor type="b" n="355" ana="10" xml:id="NidB2560"/>Venedig<anchor type="e" n="355" ana="10" xml:id="NidE2560"/> verabreden, welches von <anchor type="b" n="490" ana="10" xml:id="NidB2561"/>Verona<anchor type="e" n="490" ana="10" xml:id="NidE2561"/> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2562"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2562"/> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB2563"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE2563"/>, sondern geradezu nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2564"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2564"/> zu schicken mit der Addresse: <hi rend="slant:italic">A Mr. Schlegel chez <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2565"/>Mme. de Staël-Holstein<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2565"/> aux soins de <anchor type="b" n="563" ana="11" xml:id="NidB3176"/>Mr. <anchor type="b" n="12539" ana="11" xml:id="NidB76635"/>Marin <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3175"/>Torlonia<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3175"/><anchor type="e" n="12539" ana="11" xml:id="NidE76635"/> Banquier<anchor type="e" n="563" ana="11" xml:id="NidE3176"/></hi>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2566"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2566"/> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<lb/>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2567"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2567"/> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2568"/>Wilhelm<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2568"/> und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2569"/>Felix<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2569"/> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB2570"/>dem ältesten Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE2570"/> und den übrigen Freunden. Wenn <anchor type="b" n="122" ana="11" xml:id="NidB2571"/>Maria Alberti<anchor type="e" n="122" ana="11" xml:id="NidE2571"/> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <anchor type="b" n="309" ana="11" xml:id="NidB2578"/><anchor type="b" n="449" ana="11" xml:id="NidB2579"/>Vo[i]gts<anchor type="e" n="449" ana="11" xml:id="NidE2579"/><anchor type="e" n="309" ana="11" xml:id="NidE2578"/> bitte ich mich zu empfehlen.<lb/>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2575"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2574"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2574"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2575"/>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<lb/>Das nächstemal schreibe ich aus <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2576"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2576"/> oder <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2577"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2577"/>.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_09011805', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1805-01-09', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. 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Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <span class="index-48 tp-2489 ">Ihren ältesten Bruder</span>, ein paarmal an <span class="index-56 tp-2580 ">den jüngsten</span> über <span class="index-477 tp-2490 ">das Basrelief</span> nebst einer Anweisung an <span class="index-375 tp-2491 ">Desport</span>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <span class="index-56 tp-2594 ">Tieck</span> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <span class="index-410 tp-2492 ">Frege</span> in <span class="index-22 tp-2493 ">Leipzig</span> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <span class="index-334 tp-2581 index-282 tp-2582 ">Bäder</span> wieder zerstört hat, was <span class="index-96 tp-2495 index-44 tp-2494 ">die Engel von Kindern</span> machen, ob Sie nicht Verdruß von <span class="index-42 tp-2496 ">B.[ernhardi]</span> erfahren, oder er gar nach <span class="index-58 tp-2497 ">W.[eimar]</span> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<br>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <span class="index-280 tp-2498 ">Genf</span> langten wir nach drey Tagen in <span class="index-366 tp-2499 ">Lyon</span> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <span class="index-294 tp-2500 ">Turin</span> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <span class="index-171 tp-2501 ">Paris</span> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <span class="index-359 tp-2502 ">hier</span> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <span class="index-222 tp-2504 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <span class="index-228 tp-2506 ">Coppet</span> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<br>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <span class="index-294 tp-2508 ">Turin</span> und <span class="index-359 tp-2509 ">Mailand</span>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <span class="index-222 tp-2510 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <span class="index-294 tp-2511 ">Turin</span> hat uns <span class="index-491 tp-2583 ">der General Menou</span> in den Prachtzimmern des <span class="index-492 tp-2584 ">Königs von Sardinien</span> aufs beste bewirthet, <span class="index-498 tp-2597 ">seine Frau</span> zu sehen, die von <span class="index-497 tp-2596 ">Mahomet</span> abstammt, dazu wurde freylich nur <span class="index-222 tp-2512 ">meine Reisegefährtin</span> mit <span class="index-237 tp-2515 index-268 tp-2513 index-267 tp-2514 ">ihren Kindern</span> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <span class="index-493 tp-2585 ">den Arzt Moscati</span>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <span class="index-494 tp-2587 ">den Dichter Monti</span>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <span class="index-35 tp-2588 ">Dante</span> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <span class="index-304 tp-2589 ">Ein </span><span class="index-304 tp-2589 index-280 tp-38182 ">Genfer</span><span class="index-304 tp-2589 "> Namens Simonde</span>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <span class="index-234 tp-2517 ">Constant</span> ist in <span class="index-171 tp-2518 ">Paris</span>, um die Angelegenheiten <span class="index-222 tp-2519 ">seiner Freundin</span> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <span class="index-495 tp-2590 ">Lucien Bonaparte</span> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <span class="index-496 tp-2592 ">seine Frau</span> <span class="index-222 tp-2520 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <span class="index-356 tp-2522 ">Rom</span> zurück, was mir für <span class="index-56 tp-2591 ">Tieck</span> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <span class="index-279 tp-2523 ">Neapel</span> nicht weiter auf, als einige Tage in <span class="index-360 tp-2524 ">Bologna</span> und in <span class="index-356 tp-2525 ">Rom</span>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <span class="index-289 tp-2526 ">Florenz</span> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <span class="index-493 tp-2586 ">Moscati</span>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<br>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <span class="index-197 tp-2528 ">Joh. Müller</span> in <span class="index-15 tp-2529 ">Berlin</span>, auch durch Briefe aus <span class="index-58 tp-2530 ">Weimar</span>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <span class="index-8 tp-2531 ">meinem Bruder</span>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <span class="index-171 tp-2532 ">Paris</span>, mit <span class="index-520 tp-38183 ">Indischen Studien</span> besonders dem Abschreiben der <span class="index-472 tp-2534 ">Sacontala</span> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <span class="index-176 tp-2536 ">Reimer</span>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <span class="index-266 tp-2538 index-261 tp-2537 ">Spanischen Theaters</span>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <span class="index-266 tp-2539 ">des Bandes</span> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <span class="index-266 tp-2542 ">den 2</span><span class="index-266 tp-2542 offset-4 ">ten</span><span class="index-266 tp-2542 "> Band des </span><span class="index-266 tp-2542 index-261 tp-2541 ">Spanischen Theaters</span> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <span class="index-4 tp-2543 index-344 tp-2545 ">Shakspeare</span> schuldig, indem <span class="index-67 tp-2544 ">Unger</span> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <span class="index-276 tp-2549 ">Hufeland</span> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <span class="index-272 tp-2547 ">die Fortsetzung des </span><span class="index-272 tp-2547 index-4 tp-2548 index-344 tp-2546 ">Shakspeare</span>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<br>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <span class="index-264 tp-2550 ">Meiner Mutter</span> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <span class="index-8 tp-2551 ">mein Bruder</span> hat von <span class="index-171 tp-2552 ">Paris</span> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <span class="index-222 tp-2553 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <span class="index-222 tp-2593 ">meine Gönnerin und Freundin</span>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <span class="index-56 tp-2554 ">Ihres Bruders</span> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<br><span class="index-56 tp-2556 ">Tiecks</span> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <span class="index-477 tp-2557 ">das Basrelief</span> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <span class="index-58 tp-2558 ">Weimar</span> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <span class="index-356 tp-2559 ">Rom</span> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <span class="index-355 tp-2560 ">Venedig</span> verabreden, welches von <span class="index-490 tp-2561 ">Verona</span> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <span class="index-356 tp-2562 ">Rom</span> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <span class="index-228 tp-2563 ">Coppet</span>, sondern geradezu nach <span class="index-356 tp-2564 ">Rom</span> zu schicken mit der Addresse: <span class="slant-italic ">A Mr. Schlegel chez </span><span class="slant-italic index-222 tp-2565 ">Mme. de Staël-Holstein</span><span class="slant-italic "> aux soins de </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 ">Mr. </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 ">Marin </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 index-564 tp-3175 ">Torlonia</span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 "> Banquier</span>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <span class="index-279 tp-2566 ">Neapel</span> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<br>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <span class="index-58 tp-2567 ">Weimar</span> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <span class="index-44 tp-2568 ">Wilhelm</span> und <span class="index-96 tp-2569 ">Felix</span> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <span class="index-48 tp-2570 ">dem ältesten Bruder</span> und den übrigen Freunden. Wenn <span class="index-122 tp-2571 ">Maria Alberti</span> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <span class="index-309 tp-2578 index-449 tp-2579 ">Vo[i]gts</span> bitte ich mich zu empfehlen.<br>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <span class="index-96 tp-2575 index-44 tp-2574 ">die Kinder</span>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<br>Das nächstemal schreibe ich aus <span class="index-356 tp-2576 ">Rom</span> oder <span class="index-279 tp-2577 ">Neapel</span>.' $isaprint = true $isnewtranslation = false $statemsg = 'betamsg13' $cittitle = 'www.august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/74' $description = 'August Wilhelm von Schlegel an Sophie Bernhardi am 09.01.1805, Mailand, München' $adressatort = 'München <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4127793-4">GND</a>' $absendeort = 'Mailand <a class="gndmetadata" target="_blank" href="http://d-nb.info/gnd/4037100-1">GND</a>' $date = '09.01.1805' $adressat = array( (int) 4598 => array( 'ID' => '4598', 'project' => '1', 'timecreate' => '2014-02-10 10:31:52', 'timelastchg' => '2018-01-11 19:15:27', 'key' => 'AWS-ap-00fg', 'docTyp' => array( 'name' => 'Person', 'id' => '39' ), '39_name' => 'Bernhardi, Sophie', '39_namevar' => 'Tieck, Sophie (geborene) Knorring, Sophie von (verheiratete) Bernhardi, Sophie von', '39_geschlecht' => 'w', '39_gebdatum' => '1775-02-28', '39_toddatum' => '1833-09-30', '39_pdb' => 'GND', '39_lebenwirken' => 'Schriftstellerin Sophie Tieck war die Tochter des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Ehefrau Anna Sophie Tieck. 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Ü: August Wilhelm von Schlegel (1797–1810)', 'comment' => '', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ), (int) 6 => array( 'ID' => '477', 'indexID' => '12', 'indexContent' => 'Werke', 'content' => 'Tieck, Christian Friedrich: Basrelief für Jacques Neckers Grabmal', 'comment' => '', 'parentID' => '0', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]), 'textpassagen' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_html' => '<span class="index-359 tp-2488 ">Mailand</span> d. 9<span class="offset-4 ">ten</span> Jan [180]5<br>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <span class="index-48 tp-2489 ">Ihren ältesten Bruder</span>, ein paarmal an <span class="index-56 tp-2580 ">den jüngsten</span> über <span class="index-477 tp-2490 ">das Basrelief</span> nebst einer Anweisung an <span class="index-375 tp-2491 ">Desport</span>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <span class="index-56 tp-2594 ">Tieck</span> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <span class="index-410 tp-2492 ">Frege</span> in <span class="index-22 tp-2493 ">Leipzig</span> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <span class="index-334 tp-2581 index-282 tp-2582 ">Bäder</span> wieder zerstört hat, was <span class="index-96 tp-2495 index-44 tp-2494 ">die Engel von Kindern</span> machen, ob Sie nicht Verdruß von <span class="index-42 tp-2496 ">B.[ernhardi]</span> erfahren, oder er gar nach <span class="index-58 tp-2497 ">W.[eimar]</span> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<br>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <span class="index-280 tp-2498 ">Genf</span> langten wir nach drey Tagen in <span class="index-366 tp-2499 ">Lyon</span> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <span class="index-294 tp-2500 ">Turin</span> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <span class="index-171 tp-2501 ">Paris</span> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <span class="index-359 tp-2502 ">hier</span> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <span class="index-222 tp-2504 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <span class="index-228 tp-2506 ">Coppet</span> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<br>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <span class="index-294 tp-2508 ">Turin</span> und <span class="index-359 tp-2509 ">Mailand</span>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <span class="index-222 tp-2510 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <span class="index-294 tp-2511 ">Turin</span> hat uns <span class="index-491 tp-2583 ">der General Menou</span> in den Prachtzimmern des <span class="index-492 tp-2584 ">Königs von Sardinien</span> aufs beste bewirthet, <span class="index-498 tp-2597 ">seine Frau</span> zu sehen, die von <span class="index-497 tp-2596 ">Mahomet</span> abstammt, dazu wurde freylich nur <span class="index-222 tp-2512 ">meine Reisegefährtin</span> mit <span class="index-237 tp-2515 index-268 tp-2513 index-267 tp-2514 ">ihren Kindern</span> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <span class="index-493 tp-2585 ">den Arzt Moscati</span>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <span class="index-494 tp-2587 ">den Dichter Monti</span>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <span class="index-35 tp-2588 ">Dante</span> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <span class="index-304 tp-2589 ">Ein </span><span class="index-304 tp-2589 index-280 tp-38182 ">Genfer</span><span class="index-304 tp-2589 "> Namens Simonde</span>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <span class="index-234 tp-2517 ">Constant</span> ist in <span class="index-171 tp-2518 ">Paris</span>, um die Angelegenheiten <span class="index-222 tp-2519 ">seiner Freundin</span> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <span class="index-495 tp-2590 ">Lucien Bonaparte</span> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <span class="index-496 tp-2592 ">seine Frau</span> <span class="index-222 tp-2520 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <span class="index-356 tp-2522 ">Rom</span> zurück, was mir für <span class="index-56 tp-2591 ">Tieck</span> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <span class="index-279 tp-2523 ">Neapel</span> nicht weiter auf, als einige Tage in <span class="index-360 tp-2524 ">Bologna</span> und in <span class="index-356 tp-2525 ">Rom</span>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <span class="index-289 tp-2526 ">Florenz</span> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <span class="index-493 tp-2586 ">Moscati</span>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<br>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <span class="index-197 tp-2528 ">Joh. Müller</span> in <span class="index-15 tp-2529 ">Berlin</span>, auch durch Briefe aus <span class="index-58 tp-2530 ">Weimar</span>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <span class="index-8 tp-2531 ">meinem Bruder</span>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <span class="index-171 tp-2532 ">Paris</span>, mit <span class="index-520 tp-38183 ">Indischen Studien</span> besonders dem Abschreiben der <span class="index-472 tp-2534 ">Sacontala</span> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <span class="index-176 tp-2536 ">Reimer</span>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <span class="index-266 tp-2538 index-261 tp-2537 ">Spanischen Theaters</span>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <span class="index-266 tp-2539 ">des Bandes</span> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <span class="index-266 tp-2542 ">den 2</span><span class="index-266 tp-2542 offset-4 ">ten</span><span class="index-266 tp-2542 "> Band des </span><span class="index-266 tp-2542 index-261 tp-2541 ">Spanischen Theaters</span> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <span class="index-4 tp-2543 index-344 tp-2545 ">Shakspeare</span> schuldig, indem <span class="index-67 tp-2544 ">Unger</span> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <span class="index-276 tp-2549 ">Hufeland</span> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <span class="index-272 tp-2547 ">die Fortsetzung des </span><span class="index-272 tp-2547 index-4 tp-2548 index-344 tp-2546 ">Shakspeare</span>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<br>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <span class="index-264 tp-2550 ">Meiner Mutter</span> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <span class="index-8 tp-2551 ">mein Bruder</span> hat von <span class="index-171 tp-2552 ">Paris</span> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <span class="index-222 tp-2553 ">Fr.[au] v. St.[aël]</span> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <span class="index-222 tp-2593 ">meine Gönnerin und Freundin</span>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <span class="index-56 tp-2554 ">Ihres Bruders</span> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<br><span class="index-56 tp-2556 ">Tiecks</span> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <span class="index-477 tp-2557 ">das Basrelief</span> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <span class="index-58 tp-2558 ">Weimar</span> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <span class="index-356 tp-2559 ">Rom</span> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <span class="index-355 tp-2560 ">Venedig</span> verabreden, welches von <span class="index-490 tp-2561 ">Verona</span> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <span class="index-356 tp-2562 ">Rom</span> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <span class="index-228 tp-2563 ">Coppet</span>, sondern geradezu nach <span class="index-356 tp-2564 ">Rom</span> zu schicken mit der Addresse: <span class="slant-italic ">A Mr. Schlegel chez </span><span class="slant-italic index-222 tp-2565 ">Mme. de Staël-Holstein</span><span class="slant-italic "> aux soins de </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 ">Mr. </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 ">Marin </span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 index-12539 tp-76635 index-564 tp-3175 ">Torlonia</span><span class="slant-italic index-563 tp-3176 "> Banquier</span>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <span class="index-279 tp-2566 ">Neapel</span> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<br>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <span class="index-58 tp-2567 ">Weimar</span> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <span class="index-44 tp-2568 ">Wilhelm</span> und <span class="index-96 tp-2569 ">Felix</span> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <span class="index-48 tp-2570 ">dem ältesten Bruder</span> und den übrigen Freunden. Wenn <span class="index-122 tp-2571 ">Maria Alberti</span> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <span class="index-309 tp-2578 index-449 tp-2579 ">Vo[i]gts</span> bitte ich mich zu empfehlen.<br>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <span class="index-96 tp-2575 index-44 tp-2574 ">die Kinder</span>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<br>Das nächstemal schreibe ich aus <span class="index-356 tp-2576 ">Rom</span> oder <span class="index-279 tp-2577 ">Neapel</span>.', '36_xml' => '<p><placeName key="359">Mailand</placeName> d. 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Jan [180]5<lb/>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. 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Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <name key="272" type="work">die Fortsetzung des <persName key="4"><name key="344" type="work">Shakspeare</name></persName></name>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<lb/>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <persName key="264">Meiner Mutter</persName> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <persName key="8">mein Bruder</persName> hat von <placeName key="171">Paris</placeName> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <persName key="222">Fr.[au] v. St.[aël]</persName> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <persName key="222">meine Gönnerin und Freundin</persName>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <persName key="56">Ihres Bruders</persName> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<lb/><persName key="56">Tiecks</persName> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <name key="477" type="work">das Basrelief</name> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <placeName key="58">Weimar</placeName> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <placeName key="356">Rom</placeName> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <placeName key="355">Venedig</placeName> verabreden, welches von <placeName key="490">Verona</placeName> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <placeName key="356">Rom</placeName> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <placeName key="228">Coppet</placeName>, sondern geradezu nach <placeName key="356">Rom</placeName> zu schicken mit der Addresse: <hi rend="slant:italic">A Mr. Schlegel chez <persName key="222">Mme. de Staël-Holstein</persName> aux soins de <persName key="563">Mr. <persName key="12539">Marin <persName key="564">Torlonia</persName></persName> Banquier</persName></hi>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <placeName key="279">Neapel</placeName> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<lb/>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <placeName key="58">Weimar</placeName> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <persName key="44">Wilhelm</persName> und <persName key="96">Felix</persName> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <persName key="48">dem ältesten Bruder</persName> und den übrigen Freunden. Wenn <persName key="122">Maria Alberti</persName> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <persName key="309"><persName key="449">Vo[i]gts</persName></persName> bitte ich mich zu empfehlen.<lb/>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <persName key="96"><persName key="44">die Kinder</persName></persName>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<lb/>Das nächstemal schreibe ich aus <placeName key="356">Rom</placeName> oder <placeName key="279">Neapel</placeName>.</p>', '36_xml_standoff' => '<anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2488"/>Mailand<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2488"/> d. 9<hi rend="offset:4">ten</hi> Jan [180]5<lb/>Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB2489"/>Ihren ältesten Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE2489"/>, ein paarmal an <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2580"/>den jüngsten<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2580"/> über <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB2490"/>das Basrelief<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE2490"/> nebst einer Anweisung an <anchor type="b" n="375" ana="11" xml:id="NidB2491"/>Desport<anchor type="e" n="375" ana="11" xml:id="NidE2491"/>, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2594"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2594"/> seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf <anchor type="b" n="410" ana="11" xml:id="NidB2492"/>Frege<anchor type="e" n="410" ana="11" xml:id="NidE2492"/> in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB2493"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE2493"/> gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der <anchor type="b" n="334" ana="10" xml:id="NidB2581"/><anchor type="b" n="282" ana="10" xml:id="NidB2582"/>Bäder<anchor type="e" n="282" ana="10" xml:id="NidE2582"/><anchor type="e" n="334" ana="10" xml:id="NidE2581"/> wieder zerstört hat, was <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2495"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2494"/>die Engel von Kindern<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2494"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2495"/> machen, ob Sie nicht Verdruß von <anchor type="b" n="42" ana="11" xml:id="NidB2496"/>B.[ernhardi]<anchor type="e" n="42" ana="11" xml:id="NidE2496"/> erfahren, oder er gar nach <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2497"/>W.[eimar]<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2497"/> zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?<lb/>Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB2498"/>Genf<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE2498"/> langten wir nach drey Tagen in <anchor type="b" n="366" ana="10" xml:id="NidB2499"/>Lyon<anchor type="e" n="366" ana="10" xml:id="NidE2499"/> an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2500"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2500"/> zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2501"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2501"/> gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst <anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2502"/>hier<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2502"/> habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2504"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2504"/> hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB2506"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE2506"/> angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.<lb/>Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2508"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2508"/> und <anchor type="b" n="359" ana="10" xml:id="NidB2509"/>Mailand<anchor type="e" n="359" ana="10" xml:id="NidE2509"/>, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2510"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2510"/> wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In <anchor type="b" n="294" ana="10" xml:id="NidB2511"/>Turin<anchor type="e" n="294" ana="10" xml:id="NidE2511"/> hat uns <anchor type="b" n="491" ana="11" xml:id="NidB2583"/>der General Menou<anchor type="e" n="491" ana="11" xml:id="NidE2583"/> in den Prachtzimmern des <anchor type="b" n="492" ana="11" xml:id="NidB2584"/>Königs von Sardinien<anchor type="e" n="492" ana="11" xml:id="NidE2584"/> aufs beste bewirthet, <anchor type="b" n="498" ana="11" xml:id="NidB2597"/>seine Frau<anchor type="e" n="498" ana="11" xml:id="NidE2597"/> zu sehen, die von <anchor type="b" n="497" ana="11" xml:id="NidB2596"/>Mahomet<anchor type="e" n="497" ana="11" xml:id="NidE2596"/> abstammt, dazu wurde freylich nur <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2512"/>meine Reisegefährtin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2512"/> mit <anchor type="b" n="237" ana="11" xml:id="NidB2515"/><anchor type="b" n="268" ana="11" xml:id="NidB2513"/><anchor type="b" n="267" ana="11" xml:id="NidB2514"/>ihren Kindern<anchor type="e" n="267" ana="11" xml:id="NidE2514"/><anchor type="e" n="268" ana="11" xml:id="NidE2513"/><anchor type="e" n="237" ana="11" xml:id="NidE2515"/> zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: <anchor type="b" n="493" ana="11" xml:id="NidB2585"/>den Arzt Moscati<anchor type="e" n="493" ana="11" xml:id="NidE2585"/>, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und <anchor type="b" n="494" ana="11" xml:id="NidB2587"/>den Dichter Monti<anchor type="e" n="494" ana="11" xml:id="NidE2587"/>, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem <anchor type="b" n="35" ana="11" xml:id="NidB2588"/>Dante<anchor type="e" n="35" ana="11" xml:id="NidE2588"/> viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. <anchor type="b" n="304" ana="11" xml:id="NidB2589"/>Ein <anchor type="b" n="280" ana="10" xml:id="NidB38182"/>Genfer<anchor type="e" n="280" ana="10" xml:id="NidE38182"/> Namens Simonde<anchor type="e" n="304" ana="11" xml:id="NidE2589"/>, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. <anchor type="b" n="234" ana="11" xml:id="NidB2517"/>Constant<anchor type="e" n="234" ana="11" xml:id="NidE2517"/> ist in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2518"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2518"/>, um die Angelegenheiten <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2519"/>seiner Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2519"/> zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. <anchor type="b" n="495" ana="11" xml:id="NidB2590"/>Lucien Bonaparte<anchor type="e" n="495" ana="11" xml:id="NidE2590"/> ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und <anchor type="b" n="496" ana="11" xml:id="NidB2592"/>seine Frau<anchor type="e" n="496" ana="11" xml:id="NidE2592"/> <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2520"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2520"/> öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2522"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2522"/> zurück, was mir für <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2591"/>Tieck<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2591"/> nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2523"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2523"/> nicht weiter auf, als einige Tage in <anchor type="b" n="360" ana="10" xml:id="NidB2524"/>Bologna<anchor type="e" n="360" ana="10" xml:id="NidE2524"/> und in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2525"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2525"/>, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt <anchor type="b" n="289" ana="10" xml:id="NidB2526"/>Florenz<anchor type="e" n="289" ana="10" xml:id="NidE2526"/> und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch <anchor type="b" n="493" ana="11" xml:id="NidB2586"/>Moscati<anchor type="e" n="493" ana="11" xml:id="NidE2586"/>, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.<lb/>Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch <anchor type="b" n="197" ana="11" xml:id="NidB2528"/>Joh. Müller<anchor type="e" n="197" ana="11" xml:id="NidE2528"/> in <anchor type="b" n="15" ana="10" xml:id="NidB2529"/>Berlin<anchor type="e" n="15" ana="10" xml:id="NidE2529"/>, auch durch Briefe aus <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2530"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2530"/>; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB2531"/>meinem Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE2531"/>, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2532"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2532"/>, mit <anchor type="b" n="520" ana="12" xml:id="NidB38183"/>Indischen Studien<anchor type="e" n="520" ana="12" xml:id="NidE38183"/> besonders dem Abschreiben der <anchor type="b" n="472" ana="12" xml:id="NidB2534"/>Sacontala<anchor type="e" n="472" ana="12" xml:id="NidE2534"/> beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von <anchor type="b" n="176" ana="11" xml:id="NidB2536"/>Reimer<anchor type="e" n="176" ana="11" xml:id="NidE2536"/>. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2538"/><anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB2537"/>Spanischen Theaters<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE2537"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2538"/>, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2539"/>des Bandes<anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2539"/> zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar <anchor type="b" n="266" ana="12" xml:id="NidB2542"/>den 2<hi rend="offset:4">ten</hi> Band des <anchor type="b" n="261" ana="12" xml:id="NidB2541"/>Spanischen Theaters<anchor type="e" n="261" ana="12" xml:id="NidE2541"/><anchor type="e" n="266" ana="12" xml:id="NidE2542"/> fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB2543"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB2545"/>Shakspeare<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE2545"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE2543"/> schuldig, indem <anchor type="b" n="67" ana="11" xml:id="NidB2544"/>Unger<anchor type="e" n="67" ana="11" xml:id="NidE2544"/> so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an <anchor type="b" n="276" ana="11" xml:id="NidB2549"/>Hufeland<anchor type="e" n="276" ana="11" xml:id="NidE2549"/> ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über <anchor type="b" n="272" ana="12" xml:id="NidB2547"/>die Fortsetzung des <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB2548"/><anchor type="b" n="344" ana="12" xml:id="NidB2546"/>Shakspeare<anchor type="e" n="344" ana="12" xml:id="NidE2546"/><anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE2548"/><anchor type="e" n="272" ana="12" xml:id="NidE2547"/>, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.<lb/>Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. <anchor type="b" n="264" ana="11" xml:id="NidB2550"/>Meiner Mutter<anchor type="e" n="264" ana="11" xml:id="NidE2550"/> habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; <anchor type="b" n="8" ana="11" xml:id="NidB2551"/>mein Bruder<anchor type="e" n="8" ana="11" xml:id="NidE2551"/> hat von <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB2552"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE2552"/> aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2553"/>Fr.[au] v. St.[aël]<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2553"/> für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2593"/>meine Gönnerin und Freundin<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2593"/>, und erwarte mit Ungeduld Ihre und <anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2554"/>Ihres Bruders<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2554"/> Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.<lb/><anchor type="b" n="56" ana="11" xml:id="NidB2556"/>Tiecks<anchor type="e" n="56" ana="11" xml:id="NidE2556"/> Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für <anchor type="b" n="477" ana="12" xml:id="NidB2557"/>das Basrelief<anchor type="e" n="477" ana="12" xml:id="NidE2557"/> die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2558"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2558"/> aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2559"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2559"/> einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in <anchor type="b" n="355" ana="10" xml:id="NidB2560"/>Venedig<anchor type="e" n="355" ana="10" xml:id="NidE2560"/> verabreden, welches von <anchor type="b" n="490" ana="10" xml:id="NidB2561"/>Verona<anchor type="e" n="490" ana="10" xml:id="NidE2561"/> aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2562"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2562"/> zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach <anchor type="b" n="228" ana="10" xml:id="NidB2563"/>Coppet<anchor type="e" n="228" ana="10" xml:id="NidE2563"/>, sondern geradezu nach <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2564"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2564"/> zu schicken mit der Addresse: <hi rend="slant:italic">A Mr. Schlegel chez <anchor type="b" n="222" ana="11" xml:id="NidB2565"/>Mme. de Staël-Holstein<anchor type="e" n="222" ana="11" xml:id="NidE2565"/> aux soins de <anchor type="b" n="563" ana="11" xml:id="NidB3176"/>Mr. <anchor type="b" n="12539" ana="11" xml:id="NidB76635"/>Marin <anchor type="b" n="564" ana="11" xml:id="NidB3175"/>Torlonia<anchor type="e" n="564" ana="11" xml:id="NidE3175"/><anchor type="e" n="12539" ana="11" xml:id="NidE76635"/> Banquier<anchor type="e" n="563" ana="11" xml:id="NidE3176"/></hi>; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2566"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2566"/> vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.<lb/>Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in <anchor type="b" n="58" ana="10" xml:id="NidB2567"/>Weimar<anchor type="e" n="58" ana="10" xml:id="NidE2567"/> für den Winter erfreulich haben einrichten können, was <anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2568"/>Wilhelm<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2568"/> und <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2569"/>Felix<anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2569"/> machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von <anchor type="b" n="48" ana="11" xml:id="NidB2570"/>dem ältesten Bruder<anchor type="e" n="48" ana="11" xml:id="NidE2570"/> und den übrigen Freunden. Wenn <anchor type="b" n="122" ana="11" xml:id="NidB2571"/>Maria Alberti<anchor type="e" n="122" ana="11" xml:id="NidE2571"/> noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch <anchor type="b" n="309" ana="11" xml:id="NidB2578"/><anchor type="b" n="449" ana="11" xml:id="NidB2579"/>Vo[i]gts<anchor type="e" n="449" ana="11" xml:id="NidE2579"/><anchor type="e" n="309" ana="11" xml:id="NidE2578"/> bitte ich mich zu empfehlen.<lb/>Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken <anchor type="b" n="96" ana="11" xml:id="NidB2575"/><anchor type="b" n="44" ana="11" xml:id="NidB2574"/>die Kinder<anchor type="e" n="44" ana="11" xml:id="NidE2574"/><anchor type="e" n="96" ana="11" xml:id="NidE2575"/>, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.<lb/>Das nächstemal schreibe ich aus <anchor type="b" n="356" ana="10" xml:id="NidB2576"/>Rom<anchor type="e" n="356" ana="10" xml:id="NidE2576"/> oder <anchor type="b" n="279" ana="10" xml:id="NidB2577"/>Neapel<anchor type="e" n="279" ana="10" xml:id="NidE2577"/>.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '335976727', '36_briefid' => '335976727_AWSanSB_09011805', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '359', 'content' => 'Mailand', 'bemerkung' => 'GND:4037100-1', 'altBegriff' => '', 'LmAdd' => array([maximum depth reached]) ) ), '36_datumvon' => '1805-01-09', '36_absender' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7125', 'content' => 'August Wilhelm von Schlegel', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Schlegel, August Wilhelm von', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( 'ID' => '7128', 'content' => 'Sophie Bernhardi', 'bemerkung' => '', 'altBegriff' => 'Bernhardi, Sophie', 'LmAdd' => array( [maximum depth reached] ) ) ), '36_leitd' => 'Krisenjahre der Frühromantik. 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Mailand d. 9ten Jan [180]5
Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an Ihren ältesten Bruder, ein paarmal an den jüngsten über das Basrelief nebst einer Anweisung an Desport, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch Tieck seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf Frege in Leipzig gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der Bäder wieder zerstört hat, was die Engel von Kindern machen, ob Sie nicht Verdruß von B.[ernhardi] erfahren, oder er gar nach W.[eimar] zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?
Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von Genf langten wir nach drey Tagen in Lyon an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach Turin zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach Paris gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst hier habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. Fr.[au] v. St.[aël] hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in Coppet angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.
Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte Turin und Mailand, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. Fr.[au] v. St.[aël] wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In Turin hat uns der General Menou in den Prachtzimmern des Königs von Sardinien aufs beste bewirthet, seine Frau zu sehen, die von Mahomet abstammt, dazu wurde freylich nur meine Reisegefährtin mit ihren Kindern zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: den Arzt Moscati, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und den Dichter Monti, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem Dante viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. Ein Genfer Namens Simonde, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. Constant ist in Paris, um die Angelegenheiten seiner Freundin zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. Lucien Bonaparte ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und seine Frau Fr.[au] v. St.[aël] öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach Rom zurück, was mir für Tieck nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis Neapel nicht weiter auf, als einige Tage in Bologna und in Rom, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt Florenz und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch Moscati, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.
Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch Joh. Müller in Berlin, auch durch Briefe aus Weimar; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie meinem Bruder, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in Paris, mit Indischen Studien besonders dem Abschreiben der Sacontala beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von Reimer. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des Spanischen Theaters, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung des Bandes zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar den 2ten Band des Spanischen Theaters fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom Shakspeare schuldig, indem Unger so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an Hufeland ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über die Fortsetzung des Shakspeare, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.
Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. Meiner Mutter habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; mein Bruder hat von Paris aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von Fr.[au] v. St.[aël] für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an meine Gönnerin und Freundin, und erwarte mit Ungeduld Ihre und Ihres Bruders Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.
Tiecks Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für das Basrelief die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in Weimar aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in Rom einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in Venedig verabreden, welches von Verona aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in Rom zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach Coppet, sondern geradezu nach Rom zu schicken mit der Addresse: A Mr. Schlegel chez Mme. de Staël-Holstein aux soins de Mr. Marin Torlonia Banquier; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von Neapel vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.
Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in Weimar für den Winter erfreulich haben einrichten können, was Wilhelm und Felix machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von dem ältesten Bruder und den übrigen Freunden. Wenn Maria Alberti noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch Vo[i]gts bitte ich mich zu empfehlen.
Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken die Kinder, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.
Das nächstemal schreibe ich aus Rom oder Neapel.
Ist es denn wirklich Ihre Absicht, meine theuerste Freundin, mich dieses fremde Land ohne alle Nachricht von Ihnen und den Ihrigen durchstreifen zu lassen? Seit undenklicher Zeit habe ich keine Zeile von Ihrer Hand gehabt, und die letzten waren mit bittern, und wie mir mein Gefühl sagt, nicht verdienten Vorwürfen angefüllt. Ich habe vielfältig geschrieben: einen Brief mit einer weitläuftigen Einlage an Ihren ältesten Bruder, ein paarmal an den jüngsten über das Basrelief nebst einer Anweisung an Desport, und der Empfangschein hierüber ist das einzige Lebenszeichen was auch Tieck seit so geraumer Zeit gegeben. Von der richtigen Ankunft eines auf Frege in Leipzig gestellten Wechsels von 10 Carolin den ich an Sie eingelegt hatte, weiß ich noch nichts. Aber meine Briefe möchten immerhin von Ihnen vernachläßigt werden, wenn ich nur wüßte, wie es Ihnen geht, ob nicht die schlimme Jahrszeit einen Theil von der guten Wirkung der Bäder wieder zerstört hat, was die Engel von Kindern machen, ob Sie nicht Verdruß von B.[ernhardi] erfahren, oder er gar nach W.[eimar] zu reisen gewagt hat, was ich freylich nicht glaube. Da Sie wissen, wie sehr mich dieß alles beschäftigen, und die Ungewißheit darüber mich ängstigen muß, so kann ich es nicht anders erklären als daß entweder Ihr Unwille gegen mich fortdauert, oder Ihre Vergessenheit meiner zunimmt; und ich weiß nicht, welche dieser beyden Vermuthungen ich mehr scheuen soll. Wie dem auch sey, Sie werden mich immer bis zum letzten Athemzuge als den treuergebensten Freund finden, in der Nähe oder Ferne, und wie sich auch der Plan Ihres Lebens wenden mag. Ihre Zufriedenheit, Ihr Glück wird immer meine theuerste Angelegenheit seyn; wie sollte ich den schönsten Bestrebungen jemals abtrünnig werden?
Ich habe zwar auch einige Wochen hindurch nicht geschrieben, allein die Umstände meiner Reise machten mir es unmöglich. Von Genf langten wir nach drey Tagen in Lyon an, blieben nur wenige Tage dort, und legten hierauf in neun Tagen den nicht sehr beschwerlichen Weg durch Savoyen und über den Mont Cenis nach Turin zurück. Hier blieben wir 8 Tage, aber es konnte nichts helfen von da aus zu schreiben, weil die Briefe aus allen Provinzen selbst an der Gränze erst nach Paris gehen und also einen großen Umweg hätten machen müssen um zu Ihnen zu gelangen. Erst hier habe ich die Möglichkeit einen Brief grade nach Deutschland zu befördern. Wir sind zwar schon 10 Tage hier, ich habe aber von Tage zu Tage verschoben Ihnen zu schreiben, weil ich immer auf Briefe hoffte. Fr.[au] v. St.[aël] hat auch wirklich welche aus Deutschland erhalten, und wäre etwas für mich in Coppet angekommen, so würde es unfehlbar richtig in meine Hände gelangt seyn. Ihre Vorwürfe haben mich so abgeschreckt, daß ich auch diese Blätter möchte liegen lassen, ob nicht etwan vor meiner Abreise von hier noch etwas eintrifft, um vorher zu erfahren ob Sie versöhnt sind, und sogleich eine Antwort beyzufügen, da alles dieß in gänzlicher Unwissenheit Ihrer Lage und Gesinnungen geschrieben ist.
Die Reise würde mir viel Vergnügen machen wenn nicht meine Gedanken durch und für Sie geängstigt würden. Wiewohl noch im Norden Italiens, empfinden wir doch die größere Milde des Himmels, selbst diese weniger dafür bekannten Städte Turin und Mailand, wo wir uns länger aufhalten als ich eigentlich wünschte, sind nicht ganz arm an Kunstwerken, meine Fortschritte im Italiänisch Sprechen, wozu ich denn besonders die Zeit benutze, da es für den Anblick großer Gegenstände weniger geschehen kann, fangen an mir Vergnügen zu machen. Fr.[au] v. St.[aël] wird überall mit der größten Auszeichnung aufgenommen, und der Vortheil davon kommt mir natürlich mit zu Gute. In Turin hat uns der General Menou in den Prachtzimmern des Königs von Sardinien aufs beste bewirthet, seine Frau zu sehen, die von Mahomet abstammt, dazu wurde freylich nur meine Reisegefährtin mit ihren Kindern zugelassen. Hier sehen wir täglich zwey der ausgezeichnetsten Italiänischen Gelehrten: den Arzt Moscati, der durch seine in der politischen Laufbahn erlittnen Unglücksfälle so bekannt ist, und den Dichter Monti, der Italiänische Verse entzückend vorliest und mir mit Stellen aus dem Dante viele Thränen abgelockt hat, andere angenehme Bekanntschaften nicht zu erwähnen. Ein Genfer Namens Simonde, der aber halb in Italien einheimisch ist, hat sich zu uns gesellt, und wird die übrige Reise mit uns machen. Constant ist in Paris, um die Angelegenheiten seiner Freundin zu betreiben; noch ist aber weder wegen der Geldfoderung noch der Rückkehr eine irgend befriedigende Aussicht gewonnen worden. Lucien Bonaparte ist hier, incognito unter einem fremden Namen, und sieht keinen Menschen; jedoch hat er und seine Frau Fr.[au] v. St.[aël] öfter bey sich gesehen und sie sehr gut aufgenommen. – Er geht auf den Frühling nach der Schweiz, und nicht nach Rom zurück, was mir für Tieck nicht lieb ist; denn da er ein großer Kunstliebhaber so hätte er vielleicht sich für ihn interessirt und ihn vortheilhaft beschäftigt. – In drey Tagen reisen wir von hier, und halten uns dann bis Neapel nicht weiter auf, als einige Tage in Bologna und in Rom, wohin wir erst mit Anfang der Fasten zurückkehren. Die Zeit zur Reise ist durch den anfänglichen Aufschub und den verlängerten Aufenthalt in der Lombardey sehr beengt, und manches werde ich deswegen bey allem Eifer versäumen müssen. Leider fällt Florenz und Toscana weg wegen der Cordons, die zu einer Quarantaine nöthig wurden. Man fürchtet im Frühlinge Wiederausbruch der Krankheit, die wirklich das gelbe Fieber war, und wird daher in den Vorsichtsmaßregeln nichts nachlassen. Alles dieß wissen wir durch Moscati, der als Arzt und Regierungs-Mitglied am besten unterrichtet seyn kann.
Aus Deutschland habe ich verschiednes erfahren, durch Joh. Müller in Berlin, auch durch Briefe aus Weimar; nur meine Freunde melden mir nichts, und es ergeht mir eben so wie meinem Bruder, schnell in ihre Vergessenheit zu gerathen. Dieser ist immer noch in Paris, mit Indischen Studien besonders dem Abschreiben der Sacontala beschäftigt; er war eine Zeit lang unwohl. – Einen Brief habe ich aus Deutschland erhalten, der mir aber äusserst unangenehm seyn mußte: von Reimer. Er jammert nicht nur ganz ungebührlich über die Verzögerung des Spanischen Theaters, sondern da ich auf seine früheren Klagen mich erboten ihm den dadurch verursachten Schaden zu ersetzen, in der Meynung ihm die Zinsen des vorgeschoßnen Honorars, höchstens noch die Zinsen der Druckkosten bis zur Erscheinung des Bandes zurückzuzahlen, so verlangt er – stellen Sie sich vor! – ein Darlehn von 1000 rth. ohne Zinsen bis ein Jahr nach Erscheinen des Buchs. Solche abgeschmackte Foderungen zurückzuweisen, dieß ist es nun freylich nicht, was mich in Verlegenheit setzt; aber leider erwähnt er auch, daß meine Rechnung bey ihm für Bücher, nebst den Auslagen sich auf 30 L[oui]sd.[or] beläuft, und diese muß ich allerdings so bald als möglich abtragen wenn ich ihm nicht zu gegründeten Beschwerden Anlaß geben will. Sogleich nach meiner Rückkehr in der Schweiz denke ich zwar den 2ten Band des Spanischen Theaters fertig auszuarbeiten, aber dieß hilft mir dazu nichts, da er schon im voraus bezahlt ist; und an einen dritten ist so bald nicht zu denken da ich zuvor einen Band vom Shakspeare schuldig, indem Unger so gefällig 40 L[oui]sd.[or] für mich an Hufeland ausgezahlt hat. Ich schicke ihm jetzt eben eine erneuerte Anzeige über die Fortsetzung des Shakspeare, nebst meiner Quittung, worin ich mich anheischig mache, im unverhofften Fall einer allzulangen Verzögerung ihm die Summe zurückzuzahlen. Ich muß ihn nothwendig bey guter Laune erhalten.
Alles dieß erfüllt mich mit mannichfaltigen Geldsorgen, zudem bin ich jetzt gar nicht in Vorrath. Lassen Sie sich die Langeweile einer Ihnen abgelegten Rechnung als einen Beweis meines redlichen Eifers nicht verdrießen. Meiner Mutter habe ich vor der Abreise, zum Ersatz dessen was sie durch die gegenwärtigen Umstände einbüßt, 8 Carolin geschickt; mein Bruder hat von Paris aus noch 6 Carolin auf mich assignirt, die ich ihm nicht verweigern konnte, da er mit dem was ich von Fr.[au] v. St.[aël] für seine Reisekosten erhalten, nicht ausgekommen war und sich in Verlegenheit befand. Es war unumgänglich, mich vor der Reise mit verschiednen Bedürfnissen an Wäsche, Kleidern usw. zu versehen, wofür ich noch eine Auslage von 10 Carolin schuldig bin. Während der Reise habe ich für Wäsche und Trinkgelder mehr Ausgaben als gewöhnlich. Dieß alles zusammen macht, daß mir noch ein oder zweymal mein monatliches Einkommen von zehn Carolin durch die Hände gehen wird, so wie ich es bekomme. Ich habe also kein andres Mittel Freunden zu dienen als durch ein außerordentliches Anliegen an meine Gönnerin und Freundin, und erwarte mit Ungeduld Ihre und Ihres Bruders Entschlüsse wegen der Reise nach Italien, und Nachricht über die dazu vorhandnen und noch erfoderlichen Mittel. Was irgend in meinen Kräften steht, daran soll es weder jetzt noch in Zukunft fehlen.
Tiecks Stillschweigen über den Empfang der Zeichnungen für das Basrelief die vermuthlich also spät angekommen sind, und die neuen Aufträge, von denen er in seinem letzten Briefe schrieb, lassen mich befürchten, daß er länger in Weimar aufgehalten werden wird, als er rechnete. Sollte er zu spät abreisen, um noch vor der Mitte Aprils in Rom einzutreffen, so müßten wir eine Zusammenkunft in Venedig verabreden, welches von Verona aus, da Sie ebenfalls Toscana werden vermeiden und am Adriatischen Meere hinunterreisen müssen, wenig aus dem Wege liegt. Unendlich schöner wäre es freylich sich in Rom zu finden. Haben Sie die Güte, Ihren nächsten Brief nicht nach Coppet, sondern geradezu nach Rom zu schicken mit der Addresse: A Mr. Schlegel chez Mme. de Staël-Holstein aux soins de Mr. Marin Torlonia Banquier; so finde ich ihn gewiß bey meiner Rückkehr von Neapel vor, und werde dann keinen Posttag mit der Beantwortung versäumen.
Mich verlangt unaussprechlich zu wissen wie es Ihnen geht, ob Sie sich in Weimar für den Winter erfreulich haben einrichten können, was Wilhelm und Felix machen, ob sie noch immer so schön heranblühen. Geben Sie mir auch Nachricht von dem ältesten Bruder und den übrigen Freunden. Wenn Maria Alberti noch bey Ihnen ist, so bestellen Sie ihr meine freundschaftlichsten Grüße. Auch Vo[i]gts bitte ich mich zu empfehlen.
Wie wünsche ich Sie erst in Italien willkommen zu heißen! Ich betrachte mich nur als Ihren Vorläufer und Wegebereiter. Noch befinde ich mich in den Vorstädten des herrlichen Landes, in der ungünstigsten Jahrszeit, und doch spüre ich den wohlthätigen Einfluß. Der milde und kurze Winter, Früchte in allen Jahrszeiten, eine größere Sorglosigkeit der Lebensart, die himmlische Musik, die schönen Gemählde, die ernsten Ruinen, die üppige Natur, die Entfernung selbst von so manchen Erinnerungen, die in Deutschland Sie drückten, Beschäftigung mit der geliebten Poesie in dieser Umgebung: alles dieß muß Ihrem zarten Gemüth und Körper wohl thun, und ich hoffe endlich meinen Lieblingstraum erfüllt zu sehen, daß Sie in der heitersten Jugend wieder aufblühen. Ich werde mich dann genugsam glücklich schätzen, wenn Sie meiner nicht vergessen, und ein schwesterliches Gefühl meiner unerschütterlich treuen Freundschaft behalten. Leben Sie tausendmal wohl, meine innigsten Wünsche sind bey Ihnen. Ich herze in Gedanken die Kinder, und bitte Sie Ihnen meinen Namen zu nennen nebst den goldensten Versprechungen von Geschenken an Spielsachen und Näschereyen, so bald ich sie wiedersehe.
Das nächstemal schreibe ich aus Rom oder Neapel.