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Ich habe also vor einigen Wochen <anchor type="b" n="6807" ana="11" xml:id="NidB45661"/>meinen Freund und Collegen Prof. <hi rend="underline:1">Umbreit</hi><anchor type="e" n="6807" ana="11" xml:id="NidE45661"/> darum gebeten – und dieser hat, nach einigen Anständen, mir die Zusage gegeben. Nach meiner hohen Achtung gegen die morgenländische Literatur und Ihre Verdienste darum glaubte ich keinen besseren und zugleich bescheideneren Sprecher wählen zu können. Kennten Sie den <milestone unit="start" n="21985"/>[2]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21985"/> Mann persönlich, so schmeichle ich mir, diese Wahl von Ihnen gebilligt zu sehen. – Jezt muß ich mich vorläufig auf seine neuerlich in den Jahrbb. gelieferte Kritik <anchor type="b" n="6809" ana="12" xml:id="NidB45670"/>des <anchor type="b" n="6808" ana="11" xml:id="NidB45667"/>Geseniussischen<anchor type="e" n="6808" ana="11" xml:id="NidE45667"/> <hi rend="underline:1">Jesajas</hi><anchor type="e" n="6809" ana="12" xml:id="NidE45670"/> berufen. – Es ist kein Professor hier, mit dessen Ansichten über das Alterthum ich mehr übereinstimmte. Er ist genauer Freund und Schüler <anchor type="b" n="1342" ana="11" xml:id="NidB45650"/>des H. v. Hammer<anchor type="e" n="1342" ana="11" xml:id="NidE45650"/>, und wird sich in wenigen Jahren noch durch mehrere gründliche Schriften weiter legitimiren. Er ist auch, obschon kein Kenner der Indischen Sprache, doch mit Ihren u anderen Arbeiten auf diesem Gebiete bekannt, und hegt die größeste Achtung für Ihre genialen Schriften ohne Ausnahmen. Mit Einem Worte: Freund Umbreit ist mehr berufen als ich, über die Indische Bibliothek zu sprechen – und ich könnte auch nunmehr, nachdem ich ihn selbst dringend gebeten, nicht mehr an seine Stelle treten wollen.<lb/>– <anchor type="b" n="6716" ana="16" xml:id="NidB51852"/>Nun aber auch meine wiederhohlte angelegentliche Bitte, um Ihre Hülfe – wenn anders <anchor type="b" n="1325" ana="13" xml:id="NidB52573"/>die Heidelbb. Jahrbücher<anchor type="e" n="1325" ana="13" xml:id="NidE52573"/> im Gebiete der Kunstlehre wieder etwas werden sollen<anchor type="e" n="6716" ana="16" xml:id="NidE51852"/>. Es versteht sich, daß Ihnen die Wahl dessen, worüber Sie kritische Worte sprechen wollen, überlassen bleibt und bleiben muß.<lb/>Doch Eine bestimmte Bitte darf ich mir wohl sogleich erlauben. Sie wissen, daß <anchor type="b" n="3495" ana="12" xml:id="NidB45662"/>das Domwerk von <anchor type="b" n="175" ana="11" xml:id="NidB45655"/>H. <hi rend="family:Courier">Dr. Sulpiz Boisserée</hi><anchor type="e" n="175" ana="11" xml:id="NidE45655"/><anchor type="e" n="3495" ana="12" xml:id="NidE45662"/> nächstens in <anchor type="b" n="171" ana="10" xml:id="NidB45656"/>Paris<anchor type="e" n="171" ana="10" xml:id="NidE45656"/> fertig wird (das 1te Heft.). Wer könnte dies besser beurtheilen als Sie? Und Herr <hi rend="family:Courier">Sulp. Boisserée</hi> wünscht selbst, Sie möchten doch in den Heidelbb. Jahrbb. die Kritik deßelben übernehmen. – Diesem würdigen Manne erweisen Sie ja wohl gerne diese Gefälligkeit? – und lassen Sie auch mich keine Fehlbitte thun! Das Heft wird ohne Zweifel <milestone unit="start" n="21986"/>[3]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21986"/> früher in Ihren Händen seyn, als wir es, bei den beschränkten Mitteln unsers Bibliotheksfonds, dafür anschaffen können. Erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen. Ich verbleibe mit wahrer Verehrung<lb/>Ihr<lb/>ergebenster Freund u Diener<lb/>Fr. Creuzer.<lb/>N.S. Inliegendes Briefchen, bitte ich an <anchor type="b" n="1105" ana="11" xml:id="NidB52576"/>H. Welcker<anchor type="e" n="1105" ana="11" xml:id="NidE52576"/> gefälligst abgehen zu lassen.<lb/><milestone unit="start" n="21987"/>[4]<note type="Notiz_zur_Transkription"><title>Paginierung des Editors</title></note><milestone unit="end" n="21987"/> Seiner Hochwohlgebohren<lb/>des Herrn<lb/><hi rend="underline:1">A. W. von Schlegel</hi><lb/>Ritters u Professors <lb/>an <anchor type="b" n="6155" ana="15" xml:id="NidB45658"/>der Königl. Preußischen<lb/>Universität<anchor type="e" n="6155" ana="15" xml:id="NidE45658"/><lb/>in<lb/><anchor type="b" n="887" ana="10" xml:id="NidB45659"/><hi rend="underline:1">Bonn.</hi><anchor type="e" n="887" ana="10" xml:id="NidE45659"/><lb/><hi rend="underline:1">Frei</hi>', '36_briefid' => 'Krakau_FriedrichCreuzeranAWS_02031823', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1823-03-02', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressatort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datengeberhand' => 'Biblioteka Jagiellońska, Krakau', '36_status' => 'Neu transkribiert und ausgezeichnet; zweimal kollationiert', '36_heditor' => array( (int) 0 => 'Bamberg, Claudia' ), '36_hredaktion' => array( (int) 0 => 'Varwig, Olivia' ), '36_sprache' => array( (int) 0 => 'Deutsch' ), '36_purl_web' => '1585', '36_Datum' => '1823-03-02', 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März<br>1823<br>Auf Ihre gütige Nachsicht hin, mein hochzuverehrender Herr und Freund, habe ich schwer gesündigt, indem ich so spät Ihnen meinen Dank für das äußerst gehaltreiche Geschenk <span class="index-2322 tp-45649 ">Ihrer </span><span class="index-2322 tp-45649 underline-1 ">Indischen</span><span class="index-2322 tp-45649 "> </span><span class="index-2322 tp-45649 underline-1 ">Bibliothek</span> darbringe. Es bedarf wohl der Versicherung nicht, daß nicht Gleichgültigkeit gegen die kostbare Gabe und den von mir so hochgeschätzten Geber der Grund meines langen Schweigens gewesen, sondern eben nur eine durchs Zusammentreffen vieler Arbeiten veranlaßte Unterbrechung meiner Correspondenzen. Es war mir ein großer Trost, von <span class="index-1105 tp-45660 ">meinem Freunde Welcker</span> zu vernehmen, daß Sie Sich meiner noch gütigst erinnern, und mir selbst zu neuen Beweisen Ihres Wohlwollens Hofnung geben; wofür ich Ihnen meinen innigsten Dank sage.<br>Kaum hatte ich mich nach dem Tode <span class="index-1098 tp-45657 ">des jüngern Voß</span>, nicht ohne Bedenklichkeit, mich durch das Zureden einiger meiner Collegen bestimmen lassen, wieder der Redaction <span class="index-1325 tp-45654 ">der Heidelbb. Jahrbb.</span> beizutreten – als auch mein erster Gedanke an Sie, d.h. an den Mann, war, <span class="index-3006 tp-52567 ">dessen frühere Beiträge</span> einen unvergänglichen Werth behalten und im großen Publicum einen bleibenden Ruhm haben. Ehe ich Sie aber mit dieser neuen Bitte anzugehen wagte, wollte ich eine Nachläßigkeit gut machen, die <span class="underline-1 ">während</span> <span class="underline-1 ">meiner</span> <span class="underline-1 ">gänzlichen</span> <span class="underline-1 ">Entfernung</span> von diesem Institute man sich hatte zu Schulden kommen lassen. Ich dachte auf eine Anzeige Ihrer Indischen Bibliothek. Mir selbst konnte und durfte ich die Befugniß nicht geben, darüber zu sprechen. Ich habe also vor einigen Wochen <span class="index-6807 tp-45661 ">meinen Freund und Collegen Prof. </span><span class="index-6807 tp-45661 underline-1 ">Umbreit</span> darum gebeten – und dieser hat, nach einigen Anständen, mir die Zusage gegeben. Nach meiner hohen Achtung gegen die morgenländische Literatur und Ihre Verdienste darum glaubte ich keinen besseren und zugleich bescheideneren Sprecher wählen zu können. Kennten Sie den <span class="notice-21985 ">[2]</span> Mann persönlich, so schmeichle ich mir, diese Wahl von Ihnen gebilligt zu sehen. – Jezt muß ich mich vorläufig auf seine neuerlich in den Jahrbb. gelieferte Kritik <span class="index-6809 tp-45670 ">des </span><span class="index-6809 tp-45670 index-6808 tp-45667 ">Geseniussischen</span><span class="index-6809 tp-45670 "> </span><span class="index-6809 tp-45670 underline-1 ">Jesajas</span> berufen. – Es ist kein Professor hier, mit dessen Ansichten über das Alterthum ich mehr übereinstimmte. Er ist genauer Freund und Schüler <span class="index-1342 tp-45650 ">des H. v. Hammer</span>, und wird sich in wenigen Jahren noch durch mehrere gründliche Schriften weiter legitimiren. Er ist auch, obschon kein Kenner der Indischen Sprache, doch mit Ihren u anderen Arbeiten auf diesem Gebiete bekannt, und hegt die größeste Achtung für Ihre genialen Schriften ohne Ausnahmen. Mit Einem Worte: Freund Umbreit ist mehr berufen als ich, über die Indische Bibliothek zu sprechen – und ich könnte auch nunmehr, nachdem ich ihn selbst dringend gebeten, nicht mehr an seine Stelle treten wollen.<br>– <span class="cite tp-51852 ">Nun aber auch meine wiederhohlte angelegentliche Bitte, um Ihre Hülfe – wenn anders </span><span class="cite tp-51852 index-1325 tp-52573 ">die Heidelbb. Jahrbücher</span><span class="cite tp-51852 "> im Gebiete der Kunstlehre wieder etwas werden sollen</span>. Es versteht sich, daß Ihnen die Wahl dessen, worüber Sie kritische Worte sprechen wollen, überlassen bleibt und bleiben muß.<br>Doch Eine bestimmte Bitte darf ich mir wohl sogleich erlauben. Sie wissen, daß <span class="index-3495 tp-45662 ">das Domwerk von </span><span class="index-3495 tp-45662 index-175 tp-45655 ">H. </span><span class="index-3495 tp-45662 index-175 tp-45655 family-courier ">Dr. Sulpiz Boisserée</span> nächstens in <span class="index-171 tp-45656 ">Paris</span> fertig wird (das 1te Heft.). Wer könnte dies besser beurtheilen als Sie? Und Herr <span class="family-courier ">Sulp. Boisserée</span> wünscht selbst, Sie möchten doch in den Heidelbb. Jahrbb. die Kritik deßelben übernehmen. – Diesem würdigen Manne erweisen Sie ja wohl gerne diese Gefälligkeit? – und lassen Sie auch mich keine Fehlbitte thun! Das Heft wird ohne Zweifel <span class="notice-21986 ">[3]</span> früher in Ihren Händen seyn, als wir es, bei den beschränkten Mitteln unsers Bibliotheksfonds, dafür anschaffen können. Erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen. Ich verbleibe mit wahrer Verehrung<br>Ihr<br>ergebenster Freund u Diener<br>Fr. Creuzer.<br>N.S. Inliegendes Briefchen, bitte ich an <span class="index-1105 tp-52576 ">H. Welcker</span> gefälligst abgehen zu lassen.<br><span class="notice-21987 ">[4]</span> Seiner Hochwohlgebohren<br>des Herrn<br><span class="underline-1 ">A. W. von Schlegel</span><br>Ritters u Professors <br>an <span class="index-6155 tp-45658 ">der Königl. 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Ab 1791 weilte er wieder in Marburg, wo er in den Folgejahren in enger wissenschaftlicher Verbindung mit Friedrich Carl von Savigny stand. Auf dessen Rat habilitierte er sich 1799 in Marburg. Ab 1800 lehrte er als außerordentlicher Professor in Marburg, 1802 wurde er auf einen Lehrstuhl für lateinische Beredsamkeit und Poesie berufen. 1804 wechselte Creuzer an die Universität Heidelberg, wo er einen Lehrstuhl für Klassische Philologie und Geschichte erhielt. Dort verkehrte er freundschaftlich im Kreis der Heidelberger Romantiker, zu denen Achim von Arnim und Clemens Brentano sowie Joseph Görres gehörten. Gemeinsam arbeiteten sie an der Herausgabe der „Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur“, zudem publizierte Creuzer mit dem Theologen Karl Daub das Journal „Studien“ (1805–1810). Vorübergehend wirkte Creuzer an der Universität Leiden, er kehrte jedoch nach Heidelberg zurück und lehrte bis 1845. 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[1] Heidelberg d. 2. März
1823
Auf Ihre gütige Nachsicht hin, mein hochzuverehrender Herr und Freund, habe ich schwer gesündigt, indem ich so spät Ihnen meinen Dank für das äußerst gehaltreiche Geschenk Ihrer Indischen Bibliothek darbringe. Es bedarf wohl der Versicherung nicht, daß nicht Gleichgültigkeit gegen die kostbare Gabe und den von mir so hochgeschätzten Geber der Grund meines langen Schweigens gewesen, sondern eben nur eine durchs Zusammentreffen vieler Arbeiten veranlaßte Unterbrechung meiner Correspondenzen. Es war mir ein großer Trost, von meinem Freunde Welcker zu vernehmen, daß Sie Sich meiner noch gütigst erinnern, und mir selbst zu neuen Beweisen Ihres Wohlwollens Hofnung geben; wofür ich Ihnen meinen innigsten Dank sage.
Kaum hatte ich mich nach dem Tode des jüngern Voß, nicht ohne Bedenklichkeit, mich durch das Zureden einiger meiner Collegen bestimmen lassen, wieder der Redaction der Heidelbb. Jahrbb. beizutreten – als auch mein erster Gedanke an Sie, d.h. an den Mann, war, dessen frühere Beiträge einen unvergänglichen Werth behalten und im großen Publicum einen bleibenden Ruhm haben. Ehe ich Sie aber mit dieser neuen Bitte anzugehen wagte, wollte ich eine Nachläßigkeit gut machen, die während meiner gänzlichen Entfernung von diesem Institute man sich hatte zu Schulden kommen lassen. Ich dachte auf eine Anzeige Ihrer Indischen Bibliothek. Mir selbst konnte und durfte ich die Befugniß nicht geben, darüber zu sprechen. Ich habe also vor einigen Wochen meinen Freund und Collegen Prof. Umbreit darum gebeten – und dieser hat, nach einigen Anständen, mir die Zusage gegeben. Nach meiner hohen Achtung gegen die morgenländische Literatur und Ihre Verdienste darum glaubte ich keinen besseren und zugleich bescheideneren Sprecher wählen zu können. Kennten Sie den [2] Mann persönlich, so schmeichle ich mir, diese Wahl von Ihnen gebilligt zu sehen. – Jezt muß ich mich vorläufig auf seine neuerlich in den Jahrbb. gelieferte Kritik des Geseniussischen Jesajas berufen. – Es ist kein Professor hier, mit dessen Ansichten über das Alterthum ich mehr übereinstimmte. Er ist genauer Freund und Schüler des H. v. Hammer, und wird sich in wenigen Jahren noch durch mehrere gründliche Schriften weiter legitimiren. Er ist auch, obschon kein Kenner der Indischen Sprache, doch mit Ihren u anderen Arbeiten auf diesem Gebiete bekannt, und hegt die größeste Achtung für Ihre genialen Schriften ohne Ausnahmen. Mit Einem Worte: Freund Umbreit ist mehr berufen als ich, über die Indische Bibliothek zu sprechen – und ich könnte auch nunmehr, nachdem ich ihn selbst dringend gebeten, nicht mehr an seine Stelle treten wollen.
– Nun aber auch meine wiederhohlte angelegentliche Bitte, um Ihre Hülfe – wenn anders die Heidelbb. Jahrbücher im Gebiete der Kunstlehre wieder etwas werden sollen. Es versteht sich, daß Ihnen die Wahl dessen, worüber Sie kritische Worte sprechen wollen, überlassen bleibt und bleiben muß.
Doch Eine bestimmte Bitte darf ich mir wohl sogleich erlauben. Sie wissen, daß das Domwerk von H. Dr. Sulpiz Boisserée nächstens in Paris fertig wird (das 1te Heft.). Wer könnte dies besser beurtheilen als Sie? Und Herr Sulp. Boisserée wünscht selbst, Sie möchten doch in den Heidelbb. Jahrbb. die Kritik deßelben übernehmen. – Diesem würdigen Manne erweisen Sie ja wohl gerne diese Gefälligkeit? – und lassen Sie auch mich keine Fehlbitte thun! Das Heft wird ohne Zweifel [3] früher in Ihren Händen seyn, als wir es, bei den beschränkten Mitteln unsers Bibliotheksfonds, dafür anschaffen können. Erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen. Ich verbleibe mit wahrer Verehrung
Ihr
ergebenster Freund u Diener
Fr. Creuzer.
N.S. Inliegendes Briefchen, bitte ich an H. Welcker gefälligst abgehen zu lassen.
[4] Seiner Hochwohlgebohren
des Herrn
A. W. von Schlegel
Ritters u Professors
an der Königl. Preußischen
Universität
in
Bonn.
Frei
1823
Auf Ihre gütige Nachsicht hin, mein hochzuverehrender Herr und Freund, habe ich schwer gesündigt, indem ich so spät Ihnen meinen Dank für das äußerst gehaltreiche Geschenk Ihrer Indischen Bibliothek darbringe. Es bedarf wohl der Versicherung nicht, daß nicht Gleichgültigkeit gegen die kostbare Gabe und den von mir so hochgeschätzten Geber der Grund meines langen Schweigens gewesen, sondern eben nur eine durchs Zusammentreffen vieler Arbeiten veranlaßte Unterbrechung meiner Correspondenzen. Es war mir ein großer Trost, von meinem Freunde Welcker zu vernehmen, daß Sie Sich meiner noch gütigst erinnern, und mir selbst zu neuen Beweisen Ihres Wohlwollens Hofnung geben; wofür ich Ihnen meinen innigsten Dank sage.
Kaum hatte ich mich nach dem Tode des jüngern Voß, nicht ohne Bedenklichkeit, mich durch das Zureden einiger meiner Collegen bestimmen lassen, wieder der Redaction der Heidelbb. Jahrbb. beizutreten – als auch mein erster Gedanke an Sie, d.h. an den Mann, war, dessen frühere Beiträge einen unvergänglichen Werth behalten und im großen Publicum einen bleibenden Ruhm haben. Ehe ich Sie aber mit dieser neuen Bitte anzugehen wagte, wollte ich eine Nachläßigkeit gut machen, die während meiner gänzlichen Entfernung von diesem Institute man sich hatte zu Schulden kommen lassen. Ich dachte auf eine Anzeige Ihrer Indischen Bibliothek. Mir selbst konnte und durfte ich die Befugniß nicht geben, darüber zu sprechen. Ich habe also vor einigen Wochen meinen Freund und Collegen Prof. Umbreit darum gebeten – und dieser hat, nach einigen Anständen, mir die Zusage gegeben. Nach meiner hohen Achtung gegen die morgenländische Literatur und Ihre Verdienste darum glaubte ich keinen besseren und zugleich bescheideneren Sprecher wählen zu können. Kennten Sie den [2] Mann persönlich, so schmeichle ich mir, diese Wahl von Ihnen gebilligt zu sehen. – Jezt muß ich mich vorläufig auf seine neuerlich in den Jahrbb. gelieferte Kritik des Geseniussischen Jesajas berufen. – Es ist kein Professor hier, mit dessen Ansichten über das Alterthum ich mehr übereinstimmte. Er ist genauer Freund und Schüler des H. v. Hammer, und wird sich in wenigen Jahren noch durch mehrere gründliche Schriften weiter legitimiren. Er ist auch, obschon kein Kenner der Indischen Sprache, doch mit Ihren u anderen Arbeiten auf diesem Gebiete bekannt, und hegt die größeste Achtung für Ihre genialen Schriften ohne Ausnahmen. Mit Einem Worte: Freund Umbreit ist mehr berufen als ich, über die Indische Bibliothek zu sprechen – und ich könnte auch nunmehr, nachdem ich ihn selbst dringend gebeten, nicht mehr an seine Stelle treten wollen.
– Nun aber auch meine wiederhohlte angelegentliche Bitte, um Ihre Hülfe – wenn anders die Heidelbb. Jahrbücher im Gebiete der Kunstlehre wieder etwas werden sollen. Es versteht sich, daß Ihnen die Wahl dessen, worüber Sie kritische Worte sprechen wollen, überlassen bleibt und bleiben muß.
Doch Eine bestimmte Bitte darf ich mir wohl sogleich erlauben. Sie wissen, daß das Domwerk von H. Dr. Sulpiz Boisserée nächstens in Paris fertig wird (das 1te Heft.). Wer könnte dies besser beurtheilen als Sie? Und Herr Sulp. Boisserée wünscht selbst, Sie möchten doch in den Heidelbb. Jahrbb. die Kritik deßelben übernehmen. – Diesem würdigen Manne erweisen Sie ja wohl gerne diese Gefälligkeit? – und lassen Sie auch mich keine Fehlbitte thun! Das Heft wird ohne Zweifel [3] früher in Ihren Händen seyn, als wir es, bei den beschränkten Mitteln unsers Bibliotheksfonds, dafür anschaffen können. Erhalten Sie mir ferner Ihr Wohlwollen. Ich verbleibe mit wahrer Verehrung
Ihr
ergebenster Freund u Diener
Fr. Creuzer.
N.S. Inliegendes Briefchen, bitte ich an H. Welcker gefälligst abgehen zu lassen.
[4] Seiner Hochwohlgebohren
des Herrn
A. W. von Schlegel
Ritters u Professors
an der Königl. Preußischen
Universität
in
Bonn.
Frei