• August Wilhelm von Schlegel to Sophie Bernhardi

  • Place of Dispatch: Bologna · Place of Destination: Unknown · Date: 22.05.1805
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sophie Bernhardi
  • Place of Dispatch: Bologna
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 22.05.1805
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 196‒197.
  • Incipit: „Bologna d. 22 Mai 1805
    Ich schreibe Ihnen, geliebteste Freundin, hauptsächlich um die Addresse nach Mailand näher zu bestimmen, und mir Nachrichten [...]“
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Bologna d. 22 Mai 1805
Ich schreibe Ihnen, geliebteste Freundin, hauptsächlich um die Addresse nach Mailand näher zu bestimmen, und mir Nachrichten dahin zu sichern. Ein wunder und eingewickelter Daum der rechten Hand, der mich seit Rom gequält hat, macht mir das Schreiben sehr beschwerlich, und Sie müssen mich daher schon entschuldigen, wenn ich mich kurz fasse.
Aus hier vorgefundnen Briefen habe ich ersehen, daß Sie die 50 L[oui]sd.[or] für Tieck richtig ausgezahlt erhalten haben, und daß ich also für den nächsten Zeitpunkt in dieser Hinsicht außer Sorgen seyn darf. Unfehlbar werde ich den 1ten Juli in Coppet zurück seyn, und dann von Genf aus besorgen, was wir verabredet haben. Unterdessen wird doch Ihr Bruder eingetroffen seyn. Ich habe immer eine geheime Hoffnung gehegt, ihm unterwegs zu begegnen, besonders in Florenz; bis jetzt ist sie aber unerfüllt geblieben. Trostlos wäre es, wenn wir einander ohne es zu wissen, vorbey gereist wären. Wenn es mir nicht schwer fällt, so lege ich noch einen Brief an ihn bey, sonst schreibe ich an ihn von Venedig oder Mailand.
Von meiner Mutter habe ich ziemlich gute Nachrichten, ihr Bein ist vollkommen geheilt, sie kann schon ohne Krücke gehen, und nur eine andre Krankheit, eine Art von Influenza, hat ihre Gesundheit zurückgesetzt. Indessen bleiben die dortigen Zeitläufte immer schlecht, führen Kriegssteuern und andre Ausgaben herbey und vermindern die Einnahmen. Ich darf also diese Sorge nicht aus den Augen verlieren.
Friedrich hat aus Cöln geschrieben, wo er sich wieder seit zwey Monaten aufhält. Für seine Anstellung dort, und die Einrichtung einer hohen Schule aus den Mitteln der Stadt welche zu betreiben er von dem dortigen Vorsteher Aufträge hatte, hat er nur Versprechungen aber keine befriedigende Entscheidung mitgebracht; für seine eignen Studien aber vier copirte Indische Manuscripte. Er meldet nichts näheres, was sie sind. Da er fürs erste nicht an einen bestimmten Aufenthalt gebunden ist, so sehe ich eine zweyte Zusammenkunft zwischen uns, weder als unmöglich noch sehr entfernt an.
Florenz ist ein herrlicher Ort, in einem ganz andern Charakter als Rom. Leider hat das schlechte Wetter mich es nicht ganz nach Wunsche genießen lassen, und dann ist ein Aufenthalt von 3 Tagen viel zu kurz für die dasigen Kunstschätze, so daß ich vieles nicht habe sehen können. – Der Überrest unsrer Reise wird ziemlich flüchtig und zerstreut seyn, ihre Einrichtung muß sich nach den öffentlichen Neuigkeiten bestimmen. Doch scheint es für jetzt zuverläßig, daß wir morgen nach Venedig gehen und dort 3–4 Tage zubringen, wenn wir anders nicht an der Gränze Schwierigkeiten finden was doch nicht zu besorgen.
Mich verlangt sehr nach der Ankunft in Mailand um Nachrichten von Ihrer Gesundheit zu erhalten. Die jetzt eingetretne Hitze wird Ihnen hoffentlich recht wohlthun, und vielleicht haben Sie nun auch die Badekur angefangen. Richten Sie nur ja Ihre Lebensart einem südlichen Sommer gemäß ein.
Ich herze die Engel von Kindern, und wenn Tieck bey Ihnen, umarme ich ihn brüderlich. Meine besten Grüße an Knorring.
Die Addresse in Mailand ist: chez Madame de Stael, aux soins de Mrs. Ferdinand Fortis & C.
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Bologna d. 22 Mai 1805
Ich schreibe Ihnen, geliebteste Freundin, hauptsächlich um die Addresse nach Mailand näher zu bestimmen, und mir Nachrichten dahin zu sichern. Ein wunder und eingewickelter Daum der rechten Hand, der mich seit Rom gequält hat, macht mir das Schreiben sehr beschwerlich, und Sie müssen mich daher schon entschuldigen, wenn ich mich kurz fasse.
Aus hier vorgefundnen Briefen habe ich ersehen, daß Sie die 50 L[oui]sd.[or] für Tieck richtig ausgezahlt erhalten haben, und daß ich also für den nächsten Zeitpunkt in dieser Hinsicht außer Sorgen seyn darf. Unfehlbar werde ich den 1ten Juli in Coppet zurück seyn, und dann von Genf aus besorgen, was wir verabredet haben. Unterdessen wird doch Ihr Bruder eingetroffen seyn. Ich habe immer eine geheime Hoffnung gehegt, ihm unterwegs zu begegnen, besonders in Florenz; bis jetzt ist sie aber unerfüllt geblieben. Trostlos wäre es, wenn wir einander ohne es zu wissen, vorbey gereist wären. Wenn es mir nicht schwer fällt, so lege ich noch einen Brief an ihn bey, sonst schreibe ich an ihn von Venedig oder Mailand.
Von meiner Mutter habe ich ziemlich gute Nachrichten, ihr Bein ist vollkommen geheilt, sie kann schon ohne Krücke gehen, und nur eine andre Krankheit, eine Art von Influenza, hat ihre Gesundheit zurückgesetzt. Indessen bleiben die dortigen Zeitläufte immer schlecht, führen Kriegssteuern und andre Ausgaben herbey und vermindern die Einnahmen. Ich darf also diese Sorge nicht aus den Augen verlieren.
Friedrich hat aus Cöln geschrieben, wo er sich wieder seit zwey Monaten aufhält. Für seine Anstellung dort, und die Einrichtung einer hohen Schule aus den Mitteln der Stadt welche zu betreiben er von dem dortigen Vorsteher Aufträge hatte, hat er nur Versprechungen aber keine befriedigende Entscheidung mitgebracht; für seine eignen Studien aber vier copirte Indische Manuscripte. Er meldet nichts näheres, was sie sind. Da er fürs erste nicht an einen bestimmten Aufenthalt gebunden ist, so sehe ich eine zweyte Zusammenkunft zwischen uns, weder als unmöglich noch sehr entfernt an.
Florenz ist ein herrlicher Ort, in einem ganz andern Charakter als Rom. Leider hat das schlechte Wetter mich es nicht ganz nach Wunsche genießen lassen, und dann ist ein Aufenthalt von 3 Tagen viel zu kurz für die dasigen Kunstschätze, so daß ich vieles nicht habe sehen können. – Der Überrest unsrer Reise wird ziemlich flüchtig und zerstreut seyn, ihre Einrichtung muß sich nach den öffentlichen Neuigkeiten bestimmen. Doch scheint es für jetzt zuverläßig, daß wir morgen nach Venedig gehen und dort 3–4 Tage zubringen, wenn wir anders nicht an der Gränze Schwierigkeiten finden was doch nicht zu besorgen.
Mich verlangt sehr nach der Ankunft in Mailand um Nachrichten von Ihrer Gesundheit zu erhalten. Die jetzt eingetretne Hitze wird Ihnen hoffentlich recht wohlthun, und vielleicht haben Sie nun auch die Badekur angefangen. Richten Sie nur ja Ihre Lebensart einem südlichen Sommer gemäß ein.
Ich herze die Engel von Kindern, und wenn Tieck bey Ihnen, umarme ich ihn brüderlich. Meine besten Grüße an Knorring.
Die Addresse in Mailand ist: chez Madame de Stael, aux soins de Mrs. Ferdinand Fortis & C.
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