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Noch habe ich ihm <anchor type="b" n="2772" ana="12" xml:id="NidB15430"/>kein Manuskript von <anchor type="b" n="4" ana="11" xml:id="NidB15412"/>Shakespeare<anchor type="e" n="4" ana="11" xml:id="NidE15412"/><anchor type="e" n="2772" ana="12" xml:id="NidE15430"/> geschickt, und ich muß gestehen, ich schöbe es gern so lange auf, bis ich über seine Lage beruhigt seyn könnte.<lb/><anchor type="b" n="2772" ana="12" xml:id="NidB15413"/><anchor type="b" n="2886" ana="12" xml:id="NidB33751"/>Meine Übersetzung des Romeo<anchor type="e" n="2886" ana="12" xml:id="NidE33751"/><anchor type="e" n="2772" ana="12" xml:id="NidE15413"/> hat bei <anchor type="b" n="137" ana="11" xml:id="NidB41499"/>Göthen<anchor type="e" n="137" ana="11" xml:id="NidE41499"/>, dem ich sie ganz vorgelesen, großen Befall gefunden.<lb/>Bey dem Aufenthalte in <anchor type="b" n="22" ana="10" xml:id="NidB15414"/>Leipzig<anchor type="e" n="22" ana="10" xml:id="NidE15414"/> habe ich vergessen, meine Schuld wegen der Handausgabe von <anchor type="b" n="39" ana="12" xml:id="NidB15431"/>Wielands Werken<anchor type="e" n="39" ana="12" xml:id="NidE15431"/> abzutragen, und mir die seitdem erschienene Lieferung auszubitten. Es kann ja nun wohl auf Michaelis in Ordnung gebracht werden, wo sich vielleicht <anchor type="b" n="6043" ana="15" xml:id="NidB39997"/>Meßgelegenheit<anchor type="e" n="6043" ana="15" xml:id="NidE39997"/> findet. Noch eine Bitte. In den Jahren 60–67 sind in Leipzig (es ist mir entfallen bey welchem <anchor type="b" n="6223" ana="11" xml:id="NidB41500"/>Buchhändler<anchor type="e" n="6223" ana="11" xml:id="NidE41500"/>) und zugleich in <anchor type="b" n="665" ana="10" xml:id="NidB15415"/>Kopenhagen<anchor type="e" n="665" ana="10" xml:id="NidE15415"/> <anchor type="b" n="40" ana="12" xml:id="NidB15432"/>die Werke <anchor type="b" n="37" ana="11" xml:id="NidB15416"/>meines Oheims <hi rend="weight:bold">Johann Elias Schlegel</hi><anchor type="e" n="37" ana="11" xml:id="NidE15416"/><anchor type="e" n="40" ana="12" xml:id="NidE15432"/>, der besonders als dramatischer Dichter bekannt gewesen ist, in fünf Bänden groß Oktav, verlegt worden. Es läge mir sehr daran ein Exemplar davon zu haben. Wollten Sie darnach herum fragen? Wenn es irgendwo sich noch in Buchläden findet, so muß es in Leipzig seyn. <anchor type="b" n="2789" ana="11" xml:id="NidB15433"/><hi rend="weight:bold">Dyk</hi><anchor type="e" n="2789" ana="11" xml:id="NidE15433"/> wird wohl Bescheid davon wissen.<lb/>Leben Sie recht wohl und vergnügt mein werthester Freund, und empfehlen Sie mich aufs angelegentlichste <anchor type="b" n="27" ana="11" xml:id="NidB33746"/>Ihrer lieben Frau<anchor type="e" n="27" ana="11" xml:id="NidE33746"/>.<lb/>Ganz der Ihrige<lb/><hi rend="weight:bold">A. W. Schlegel</hi><lb/><lb/>Meine Addresse ist: <hi rend="weight:bold">an den Rath Schlegel in <anchor type="b" n="12" ana="10" xml:id="NidB41501"/>Jena<anchor type="e" n="12" ana="10" xml:id="NidE41501"/></hi>.<lb/>Vielleicht wissen Sie schon aus der <anchor type="b" n="1192" ana="13" xml:id="NidB73988"/>Litt. Zeitung<anchor type="e" n="1192" ana="13" xml:id="NidE73988"/>, daß mir <anchor type="b" n="2790" ana="11" xml:id="NidB15434"/>der Fürst von Schwarzburg Rudolstadt<anchor type="e" n="2790" ana="11" xml:id="NidE15434"/> diesen Titel ertheilt hat.', '36_datengeber' => 'Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden', '36_purl' => '343347008', '36_briefid' => '343347008_AWSanGoeschen_24061796', '36_absenderort' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_datumvon' => '1796-06-24', '36_absender' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_adressat' => array( (int) 0 => array( [maximum depth reached] ) ), '36_leitd' => 'Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. 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Die Nachrichten, welche mir <span class="index-23 tp-15427 ">meine Freundin</span> aus einem freundschaftlichen Briefe von Ihnen an sie mitgetheilt hat, von Ihrem Aufenthalte auf dem Lande nach <span class="index-6043 tp-39996 ">der verdrießlichen Messe</span>, von Ihrem und Ihrer Familie Wohlseyn, haben mir große Freude gemacht. Sie wissen wohl, daß ich nie aufhören kann, lebhaften Antheil an Ihnen zu nehmen. Mir ist es, seit ich <span class="index-22 tp-15404 ">Leipzig</span> verließ, ungemein wohl gegangen, ich habe eine Menge interessante Bekanntschaften gemacht, und hier allgemein die beste Aufnahme gefunden, und <span class="index-12 tp-41498 ">Jena</span> wird für jetzt mein bleibender Aufenthalt. – Mancherley Umstände in meiner hiesigen Lage machten es rathsam, meine Verbindung mit <span class="index-23 tp-15405 ">Carolinen</span> noch mehr zu beschleunigen. In wenigen Tagen reise ich nach <span class="index-60 tp-15406 ">Braunschweig</span> und bin in weniger als zwey Wochen, von jetzt an gerechnet, schon wieder mit ihr in Jena. Sie kennen vielleicht die hiesige Gegend – sie ist artig und wir werden auf einem Gartenhause wohnen, das eine sehr hübsche Aussicht hat.<br>In <span class="index-58 tp-15407 ">Weimar</span> war ich noch nicht: ich hatte einen großen Reiz weniger hinzugehn, da <span class="index-38 tp-15408 ">Wieland</span> abwesend, und <span class="index-137 tp-15409 ">Göthe</span> den größten Theil der Zeit hier gewesen ist. Ich werde aber noch vor der Reise nach Braunschweig hingehen, und mich alsdann mit <span class="index-786 tp-15410 ">HE. Böttiger</span> über <span class="index-2787 tp-15428 ">die Ausgabe </span><span class="index-2787 tp-15428 index-2788 tp-15429 ">des Propertius</span> besprechen. Deswegen habe ich Ihnen auch seinen Prospectus zu der ganzen Unternehmung noch nicht wieder zurückgeschickt. Ich habe hier allerley erfahren, was mich befürchten macht, daß es mit <span class="index-2778 tp-15411 ">dem Buchhändler Michaelis</span> nicht allzu gut steht. Sollten Sie etwas ihn betreffend erfahren, so werden Sie mich recht sehr verbinden, wenn Sie es mir mittheilen wollen. Noch habe ich ihm <span class="index-2772 tp-15430 ">kein Manuskript von </span><span class="index-2772 tp-15430 index-4 tp-15412 ">Shakespeare</span> geschickt, und ich muß gestehen, ich schöbe es gern so lange auf, bis ich über seine Lage beruhigt seyn könnte.<br><span class="index-2772 tp-15413 index-2886 tp-33751 ">Meine Übersetzung des Romeo</span> hat bei <span class="index-137 tp-41499 ">Göthen</span>, dem ich sie ganz vorgelesen, großen Befall gefunden.<br>Bey dem Aufenthalte in <span class="index-22 tp-15414 ">Leipzig</span> habe ich vergessen, meine Schuld wegen der Handausgabe von <span class="index-39 tp-15431 ">Wielands Werken</span> abzutragen, und mir die seitdem erschienene Lieferung auszubitten. Es kann ja nun wohl auf Michaelis in Ordnung gebracht werden, wo sich vielleicht <span class="index-6043 tp-39997 ">Meßgelegenheit</span> findet. Noch eine Bitte. In den Jahren 60–67 sind in Leipzig (es ist mir entfallen bey welchem <span class="index-6223 tp-41500 ">Buchhändler</span>) und zugleich in <span class="index-665 tp-15415 ">Kopenhagen</span> <span class="index-40 tp-15432 ">die Werke </span><span class="index-40 tp-15432 index-37 tp-15416 ">meines Oheims </span><span class="index-40 tp-15432 index-37 tp-15416 weight-bold ">Johann Elias Schlegel</span>, der besonders als dramatischer Dichter bekannt gewesen ist, in fünf Bänden groß Oktav, verlegt worden. Es läge mir sehr daran ein Exemplar davon zu haben. Wollten Sie darnach herum fragen? Wenn es irgendwo sich noch in Buchläden findet, so muß es in Leipzig seyn. <span class="index-2789 tp-15433 weight-bold ">Dyk</span> wird wohl Bescheid davon wissen.<br>Leben Sie recht wohl und vergnügt mein werthester Freund, und empfehlen Sie mich aufs angelegentlichste <span class="index-27 tp-33746 ">Ihrer lieben Frau</span>.<br>Ganz der Ihrige<br><span class="weight-bold ">A. W. Schlegel</span><br><br>Meine Addresse ist: <span class="weight-bold ">an den Rath Schlegel in </span><span class="weight-bold index-12 tp-41501 ">Jena</span>.<br>Vielleicht wissen Sie schon aus der <span class="index-1192 tp-73988 ">Litt. 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Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wuchs er bei Verwandten in Bremen auf. Zu seinen Bekanntschaften gehörte dort u.a. der spätere Historiker Arnold Ludwig Heeren. Mit 15 Jahren begann er eine Buchhändlerlehre in Bremen. Nach dem Ende der Lehrzeit begann er 1772 beim Leipziger Verleger Siegfried Leberecht Crusius zu arbeiten. 1781 wechselte er zur „Buchhandlung der Gelehrten“ in Dessau. 1785 schied aus dem Unternehmen aus und gründete seinen eigenen Verlag in Leipzig, der sich zu einem der wichtigsten Verlage der Weimarer Klassik entwickeln sollte. Finanzielle Unterstützung erhielt er in der Anfangszeit von Christian Gottfried Körner. Der gut vernetzte Göschen trat in Kontakt mit Goethe und Schiller. Er verlegte die erste Gesamtausgabe der Werke Goethes, ab 1785 folgten Werke Schillers. Goethe und Schiller wechselten später den Verleger und publizierten bei Johann Friedrich Cotta. Eine von Göschen größten Leistungen war die Herausgabe der Werke von Christoph Martin Wieland. Die 1802 erschienene Werkausgabe umfasste 42 Bände. Hier wie auch bei anderen umfangreicheren Publikationen brachte er mehrere Ausgaben in unterschiedlicher Qualität heraus. Mit den einfacheren Ausgaben wollte er breitere Leserschichten erreichen. Bei den hochwertigen Produktionen legte er großen Wert auf die typographische Gestaltung seiner Verlagswerke. Die Prachtausgaben aus dem Verlag Göschens gelten auch heute noch als Vorbilder der Buchgestaltung. 1797 verlegte Göschen seine Druckerei von Leipzig nach Grimma, der Verlag folgte 1823 dorthin. Zu den Autoren des Verlages gehörten August Wilhelm Iffland, Friedrich Gottlieb Klopstock und Johann Gottfried Seume. 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Die Nachrichten, welche mir <span class="index-23 tp-15427 ">meine Freundin</span> aus einem freundschaftlichen Briefe von Ihnen an sie mitgetheilt hat, von Ihrem Aufenthalte auf dem Lande nach <span class="index-6043 tp-39996 ">der verdrießlichen Messe</span>, von Ihrem und Ihrer Familie Wohlseyn, haben mir große Freude gemacht. Sie wissen wohl, daß ich nie aufhören kann, lebhaften Antheil an Ihnen zu nehmen. Mir ist es, seit ich <span class="index-22 tp-15404 ">Leipzig</span> verließ, ungemein wohl gegangen, ich habe eine Menge interessante Bekanntschaften gemacht, und hier allgemein die beste Aufnahme gefunden, und <span class="index-12 tp-41498 ">Jena</span> wird für jetzt mein bleibender Aufenthalt. – Mancherley Umstände in meiner hiesigen Lage machten es rathsam, meine Verbindung mit <span class="index-23 tp-15405 ">Carolinen</span> noch mehr zu beschleunigen. 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Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wuchs er bei Verwandten in Bremen auf. Zu seinen Bekanntschaften gehörte dort u.a. der spätere Historiker Arnold Ludwig Heeren. Mit 15 Jahren begann er eine Buchhändlerlehre in Bremen. Nach dem Ende der Lehrzeit begann er 1772 beim Leipziger Verleger Siegfried Leberecht Crusius zu arbeiten. 1781 wechselte er zur „Buchhandlung der Gelehrten“ in Dessau. 1785 schied aus dem Unternehmen aus und gründete seinen eigenen Verlag in Leipzig, der sich zu einem der wichtigsten Verlage der Weimarer Klassik entwickeln sollte. Finanzielle Unterstützung erhielt er in der Anfangszeit von Christian Gottfried Körner. Der gut vernetzte Göschen trat in Kontakt mit Goethe und Schiller. Er verlegte die erste Gesamtausgabe der Werke Goethes, ab 1785 folgten Werke Schillers. Goethe und Schiller wechselten später den Verleger und publizierten bei Johann Friedrich Cotta. Eine von Göschen größten Leistungen war die Herausgabe der Werke von Christoph Martin Wieland. 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Jena d. 24 Jun 1796
Werthester Freund!
Verzeihen Sie, daß ich so lange, Anfangs über Zerstreuungen, nachher über Geschäften versäumt habe, Ihnen mein Andenken schriftlich zu erneuern. Die Nachrichten, welche mir meine Freundin aus einem freundschaftlichen Briefe von Ihnen an sie mitgetheilt hat, von Ihrem Aufenthalte auf dem Lande nach der verdrießlichen Messe, von Ihrem und Ihrer Familie Wohlseyn, haben mir große Freude gemacht. Sie wissen wohl, daß ich nie aufhören kann, lebhaften Antheil an Ihnen zu nehmen. Mir ist es, seit ich Leipzig verließ, ungemein wohl gegangen, ich habe eine Menge interessante Bekanntschaften gemacht, und hier allgemein die beste Aufnahme gefunden, und Jena wird für jetzt mein bleibender Aufenthalt. – Mancherley Umstände in meiner hiesigen Lage machten es rathsam, meine Verbindung mit Carolinen noch mehr zu beschleunigen. In wenigen Tagen reise ich nach Braunschweig und bin in weniger als zwey Wochen, von jetzt an gerechnet, schon wieder mit ihr in Jena. Sie kennen vielleicht die hiesige Gegend – sie ist artig und wir werden auf einem Gartenhause wohnen, das eine sehr hübsche Aussicht hat.
In Weimar war ich noch nicht: ich hatte einen großen Reiz weniger hinzugehn, da Wieland abwesend, und Göthe den größten Theil der Zeit hier gewesen ist. Ich werde aber noch vor der Reise nach Braunschweig hingehen, und mich alsdann mit HE. Böttiger über die Ausgabe des Propertius besprechen. Deswegen habe ich Ihnen auch seinen Prospectus zu der ganzen Unternehmung noch nicht wieder zurückgeschickt. Ich habe hier allerley erfahren, was mich befürchten macht, daß es mit dem Buchhändler Michaelis nicht allzu gut steht. Sollten Sie etwas ihn betreffend erfahren, so werden Sie mich recht sehr verbinden, wenn Sie es mir mittheilen wollen. Noch habe ich ihm kein Manuskript von Shakespeare geschickt, und ich muß gestehen, ich schöbe es gern so lange auf, bis ich über seine Lage beruhigt seyn könnte.
Meine Übersetzung des Romeo hat bei Göthen, dem ich sie ganz vorgelesen, großen Befall gefunden.
Bey dem Aufenthalte in Leipzig habe ich vergessen, meine Schuld wegen der Handausgabe von Wielands Werken abzutragen, und mir die seitdem erschienene Lieferung auszubitten. Es kann ja nun wohl auf Michaelis in Ordnung gebracht werden, wo sich vielleicht Meßgelegenheit findet. Noch eine Bitte. In den Jahren 60–67 sind in Leipzig (es ist mir entfallen bey welchem Buchhändler) und zugleich in Kopenhagen die Werke meines Oheims Johann Elias Schlegel, der besonders als dramatischer Dichter bekannt gewesen ist, in fünf Bänden groß Oktav, verlegt worden. Es läge mir sehr daran ein Exemplar davon zu haben. Wollten Sie darnach herum fragen? Wenn es irgendwo sich noch in Buchläden findet, so muß es in Leipzig seyn. Dyk wird wohl Bescheid davon wissen.
Leben Sie recht wohl und vergnügt mein werthester Freund, und empfehlen Sie mich aufs angelegentlichste Ihrer lieben Frau.
Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
Meine Addresse ist: an den Rath Schlegel in Jena.
Vielleicht wissen Sie schon aus der Litt. Zeitung, daß mir der Fürst von Schwarzburg Rudolstadt diesen Titel ertheilt hat.
Werthester Freund!
Verzeihen Sie, daß ich so lange, Anfangs über Zerstreuungen, nachher über Geschäften versäumt habe, Ihnen mein Andenken schriftlich zu erneuern. Die Nachrichten, welche mir meine Freundin aus einem freundschaftlichen Briefe von Ihnen an sie mitgetheilt hat, von Ihrem Aufenthalte auf dem Lande nach der verdrießlichen Messe, von Ihrem und Ihrer Familie Wohlseyn, haben mir große Freude gemacht. Sie wissen wohl, daß ich nie aufhören kann, lebhaften Antheil an Ihnen zu nehmen. Mir ist es, seit ich Leipzig verließ, ungemein wohl gegangen, ich habe eine Menge interessante Bekanntschaften gemacht, und hier allgemein die beste Aufnahme gefunden, und Jena wird für jetzt mein bleibender Aufenthalt. – Mancherley Umstände in meiner hiesigen Lage machten es rathsam, meine Verbindung mit Carolinen noch mehr zu beschleunigen. In wenigen Tagen reise ich nach Braunschweig und bin in weniger als zwey Wochen, von jetzt an gerechnet, schon wieder mit ihr in Jena. Sie kennen vielleicht die hiesige Gegend – sie ist artig und wir werden auf einem Gartenhause wohnen, das eine sehr hübsche Aussicht hat.
In Weimar war ich noch nicht: ich hatte einen großen Reiz weniger hinzugehn, da Wieland abwesend, und Göthe den größten Theil der Zeit hier gewesen ist. Ich werde aber noch vor der Reise nach Braunschweig hingehen, und mich alsdann mit HE. Böttiger über die Ausgabe des Propertius besprechen. Deswegen habe ich Ihnen auch seinen Prospectus zu der ganzen Unternehmung noch nicht wieder zurückgeschickt. Ich habe hier allerley erfahren, was mich befürchten macht, daß es mit dem Buchhändler Michaelis nicht allzu gut steht. Sollten Sie etwas ihn betreffend erfahren, so werden Sie mich recht sehr verbinden, wenn Sie es mir mittheilen wollen. Noch habe ich ihm kein Manuskript von Shakespeare geschickt, und ich muß gestehen, ich schöbe es gern so lange auf, bis ich über seine Lage beruhigt seyn könnte.
Meine Übersetzung des Romeo hat bei Göthen, dem ich sie ganz vorgelesen, großen Befall gefunden.
Bey dem Aufenthalte in Leipzig habe ich vergessen, meine Schuld wegen der Handausgabe von Wielands Werken abzutragen, und mir die seitdem erschienene Lieferung auszubitten. Es kann ja nun wohl auf Michaelis in Ordnung gebracht werden, wo sich vielleicht Meßgelegenheit findet. Noch eine Bitte. In den Jahren 60–67 sind in Leipzig (es ist mir entfallen bey welchem Buchhändler) und zugleich in Kopenhagen die Werke meines Oheims Johann Elias Schlegel, der besonders als dramatischer Dichter bekannt gewesen ist, in fünf Bänden groß Oktav, verlegt worden. Es läge mir sehr daran ein Exemplar davon zu haben. Wollten Sie darnach herum fragen? Wenn es irgendwo sich noch in Buchläden findet, so muß es in Leipzig seyn. Dyk wird wohl Bescheid davon wissen.
Leben Sie recht wohl und vergnügt mein werthester Freund, und empfehlen Sie mich aufs angelegentlichste Ihrer lieben Frau.
Ganz der Ihrige
A. W. Schlegel
Meine Addresse ist: an den Rath Schlegel in Jena.
Vielleicht wissen Sie schon aus der Litt. Zeitung, daß mir der Fürst von Schwarzburg Rudolstadt diesen Titel ertheilt hat.