• Charlotte Ernst to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Unknown · Date: [November 1800]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Charlotte Ernst
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [November 1800]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 122‒123.
  • Incipit: „[Dresden, November 1800]
    Liebster Wilhelm.
    Ich antworte Dir so spät weil ich Dir so gar keine befriedigende Antwort, wegen Deiner Commission geben konnte. [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-33449
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.7,Nr.17
  • Number of Pages: 3S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 19,5 x 13,3 cm
[Dresden, November 1800]
Liebster Wilhelm.
Ich antworte Dir so spät weil ich Dir so gar keine befriedigende Antwort, wegen Deiner Commission geben konnte. Gareis ist gar nicht mehr hier, Du wirst ihn in Berlin treffen, das Bild von der Albertin ist so vergilbt, daß sie selber glaubt daß es zu gar nichts nutzen könne. Dann sagt sie wäre Gareis gar nicht der Mann der aus der Phantasie Aehnlichkeiten treffen könnte, er könnte nicht einen Strich machen ohne daß man ihm dazu säße, von dieser Seite würdest du also schwerlich, eine Erinnerung an Deine Auguste erhalten können. Das holde Mädchen schwebt mir recht oft vor, welche Zerstörung ist in unserm Garten Zirkel nicht vorgegangen, Caroline sonst so gesund jetzt schwächlich. Hardenberg kaum noch ein Schatten, es würde Dich jammern diesen jungen Mann zu sehn, es ist sehr wenig Hoffnung zu seinem Aufkommen, er ist so ganz erschlaft von Geiste daß er gar nicht mehr kennbar ist, ich sehe ihn fast täglich mit seiner Braut, es afficirt mich sehr, er mischt sich selten ins Gespräch, hört nur zu, das sprechen wird ihm sehr sauer, und oft schläft er ein, wo er dann ganz einen Todten ähnlich sieht. Ich wünschte liebster Wilhelm daß Du mir etwas ausführliches über Carolinens Befinden schriebst, worinnen besteht ihre Kränklichkeit, wird sie etwan bey ihrer Mutter besonders gut verpflegt? Schreibe mir doch einmal etwas specielles, wir werden uns ja sonst einander ganz fremd für unser thun und lassen, ich habe auch gehört Du würdest nach Berlin gehen doch hoffe ich wird Dich dieser Brief noch treffen. Mit uns geht dem Himmel sey Dank alles gut, unser Gustchen hat ihr gedeyhen, mein Mann ist auch recht gut. Ich bin den Ärzten am mehrsten in die Hände gefallen, doch werden meine Augen besser, daß viele Mediciniren hat aber meinen Magen sehr geschwächt. Ich muß nun sehen wie ich diesen wieder almählich stärke. Die Mamsel Weißen heyrathet den jungen Schindler und es ist große Freude darüber. Ich bin äußerst begierig auf Dein großes Gedicht, ich habe so viel von der Vortreflichkeit dieses Gedichts gehört, zu Ostern wird es doch gewiß erscheinen. Denkst Du denn nicht einmal an eine Reise nach Dresden? Wie kömt es liebster Wilhelm daß du gar keine Lust mehr zum Collegia lesen hast? Friedrichen scheint es recht gut zu gefallen. Meiner Mutter hast du große Freude mit Deinem Besuche gemacht. Doch hat Sie Dich etwas verändert gefunden, Du mußt dem Kummer nicht zu sehr nachhängen. Ich hoffe die Berliner Reise, wird Dich aufheitern. Ich wünschte auch, Du hörtest das Krieg führen auf, Frieden ist gewiß der Boden auf den Deine Natur am besten gedeyet, Du hast Dich verkannt indem Du Dich auf die andre Seite geworfen. Lebe recht wohl und schreib mir bald.
Deine
Charlotte Ernst
[Dresden, November 1800]
Liebster Wilhelm.
Ich antworte Dir so spät weil ich Dir so gar keine befriedigende Antwort, wegen Deiner Commission geben konnte. Gareis ist gar nicht mehr hier, Du wirst ihn in Berlin treffen, das Bild von der Albertin ist so vergilbt, daß sie selber glaubt daß es zu gar nichts nutzen könne. Dann sagt sie wäre Gareis gar nicht der Mann der aus der Phantasie Aehnlichkeiten treffen könnte, er könnte nicht einen Strich machen ohne daß man ihm dazu säße, von dieser Seite würdest du also schwerlich, eine Erinnerung an Deine Auguste erhalten können. Das holde Mädchen schwebt mir recht oft vor, welche Zerstörung ist in unserm Garten Zirkel nicht vorgegangen, Caroline sonst so gesund jetzt schwächlich. Hardenberg kaum noch ein Schatten, es würde Dich jammern diesen jungen Mann zu sehn, es ist sehr wenig Hoffnung zu seinem Aufkommen, er ist so ganz erschlaft von Geiste daß er gar nicht mehr kennbar ist, ich sehe ihn fast täglich mit seiner Braut, es afficirt mich sehr, er mischt sich selten ins Gespräch, hört nur zu, das sprechen wird ihm sehr sauer, und oft schläft er ein, wo er dann ganz einen Todten ähnlich sieht. Ich wünschte liebster Wilhelm daß Du mir etwas ausführliches über Carolinens Befinden schriebst, worinnen besteht ihre Kränklichkeit, wird sie etwan bey ihrer Mutter besonders gut verpflegt? Schreibe mir doch einmal etwas specielles, wir werden uns ja sonst einander ganz fremd für unser thun und lassen, ich habe auch gehört Du würdest nach Berlin gehen doch hoffe ich wird Dich dieser Brief noch treffen. Mit uns geht dem Himmel sey Dank alles gut, unser Gustchen hat ihr gedeyhen, mein Mann ist auch recht gut. Ich bin den Ärzten am mehrsten in die Hände gefallen, doch werden meine Augen besser, daß viele Mediciniren hat aber meinen Magen sehr geschwächt. Ich muß nun sehen wie ich diesen wieder almählich stärke. Die Mamsel Weißen heyrathet den jungen Schindler und es ist große Freude darüber. Ich bin äußerst begierig auf Dein großes Gedicht, ich habe so viel von der Vortreflichkeit dieses Gedichts gehört, zu Ostern wird es doch gewiß erscheinen. Denkst Du denn nicht einmal an eine Reise nach Dresden? Wie kömt es liebster Wilhelm daß du gar keine Lust mehr zum Collegia lesen hast? Friedrichen scheint es recht gut zu gefallen. Meiner Mutter hast du große Freude mit Deinem Besuche gemacht. Doch hat Sie Dich etwas verändert gefunden, Du mußt dem Kummer nicht zu sehr nachhängen. Ich hoffe die Berliner Reise, wird Dich aufheitern. Ich wünschte auch, Du hörtest das Krieg führen auf, Frieden ist gewiß der Boden auf den Deine Natur am besten gedeyet, Du hast Dich verkannt indem Du Dich auf die andre Seite geworfen. Lebe recht wohl und schreib mir bald.
Deine
Charlotte Ernst
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