• August Wilhelm von Schlegel to Sophie Bernhardi

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Berlin · Date: 14.08.1801
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Sophie Bernhardi
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 14.08.1801
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 127‒128.
  • Incipit: „[1] Jena d. 14 Aug [180]1
    Bernhardi wird Ihnen bezeugt haben, wertheste Freundin, wie heldenmüthig ich mich aus seinen Armen in die [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-37222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.9,Nr.94
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 11,5 cm
[1] Jena d. 14 Aug [180]1
Bernhardi wird Ihnen bezeugt haben, wertheste Freundin, wie heldenmüthig ich mich aus seinen Armen in die Regulus-Tonne des Postwagens begeben habe. Es ist mir, bis auf die etwas platte und geschwätzige Gesellschaft leidlich darin ergangen. In Halle nahm ich sogleich Extrapost, und kam Dienstag Nachmittag hier an. Wenn ich nicht in der Nacht zwischen Halle und Merseburg durch das ausgetretne Wasser und dann durch die Zögerung einer Fähre wäre aufgehalten worden, hätte meine Reise schon Dienstags Vormittag vollbracht seyn müssen. Carolinen fand ich leider im Bette und schon seit vierzehn Tagen krank. Indessen hat das Fieber sie nun verlassen, sie ist auf der Besserung und erhohlt sich schnell wieder. Die übrigen vier liebenswürdigen Frauenzimmer befinden sich wohl, sind über die mitgebrachten Sachen sehr erfreut gewesen, und Ihnen für die geschmackvolle Auswahl sehr dankbar.
Ich dachte Ihnen heute schon mit rechter Ruhe schreiben zu können, allein die Zeit ist mir unter nothwendigen Besuchen hingegangen, und Sie müssen schon mit einigen flüchtigen Zeilen vorlieb nehmen. Diese Tage habe ich nach der Erhohlung von der ersten Müdig[2]keit mit Kramen in meinen Papieren und Büchern und dann mit freundschaftlichen Gesprächen hingebracht, ohne noch zu einer andern Beschäftigung kommen zu können. Daß ich das wichtigste nicht versäume, so hat Humboldt grade heute vor acht Tagen einen Besuch bey Carolinen gemacht und gemeldet, Fr. Tieck folge ihm auf dem Fuße nach. Die Ursache seiner verzögerten Abreise von Paris, sey die kurz zuvor geschehene Eröffnung des Italiänischen Salons, den er noch habe studiren wollen. Er habe Bestellung zu Arbeiten im neuen Weimarschen Schlosse bekommen, die er wohl gleich würde vornehmen müssen. Humboldt bezweifelte daher daß er für jetzt nach Berlin kommen würde.
Sagen Sie Buri oder Hummel, wenn Sie einen von ihnen sehen, ich hätte noch nicht nach Weimar gehen können, um die Zeichnungen vorzuweisen, weil Goethe bis jetzt nicht zurück und Meyer ihm entgegengereist sey. – Auch Schiller ist vor wenigen Tagen nach Dresden gegangen.
Meinen Bruder habe ich in diesen Tagen [3] viel gesehen, wir haben alle unsre Arbeiten durchgesprochen. Morgen reist er nach Franken ab, um Mad. V.[eit] aus dem Bade abzuhohlen: er wird nur acht Tage ausbleiben. – Ich fand ihn ganz allein, und wir konnten desto ungestörter mit einander seyn.
Sollte Frölich das Exemplar vom Shakspeare bis zum 6ten Bande für Buri noch nicht geschickt haben, so bestellen Sie es bis auf den 1ten und 2ten Band ab. Von allen folgenden habe ich noch Exemplare vorgefunden, die ich gelegentlich schicken oder selbst mitbringen kann.
Grüßen Sie Bernhardi herzlich; ich hoffe recht auf einen Brief von Ihnen, da Sie vermuthlich so gütig seyn werden die für mich eingelaufnen Briefe mit einigen Zeilen zu begleiten. Geben Sie mir besonders recht ausführliche Nachrichten von Ihrer Gesundheit; wie das Isländische Moos, der Sago und die Chokolate anschlagen. Lassen Sie mich Sie beschwören, nicht soviel Thee mehr zu trinken. Hier im Hause ist er wegen seiner schwächenden Eigenschaft ganz abgeschafft. Wenigstens trinken Sie ihn nicht, ohne [4] ein Ey darin aufzulösen. Warme Bäder sollten Sie auch gebrauchen, das ist doch eine vortreffliche Sache; ich habe hier schon ein paar genommen. Bitte, bitte, schonen Sie sich recht sorgfältig.
Was macht denn die Intrigue-Komödie? Wenn Ihre Lust dazu wieder erwacht ist so ließe sich der so nahe Termin der Einsendung (Mitte September) wohl um etwas verlängern, indem ich es bey Goethe bevorwortete.
Lebt recht wohl, lieben Freunde, ich bin in Gedanken immer noch bey euch.
Verzeihen Sie die Dürftigkeit dieses Briefes. Die Augen fallen mir vor Müdigkeit zu.
Ganz Ihr
A. W. Schlegel

Caroline läßt schönstens grüßen.
[1] Jena d. 14 Aug [180]1
Bernhardi wird Ihnen bezeugt haben, wertheste Freundin, wie heldenmüthig ich mich aus seinen Armen in die Regulus-Tonne des Postwagens begeben habe. Es ist mir, bis auf die etwas platte und geschwätzige Gesellschaft leidlich darin ergangen. In Halle nahm ich sogleich Extrapost, und kam Dienstag Nachmittag hier an. Wenn ich nicht in der Nacht zwischen Halle und Merseburg durch das ausgetretne Wasser und dann durch die Zögerung einer Fähre wäre aufgehalten worden, hätte meine Reise schon Dienstags Vormittag vollbracht seyn müssen. Carolinen fand ich leider im Bette und schon seit vierzehn Tagen krank. Indessen hat das Fieber sie nun verlassen, sie ist auf der Besserung und erhohlt sich schnell wieder. Die übrigen vier liebenswürdigen Frauenzimmer befinden sich wohl, sind über die mitgebrachten Sachen sehr erfreut gewesen, und Ihnen für die geschmackvolle Auswahl sehr dankbar.
Ich dachte Ihnen heute schon mit rechter Ruhe schreiben zu können, allein die Zeit ist mir unter nothwendigen Besuchen hingegangen, und Sie müssen schon mit einigen flüchtigen Zeilen vorlieb nehmen. Diese Tage habe ich nach der Erhohlung von der ersten Müdig[2]keit mit Kramen in meinen Papieren und Büchern und dann mit freundschaftlichen Gesprächen hingebracht, ohne noch zu einer andern Beschäftigung kommen zu können. Daß ich das wichtigste nicht versäume, so hat Humboldt grade heute vor acht Tagen einen Besuch bey Carolinen gemacht und gemeldet, Fr. Tieck folge ihm auf dem Fuße nach. Die Ursache seiner verzögerten Abreise von Paris, sey die kurz zuvor geschehene Eröffnung des Italiänischen Salons, den er noch habe studiren wollen. Er habe Bestellung zu Arbeiten im neuen Weimarschen Schlosse bekommen, die er wohl gleich würde vornehmen müssen. Humboldt bezweifelte daher daß er für jetzt nach Berlin kommen würde.
Sagen Sie Buri oder Hummel, wenn Sie einen von ihnen sehen, ich hätte noch nicht nach Weimar gehen können, um die Zeichnungen vorzuweisen, weil Goethe bis jetzt nicht zurück und Meyer ihm entgegengereist sey. – Auch Schiller ist vor wenigen Tagen nach Dresden gegangen.
Meinen Bruder habe ich in diesen Tagen [3] viel gesehen, wir haben alle unsre Arbeiten durchgesprochen. Morgen reist er nach Franken ab, um Mad. V.[eit] aus dem Bade abzuhohlen: er wird nur acht Tage ausbleiben. – Ich fand ihn ganz allein, und wir konnten desto ungestörter mit einander seyn.
Sollte Frölich das Exemplar vom Shakspeare bis zum 6ten Bande für Buri noch nicht geschickt haben, so bestellen Sie es bis auf den 1ten und 2ten Band ab. Von allen folgenden habe ich noch Exemplare vorgefunden, die ich gelegentlich schicken oder selbst mitbringen kann.
Grüßen Sie Bernhardi herzlich; ich hoffe recht auf einen Brief von Ihnen, da Sie vermuthlich so gütig seyn werden die für mich eingelaufnen Briefe mit einigen Zeilen zu begleiten. Geben Sie mir besonders recht ausführliche Nachrichten von Ihrer Gesundheit; wie das Isländische Moos, der Sago und die Chokolate anschlagen. Lassen Sie mich Sie beschwören, nicht soviel Thee mehr zu trinken. Hier im Hause ist er wegen seiner schwächenden Eigenschaft ganz abgeschafft. Wenigstens trinken Sie ihn nicht, ohne [4] ein Ey darin aufzulösen. Warme Bäder sollten Sie auch gebrauchen, das ist doch eine vortreffliche Sache; ich habe hier schon ein paar genommen. Bitte, bitte, schonen Sie sich recht sorgfältig.
Was macht denn die Intrigue-Komödie? Wenn Ihre Lust dazu wieder erwacht ist so ließe sich der so nahe Termin der Einsendung (Mitte September) wohl um etwas verlängern, indem ich es bey Goethe bevorwortete.
Lebt recht wohl, lieben Freunde, ich bin in Gedanken immer noch bey euch.
Verzeihen Sie die Dürftigkeit dieses Briefes. Die Augen fallen mir vor Müdigkeit zu.
Ganz Ihr
A. W. Schlegel

Caroline läßt schönstens grüßen.
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