• August Wilhelm von Schlegel to Wilhelm Körte

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Halberstadt · Date: 15.11.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Wilhelm Körte
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Halberstadt
  • Date: 15.11.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 177‒178.
  • Incipit: „[1] Berlin d. 15 Nov. 1803
    Entschuldigen Sie es gütigst, mein werthester Herr und Freund, daß ich Ihnen einige Wochen die Antwort [...]“
    Manuscript
  • Provider: Freies Deutsches Hochstift, Frankfurt am Main
  • Classification Number: Hs-17302
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 8°
[1] Berlin d. 15 Nov. 1803
Entschuldigen Sie es gütigst, mein werthester Herr und Freund, daß ich Ihnen einige Wochen die Antwort auf Ihren herzlichen Brief habe schuldig bleiben müssen. Ich war eben auf dem Lande, als er nebst dem Packete ankam, und bey meiner Zurückkunft in die Stadt fand ich so viel dringende Arbeit vor, daß ich gegen meinen Willen ein paar Posttage habe versäumen müssen. Ihre Zeilen vom 7ten Nov. haben es mir von neuem dringend gemacht, Ihnen den richtigen Empfang meiner Hefte zu melden, welches ich denn hiemit thue und Ihnen zugleich danke, daß Sie sie so gut in Acht genommen haben. Ich bin sehr erfreut, wenn Sie Befriedigung darin fanden: vieles ist doch nur erster Entwurf und muß noch strenger durchgearbeitet werden. Die Lücken thun mir sehr leid, ich habe bis [2] jetzt noch nicht dazu kommen können sie auszufüllen. Übrigens haben Sie alles gehabt was irgend in meinen Papieren ist. Eine Abschrift der übersetzten Proben aus den Griechischen Dichtern will ich Ihnen gern verfertigen lassen, wenn Sie es wünschen. Über die Metrik mußte ich mich kurz fassen, was ich gesagt, schien vielleicht manchen Zuhörern, denen es wegen Mangels an Vorkenntnissen trocken und unverständlich war, schon zu viel. Für die Lehre von der Quantität ist doch Voß der beste Führer, der es aber in seiner Schrift über die Zeitmessung den Lesern gar nicht leicht macht. Meine Ansicht von der Behandlung der gereimten Sylbenmaße ist aber ganz von der seinigen verschieden, ich habe sie hauptsächlich ausübend darzulegen gesucht, sowohl in eignen als übersetzten Gedichten, besonders dem Spanischen Theater und den Blumensträußen. Ich hoffe daß diese für die in meinen Heften so summa[3]risch behandelte neuere Poesie eine Art Supplement abgeben können.
Jetzt bin ich nun darauf aus die Modernen näher und gründlicher zu charakterisiren, indem ich mich in meinen in wenigen Tagen zu eröffnenden Vorlesungen ausschließend damit beschäftigen werde. Ich lege Ihrem Verlangen gemäß die gedruckte Ankündigung bey, wiewohl sie wenig enthält.
Ihre Lage im Umgange bey so widersprechenden Meynungen und Denkarten um sich her, kann ich mir denken. Wenn man nur erst darüber im klaren ist, daß man nie jemanden von seiner Überzeugung abbringt, wenn er nicht freywillig der unsrigen entgegen kommt, so läßt man nachher vieles gut seyn.
Sie machen sich gewiß ein historisches Verdienst, um die vergangne Epoche unsrer Literatur, wenn Sie recht viel, besonders was Correspondez und dergleichen [4] ist, herausgeben, wie Sie schon mit den Kleistschen Sachen angefangen haben. Ich wünsche Ihnen Geduld und guten Humor bey dieser Arbeit, und den besten äußerlichen Fortgang, da dieser wie Sie sagen, selbst mit der Humanität zusammenhängt, und die arme Humanität neuerdings so viel Stöße erlitten hat, daß sie unterstützt zu werden bedarf. Leben Sie recht wohl. Ich bin mit wahrer Hochachtung Ihr ergebenster
A. W. Schlegel

Altdeutsche Sachen, von deren einigen ich Ihnen die Titel aufzeichnete, haben Sie wohl immer noch nicht in Halberstadt oder dort in der Gegend aufgefunden?
[1] Berlin d. 15 Nov. 1803
Entschuldigen Sie es gütigst, mein werthester Herr und Freund, daß ich Ihnen einige Wochen die Antwort auf Ihren herzlichen Brief habe schuldig bleiben müssen. Ich war eben auf dem Lande, als er nebst dem Packete ankam, und bey meiner Zurückkunft in die Stadt fand ich so viel dringende Arbeit vor, daß ich gegen meinen Willen ein paar Posttage habe versäumen müssen. Ihre Zeilen vom 7ten Nov. haben es mir von neuem dringend gemacht, Ihnen den richtigen Empfang meiner Hefte zu melden, welches ich denn hiemit thue und Ihnen zugleich danke, daß Sie sie so gut in Acht genommen haben. Ich bin sehr erfreut, wenn Sie Befriedigung darin fanden: vieles ist doch nur erster Entwurf und muß noch strenger durchgearbeitet werden. Die Lücken thun mir sehr leid, ich habe bis [2] jetzt noch nicht dazu kommen können sie auszufüllen. Übrigens haben Sie alles gehabt was irgend in meinen Papieren ist. Eine Abschrift der übersetzten Proben aus den Griechischen Dichtern will ich Ihnen gern verfertigen lassen, wenn Sie es wünschen. Über die Metrik mußte ich mich kurz fassen, was ich gesagt, schien vielleicht manchen Zuhörern, denen es wegen Mangels an Vorkenntnissen trocken und unverständlich war, schon zu viel. Für die Lehre von der Quantität ist doch Voß der beste Führer, der es aber in seiner Schrift über die Zeitmessung den Lesern gar nicht leicht macht. Meine Ansicht von der Behandlung der gereimten Sylbenmaße ist aber ganz von der seinigen verschieden, ich habe sie hauptsächlich ausübend darzulegen gesucht, sowohl in eignen als übersetzten Gedichten, besonders dem Spanischen Theater und den Blumensträußen. Ich hoffe daß diese für die in meinen Heften so summa[3]risch behandelte neuere Poesie eine Art Supplement abgeben können.
Jetzt bin ich nun darauf aus die Modernen näher und gründlicher zu charakterisiren, indem ich mich in meinen in wenigen Tagen zu eröffnenden Vorlesungen ausschließend damit beschäftigen werde. Ich lege Ihrem Verlangen gemäß die gedruckte Ankündigung bey, wiewohl sie wenig enthält.
Ihre Lage im Umgange bey so widersprechenden Meynungen und Denkarten um sich her, kann ich mir denken. Wenn man nur erst darüber im klaren ist, daß man nie jemanden von seiner Überzeugung abbringt, wenn er nicht freywillig der unsrigen entgegen kommt, so läßt man nachher vieles gut seyn.
Sie machen sich gewiß ein historisches Verdienst, um die vergangne Epoche unsrer Literatur, wenn Sie recht viel, besonders was Correspondez und dergleichen [4] ist, herausgeben, wie Sie schon mit den Kleistschen Sachen angefangen haben. Ich wünsche Ihnen Geduld und guten Humor bey dieser Arbeit, und den besten äußerlichen Fortgang, da dieser wie Sie sagen, selbst mit der Humanität zusammenhängt, und die arme Humanität neuerdings so viel Stöße erlitten hat, daß sie unterstützt zu werden bedarf. Leben Sie recht wohl. Ich bin mit wahrer Hochachtung Ihr ergebenster
A. W. Schlegel

Altdeutsche Sachen, von deren einigen ich Ihnen die Titel aufzeichnete, haben Sie wohl immer noch nicht in Halberstadt oder dort in der Gegend aufgefunden?
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