• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: München · Place of Destination: Unknown · Date: 28.06.1811
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: München
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: 28.06.1811
  • Typ: Deutsche Übersetzung
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 226–227.
  • Incipit: „München, Freitag Morgen [28. Juni 1811]
    Ich komme hier soeben an und fahre sofort weiter; von Ulm bin ich in 23 [...]“
    Language
  • German
München, Freitag Morgen [28. Juni 1811]
Ich komme hier soeben an und fahre sofort weiter; von Ulm bin ich in 23 Stunden hierhergekommen, natürlich mit einem Pferdewechsel in Augsburg. Mit den Kutschern bin ich sehr zufrieden; sie fahren viel schneller als die Schweizer und sind bedeutend billiger. Ich werde mir erlauben, mich heute nacht einige Stunden zu Bett zu legen, morgen abend bin ich in Braunau, wo ich wieder die Post nehme. Dann bin ich am folgenden Morgen an der österreichischen Grenze, die augenblicklich um drei Posten zurückliegt. Von dort sind es noch bis Wien sechzehn Posten. Ich denke, die Strecke in einem Zuge zurückzulegen.
Ich hätte große Lust, mir in Wien einen kleinen Wagen zu kaufen, um ihn in der Schweiz dann wieder zu verkaufen. Wenn Eugène mir darüber Bescheid schreiben und mich an zuverlässige Leute verweisen könnte, wäre ich ihm sehr verbunden.
Ich vergaß, Ihnen zu schreiben, daß ich mit Schraut über den Ankauf von Grundstücken gesprochen habe. Er sagte mir, daß man bis jetzt nur zum Verkauf kirchlicher Gebäude in der Hauptstadt geschritten sei und daß er sich nicht auf die Verwaltung von Grundstücken verstände, aber es hatte nicht den Anschein, als ob er die geringste Schwierigkeit dabei sähe.
Ich habe nicht gefunden, daß die Grenze Deutschlands, über die ich gekommen bin, der Schilderung von Hrn. B. C. [Benjamin Constant] entspricht. An der Rheingrenze kann das natürlich ganz anders sein. Im Badischen hörte man nichts von Wegelagerern. Dort bin ich des Nachts ganz sicher gereist. Im Württembergischen, wie in der Umgebung Frankfurts, sind in der Tat ein paar Reisende ausgeplündert worden. Auch habe ich keinen Einfluß fremder Sitten gespürt, höchstens vielleicht beim Militär. Im übrigen scheint mir das Volk in seiner Gesinnung durchaus einhellig: sie sehnen sich nach dem alten Zustand zurück.
Hier in München habe ich mich mit Banknoten versehen, weil man mir versicherte, daß sie an der Grenze teuerer sind. In Ulm gab es sie nicht. Ich habe für drei Louis zwei Pfennige gekauft.
Erst gestern habe ich zu meinem größten Schrecken gemerkt, daß der Monat Juni nur dreißig Tage hat; die ganze Zeit hatte ich mit einunddreißig gerechnet. So werde ich dann erst am Abend vor dem festgesetzten Tage ankommen. Tausendmal Lebewohl.
München, Freitag Morgen [28. Juni 1811]
Ich komme hier soeben an und fahre sofort weiter; von Ulm bin ich in 23 Stunden hierhergekommen, natürlich mit einem Pferdewechsel in Augsburg. Mit den Kutschern bin ich sehr zufrieden; sie fahren viel schneller als die Schweizer und sind bedeutend billiger. Ich werde mir erlauben, mich heute nacht einige Stunden zu Bett zu legen, morgen abend bin ich in Braunau, wo ich wieder die Post nehme. Dann bin ich am folgenden Morgen an der österreichischen Grenze, die augenblicklich um drei Posten zurückliegt. Von dort sind es noch bis Wien sechzehn Posten. Ich denke, die Strecke in einem Zuge zurückzulegen.
Ich hätte große Lust, mir in Wien einen kleinen Wagen zu kaufen, um ihn in der Schweiz dann wieder zu verkaufen. Wenn Eugène mir darüber Bescheid schreiben und mich an zuverlässige Leute verweisen könnte, wäre ich ihm sehr verbunden.
Ich vergaß, Ihnen zu schreiben, daß ich mit Schraut über den Ankauf von Grundstücken gesprochen habe. Er sagte mir, daß man bis jetzt nur zum Verkauf kirchlicher Gebäude in der Hauptstadt geschritten sei und daß er sich nicht auf die Verwaltung von Grundstücken verstände, aber es hatte nicht den Anschein, als ob er die geringste Schwierigkeit dabei sähe.
Ich habe nicht gefunden, daß die Grenze Deutschlands, über die ich gekommen bin, der Schilderung von Hrn. B. C. [Benjamin Constant] entspricht. An der Rheingrenze kann das natürlich ganz anders sein. Im Badischen hörte man nichts von Wegelagerern. Dort bin ich des Nachts ganz sicher gereist. Im Württembergischen, wie in der Umgebung Frankfurts, sind in der Tat ein paar Reisende ausgeplündert worden. Auch habe ich keinen Einfluß fremder Sitten gespürt, höchstens vielleicht beim Militär. Im übrigen scheint mir das Volk in seiner Gesinnung durchaus einhellig: sie sehnen sich nach dem alten Zustand zurück.
Hier in München habe ich mich mit Banknoten versehen, weil man mir versicherte, daß sie an der Grenze teuerer sind. In Ulm gab es sie nicht. Ich habe für drei Louis zwei Pfennige gekauft.
Erst gestern habe ich zu meinem größten Schrecken gemerkt, daß der Monat Juni nur dreißig Tage hat; die ganze Zeit hatte ich mit einunddreißig gerechnet. So werde ich dann erst am Abend vor dem festgesetzten Tage ankommen. Tausendmal Lebewohl.
· Original , 28.06.1811
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 295‒296.
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