• Karl von Hardenberg an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Unterzell (Zell, Main) · Empfangsort: Genf · Datum: 27.04.1811
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: Karl von Hardenberg
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Unterzell (Zell, Main)
  • Empfangsort: Genf
  • Datum: 27.04.1811
  • Anmerkung: Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliographische Angabe: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 268.
  • Incipit: „[1] Unterzell bey Würzburg d. 27ten April 1811
    Geliebter Freund
    Ihre Liebe und theilnehmende Freundschaft wird mit mir weinen, wenn Sie erfahren, daß [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33798
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.10,Nr.13
  • Blatt-/Seitenzahl: 2S., hs. m. U.
  • Format: 23,6 x 18,9 cm
    Sprache
  • Deutsch
[1] Unterzell bey Würzburg d. 27ten April 1811
Geliebter Freund
Ihre Liebe und theilnehmende Freundschaft wird mit mir weinen, wenn Sie erfahren, daß ich seit 4 Wochen Wittwer bin. – Meine geliebte Frau ward seit länger als 1 Jahre sehr krank; wir reißten im vorigen Sommer am Rhein, aber weder Bäder, noch milderes Clima vermochten einer höchst seltsamen Krankheit Einhalt zu thun; – Im Winter waren wir in Meiningen; – Am 2ten Febr. nahm uns Gott unsern jüngsten Sohn Carl, an seinem 2ten Geburtstag; – es war ein ganz gesundes Kind. – Seit diesem Augenblik ward meine Frau immer kränker, und nach unsäglichen Leiden gab sie am 30sten März früh 6 Uhr ihren Geist in die Hände ihres Erlösers; – Sie starb als eine fromme ganz Gottergebene Christin. – Jetzt bin ich mit meinen 2 Kindern hier, und gelobt sey Gott, daß [2] ich weiß wo der wahre Frieden wohnet; – Nur dies Allein giebt mir Trost, und Muth; – Ja, mein geliebter Freund, in dem Schooße unserer Kirche findet man Allein den Frieden, der höher ist, als alle Vernunft; – Jezt wäre ich ohne diese Hülfe einsam, und verlassen, und trostlos; – Mit diesem Beystand bin ich doch meist ruhig, und der Herr hilft mir ein Creuz tragen, was ohne ihm mich zu Boden gedrükt hätte. – Beynahe 10 der glüklichsten Jahre habe ich verlebt; – dem Herrn sei Ehre und Preis dafür! – Noch mehr, daß er mir die Augen geöffnet, und für eine Ewigkeit geschliffen hat! – Wie geht es Ihnen, mein geliebter Freund? – Wo wohnen und sind Sie? – Hat man eine Hoffnung Sie wieder zu sehen? – Leben Sie wohl; – Empfelen Sie mich Fr. v. Stael; – Von Friedrich weiß ich lange Nichts; – Lassen Sie uns nicht ganz getrennt werden; – Gott mit uns!
Ihr treuer Freund
Carl v. Hardenberg
[1] Unterzell bey Würzburg d. 27ten April 1811
Geliebter Freund
Ihre Liebe und theilnehmende Freundschaft wird mit mir weinen, wenn Sie erfahren, daß ich seit 4 Wochen Wittwer bin. – Meine geliebte Frau ward seit länger als 1 Jahre sehr krank; wir reißten im vorigen Sommer am Rhein, aber weder Bäder, noch milderes Clima vermochten einer höchst seltsamen Krankheit Einhalt zu thun; – Im Winter waren wir in Meiningen; – Am 2ten Febr. nahm uns Gott unsern jüngsten Sohn Carl, an seinem 2ten Geburtstag; – es war ein ganz gesundes Kind. – Seit diesem Augenblik ward meine Frau immer kränker, und nach unsäglichen Leiden gab sie am 30sten März früh 6 Uhr ihren Geist in die Hände ihres Erlösers; – Sie starb als eine fromme ganz Gottergebene Christin. – Jetzt bin ich mit meinen 2 Kindern hier, und gelobt sey Gott, daß [2] ich weiß wo der wahre Frieden wohnet; – Nur dies Allein giebt mir Trost, und Muth; – Ja, mein geliebter Freund, in dem Schooße unserer Kirche findet man Allein den Frieden, der höher ist, als alle Vernunft; – Jezt wäre ich ohne diese Hülfe einsam, und verlassen, und trostlos; – Mit diesem Beystand bin ich doch meist ruhig, und der Herr hilft mir ein Creuz tragen, was ohne ihm mich zu Boden gedrükt hätte. – Beynahe 10 der glüklichsten Jahre habe ich verlebt; – dem Herrn sei Ehre und Preis dafür! – Noch mehr, daß er mir die Augen geöffnet, und für eine Ewigkeit geschliffen hat! – Wie geht es Ihnen, mein geliebter Freund? – Wo wohnen und sind Sie? – Hat man eine Hoffnung Sie wieder zu sehen? – Leben Sie wohl; – Empfelen Sie mich Fr. v. Stael; – Von Friedrich weiß ich lange Nichts; – Lassen Sie uns nicht ganz getrennt werden; – Gott mit uns!
Ihr treuer Freund
Carl v. Hardenberg
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