Liebe Freundin!
Ich schreibe Ihnen gleich im ersten Augenblick nach meiner Ankunft. Hitze und Stöße haben mir sehr wenig zugesetzt, aber hier bin ich schon in großer Verlegenheit, denn infolge der beschränkten Postverbindungen in diesem Lande habe ich hier Aufenthalt. Die Post nach Zürich und Schaffhausen fährt zwei Stunden nach der Ankunft des Wagens von Lausanne ab, also schon in einer Stunde. Daher kann ich sie nicht benutzen. Die nächste Post geht aber erst wieder am Sonntag zwölf Uhr. Die Post nach Solothurn fährt ebenfalls in diesem Augenblick; aber ich habe noch nicht einmal in Erfahrung bringen können, ob Herr von Schr[aut] hier oder dort ist. Sie kommt auf demselben Wege zurück und führt also zu nichts. Weitere Verbindungen nach dort gibt es nicht. Ich muß daher einen Privatwagen nehmen, wenn ich dadurch einige Zeit gewinnen kann, umso mehr, als die Post mit dem Zuschlag für mein Gepäck sehr teuer kommt. Ich habe wegen meines Koffers fast das Doppelte des gewöhnlichen Preises zahlen müssen.
Ich sprach einen Angestellten von Herrn Demolin und habe meinen Paß vidimieren lassen. Viermal mußte ich meinen Namen schreiben, damit sie meine Handschrift an ihre verschiedenen Instanzen schicken können. Diese Formalität wie bei einem Wechsel kannte ich noch nicht.
Leben Sie wohl! Ich reiste in blöder kleinbürgerlicher Gesellschaft, daher kann ich Ihnen nichts Interessantes schreiben. Tausend Grüße an alle in Eile. Auch wenn ich vorgestern gefahren wäre, hätte ich die Schwierigkeit mit der Post nicht vermeiden können, denn es ist fast unmöglich, von Solothurn um zwölf Uhr schon zurück zu sein und dort seine Geschäfte in Ordnung gebracht zu haben.