• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Coppet · Date: 12. Februar 1812
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Coppet
  • Date: 12. Februar 1812
  • Typ: Deutsche Übersetzung
  • Notations: Datum sowie Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 288–289.
  • Incipit: „[Mittwoch] B[ern], den 12. Januar [statt: Februar]
    Liebe Freundin! Ich bin im Besitze Ihrer beiden Briefe, von denen der zweite soviel [...]“
    Language
  • German
[Mittwoch] B[ern], den 12. Januar [statt: Februar]
Liebe Freundin! Ich bin im Besitze Ihrer beiden Briefe, von denen der zweite soviel freundschaftlicher gehalten ist als der erste. Von Ihren unfreundlichen Anspielungen verstehe ich nichts, weil ich sie in keiner Weise verdiene.
Anbei schicke ich Ihnen einige Anmerkungen zu dem Artikel über Camoëns – Sie werden in ihnen wenigstens meinen guten Willen sehen; ich mußte mich ganz auf mein Gedächtnis verlassen, und es ist schon lange her, daß ich mich mit dem Dichter beschäftigt habe.
Den Calderon-Artikel übernehme ich nicht – in acht Tagen kann ich nichts Gutes schreiben – und im übrigen freue ich mich, wenn der Artikel schlecht ist.
Alles, was Frau N[ecker von Saussure] vorschlägt, ist ausgezeichnet, und ich bin ihr sehr dankbar. Ich werde ihr an einem dieser Tage noch im einzelnen schreiben.
Ein Herr von Watteville – ich weiß nicht, wie er sich sonst noch nennt, aber er ist Grundbesitzer im Waadtland – hat sich mit großem Interesse nach Ihrem Prozeß erkundigt und sehr bedauert – was er mir persönlich sagte–, daß Sie nicht Herrn Hangard an Stelle von Herrn Secrétan als Rechtsanwalt genommen hätten.
Vorgestern abend erhielten die bayrischen Offiziere, die hier in Urlaub weilten, und von denen mehrere damit rechneten, noch einige Monate bei ihrer Familie bleiben zu können, den Befehl, unverzüglich zu ihren Regimentern zu stoßen, die sich in Bewegung setzen sollen. Es wurde ihnen anbefohlen, Tag und Nacht zu fahren, um so schnell wie möglich an ihrem Bestimmungsort anzukommen. Das ist nun einmal eine zuverlässig bezeugte Tatsache, aus der man schließen kann, daß der Krieg im Norden kurz vor dem Ausbruch steht.
Ich habe keine Nachrichten über den augenblicklichen Zustand des Weges, für den Ihr deutscher Reisender sich interessiert. Im Gebirge muß noch leidlich viel Schnee liegen, da nach Nachrichten aus Deutschland der Winter überall streng war. Aber es sind da einige unangenehme Wegstrecken beim Eintritt in und beim Austritt aus dem Gebirge – wenn man Furcht vor Abgründen hat, geht man am besten ein Stück des Weges zu Fuß. Der größte Teil des Reiseweges liegt aber in der Ebene und sollte doch zu allen Jahreszeiten gut sein.
Sie machen Friedrich den Vorwurf, er schreibe nichts über das, was Sie am meisten interessiere. Der Grund ist einfach der, daß er nichts Neues zu berichten weiß. Hätten sich die Verhältnisse, die ich mit ihm den Sommer über habe beobachten können, im geringsten verändert, so würde ich von ihm Nachricht haben.
Nach dem, was mir Herr von Olvie sagte, bleibt der bayrische Kronprinz den Winter über in München.
Ich war noch nicht bei Herrn Guyot – ich bitte Sie um Entschuldigung, wenn ich Ihnen Ärger verursacht habe.
Die Abhandlungen, die ich an Zeitschriften gebe und von denen Sie mir abraten, sind Vorbereitungen zu größeren Arbeiten. Im übrigen ist jetzt genug über das Mittelalter geredet worden – jetzt muß es beschrieben werden, und das kann man nur, wenn man Einzelheiten darstellt.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin. Ihre Kinder schreiben mir nicht, wiewohl sie mir Briefe schulden.
Ich weiß absolut nicht, was aus den Schillerschen Trauerspielen geworden ist – vielleicht hat sie jemand in meiner Abwesenheit ausgeliehen.
[Mittwoch] B[ern], den 12. Januar [statt: Februar]
Liebe Freundin! Ich bin im Besitze Ihrer beiden Briefe, von denen der zweite soviel freundschaftlicher gehalten ist als der erste. Von Ihren unfreundlichen Anspielungen verstehe ich nichts, weil ich sie in keiner Weise verdiene.
Anbei schicke ich Ihnen einige Anmerkungen zu dem Artikel über Camoëns – Sie werden in ihnen wenigstens meinen guten Willen sehen; ich mußte mich ganz auf mein Gedächtnis verlassen, und es ist schon lange her, daß ich mich mit dem Dichter beschäftigt habe.
Den Calderon-Artikel übernehme ich nicht – in acht Tagen kann ich nichts Gutes schreiben – und im übrigen freue ich mich, wenn der Artikel schlecht ist.
Alles, was Frau N[ecker von Saussure] vorschlägt, ist ausgezeichnet, und ich bin ihr sehr dankbar. Ich werde ihr an einem dieser Tage noch im einzelnen schreiben.
Ein Herr von Watteville – ich weiß nicht, wie er sich sonst noch nennt, aber er ist Grundbesitzer im Waadtland – hat sich mit großem Interesse nach Ihrem Prozeß erkundigt und sehr bedauert – was er mir persönlich sagte–, daß Sie nicht Herrn Hangard an Stelle von Herrn Secrétan als Rechtsanwalt genommen hätten.
Vorgestern abend erhielten die bayrischen Offiziere, die hier in Urlaub weilten, und von denen mehrere damit rechneten, noch einige Monate bei ihrer Familie bleiben zu können, den Befehl, unverzüglich zu ihren Regimentern zu stoßen, die sich in Bewegung setzen sollen. Es wurde ihnen anbefohlen, Tag und Nacht zu fahren, um so schnell wie möglich an ihrem Bestimmungsort anzukommen. Das ist nun einmal eine zuverlässig bezeugte Tatsache, aus der man schließen kann, daß der Krieg im Norden kurz vor dem Ausbruch steht.
Ich habe keine Nachrichten über den augenblicklichen Zustand des Weges, für den Ihr deutscher Reisender sich interessiert. Im Gebirge muß noch leidlich viel Schnee liegen, da nach Nachrichten aus Deutschland der Winter überall streng war. Aber es sind da einige unangenehme Wegstrecken beim Eintritt in und beim Austritt aus dem Gebirge – wenn man Furcht vor Abgründen hat, geht man am besten ein Stück des Weges zu Fuß. Der größte Teil des Reiseweges liegt aber in der Ebene und sollte doch zu allen Jahreszeiten gut sein.
Sie machen Friedrich den Vorwurf, er schreibe nichts über das, was Sie am meisten interessiere. Der Grund ist einfach der, daß er nichts Neues zu berichten weiß. Hätten sich die Verhältnisse, die ich mit ihm den Sommer über habe beobachten können, im geringsten verändert, so würde ich von ihm Nachricht haben.
Nach dem, was mir Herr von Olvie sagte, bleibt der bayrische Kronprinz den Winter über in München.
Ich war noch nicht bei Herrn Guyot – ich bitte Sie um Entschuldigung, wenn ich Ihnen Ärger verursacht habe.
Die Abhandlungen, die ich an Zeitschriften gebe und von denen Sie mir abraten, sind Vorbereitungen zu größeren Arbeiten. Im übrigen ist jetzt genug über das Mittelalter geredet worden – jetzt muß es beschrieben werden, und das kann man nur, wenn man Einzelheiten darstellt.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin. Ihre Kinder schreiben mir nicht, wiewohl sie mir Briefe schulden.
Ich weiß absolut nicht, was aus den Schillerschen Trauerspielen geworden ist – vielleicht hat sie jemand in meiner Abwesenheit ausgeliehen.
· Original , 12. Februar [1812]
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 360‒361.
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