• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 13.09.1823
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 13.09.1823
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 44.
  • Incipit: „[1] London d. 13ten Sept. 23
    Meine liebe Marie, ich bin hier gestern Abend recht gesund und wohl angekommen. Die ganze Reise [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 67
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] London d. 13ten Sept. 23
Meine liebe Marie, ich bin hier gestern Abend recht gesund und wohl angekommen. Die ganze Reise ist sehr glücklich von Statten gegangen. Wir haben das schönste Wetter von der Welt gehabt, keinen Tropfen Regen, aber viel Staub und Regen Sonnenhitze. Ich wollte mich nicht zu stark angreifen, deswegen hat die Reise etwas länger gedauert als ich dachte: fünf Tage bis nach Calais, da habe ich mich einen halben Tag ausgeruht, in allem sieben Tage. Der Wagen hat sich auch gut gehalten, doch nicht ganz bis auf die letzt: das eine Vorderrad hatte gelitten, ich mußte es schon in Gent repariren lassen, dieß half aber nicht, und auf der letzten Post vor Calais sprang es in Stücke. Zum Glücke war es gleich vor einer kleinen Stadt, wo ich Arbeiter finden konnte: es wurde ein Pflugrad daran gesetzt, und damit konnte ich mich so bis Calais hinschleppen. Nun steht mein Wagen dort in guter Verwahrung und wird reparirt, während ich hier bleibe. Ich habe eine herrliche Überfahrt über die See gehabt, bey dem schönsten Wetter und günstigem Winde. In drey Stunden waren wir nach England hinüber. Verschiedene Passagiere, besonders Frauen, wurden Seekrank, ich bin aber nicht einen Augenblick übel gewesen. Überhaupt ist mir die Reise vortrefflich bekommen, ein Schnupfen und Heiserkeit, die ich von der Erhitzung gekriegt hatte, sind auf dem Meer wieder vergangen. Gehen Sie zu Herrn Windischmann und von Walther, machen Sie Ihnen die schönsten Grüße von mir, ich ließe Ihnen vielmals danken für alle Sorge, die sich sie für meine Gesundheit gehabt haben; hier jetzt wolle ich aber keinen andern Doctor brauchen als die Englischen Bierbrauer. Dann erzählen [2] Sie ihnen von meiner glücklichen Ankunft. Sagen Sie auch Hrn von Walther, die Lastträger des Zollhauses in Dover hätten mir zu meinem großen Leidwesen, das Fläschchen mit seiner herrlichen Arzney zerbrochen, das ganze Zollhaus hätte aromatisch darnach gerochen. Zum Glück habe ich das Recept und kann sie wieder machen lassen.
Hier in London ist nun alles vortrefflich bequem eingerichtet, noch bin ich im Gasthofe, bald werde ich aber in einem Privathause wohnen. So gut es mir aber auch geht, befinde ich mich doch nirgends so gern als zu Hause. Leben Sie tausendmal wohl, meine liebe Marie! Ich hoffe bald zu hören, daß Sie recht gesund und wohl auf sind. Wenn Briefe aus Paris kommen, die Sie an dem Stempel kennen, legen Sie sie mit ein.
AWvSchl
[1] London d. 13ten Sept. 23
Meine liebe Marie, ich bin hier gestern Abend recht gesund und wohl angekommen. Die ganze Reise ist sehr glücklich von Statten gegangen. Wir haben das schönste Wetter von der Welt gehabt, keinen Tropfen Regen, aber viel Staub und Regen Sonnenhitze. Ich wollte mich nicht zu stark angreifen, deswegen hat die Reise etwas länger gedauert als ich dachte: fünf Tage bis nach Calais, da habe ich mich einen halben Tag ausgeruht, in allem sieben Tage. Der Wagen hat sich auch gut gehalten, doch nicht ganz bis auf die letzt: das eine Vorderrad hatte gelitten, ich mußte es schon in Gent repariren lassen, dieß half aber nicht, und auf der letzten Post vor Calais sprang es in Stücke. Zum Glücke war es gleich vor einer kleinen Stadt, wo ich Arbeiter finden konnte: es wurde ein Pflugrad daran gesetzt, und damit konnte ich mich so bis Calais hinschleppen. Nun steht mein Wagen dort in guter Verwahrung und wird reparirt, während ich hier bleibe. Ich habe eine herrliche Überfahrt über die See gehabt, bey dem schönsten Wetter und günstigem Winde. In drey Stunden waren wir nach England hinüber. Verschiedene Passagiere, besonders Frauen, wurden Seekrank, ich bin aber nicht einen Augenblick übel gewesen. Überhaupt ist mir die Reise vortrefflich bekommen, ein Schnupfen und Heiserkeit, die ich von der Erhitzung gekriegt hatte, sind auf dem Meer wieder vergangen. Gehen Sie zu Herrn Windischmann und von Walther, machen Sie Ihnen die schönsten Grüße von mir, ich ließe Ihnen vielmals danken für alle Sorge, die sich sie für meine Gesundheit gehabt haben; hier jetzt wolle ich aber keinen andern Doctor brauchen als die Englischen Bierbrauer. Dann erzählen [2] Sie ihnen von meiner glücklichen Ankunft. Sagen Sie auch Hrn von Walther, die Lastträger des Zollhauses in Dover hätten mir zu meinem großen Leidwesen, das Fläschchen mit seiner herrlichen Arzney zerbrochen, das ganze Zollhaus hätte aromatisch darnach gerochen. Zum Glück habe ich das Recept und kann sie wieder machen lassen.
Hier in London ist nun alles vortrefflich bequem eingerichtet, noch bin ich im Gasthofe, bald werde ich aber in einem Privathause wohnen. So gut es mir aber auch geht, befinde ich mich doch nirgends so gern als zu Hause. Leben Sie tausendmal wohl, meine liebe Marie! Ich hoffe bald zu hören, daß Sie recht gesund und wohl auf sind. Wenn Briefe aus Paris kommen, die Sie an dem Stempel kennen, legen Sie sie mit ein.
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