den ersten Tag hatte ich gleich für eine gute Warts Frau gesorgt, weil das Mädchen und ich sie nicht allein heben konnten. Die ist anständig bezahlt worden. Das Mädchen, welches die nehmliche ist, die Sie liebster Bruder kennen, ist beynah 10 Jahr bey ihr gewesen, u hat Treu u gut bey ihr gedient. in dieser Krannkheit hat sie sich so benommen, daß ich sie Ihnen nicht genuch rühmen kann. auch nicht einmahl ist sie unwillig geworden u hat alle 3 Nächte immer mit gewacht, selbst wenn ich sie batt: sie [3] mögte sich niederlegen, blieb sie auf, u ihr Todt schmerzt sie sehr. Dis Mädchen muß belohnt werden, soll ich da von Ihnen die Erlaubniß haben, ihr nach meinen Gewißen, aus dem Nachlaß der guten Mutter daßgenige zu geben, was ich glaube daß sie verdient hat? Die Mutter hat mir öfterer gesagt: daß wenn Lotte bey ihrem Tode noch bey ihr wehre, so solle sie das Bette ehrben, worauf Lotte bisher geschlafen habe. Dazu müßte sie aber noch etwas haben, so wie auch bis Ostern Kost Geld u Lohn. Sie bester Bruder! frage ich zuerst, da Sie das Glück gehabt haben, recht viel für die Mutter getahn zu haben, so haben Sie auch die erste Stimme dabey. Lottchen werde ich auch fragen, u Moritz muß ich fragen, da dem wohl der ganze Nachlaß nach den Testamente der Seligen Tannte, zufallen wird. was die gute Mutter von einem Andennken für Karl gesagt hat, davon sage ich nichts, weil sich keine Zeihle schriftlich von ihr bisjetzt gefunden hat. Doch habe ich auch noch nichts untersugt, als ein Kästchen was sie mir noch am Neujahrs Tage zeigte, wo etwas drin läge, was nach ihren Tode gelesen werden solte, weil ich glaubte etwas über ihr Begräbniß zu finden. eine [4] alte Freundin von ihr, eine Mamsell Brücke die auch während der Krannkheit viel dagewesen ist u mir auch noch bey steht, ist hiebey gegenwärtig gewesen. auch diese alte Persohn verliehrt viel an der Mutter, so wie noch eine alte Pastorin, denen sie beyden ein kleines Jahr Geld gegeben hatte u die viel bey ihr wahren. erstere müßte auch wohl ein Andennken von der guten Mutter haben. Lotten haben wir ins Haus genommen und ich suche sie nach so angreifenden Tagen zu Stärken, da das arme Mädchen jetzt nirgends hinweis.
Die Bitte die Ihnen Karl wegen des Dahrlehns getahn hat, tuhe auch ich herzlich an Sie. es ist uns so vieles ausgeblieben, u mein guter Ma[nn] hat so große Verluste bey seiner Einnahme, daß wir oft in Sorgen sind, u ich mögte Karln so gern jetzt ohne Nahrungs Sorgen sehn, da er so durch diesen Todesfall leidet. herzlich freuet es uns beyden, daß er noch vor einigen Wochen, was er immer der Mutter gab, ihr brachte, damit die nicht drunter lit[t] ja es nicht einmahl erfuhr, wie sehr wir jetzt verliehren.
rechnen Sie es uns nicht an, wenn unsere Brief[e] Heute abgebrochen geschrieben sind, wir sin[d] beyde noch zu Erschüttert. Ach! auch S[i]e wer[den] sehr leiden! schenken Sie uns bald Nachri[cht] von Ihnen. Ihre theilnehmende Schwester Ju[lie]
[1] Ich habe der Mutter ihre ehrwürdigen weiße Haare ab[g]esc[hnitten], weil ich dachte, d[a]ß [4] dis den Gewistern angenähm sein würde