Ich habe Ihren Brief an die Mutter gelesen, worinnen Sie Ihre freundschaftliche Theilnahme auch gegen mich äusern, und ich danke Ihnen dafür recht herzlich. Ach wir haben beyde viel verlohren! Sie glauben nicht, wie sehr die Verstorbene Sie liebte, wie herzlichen Antheil sie an Ihrem Glük und an Ihrem Leid. nahm, und ich weiß es am besten, wie sehr es sie beunruhigte, daß sie bey Ihrem letzten Besuch in Hannover Spuren von tiefem Kummer auf Ihrem Gesichte bemerkte.
Daß wir uns in einer beßern Welt einst wieder zusammenfind. ist für mich ein tröstlicher, ein erhebender Gedanke Seine Welt ist mir jezt viel werther, da ich weiß, was ich da wieder finden werde. Sie sagte noch kurz vor ihrem Tode zu mir: Vergiß mich nicht: und daß sie auch mich nicht vergessen wird, dafür bürgt mir ihr Herz.
[2] Sie wünschen nähere Nachrichten von den lezten Tagen meiner seeligen Frau; die könte ich Ihnen geben, wenn ich nur stark genug wäre, den Schmerz solcher Erinnerungen auszuhalten. Ich habe an verschiedene von den Geschwistern davon angefangen, aber immer mußte ich abbrechen. Julchen wird Ihnen indessen beynahe eben soviel, ihre schönen Aeuserungen über Religion abgerechnet, meld. können, und alles was sie Ihnen meld. kann, wird Sie fühlen lassen, welche engelreine Seele aus ihrer mürben Hülle entfloh.
Lassen Sie mich die traurigen Erinnerungen verlassen. Bleiben Sie mein Freund, und empfehlen Sie mich Ihrer Caroline, und Ihrem Herrn Bruder
Ihr
ergebenster Freund
Ernst
[3] leer
[4] An
des Herrn Profeßor Schlegel
Wohlgeboren
in Braunschweig