• Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Hannover · Place of Destination: München · Date: 04.12.1807
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Johanna Christiane Erdmuthe Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Hannover
  • Place of Destination: München
  • Date: 04.12.1807
  • Notations: Absende- und Empfangsort erschlossen.
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-5
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,18,28
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23,5 x 17,6 cm
  • Incipit: „[1] den 4 ten Decembr
    1807
    Mein Lieber Sohn,
    Deinen mir sehr Lieben Brief, habe ich ohngefehr vor 4 Wochen erhalten. Er hat [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
[1] den 4 ten Decembr
1807
Mein Lieber Sohn,
Deinen mir sehr Lieben Brief, habe ich ohngefehr vor 4 Wochen erhalten. Er hat mich so erfreut, u erqvikt ja bis zu Thränen gerihrt. Was bist Du vor ein guter Sohn; Gott wird u muß Dich davor seegnen. Ich hätte schon eher wieder geschrieben. Ich bin aber unpaß geweßen, an einer Verkältung, die ich mir zu gezogen hatte, da ich im schlechten Wetter einen Besuch, in Friedrichs Angelegenheiten machen muste, Weiter unten ein Mehreres davon. Es wäre mir freylich sehr wohlthätig, wenn ich mich bey solchen Gelegenheiten könnte tragen laßen, da reichen aber meine Einkünfte dazu nicht zu. Du schriebst Du hättest Deinen Verleger in Paris auf getragen, einen Wechsel an Carln gerichtet von 10 Carolinen zu überschicken. Du vermuthetest, der Wechsel würde Ziemlich mit Deinen Briefe ein treffen, daß ist nicht geschähn, Deinen Brief habe ich schon vor 4 Wochen bekommen u den Wechsel noch nicht, also fünde ich doch nöthig Dich davon zu benachrichtigen. In Verlegenheit bin ich gottlob noch nicht gekommen, da sorge ich immer vor daß ich einen Nothfenig habe, an Carln würde ich mich auch ohne die gröste Noth nicht wenden wie du mir gerathen hattest. Der Arme Mann hat selbst seine Noth. Der hat alles 4 toppelt was ich habe aus zu gäben, dabey fast immer eine krancke Frau, u alles übel was damit verbunden ist. Die fatale u kostbare Cur wird noch immer fort gesetzt. eine Gute Wirthin ist sie durchaus nicht. Wir haben beyde Einqvartirung gehabt. Carl 2 Mann 10 Wochen, ich ein 7 Wochen auf 4erley Art Kriegssteuer, nun Cuntervucion mich die mir doch auch auf 10 r. gekommen ist. Nun ins Künftige soll Carl 1 u ein halben mann haben, ich einen halben Mann, ich aber nicht in Natura [2] sondern davor bezahlen, ich fürchte aber, diese Einrichtung die zur Erleichterung der Bürgerschafft seyn soll, wird wohl auf beständig seyn, u man wird am Ende des Monaths Rechnung bekommen. Meine Rickständige Pansion habe ich auch noch nicht bekommen, u noch gar keine Hofnung dazu. Theurer ist seit kurtzens auch vieles wieder geworden, besonders Gewirtz wahren u Wein, den ich nun freylich wenig brauche. Nun auch etwas Angenehmes. Friedrich ist entlich in sein Canonicat ein gerickt. Er hatte die Anwartschafft auf alle 4 Stifte gelüklicher Weiße hat ihm eins der Besten getroffen, nehmlich Wunstorf. Vor erst mag es wohl 200 r. jährlich tragen da er aber nicht im Lande ist, muß er die Hälfte ans Stift abgäben. Wir haben es Friedrich gemeldet, und Carl hat sich den Spaaß gemacht, ihm gleich auf den Tittel Herr Canonicuß zu nennen, nebst seiner gewöhnligen Tittel. Ich hoffe doch daß es keine Irrungen gäben wird, daß der Brief an kommen wird. beym Antritte giebt es etwas Unkosten. Carl hat gleich beym Entfang des Recripts aus der Regierung 24 r. bezahlt u will auch die übrigen ibrigen Unkosten, die sich vieleicht über 50 r. belaufen könnten, Auslegen bis zur ersten Einnahme, welche hofentlich nach einen Virteljahre kommen wird. Carl könnte es Friedrichen wohl zum Geschencke machen, wenn die Dinge so geblieben wären, so hatte Carl ein Starcke Einnahme bleibt es aber dabey daß das Jettingsche und Grubenhagensche davon ist, so verliert er viel. Moritzen muß es auch nothwendig sehr unangenehm seyn, da er unter ein ander Concistorien kömmt, unter den hisigen hatte er die besten Aus[3]sichten. Es sieht ja itzo wieder so Bund u verworen aus wie möglich, u wahrscheinlich Gar keine Hofnung zum Frieden. Daß macht mir auch etwas Sorgen, daß Ernst mit nach Pohlen hat reißen müßen, in der Schlechten Jahrszeit, u die Wege sollen fürchterlich seyn. Sein Beutel wird auch nicht viel dabey gewinen, es wierd alles Menage ein gerichtet, u Lottchen hat ihm so ein Boltzwerck gesetzt, erfrieren wird er nicht. Die guten lieben Kinder unterstitzen mich auch so viel sie können. Von Moritz habe ich noch niemals ein Groschen zur unterstitzung bekommen. ohngeachtet sie eine Erbschafft gethan haben, gewiß von 6 bis 7000 r., u sein Dienst hat sich auch um 100 r. verbeßer, durch Verbachtung des Landes. Die Herrens nehmlich der Abt, Septer Meyer sind vor einigen tagen von Hammeln zurike gekommen, den Abt hat es sehr angegriffen, er ist alt geworden. und ich glaube ganz frey sind sie doch noch nicht. Sie sind auch noch nicht auf dem Concistorien geweßen. So ist es auch mit Brandes. die Hofräthin Brandes starb unter der Zeit, da der Sohn Arest bekam. Sie hat noch gut Vermögen verlaßen. der junge Blumenbach macht hier viel Glück. Er ist schon Hofrath mit Besoldung, auch ist er sehr beliebt in Gesellschafft besonders bey den Adel. Er hat viel Witz u Talende besonders in der Mußik, er singt gut. Auch ist vor kurtzen die M Rehbergen gestorben sie ist 83 Jahr alt geworden. Seit Caroline Tot ist, hat sie bey dem Sohne [4] im Hauße gelebt, der Sohn hat sich immer recht gut gegen die Mutter benommen. Sollte es nicht möglich seyn? Daß Friedrich wieder ein mal hier ins Land kömme? da er so gute Sachen schreibt, ist er den mit Heynen außer Connexcion gekommen? Ich fange an Müthe zu werden muß also bald schließen, Meine Gesundheit ist nach meinem Alter noch immer leidlich, im April trete ich das 75te Jahr an. die Kräfte nehmen sehr ab, denn habe ich eine große Beschwerde. Ich muß ein Bruchband tragen, ich bin in Gefahr ein Nabelbruch zu kriegen. Die 10 Schwangerschafft haben meinen unter leib sehr geschwächt, u zerittet. Nun Gott der bisher half wird ferner helfen. Nun ich bin doch eine gelickliche Mutter, u daß geht mir über alles. Er freue mich bald mit einen Briefe,
Deine Dich recht zärtliche
Liebente Mutter
Schlegeln.
[1] den 4 ten Decembr
1807
Mein Lieber Sohn,
Deinen mir sehr Lieben Brief, habe ich ohngefehr vor 4 Wochen erhalten. Er hat mich so erfreut, u erqvikt ja bis zu Thränen gerihrt. Was bist Du vor ein guter Sohn; Gott wird u muß Dich davor seegnen. Ich hätte schon eher wieder geschrieben. Ich bin aber unpaß geweßen, an einer Verkältung, die ich mir zu gezogen hatte, da ich im schlechten Wetter einen Besuch, in Friedrichs Angelegenheiten machen muste, Weiter unten ein Mehreres davon. Es wäre mir freylich sehr wohlthätig, wenn ich mich bey solchen Gelegenheiten könnte tragen laßen, da reichen aber meine Einkünfte dazu nicht zu. Du schriebst Du hättest Deinen Verleger in Paris auf getragen, einen Wechsel an Carln gerichtet von 10 Carolinen zu überschicken. Du vermuthetest, der Wechsel würde Ziemlich mit Deinen Briefe ein treffen, daß ist nicht geschähn, Deinen Brief habe ich schon vor 4 Wochen bekommen u den Wechsel noch nicht, also fünde ich doch nöthig Dich davon zu benachrichtigen. In Verlegenheit bin ich gottlob noch nicht gekommen, da sorge ich immer vor daß ich einen Nothfenig habe, an Carln würde ich mich auch ohne die gröste Noth nicht wenden wie du mir gerathen hattest. Der Arme Mann hat selbst seine Noth. Der hat alles 4 toppelt was ich habe aus zu gäben, dabey fast immer eine krancke Frau, u alles übel was damit verbunden ist. Die fatale u kostbare Cur wird noch immer fort gesetzt. eine Gute Wirthin ist sie durchaus nicht. Wir haben beyde Einqvartirung gehabt. Carl 2 Mann 10 Wochen, ich ein 7 Wochen auf 4erley Art Kriegssteuer, nun Cuntervucion mich die mir doch auch auf 10 r. gekommen ist. Nun ins Künftige soll Carl 1 u ein halben mann haben, ich einen halben Mann, ich aber nicht in Natura [2] sondern davor bezahlen, ich fürchte aber, diese Einrichtung die zur Erleichterung der Bürgerschafft seyn soll, wird wohl auf beständig seyn, u man wird am Ende des Monaths Rechnung bekommen. Meine Rickständige Pansion habe ich auch noch nicht bekommen, u noch gar keine Hofnung dazu. Theurer ist seit kurtzens auch vieles wieder geworden, besonders Gewirtz wahren u Wein, den ich nun freylich wenig brauche. Nun auch etwas Angenehmes. Friedrich ist entlich in sein Canonicat ein gerickt. Er hatte die Anwartschafft auf alle 4 Stifte gelüklicher Weiße hat ihm eins der Besten getroffen, nehmlich Wunstorf. Vor erst mag es wohl 200 r. jährlich tragen da er aber nicht im Lande ist, muß er die Hälfte ans Stift abgäben. Wir haben es Friedrich gemeldet, und Carl hat sich den Spaaß gemacht, ihm gleich auf den Tittel Herr Canonicuß zu nennen, nebst seiner gewöhnligen Tittel. Ich hoffe doch daß es keine Irrungen gäben wird, daß der Brief an kommen wird. beym Antritte giebt es etwas Unkosten. Carl hat gleich beym Entfang des Recripts aus der Regierung 24 r. bezahlt u will auch die übrigen ibrigen Unkosten, die sich vieleicht über 50 r. belaufen könnten, Auslegen bis zur ersten Einnahme, welche hofentlich nach einen Virteljahre kommen wird. Carl könnte es Friedrichen wohl zum Geschencke machen, wenn die Dinge so geblieben wären, so hatte Carl ein Starcke Einnahme bleibt es aber dabey daß das Jettingsche und Grubenhagensche davon ist, so verliert er viel. Moritzen muß es auch nothwendig sehr unangenehm seyn, da er unter ein ander Concistorien kömmt, unter den hisigen hatte er die besten Aus[3]sichten. Es sieht ja itzo wieder so Bund u verworen aus wie möglich, u wahrscheinlich Gar keine Hofnung zum Frieden. Daß macht mir auch etwas Sorgen, daß Ernst mit nach Pohlen hat reißen müßen, in der Schlechten Jahrszeit, u die Wege sollen fürchterlich seyn. Sein Beutel wird auch nicht viel dabey gewinen, es wierd alles Menage ein gerichtet, u Lottchen hat ihm so ein Boltzwerck gesetzt, erfrieren wird er nicht. Die guten lieben Kinder unterstitzen mich auch so viel sie können. Von Moritz habe ich noch niemals ein Groschen zur unterstitzung bekommen. ohngeachtet sie eine Erbschafft gethan haben, gewiß von 6 bis 7000 r., u sein Dienst hat sich auch um 100 r. verbeßer, durch Verbachtung des Landes. Die Herrens nehmlich der Abt, Septer Meyer sind vor einigen tagen von Hammeln zurike gekommen, den Abt hat es sehr angegriffen, er ist alt geworden. und ich glaube ganz frey sind sie doch noch nicht. Sie sind auch noch nicht auf dem Concistorien geweßen. So ist es auch mit Brandes. die Hofräthin Brandes starb unter der Zeit, da der Sohn Arest bekam. Sie hat noch gut Vermögen verlaßen. der junge Blumenbach macht hier viel Glück. Er ist schon Hofrath mit Besoldung, auch ist er sehr beliebt in Gesellschafft besonders bey den Adel. Er hat viel Witz u Talende besonders in der Mußik, er singt gut. Auch ist vor kurtzen die M Rehbergen gestorben sie ist 83 Jahr alt geworden. Seit Caroline Tot ist, hat sie bey dem Sohne [4] im Hauße gelebt, der Sohn hat sich immer recht gut gegen die Mutter benommen. Sollte es nicht möglich seyn? Daß Friedrich wieder ein mal hier ins Land kömme? da er so gute Sachen schreibt, ist er den mit Heynen außer Connexcion gekommen? Ich fange an Müthe zu werden muß also bald schließen, Meine Gesundheit ist nach meinem Alter noch immer leidlich, im April trete ich das 75te Jahr an. die Kräfte nehmen sehr ab, denn habe ich eine große Beschwerde. Ich muß ein Bruchband tragen, ich bin in Gefahr ein Nabelbruch zu kriegen. Die 10 Schwangerschafft haben meinen unter leib sehr geschwächt, u zerittet. Nun Gott der bisher half wird ferner helfen. Nun ich bin doch eine gelickliche Mutter, u daß geht mir über alles. Er freue mich bald mit einen Briefe,
Deine Dich recht zärtliche
Liebente Mutter
Schlegeln.
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