• August Wilhelm von Schlegel to Wilhelm Gottlieb Becker

  • Place of Dispatch: Jena · Place of Destination: Dresden · Date: 01.12.1796
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Wilhelm Gottlieb Becker
  • Place of Dispatch: Jena
  • Place of Destination: Dresden
  • Date: 01.12.1796
    Manuscript
  • Provider: Deutsches Literaturarchiv Marbach
  • Classification Number: B:Schlegel, August Wilhelm 62.188
  • Number of Pages: 4. S., hs. m. U. u. Siegel
  • Format: 8°
  • Incipit: „[1] Jena d. 1 Dec. 1796
    Werthester Freund!
    Ihren freundschaftlichen Brief hat Hr Doktor Vater die Güte h gehabt, mir zu überbringen. [...]“
    Language
  • German
    Editors
  • Bamberg, Claudia
  • Varwig, Olivia
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[1] Jena d. 1 Dec. 1796
Werthester Freund!
Ihren freundschaftlichen Brief hat Hr Doktor Vater die Güte h gehabt, mir zu überbringen. Ich hätte ihn schon eher beantwortet, wenn ich nicht zugleich die Ausrichtung Ihres Auftrages an Madame Mereau hätte melden wollen, und diese zu sprechen fand ich nicht sogleich Gelegehneit. Doch davon nachher. Ich habe es mehr als Sie zu beklagen, daß Ihre Unpäßlichkeit und Ihre Reise mich Ihren Umgang in Dresden so wenig genießen ließen. Vielleicht habe ich Gelegenheit nächsten Frühling meinen Schaden wieder einzubringen, und alsdann hofft meine Gattin auch Ihre Bekanntschaft zu machen. Bis dahin läßt sie sich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin unbekannter Weise bestens empfehlen.
Das Honorar für die Fragmente aus dem Dante habe ich richtig empfangen, und bin Ihnen sehr verbunden dafür. Ich glaubte nicht, daß Sie davon Gebrauch machen würden, und nur in dieser Voraussetzung ließ ich mir das Manuskript zurück erbitten, weil ich keine andre Abschrift davon besaß. Hätte ich gewußt, daß Sie dieselben in die [2] Erhohlungen einrücken würden, so hätte ich gern eine kleine Einleitung zu jedem Fragmente geschrieben, um den Nichtkenner des Dante in Ansehung des Zusammenhanges zu Hülfe zu kommen. Es ist mir recht lieb, daß diese Übersetzungen jetzt erscheinen, da ich vermuthlich noch die nicht so bald an die Ausführung des ganzen Werks komme. Ich bin jetzt sehr mit dem Shakespeare beschäftigt, von dem wie ich hoffe der erste Theil noch auf Ostern erscheinen soll.
Durch das Taschenbuch und das 3te Stück der Erhohlungen haben Sie mir ein angenehmes Geschenk gemacht. Bey den letzten ist mirs besonders aufgefallen, daß alle Beyträge von rühmlich bekannten Schriftstellern herrühren. Bey einer solchen Wahl, die nur durch so ausgebreitete litterarische Verbindungen wie die Ihrigen, möglich wird, kann es Ihnen an der Fortdauer eines ausgezeichneten Beyfalls nicht fehlen.
Mein Urtheil über Hrn Tiedgeʼns Episteln werden Sie im Oktober der Allg. Litt. Zeitung finden, wenn es Sie interessiren kann. Ich schmeichle mir, daß es mit dem Ihrigen übereinstimmt, und daß auch Hr Tiedge selbst damit zufrieden seyn wird.
Madame Mereau hat mir nicht zuverläßig, sondern [3] unter dem Vorbehalt, wenn sie etwas hätte, Beyträge zu Ihrem Taschenbuche auf 1798 angebo versprochen. Zugleich hat sie sich auch geneigt geäußert, prosaische oder poëtische Aufsätze zu den Erhohlungen beyzutragen. Sie läßt anfragen: ob Ihnen einige Briefe der Ninon de Lʼênclos, die sie übersetzt, willkommen seyn würden? – Ich denke, es wird am besten seyn, wenn Sie ihr nun selbst schreiben, was für Aufsätze Sie vorzüglich von Ihr wünschen, Ich kenne und welche Bedingungen Sie ihr dafür machen können. Ich kenne sie nur aus ihren Gedichten, sie hat aber auch einen kleinen Roman Das Blüthenalter der Empfindung geschrieben, und ist i[m Um]gange eine sehr artige Frau.
Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Ganz der Ihrige
AWSchlegel
Viele Empfehlungen von meinem Bruder, der diesen Winter hier bleiben wird, und ein Mitglied unsres häuslichen Cirkels ausmacht.
[4] An Herrn
Herrn W. G. Becker
Professor und Inspektor
der Antiken Wohlgeb.
in
Dresden
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[1] Jena d. 1 Dec. 1796
Werthester Freund!
Ihren freundschaftlichen Brief hat Hr Doktor Vater die Güte h gehabt, mir zu überbringen. Ich hätte ihn schon eher beantwortet, wenn ich nicht zugleich die Ausrichtung Ihres Auftrages an Madame Mereau hätte melden wollen, und diese zu sprechen fand ich nicht sogleich Gelegehneit. Doch davon nachher. Ich habe es mehr als Sie zu beklagen, daß Ihre Unpäßlichkeit und Ihre Reise mich Ihren Umgang in Dresden so wenig genießen ließen. Vielleicht habe ich Gelegenheit nächsten Frühling meinen Schaden wieder einzubringen, und alsdann hofft meine Gattin auch Ihre Bekanntschaft zu machen. Bis dahin läßt sie sich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin unbekannter Weise bestens empfehlen.
Das Honorar für die Fragmente aus dem Dante habe ich richtig empfangen, und bin Ihnen sehr verbunden dafür. Ich glaubte nicht, daß Sie davon Gebrauch machen würden, und nur in dieser Voraussetzung ließ ich mir das Manuskript zurück erbitten, weil ich keine andre Abschrift davon besaß. Hätte ich gewußt, daß Sie dieselben in die [2] Erhohlungen einrücken würden, so hätte ich gern eine kleine Einleitung zu jedem Fragmente geschrieben, um den Nichtkenner des Dante in Ansehung des Zusammenhanges zu Hülfe zu kommen. Es ist mir recht lieb, daß diese Übersetzungen jetzt erscheinen, da ich vermuthlich noch die nicht so bald an die Ausführung des ganzen Werks komme. Ich bin jetzt sehr mit dem Shakespeare beschäftigt, von dem wie ich hoffe der erste Theil noch auf Ostern erscheinen soll.
Durch das Taschenbuch und das 3te Stück der Erhohlungen haben Sie mir ein angenehmes Geschenk gemacht. Bey den letzten ist mirs besonders aufgefallen, daß alle Beyträge von rühmlich bekannten Schriftstellern herrühren. Bey einer solchen Wahl, die nur durch so ausgebreitete litterarische Verbindungen wie die Ihrigen, möglich wird, kann es Ihnen an der Fortdauer eines ausgezeichneten Beyfalls nicht fehlen.
Mein Urtheil über Hrn Tiedgeʼns Episteln werden Sie im Oktober der Allg. Litt. Zeitung finden, wenn es Sie interessiren kann. Ich schmeichle mir, daß es mit dem Ihrigen übereinstimmt, und daß auch Hr Tiedge selbst damit zufrieden seyn wird.
Madame Mereau hat mir nicht zuverläßig, sondern [3] unter dem Vorbehalt, wenn sie etwas hätte, Beyträge zu Ihrem Taschenbuche auf 1798 angebo versprochen. Zugleich hat sie sich auch geneigt geäußert, prosaische oder poëtische Aufsätze zu den Erhohlungen beyzutragen. Sie läßt anfragen: ob Ihnen einige Briefe der Ninon de Lʼênclos, die sie übersetzt, willkommen seyn würden? – Ich denke, es wird am besten seyn, wenn Sie ihr nun selbst schreiben, was für Aufsätze Sie vorzüglich von Ihr wünschen, Ich kenne und welche Bedingungen Sie ihr dafür machen können. Ich kenne sie nur aus ihren Gedichten, sie hat aber auch einen kleinen Roman Das Blüthenalter der Empfindung geschrieben, und ist i[m Um]gange eine sehr artige Frau.
Leben Sie recht wohl und behalten Sie mich in freundschaftlichem Andenken.
Ganz der Ihrige
AWSchlegel
Viele Empfehlungen von meinem Bruder, der diesen Winter hier bleiben wird, und ein Mitglied unsres häuslichen Cirkels ausmacht.
[4] An Herrn
Herrn W. G. Becker
Professor und Inspektor
der Antiken Wohlgeb.
in
Dresden
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