Es ist mir eine angenehme Pflicht, Ew. Hochwohlgeboren für die freundliche Gesinnung, in welcher Sie das von Ihnen herausgegebene und übersetzte altindische Gedicht: Bhagavad-Gîta mir besonders zugeeignet und unter dem 4ten d. Mts. gefälligst mitgetheilt haben, ebenso herzlich als verbindlichst zu danken. Ihre Uebersetzung, das Einzige, welches mir in Ihrem Werke zugänglich war, habe ich mit immer wachsenden Interesse gelesen und mit mir werden sich gewiß recht viele, welche eine nähere Kunde von dem Standpunkte der alten Brachmanen und von ihrer Ansicht über Gott und göttliche Dinge zu erlangen wünschen, Ew. Hochwohlgeboren für die Belehrung dankbar verpflichtet fühlen, welche sie aus Ihrer meisterhaften Übersetzung dieses durch Alter, Inhalt und Form höchstmerkwürdigen Gedichts gezogen haben. Einen unzweideutigen Beweis der von Ihnen in Ihrer gehaltreichen Vorrede ausgesprochenen Behauptung, daß die lateinische Sprache ungeachtet der großen Kluft zwischen der römischen und der altindischen Weltansicht dennoch sehr geeignet sey, um in dieselbe Sanskritische Schriften zu übertragen, haben Ew. Hochwohlgeboren durch Ihre Uebersetzung geliefert, welche in einem ächt römischen Charakter den tiefsinnigen Inhalt des Bhagavad-Gîta mit Klarheit und Deutlichkeit wiedergiebt. Möge es Ihnen recht bald vergönnt seyn, durch den Kommentar, in welchem Sie dieses Gedicht in mythologischer, historischer und philosophischer Hinsicht zu erklären und zu würdigen beabsichtigen, die gelehrte Welt zu erfreuen. Noch mehr aber wünsche ich meiner Seits daß mir eine Gelegenheit zu Theil werden möge, Ihnen zu bethätigen, wie sehr ich die bedeutenden Opfer anerkenne, welche Sie der Verbreitung einer tiefern Kenntniß von der Sanskrit Sprache und Litteratur bisher gebracht haben, und ohne welche auch die Herausgabe des Gedichts: Bhagavad-Gîta in dieser Vollendung nicht möglich gewesen wäre.
Das von Ew. Hochwohlgeboren für Seine Majestät den König bestimmte Exemplar des Bhagavad-Gîta nebst Ihrem Begleitungs-Schreiben, welches in einem eben so würdigen Sinne als in einer schönen Sprache abgefaßt war, habe ich an Allerhöchstdieselben befördert, und es gereicht mir zu einer besonderen Freude, daß des Königs Majestät Ihre verdienstliche Arbeit des Allerhöchsten Beifalls gewürdigt haben.
Empfangen Ew. Hochwohlgeboren die erneuerte Versicherung meiner ausgezeichnetesten Ihnen gewidmeten Hochachtung.
Altenstein
Berlin, den 25ten Oktober 1823