• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 20.11.1823
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 20.11.1823
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 1‒4.
  • Incipit: „[1] London, d. 20sten Nov. 1823.
    Hochwohlgebohrner Herr!
    Hochverehrter Lehrer!
    Sie werden die Güte haben zu verzeihen, daß ich nicht, unserer Verabredung gemäß, Ihnen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.13
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,5 x 18,5 cm
    Language
  • German
[1] London, d. 20sten Nov. 1823.
Hochwohlgebohrner Herr!
Hochverehrter Lehrer!
Sie werden die Güte haben zu verzeihen, daß ich nicht, unserer Verabredung gemäß, Ihnen nach Brüssel geschrieben habe, und zwar aus dem Grunde, weil die Post nach dem festen Lande nur Dienstag und Freitag von hier abgeht. Ich habe es daher vorgezogen, mein erstes Schreiben Ihnen nach Bonn zu schicken und hoffe recht sehr, daß Sie beim Empfange desselben, gesund und wohl ihre Reise beendigt haben mögen.
Ihre Aufträge an Herrn Richter habe ich bestens besorgt; er hat eine Abschrift des Briefes von der Asiatic Soc[iety] nach Paris geschickt, damit er dort übersetzt und öffentlich gemacht werde; die Zahl der Subscribenten ist nur um Einen größer geworden; er bittet Sie aber, den besten Erfolg Ihres großen Unternehmens zu hoffen und hat mich gebeten, Sie zu versichern, daß er von seiner Seite alle Thätigkeit aufbieten werde, um die Sache zu fördern. Das Verzeichniß der Bücher hatte er noch nicht erhalten, wünschte aber sehr, daß Sie es ihm bald schickten, damit Sie die Sachen so bald wie möglich erhalten könnten.
Dr. Wilkins bedauert recht sehr, daß es ihm nicht vergönnt war, Sie länger hier zu behalten; er hätte sehr gewünscht, Sie in den Kreis seiner Familie, die erst dieser Tage vom Lande zurückkehrt, einführen zu können und ladet Sie sehr dringend ein, so bald es Ihnen möglich wird, einen neuen Besuch nach England zu machen.
In Hinsicht auf meine Collation des Râmâyan habe ich Ihnen einen Vorschlag zu machen, der mir vielleicht einige Zeitersparniß bringen und zur Förderung derselben dienen könnte. Ich überzeuge mich nehmlich täglich mehr und mehr, daß die Uebereinstimmung der Handschriften mit dem gedruckten Texte des ersten Buches so groß ist, daß es sehr wohl möglich seyn wird, ohne [2] der Deutlichkeit in der Angabe der Varianten Abbruch zu thun, die Verschiedenheit der Lesarten mit Beziehung auf die Ed[itio] Ser[amporica] anzugeben, ohne das Ganze abzuschreiben. Wenn Sie diesen Vorschlag billigen, könnte ich aufs zweite Buch hinüberspringen, bis ich von Ihnen das gedruckte Exemplar erhalten habe. Ich werde aber meine bisherige Methode beibehalten, bis mir Ihr Ausspruch in der Sache zugekommen ist.
Ich habe bei Gelegenheit eines Besuchs bei Dr. Noehden Gelegenheit genommen, einige Manuscripte im brittischen Museum einzusehen, aber nichts merkwürdiges gefunden: die Angaben und Nummern der gedruckten Cataloge sind nichts weniger als correct; das micrographische Manuscript der Gita haben sie mir gar nicht auffinden können; das fragmentum in lingua Samskarodamica ist ein Buch im Guzerate-Dialect, in einem ziemlich alten Dêvanâgari geschrieben. Ueber die Angabe der Jahreszahl in diesem Codex habe ich Ihnen eine Frage vorzulegen: das Samvat wird angegeben 1673, das Ṣâka 1540; bei der Reduction auf unsere Zeitrechnung ergiebt sich ein Unterschied von Einem Jahre, den ich aus verschiedenen Jahresanfängen der beiden indischen Zeitrechnungen erklären muß. Sie werden mir diesen Punct gütigst aufhellen, da ich nicht mit Hülfsmitteln versehen bin, es selbst zu thun. In dem Halhedʼschen Devanagari Codex des Mahâbhârata ist auch die Bhag[avad] Gîta, ich habe aber keine bemerkenswerthe Lesarten darin gefunden. Es wird Ihnen vielleicht lieb seyn, wenn ich gelegentlich einen bengalischen Codex der Gita collationire, da die acht Codd., die ich bis jetzt verglichen habe, alle Dêvanâgari sind. Uebrigens erfreue ich mich auch von Seiten des Bibliothekars des Museums aller Zuvorkommenheit; da aber die Nachfrage nach der seltenen Waare, womit ich handle, hier zu Lande so selten ist, ist es kein Wunder, wenn in den Bücherschränken die Sanskrit-Bücher zuletzt den untersten Platz annehmen müssen, und nicht gleich herbeigebracht werden können. Da Sie nun aber einmahl, wie jene indischen Götter, [3] den Ocean herumgewühlt haben, werden die Asuras, hoffe ich, auch nach den Schätzen der Tiefe lüstern werden, und wenigstens besser über sie wachen, sollten sie die Diamanten auch nicht schleifen können. ‒
Mein Danksagungsschreiben an das Ministerium habe ich heute dem Baron Werther überliefert, er hat mit vieler Güte und Zuvorkommenheit versprochen, es zu befördern und mir aufgetragen, Ihnen seine hochachtungsvollsten Grüße zu sagen.
Von Ihrer Nichte und Herrn von Buttler die herzlichsten Empfehlungen; ich hoffe ich und vielmehr Herr Bohte wird ihr von einigem Nutzen seyn können.
Es würde mich unendlich erfreuen, wenn Ewr. Hochwohlgebohren mich bald mich [mit] einem Briefe beehren würden und mir recht viele leitende Ideen für meine Arbeiten mittheilen. Ich habe es als mein höchstes Lebensglück schätzen lernen, von einem Manne von Ihren umfassenden Kenntnißen und freundlicher Aufmunterung eines geringen Talents zur wissenschaftlicher Thätigkeit angeregt zu werden; ich werde mich stets bestreben, Ihnen Veranlassung zu geben, diese gütigen Gesinnungen für mich zu erhalten. Ich gebe mir die Ehre, mit den Gefühlen der größten Hochachtung und Dankbarkeit zu unterschreiben
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster Schüler
Chr. Laßen.
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[1] London, d. 20sten Nov. 1823.
Hochwohlgebohrner Herr!
Hochverehrter Lehrer!
Sie werden die Güte haben zu verzeihen, daß ich nicht, unserer Verabredung gemäß, Ihnen nach Brüssel geschrieben habe, und zwar aus dem Grunde, weil die Post nach dem festen Lande nur Dienstag und Freitag von hier abgeht. Ich habe es daher vorgezogen, mein erstes Schreiben Ihnen nach Bonn zu schicken und hoffe recht sehr, daß Sie beim Empfange desselben, gesund und wohl ihre Reise beendigt haben mögen.
Ihre Aufträge an Herrn Richter habe ich bestens besorgt; er hat eine Abschrift des Briefes von der Asiatic Soc[iety] nach Paris geschickt, damit er dort übersetzt und öffentlich gemacht werde; die Zahl der Subscribenten ist nur um Einen größer geworden; er bittet Sie aber, den besten Erfolg Ihres großen Unternehmens zu hoffen und hat mich gebeten, Sie zu versichern, daß er von seiner Seite alle Thätigkeit aufbieten werde, um die Sache zu fördern. Das Verzeichniß der Bücher hatte er noch nicht erhalten, wünschte aber sehr, daß Sie es ihm bald schickten, damit Sie die Sachen so bald wie möglich erhalten könnten.
Dr. Wilkins bedauert recht sehr, daß es ihm nicht vergönnt war, Sie länger hier zu behalten; er hätte sehr gewünscht, Sie in den Kreis seiner Familie, die erst dieser Tage vom Lande zurückkehrt, einführen zu können und ladet Sie sehr dringend ein, so bald es Ihnen möglich wird, einen neuen Besuch nach England zu machen.
In Hinsicht auf meine Collation des Râmâyan habe ich Ihnen einen Vorschlag zu machen, der mir vielleicht einige Zeitersparniß bringen und zur Förderung derselben dienen könnte. Ich überzeuge mich nehmlich täglich mehr und mehr, daß die Uebereinstimmung der Handschriften mit dem gedruckten Texte des ersten Buches so groß ist, daß es sehr wohl möglich seyn wird, ohne [2] der Deutlichkeit in der Angabe der Varianten Abbruch zu thun, die Verschiedenheit der Lesarten mit Beziehung auf die Ed[itio] Ser[amporica] anzugeben, ohne das Ganze abzuschreiben. Wenn Sie diesen Vorschlag billigen, könnte ich aufs zweite Buch hinüberspringen, bis ich von Ihnen das gedruckte Exemplar erhalten habe. Ich werde aber meine bisherige Methode beibehalten, bis mir Ihr Ausspruch in der Sache zugekommen ist.
Ich habe bei Gelegenheit eines Besuchs bei Dr. Noehden Gelegenheit genommen, einige Manuscripte im brittischen Museum einzusehen, aber nichts merkwürdiges gefunden: die Angaben und Nummern der gedruckten Cataloge sind nichts weniger als correct; das micrographische Manuscript der Gita haben sie mir gar nicht auffinden können; das fragmentum in lingua Samskarodamica ist ein Buch im Guzerate-Dialect, in einem ziemlich alten Dêvanâgari geschrieben. Ueber die Angabe der Jahreszahl in diesem Codex habe ich Ihnen eine Frage vorzulegen: das Samvat wird angegeben 1673, das Ṣâka 1540; bei der Reduction auf unsere Zeitrechnung ergiebt sich ein Unterschied von Einem Jahre, den ich aus verschiedenen Jahresanfängen der beiden indischen Zeitrechnungen erklären muß. Sie werden mir diesen Punct gütigst aufhellen, da ich nicht mit Hülfsmitteln versehen bin, es selbst zu thun. In dem Halhedʼschen Devanagari Codex des Mahâbhârata ist auch die Bhag[avad] Gîta, ich habe aber keine bemerkenswerthe Lesarten darin gefunden. Es wird Ihnen vielleicht lieb seyn, wenn ich gelegentlich einen bengalischen Codex der Gita collationire, da die acht Codd., die ich bis jetzt verglichen habe, alle Dêvanâgari sind. Uebrigens erfreue ich mich auch von Seiten des Bibliothekars des Museums aller Zuvorkommenheit; da aber die Nachfrage nach der seltenen Waare, womit ich handle, hier zu Lande so selten ist, ist es kein Wunder, wenn in den Bücherschränken die Sanskrit-Bücher zuletzt den untersten Platz annehmen müssen, und nicht gleich herbeigebracht werden können. Da Sie nun aber einmahl, wie jene indischen Götter, [3] den Ocean herumgewühlt haben, werden die Asuras, hoffe ich, auch nach den Schätzen der Tiefe lüstern werden, und wenigstens besser über sie wachen, sollten sie die Diamanten auch nicht schleifen können. ‒
Mein Danksagungsschreiben an das Ministerium habe ich heute dem Baron Werther überliefert, er hat mit vieler Güte und Zuvorkommenheit versprochen, es zu befördern und mir aufgetragen, Ihnen seine hochachtungsvollsten Grüße zu sagen.
Von Ihrer Nichte und Herrn von Buttler die herzlichsten Empfehlungen; ich hoffe ich und vielmehr Herr Bohte wird ihr von einigem Nutzen seyn können.
Es würde mich unendlich erfreuen, wenn Ewr. Hochwohlgebohren mich bald mich [mit] einem Briefe beehren würden und mir recht viele leitende Ideen für meine Arbeiten mittheilen. Ich habe es als mein höchstes Lebensglück schätzen lernen, von einem Manne von Ihren umfassenden Kenntnißen und freundlicher Aufmunterung eines geringen Talents zur wissenschaftlicher Thätigkeit angeregt zu werden; ich werde mich stets bestreben, Ihnen Veranlassung zu geben, diese gütigen Gesinnungen für mich zu erhalten. Ich gebe mir die Ehre, mit den Gefühlen der größten Hochachtung und Dankbarkeit zu unterschreiben
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebenster Schüler
Chr. Laßen.
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