• Christian Lassen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 03.01.1825
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Christian Lassen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 03.01.1825
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: 370508637
  • Bibliography: Schlegel, August Wilhelm; Lassen, Christian: Briefwechsel. Hg. v. Willibald Kirfel. Bonn 1914, S. 102‒105.
  • Incipit: „[1] London, d. 3ten Januar 1825.
    Hochwohlgebohrner Herr Professor!
    Hochzuverehrender Lehrer!
    Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 19ten v. M. ist mir richtig zugekommen und ich [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.32
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 22,5 x 18,3 cm
    Language
  • German
[1] London, d. 3ten Januar 1825.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 19ten v. M. ist mir richtig zugekommen und ich beeile mich darauf zu antworten. Ueber Sachen des Buchhandels wird man Herrn Würz gewiß ein gültiges Urtheil zugestehen müssen und ich glaube daher, daß sein Vorschlag Ihrem Unternehmen sehr förderlich sey. Der erste Theil des Ram[ayana] ist von großem und sehr mannigfaltigem Interesse und von Ihrer Hand ausgestattet, wird die Bekanntmachung dem ganzen Werke gewiß eine große Popularität gewinnen. Wenn das Werk bloß auf England berechnet wäre, würde ich den Plan wohl nicht so ganz billigen können. Ich weiß aus Erfahrung, daß man hier litterarische Unternehmungen wie Manufactur Werke behandelt und verlangt, daß ein Werk auf Einmahl oder doch in sehr schneller Folge erscheinen soll. Bei einer Unternehmung dieser Art, und weil die Subscribenten doch meistens keine eingefleißten Britten seyn werden, kann man aber wohl ohne Bedenken von diesem Grundsatze abweichen; ohnehin können die folgenden Theile ja nach einer kurzen Pause zwischen dem ersten und zweiten Bande ununterbrochen auf einander folgen. Das Râm[âyana] ist freilich ein Werk, was mehr als irgend ein andres in der Geschichte Indischer Litteratur Epoche zu machen fähig ist, und den Freunden Indischer Litteratur wird es gewiß sehr lieb seyn, so bald wie möglich den Anfang davon zu erhalten. Für meinen Theil freue ich mich sehr dieser Entscheidung und ich kann meine Freude darüber wohl [2] uninteressirt nennen, daß diese Veränderung des ursprünglichen Planes in Beziehung auf meine eigenen hiesigen Verhältniße mir gewissermaaßen ein Strich durch die Rechnung ist.
Der Stand meiner Arbeiten ist gegenwärtig folgender: ich habe in dem Bengal. Codex die ersten 21 Capp. des zweiten Buches verglichen; in den Devanag[ari] Hdschften habe ich die drei ersten Capp. des 3ten Buches vollendet, in dem Toddʼschen habe ich meine Abschrift des 2ten und 4ten Buches beinahe ganz revidirt und kann in etwa 4‒5 Tagen an das 6te fortschreiten. Zwei Dinge sind in Beziehung auf das, was ich noch leisten muß, unerläßlich; eine Abschrift des 3ten Buches und die Vergleichung des 2ten nach dem Bengal. Cod. Das erstere wird mich nicht gar zu lange aufhalten, und auch das zweite werde ich zu Stande bringen können, wenn die Ueber[ein]stimmung jener Handschrift mit meiner Abschrift des T fortwährend so groß ist, wie sie sich bis jetzt erwiesen. In Beziehung auf den Cod. T bin ich einigermaaßen rathlos; es wäre sehr wünschenswerth eine vollständige Abschrift desselben dieses Mahl zu Stande zu bringen, theils weil der Codex nachher weniger zugänglich seyn könnte, theils um nicht nachher dadurch von den übrigen abgezogen zu werden, theils auch um eine beinahe vollständige Abschrift des Ganzen zu haben und über die Einzelheiten des ganzen Gedichts eine Uebersicht zu gewinnen; endlich werden auch die Abschriften aus diesem Codex als Grundlage späterer Vergleichungen dienen können, zumal wenn diese Abschriften schon für sich kritisch durchgearbeitet sind. Mein Vorschlag wäre daher dieser: jene beiden Arbeiten als nothwendig zu betrachten und den Versuch zu machen, ob ich nicht auch den Cod. T beendigen könne. Ich kann dieses letztere nicht ganz sicher versprechen, da ich nicht wohl eine Berechnung anstellen kann; das 6te Buch ist formidabel und [3] enthält 206 fol., das 7te dagegen nur 112; beide scheinen aber mit illuminirten Blättern reichlich versehen zu seyn, und in der letzten Zeit würde ich auch wohl meine Zeit diesem Codex ungestört widmen können. Ich werde deswegen unverdrossen ans Werk gehen und an mir soll es nicht liegen, wenn ich nicht ganz zu Ende damit komme; Sie dürfen überzeugt seyn, daß ich alle Verhältnisse gerne meinem Verhältnisse zu Ihnen aufopfern werde.
Ueber das Oeconomische bemerke ich folgendes; ich erwarte in der letzten Hälfte dieses Monaths ohngefähr 25 ₤ von meiner Mutter; ich werde damit bis in die Mitte Aprils ausreichen; die Wintermonathe sind bei weitem die beschwerlichsten und verhalten sich zu den Sommer-Monathen wie 10:8. Wenn daher mein Stipendium vor meiner Abreise mir nicht ausbezahlt werden kann, muß ich nachher mit Ewr. Hochwohlgebohren über die zu ergreifenden Maaßregeln michbesprechen. Ich muß Ihnen aber dessen ohngeachtet für Ihr gütiges Anerbieten meinen aufrichtigsten Dank abstatten.
Mdme Bothe läßt Ihnen ihren verbindlichsten Dank abstatten, sowohl für die Vorrede als für Ihre Verwendung bei der Bibliotheks-Casse. Wenn ich nicht irre, habe ich schon gemeldet, daß der Betrag Ihrer Rechnung 17 ₤ 5 sey; ich habe keine Rechnung gesendet, eine Quittung wird wohl zweckmäßiger seyn. Soll ich über ein Honorar für die Vorrede keine Eröffnungen machen? ‒
Alex[ander] Hamilton ist vor wenigen Tagen gestorben. Meine Abschriften werde ich unter diesen Umständen mit mir gleiche fata theilen lassen, und in der Hoffnung, im April das Land der Kimmerier – ἐσχατων ἄνδρων ‒ verlassen zu können, unterzeichne ich mich,
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebensten und dankbarsten
Chr. Laßen.
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[1] London, d. 3ten Januar 1825.
Hochwohlgebohrner Herr Professor!
Hochzuverehrender Lehrer!
Ewr. Hochwohlgebohren Schreiben vom 19ten v. M. ist mir richtig zugekommen und ich beeile mich darauf zu antworten. Ueber Sachen des Buchhandels wird man Herrn Würz gewiß ein gültiges Urtheil zugestehen müssen und ich glaube daher, daß sein Vorschlag Ihrem Unternehmen sehr förderlich sey. Der erste Theil des Ram[ayana] ist von großem und sehr mannigfaltigem Interesse und von Ihrer Hand ausgestattet, wird die Bekanntmachung dem ganzen Werke gewiß eine große Popularität gewinnen. Wenn das Werk bloß auf England berechnet wäre, würde ich den Plan wohl nicht so ganz billigen können. Ich weiß aus Erfahrung, daß man hier litterarische Unternehmungen wie Manufactur Werke behandelt und verlangt, daß ein Werk auf Einmahl oder doch in sehr schneller Folge erscheinen soll. Bei einer Unternehmung dieser Art, und weil die Subscribenten doch meistens keine eingefleißten Britten seyn werden, kann man aber wohl ohne Bedenken von diesem Grundsatze abweichen; ohnehin können die folgenden Theile ja nach einer kurzen Pause zwischen dem ersten und zweiten Bande ununterbrochen auf einander folgen. Das Râm[âyana] ist freilich ein Werk, was mehr als irgend ein andres in der Geschichte Indischer Litteratur Epoche zu machen fähig ist, und den Freunden Indischer Litteratur wird es gewiß sehr lieb seyn, so bald wie möglich den Anfang davon zu erhalten. Für meinen Theil freue ich mich sehr dieser Entscheidung und ich kann meine Freude darüber wohl [2] uninteressirt nennen, daß diese Veränderung des ursprünglichen Planes in Beziehung auf meine eigenen hiesigen Verhältniße mir gewissermaaßen ein Strich durch die Rechnung ist.
Der Stand meiner Arbeiten ist gegenwärtig folgender: ich habe in dem Bengal. Codex die ersten 21 Capp. des zweiten Buches verglichen; in den Devanag[ari] Hdschften habe ich die drei ersten Capp. des 3ten Buches vollendet, in dem Toddʼschen habe ich meine Abschrift des 2ten und 4ten Buches beinahe ganz revidirt und kann in etwa 4‒5 Tagen an das 6te fortschreiten. Zwei Dinge sind in Beziehung auf das, was ich noch leisten muß, unerläßlich; eine Abschrift des 3ten Buches und die Vergleichung des 2ten nach dem Bengal. Cod. Das erstere wird mich nicht gar zu lange aufhalten, und auch das zweite werde ich zu Stande bringen können, wenn die Ueber[ein]stimmung jener Handschrift mit meiner Abschrift des T fortwährend so groß ist, wie sie sich bis jetzt erwiesen. In Beziehung auf den Cod. T bin ich einigermaaßen rathlos; es wäre sehr wünschenswerth eine vollständige Abschrift desselben dieses Mahl zu Stande zu bringen, theils weil der Codex nachher weniger zugänglich seyn könnte, theils um nicht nachher dadurch von den übrigen abgezogen zu werden, theils auch um eine beinahe vollständige Abschrift des Ganzen zu haben und über die Einzelheiten des ganzen Gedichts eine Uebersicht zu gewinnen; endlich werden auch die Abschriften aus diesem Codex als Grundlage späterer Vergleichungen dienen können, zumal wenn diese Abschriften schon für sich kritisch durchgearbeitet sind. Mein Vorschlag wäre daher dieser: jene beiden Arbeiten als nothwendig zu betrachten und den Versuch zu machen, ob ich nicht auch den Cod. T beendigen könne. Ich kann dieses letztere nicht ganz sicher versprechen, da ich nicht wohl eine Berechnung anstellen kann; das 6te Buch ist formidabel und [3] enthält 206 fol., das 7te dagegen nur 112; beide scheinen aber mit illuminirten Blättern reichlich versehen zu seyn, und in der letzten Zeit würde ich auch wohl meine Zeit diesem Codex ungestört widmen können. Ich werde deswegen unverdrossen ans Werk gehen und an mir soll es nicht liegen, wenn ich nicht ganz zu Ende damit komme; Sie dürfen überzeugt seyn, daß ich alle Verhältnisse gerne meinem Verhältnisse zu Ihnen aufopfern werde.
Ueber das Oeconomische bemerke ich folgendes; ich erwarte in der letzten Hälfte dieses Monaths ohngefähr 25 ₤ von meiner Mutter; ich werde damit bis in die Mitte Aprils ausreichen; die Wintermonathe sind bei weitem die beschwerlichsten und verhalten sich zu den Sommer-Monathen wie 10:8. Wenn daher mein Stipendium vor meiner Abreise mir nicht ausbezahlt werden kann, muß ich nachher mit Ewr. Hochwohlgebohren über die zu ergreifenden Maaßregeln michbesprechen. Ich muß Ihnen aber dessen ohngeachtet für Ihr gütiges Anerbieten meinen aufrichtigsten Dank abstatten.
Mdme Bothe läßt Ihnen ihren verbindlichsten Dank abstatten, sowohl für die Vorrede als für Ihre Verwendung bei der Bibliotheks-Casse. Wenn ich nicht irre, habe ich schon gemeldet, daß der Betrag Ihrer Rechnung 17 ₤ 5 sey; ich habe keine Rechnung gesendet, eine Quittung wird wohl zweckmäßiger seyn. Soll ich über ein Honorar für die Vorrede keine Eröffnungen machen? ‒
Alex[ander] Hamilton ist vor wenigen Tagen gestorben. Meine Abschriften werde ich unter diesen Umständen mit mir gleiche fata theilen lassen, und in der Hoffnung, im April das Land der Kimmerier – ἐσχατων ἄνδρων ‒ verlassen zu können, unterzeichne ich mich,
Ewr. Hochwohlgebohren
ergebensten und dankbarsten
Chr. Laßen.
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