• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Coppet · Place of Destination: Unknown · Date: [April/Mai 1811]
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Coppet
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [April/Mai 1811]
  • Typ: Deutsche Übersetzung
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 218.
  • Incipit: „Ich habe schreckliche Kopfschmerzen und bitte Sie, mich heute vom Frühstück zu dispensieren.
    Sie mögen von meiner schlechten Stimmung denken, was Sie [...]“
    Language
  • German
Ich habe schreckliche Kopfschmerzen und bitte Sie, mich heute vom Frühstück zu dispensieren.
Sie mögen von meiner schlechten Stimmung denken, was Sie wollen: ich weiß, daß das, was ich fühle, tiefer Schmerz darüber ist, in Ihrer schönen Seele immer neue, stärkere Beweise einer Unbeständigkeit entdecken zu müssen, die jedes Vertrauen auf Ihre Freundschaft zerstört. Man hat wirklich recht, wenn man sagt, daß nur Männer der Freundschaft fähig sind! Wie steht ein Mensch da, dessen ganzes Schicksal an dieser vorgeblichen Freundschaft hängt, während sie bei Ihnen einen so nebensächlichen Platz einnimmt, daß Sie es über das Herz bringen können, darauf zu Gunsten eines neuen ganz leichtsinnigen Liebesverhältnisses zu verzichten! In einer Zeit, in der Sie mich mit Vorwürfen überhäuften, weil ich an eigene Pläne dachte, statt mich völlig von Ihrem Schicksal abhängig zu machen, denken Sie daran, Ihr Leben an einen anderen zu ketten, einen Bund mit ihm zu schließen, der mich unfehlbar aus Ihrem Hause verbannen würde, nachdem ich sieben Jahre meines Lebens einem Traum geopfert habe. Sie tragen sich nicht nur mit diesem Gedanken, sondern gestehen ihn auch dem Manne, der der Gegenstand Ihrer Neigung ist, und geben ihm dadurch Rechte an Ihre Person ...
Aufrichtig, ich wünschte, daß aller dieser Kummer ein Leben abkürzen könnte, das mir zur Last ist. Jeden Abend schließe ich mich in mein Zimmer ein und glaube dann in einem Gefängnis zu sitzen, vor dessen Tür Leute spazieren gehen, die sich ganz offen über meine Lage lustig machen.
Ich habe schreckliche Kopfschmerzen und bitte Sie, mich heute vom Frühstück zu dispensieren.
Sie mögen von meiner schlechten Stimmung denken, was Sie wollen: ich weiß, daß das, was ich fühle, tiefer Schmerz darüber ist, in Ihrer schönen Seele immer neue, stärkere Beweise einer Unbeständigkeit entdecken zu müssen, die jedes Vertrauen auf Ihre Freundschaft zerstört. Man hat wirklich recht, wenn man sagt, daß nur Männer der Freundschaft fähig sind! Wie steht ein Mensch da, dessen ganzes Schicksal an dieser vorgeblichen Freundschaft hängt, während sie bei Ihnen einen so nebensächlichen Platz einnimmt, daß Sie es über das Herz bringen können, darauf zu Gunsten eines neuen ganz leichtsinnigen Liebesverhältnisses zu verzichten! In einer Zeit, in der Sie mich mit Vorwürfen überhäuften, weil ich an eigene Pläne dachte, statt mich völlig von Ihrem Schicksal abhängig zu machen, denken Sie daran, Ihr Leben an einen anderen zu ketten, einen Bund mit ihm zu schließen, der mich unfehlbar aus Ihrem Hause verbannen würde, nachdem ich sieben Jahre meines Lebens einem Traum geopfert habe. Sie tragen sich nicht nur mit diesem Gedanken, sondern gestehen ihn auch dem Manne, der der Gegenstand Ihrer Neigung ist, und geben ihm dadurch Rechte an Ihre Person ...
Aufrichtig, ich wünschte, daß aller dieser Kummer ein Leben abkürzen könnte, das mir zur Last ist. Jeden Abend schließe ich mich in mein Zimmer ein und glaube dann in einem Gefängnis zu sitzen, vor dessen Tür Leute spazieren gehen, die sich ganz offen über meine Lage lustig machen.
· Original , [April/Mai 1811]
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 286‒287.
×
×