• August Wilhelm von Schlegel to Anne Louise Germaine de Staël-Holstein

  • Place of Dispatch: Bern · Place of Destination: Unknown · Date: [02. Februar 1812]
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Anne Louise Germaine de Staël-Holstein
  • Place of Dispatch: Bern
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [02. Februar 1812]
  • Typ: Deutsche Übersetzung
    Printed Text
  • Bibliography: Pange, Pauline de: August Wilhelm Schlegel und Frau von Staël. Eine schicksalhafte Begegnung. Nach unveröffentlichten Briefen erzählt von Pauline Gräfin de Pange. Dt. Ausg. von Willy Grabert. Hamburg 1940, S. 285–286.
  • Incipit: „Bern, den ... Februar.
    Ich bin der Reihe nach bei den bestbelieferten Buchhändlern gewesen, aber sie haben kein Werk von Tempelhof, [...]“
    Language
  • German
Bern, den ... Februar.
Ich bin der Reihe nach bei den bestbelieferten Buchhändlern gewesen, aber sie haben kein Werk von Tempelhof, auch keins von Bülow. Ich habe nur eine mathematische Abhandlung des erstgenannten gefunden, die sicher nicht das ist, was Albert haben will. Er müßte also genau die Titel angeben, damit ich die Bücher aus Zürich oder Deutschland kommen lassen kann. Inzwischen habe ich ihm ein Buch aus meiner Bibliothek bezeichnet, das ihn genügend beschäftigen kann, wenn er eine wissenschaftliche Studie machen will.
Zu meiner großen Bestürzung habe ich hier auf der Bibliothek Camoëns’ Werke vergeblich gesucht. Daher kann ich Ihnen beim besten Willen nichts Wertvolles an Notizen oder interessante Auszüge aus der Lusiade selbst mitteilen. Ich schicke Ihnen also den Artikel mit Bemerkungen über Kleinigkeiten, so wie ich sie ohne alle Hilfsmittel zusammenstellen konnte, zurück. Wenn ich Ihnen eine Arbeit, wie die über Asparia anfertigen soll, müßten Sie mir einen Camoëns aus Genf schicken oder ihn meiner Bibliothek entnehmen, wo er sich unter den Nummern 1057 und 1058 findet. Ich könnte ihn am Freitag mit dem Gepäckwagen hier haben.
Wieder einmal ein traurig unfruchtbarer Sonntag, liebe Freundin, an dem ich Ihren Brief immer erst nach dem Mittagessen und nach Abfahrt der Post erhalte. Nichts Neues! Die Verhandlungen über die Schweizer Truppen sind beendet, aber die Abgeordneten sind noch hier, weil man die Bestätigung der Abmachungen aus Paris abwartet.
Herr Schuferti ist vor acht Tagen nach Deutschland gereist. Da er es eilig hatte, wählte er nicht den Weg über Zürich, sondern ging über Brück, um Postpferde vor Schaffhausen zu finden – ich glaube in Rheinheim. Es war starkes Tauwetter, aber seit gestern hat die Kälte wieder etwas zugenommen.
Ich arbeite, so gut ich kann, seitdem die Kälte etwas nachgelassen hat. Jeden Tag gehe ich zur Bibliothek, aber die Liebenswürdigkeit und das Wissen Herrn Favres fehlen mir bei meinen Untersuchungen sehr. Sagen Sie ihm das doch. Ich werde nächstens Herrn Heß schreiben und ihm einige kleine Entdeckungen mitteilen, die in Beziehung zu den seinigen stehen.
Ich finde, die Arbeit gehört zu den notwendigen Elementen des Lebens. Hätte man nichts Nützliches zu tun, so müßte man sich selber irgendein Interesse vorheucheln.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin! Wenn in diesem Brief so wenig Neues steht, so verzeihen Sie das in Rücksicht auf den vorigen.
Bern, den ... Februar.
Ich bin der Reihe nach bei den bestbelieferten Buchhändlern gewesen, aber sie haben kein Werk von Tempelhof, auch keins von Bülow. Ich habe nur eine mathematische Abhandlung des erstgenannten gefunden, die sicher nicht das ist, was Albert haben will. Er müßte also genau die Titel angeben, damit ich die Bücher aus Zürich oder Deutschland kommen lassen kann. Inzwischen habe ich ihm ein Buch aus meiner Bibliothek bezeichnet, das ihn genügend beschäftigen kann, wenn er eine wissenschaftliche Studie machen will.
Zu meiner großen Bestürzung habe ich hier auf der Bibliothek Camoëns’ Werke vergeblich gesucht. Daher kann ich Ihnen beim besten Willen nichts Wertvolles an Notizen oder interessante Auszüge aus der Lusiade selbst mitteilen. Ich schicke Ihnen also den Artikel mit Bemerkungen über Kleinigkeiten, so wie ich sie ohne alle Hilfsmittel zusammenstellen konnte, zurück. Wenn ich Ihnen eine Arbeit, wie die über Asparia anfertigen soll, müßten Sie mir einen Camoëns aus Genf schicken oder ihn meiner Bibliothek entnehmen, wo er sich unter den Nummern 1057 und 1058 findet. Ich könnte ihn am Freitag mit dem Gepäckwagen hier haben.
Wieder einmal ein traurig unfruchtbarer Sonntag, liebe Freundin, an dem ich Ihren Brief immer erst nach dem Mittagessen und nach Abfahrt der Post erhalte. Nichts Neues! Die Verhandlungen über die Schweizer Truppen sind beendet, aber die Abgeordneten sind noch hier, weil man die Bestätigung der Abmachungen aus Paris abwartet.
Herr Schuferti ist vor acht Tagen nach Deutschland gereist. Da er es eilig hatte, wählte er nicht den Weg über Zürich, sondern ging über Brück, um Postpferde vor Schaffhausen zu finden – ich glaube in Rheinheim. Es war starkes Tauwetter, aber seit gestern hat die Kälte wieder etwas zugenommen.
Ich arbeite, so gut ich kann, seitdem die Kälte etwas nachgelassen hat. Jeden Tag gehe ich zur Bibliothek, aber die Liebenswürdigkeit und das Wissen Herrn Favres fehlen mir bei meinen Untersuchungen sehr. Sagen Sie ihm das doch. Ich werde nächstens Herrn Heß schreiben und ihm einige kleine Entdeckungen mitteilen, die in Beziehung zu den seinigen stehen.
Ich finde, die Arbeit gehört zu den notwendigen Elementen des Lebens. Hätte man nichts Nützliches zu tun, so müßte man sich selber irgendein Interesse vorheucheln.
Tausendmal Lebewohl, liebe Freundin! Wenn in diesem Brief so wenig Neues steht, so verzeihen Sie das in Rücksicht auf den vorigen.
· Original , [2. Februar 1812]
· Pange, Pauline de: Auguste-Guillaume Schlegel et Madame de Staël d’apres des documents inédits. Paris 1938, S. 357‒358.
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