• Andreas Daniel Berthold von Schepeler to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Aachen · Place of Destination: Bonn · Date: 06.04.1831
Edition Status: Newly transcribed and labelled; double collated
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    Metadata Concerning Header
  • Sender: Andreas Daniel Berthold von Schepeler
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Aachen
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 06.04.1831
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-611-36872
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.20,Nr.46
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,5 x 20,7 cm
  • Incipit: „[1] Ew Hochwohlgebohren
    bin ich für die mir gütigst mitgetheilten litterarische Auskunft ausserordentlich verbunden, und bitte, auch den Herrn Professor Diez [...]“
  • Editors: Bamberg, Claudia · Varwig, Olivia
[1] Ew Hochwohlgebohren
bin ich für die mir gütigst mitgetheilten litterarische Auskunft ausserordentlich verbunden, und bitte, auch den Herrn Professor Diez meinen Dank gefälligst abzustatten. Ich zögerte so lange mit dieser, meiner Schuldigkeit, wollte erst einen Brief von H. de Ferrer abwarten, der mir auch geschrieben hat. Die Handschrift der Danza de la muerte ist von Rabbi Santo.
Was die Bemerkung Ew Hochwohlgeb. über die Art anbelangt, wie die Spanier ein Jahrhundert bezeichnen, so folgen sie hierin nicht den Italienern, sondern nennen z. B. das 15te Jahrhundert, was von 1400 beginnt. – Dante kannte, wie in seiner Zeit überhaupt in Italien, nur die Ostküste Spaniens; denn nur diese hatte bedeutenden Handelsverkehr mit im Mittelländischen Meer. Und nur in den Provinzen der Ostküste Spaniens wurde die Langue dʼOc gesprochen; sie drang selbst in Katalonien nie über den Segrefluß hinaus: In Aragon bildete sich, wie in beiden Kastilien eine eigene Sprache und schon vom Anfange dieser Reiche. Ich habe Handschriften, Cortes’ Urkunden etc: aus dem 13ten Jahrhundert gesehen, die schon Spuren des Kastellanischen zeigen, wie es im 14ten erschien; nur noch etwas mehr lateinische und selbst vaskische Biegungen zeigten sich. Im 14ten Jahrhundert kanen mehr arabische Wörter und Abschleifen hinzu. – Je weiter man zurückgeht, je mehr findet man auch im Altkastillanischen [2] die Abstammung vieler Wörter und Redensarten vom Gothischen. Nur einige Beyspiele, das Wort greuges in der Konstitutio von Aragon, stammt gewiß von Greue, Greuel (greve, grief, fr:), deutsch Greuel, Unbilde her. Man findet axi für als auch (aussi fr:), späterhin tambien etc:Aldrete war unkundig der germanischen Sprachen, daher er auch Vieles mangelhaft erklärt. Selbst in der jetzigen kastillanischen Sprache kann man das deutsche Stamwort vieler Verba finden, wenn man sie in den verschiedenen Zeiten abändert. Z. B. brincar, springen, hat 3te Person Pl: des Pres: long: brinquen, was sogleich auf das deutsche Stamwort führt. – Es fallen mir nicht gleich mehrere, weite überraschendere Beweise ein, von welchen ich eine Liste gesammelt hatte, die noch in irgend einem meiner Bücher liegen muß.
Aber verzeihen Ew Hochwohlgeb. meiner übergrossen Redseligkeit, die einem Gelehrten nur kostbare Zeit nehmen muß und hier völlig überflüssig, auch übel angewandt ist. Das Vergnügen, mit einem Manne wie Ew Hochwohlgebohren mich etwas zu unterhalten, trieb mich zu solcher Plauderey.
Genehmigen Hochdieselben nochmals meinen Dank und die ausgezeichneteste Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu verharren
Ew Hochwohlgeb.
unterthänigster
Diener
Schepeler
Aachen den 6ten April 1831.
[3] Es fällt mir noch bey se empachar (später empacharse) sich in Morast, Wasser, Unannehmlichkeit etc: hineinbegeben, oder erpicht hineinarbeiten. In Oberöstreich nennt man noch jetzo einen kleinen Sumpf etc:, und in Norddeutschland eine Pfütze, Patsche, daher auch, in die Patsche gerathen. Das spanische Wort ist daher gewiß gothischen Ursprungs. Und hievon kam nachher despachar (depecher) was ursprünglich nur die Bedeutung hatte: aus der Patsche ziehen. desempachar in alten Schriften.
[4] Sr Hochwohlgeboh
Dem Herrn Professor
von Schlegel
Ritter mehrerer Orden
etc: etc: etc:
zu
Bonn
Frco
[1] Ew Hochwohlgebohren
bin ich für die mir gütigst mitgetheilten litterarische Auskunft ausserordentlich verbunden, und bitte, auch den Herrn Professor Diez meinen Dank gefälligst abzustatten. Ich zögerte so lange mit dieser, meiner Schuldigkeit, wollte erst einen Brief von H. de Ferrer abwarten, der mir auch geschrieben hat. Die Handschrift der Danza de la muerte ist von Rabbi Santo.
Was die Bemerkung Ew Hochwohlgeb. über die Art anbelangt, wie die Spanier ein Jahrhundert bezeichnen, so folgen sie hierin nicht den Italienern, sondern nennen z. B. das 15te Jahrhundert, was von 1400 beginnt. – Dante kannte, wie in seiner Zeit überhaupt in Italien, nur die Ostküste Spaniens; denn nur diese hatte bedeutenden Handelsverkehr mit im Mittelländischen Meer. Und nur in den Provinzen der Ostküste Spaniens wurde die Langue dʼOc gesprochen; sie drang selbst in Katalonien nie über den Segrefluß hinaus: In Aragon bildete sich, wie in beiden Kastilien eine eigene Sprache und schon vom Anfange dieser Reiche. Ich habe Handschriften, Cortes’ Urkunden etc: aus dem 13ten Jahrhundert gesehen, die schon Spuren des Kastellanischen zeigen, wie es im 14ten erschien; nur noch etwas mehr lateinische und selbst vaskische Biegungen zeigten sich. Im 14ten Jahrhundert kanen mehr arabische Wörter und Abschleifen hinzu. – Je weiter man zurückgeht, je mehr findet man auch im Altkastillanischen [2] die Abstammung vieler Wörter und Redensarten vom Gothischen. Nur einige Beyspiele, das Wort greuges in der Konstitutio von Aragon, stammt gewiß von Greue, Greuel (greve, grief, fr:), deutsch Greuel, Unbilde her. Man findet axi für als auch (aussi fr:), späterhin tambien etc:Aldrete war unkundig der germanischen Sprachen, daher er auch Vieles mangelhaft erklärt. Selbst in der jetzigen kastillanischen Sprache kann man das deutsche Stamwort vieler Verba finden, wenn man sie in den verschiedenen Zeiten abändert. Z. B. brincar, springen, hat 3te Person Pl: des Pres: long: brinquen, was sogleich auf das deutsche Stamwort führt. – Es fallen mir nicht gleich mehrere, weite überraschendere Beweise ein, von welchen ich eine Liste gesammelt hatte, die noch in irgend einem meiner Bücher liegen muß.
Aber verzeihen Ew Hochwohlgeb. meiner übergrossen Redseligkeit, die einem Gelehrten nur kostbare Zeit nehmen muß und hier völlig überflüssig, auch übel angewandt ist. Das Vergnügen, mit einem Manne wie Ew Hochwohlgebohren mich etwas zu unterhalten, trieb mich zu solcher Plauderey.
Genehmigen Hochdieselben nochmals meinen Dank und die ausgezeichneteste Hochachtung, womit ich die Ehre habe zu verharren
Ew Hochwohlgeb.
unterthänigster
Diener
Schepeler
Aachen den 6ten April 1831.
[3] Es fällt mir noch bey se empachar (später empacharse) sich in Morast, Wasser, Unannehmlichkeit etc: hineinbegeben, oder erpicht hineinarbeiten. In Oberöstreich nennt man noch jetzo einen kleinen Sumpf etc:, und in Norddeutschland eine Pfütze, Patsche, daher auch, in die Patsche gerathen. Das spanische Wort ist daher gewiß gothischen Ursprungs. Und hievon kam nachher despachar (depecher) was ursprünglich nur die Bedeutung hatte: aus der Patsche ziehen. desempachar in alten Schriften.
[4] Sr Hochwohlgeboh
Dem Herrn Professor
von Schlegel
Ritter mehrerer Orden
etc: etc: etc:
zu
Bonn
Frco
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