• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Berlin · Date: 15.01.1803
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 15.01.1803
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 26. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Pariser und Kölner Lebensjahre (1802‒1808). Erster Teil (Juni 1802 ‒ Dezember 1805). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Hans Dierkes. Paderborn 2018, S. 72‒81.
  • Incipit: „Paris den 15ten Januar 1803.
    Herzlich geliebter Bruder, du hast mir einen sehr willkommnen Beweis Deiner fortdauernden Freundschaft gegeben durch die übersandten [...]“
    Manuscript
  • Provider: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
  • OAI Id: DE-1a-34288
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.d,Nr.182
  • Number of Pages: 15 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,7 x 9,9 cm
Paris den 15ten Januar 1803.
Herzlich geliebter Bruder, du hast mir einen sehr willkommnen Beweis Deiner fortdauernden Freundschaft gegeben durch die übersandten Gedichte von Dir und der B und durch die Abschrift und Mittheilungen derer von Tieck. Die Deinigen wirst Du schon im 1ten Heft der Europa finden, wovon Dir Wilmans 7 Stück übersenden wird. 1 für Fichte 1 für Tieck 1 für Hülsen, 2 für Dich und 2 für Mme Herz; diese beiden übersende ihr ja gleich nach dem Empfang, denn es liegt mir sehr daran daß Schleiermacher sein Ex sehr bald erhält. So bitte ich auch Sorge zu tragen daß das an Hülsen an ihn gelange, weil ich seine Addresse nicht weiß. Indem ich 2 Exempl. für Dich bestimme, rechne ich darauf daß das eine gemeinschaftlich für Bernhardiʼs und für Euren ganzen Cirkel sei. –
In Deinen und der B. Glossen sind ganz unvergleichliche Strophen. Du hattest es wohl ganz vergessen, daß ich auch schon einmal eine Glosse auf dasselbe Thema gemacht; ich habe es der Gesellschaft wegen mit hinzugesezt, wiewohl es nun gegen die eurigen ziemlich veraltet klingt. Ist von den neuen Sachen der B. etwas gedruckt so hoffe ich werdet mich nicht vergessen; das gleiche gilt wenn Schütz etwas hat druken lassen.
Die Hymnen von Tieck sind unvergleichlich schön. Man kann das wohl für ein ganzes Werk gelten lassen, auch rechne ich es ihm sehr hoch, daß er den 2ten Theil des Novalis zur bestimmten Zeit gefertigt hat; gesehen habʼ ich diesen leider noch nicht.
Ich kann Dir nicht sagen, welche Freude mir auch besonders der historische Theil Deines Briefes gemacht hat. Ich will dieß also so viel möglich zu erwidern suchen, wiewohl die Ausbeute nicht so reich sein wird. Vors erste bin ich entschlossen bis Ostern 1804 wenigstens hier zu bleiben, meine Addresse ist rue Clichy nro. 19. u wird es wohl bleiben so lang ich hier bin; gieb sie aber niemand der Misbrauch davon machen könnte. Auch hoffe ich Du hast nicht wieder unter der Adresse Deines lezten Briefes (rue Cadet Faub. Montm.) geschrieben, denn ich habe nur kurze Zeit da gewohnt, jezt steht das Haus ganz leer der Brief könnte also leicht verloren gehn. In die Deut|schen Departements werde ich wohl schwerlich so bald gehn, wie einige Deutsche Zeitungen aussagen sollen. Man sollte lieber einige dieser Zeitungsschreiber dahin schicken, damit sie es besser lernen, wie es hier zugeht.
Du willst Nachricht haben von den Manuscripten zur Geschichte des Tristan usw. Ginge Dein Begehren auf ein oder zwei bestimmte Mscrpte, so zweiflʼ ich nicht, daß die Regierung wenn man es recht anfinge, sie Dir verwilligte; tritt dieser Fall ein, so werde ich Dir alles aufs Genauste bestimmen u besorgen. Aber der Reichthum ist so groß, daß ich nicht recht einsehe wie Du diese Schätze nutzen könntest, ohne selbst herzukommen. Nur allein auf der Nationalbibliothek ist der Vorrath sehr groß. Romane von Tristan, und die von Lanzelot öfter als ich notiert habe, von jedem leicht ein 6 etwa. Ich setze dir bloß den Titel des Tristan her, der mir der älteste scheint d. h. nach dem Titel, wegen des Zusatzes traduit du Latin – nro. 6776. Le Roman de Tristan traduit du Latin par le Sr Luçes du Chatel du Gats. – Der Perceforest (doch wohl Parçival?) kommt fast eben so oft vor. Dann noch Rom. de Josef dʼArimathie (von der Stiftung des Graals) Roman dʼArtus – des chevaliers de la table ronde – de la destruction de la table ronde – Rom. de Merlin – Rom. de Meliadus – Histoire du St Graal jusqʼa la mort de Lançelot et dʼArtus – Rom de Genevre – Rom. de Giron – dʼAgravains – Bans & Beors – Barans – Berinus. Ob der Otiurl zu dieser Fabel gehört, wirst Du besser wissen als ich; den Titurel habe ich unter diesem Namen noch nicht gefunden. Nun nimm noch dazu, daß die Kataloge alle sehr schlecht sind; nichts ist gewöhnlicher als die Anzeige – Plusieurs Romans en rimeDeux Romans tres ançiens – das kömmt mehr als zwanzigmal vor; was nun unter diesen Nummern noch zu jener Fabel gehöriges verborgen sei kann ich Dir heute noch nicht sagen. Auch ist alles dieses nur von der ci-dev. Königl oder Nationalbibliothek, es giebt aber | mehre andre hier, deren eine im provenzalischen weit weit reicher ist, als die grosse, vielleicht also im Altfranzösischen nicht minder. Was von Provenzal. Mscrpt auf der Nation.bibl. ist, wirst Du im 2ten Stück der Eur. finden. Deutsches ist nichts da als der Manessische Codex; dieser ist prächtig aber keineswegs sehr gut zu lesen; da ich nun obendrein den Bodmerischen Abdruck jezt nicht hier habe, so kann ich für die Vergleichung jezt wenigstens nichts thun.
Das beste wäre also wohl, Du kämst wenn auch nur auf 3 oder vier Monate her; daß das Leben Dir hier nicht mehr koste als in Berlin will ich Dir (experto crede Ruperto, ich habe meine Erfahrung darin ziemlich theuer erkaufen müssen) wenn Du mir Auftrag geben willst, sehr sorgfältig und gut einrichten. Wir könnten dann zusammen nach der Provence reisen. – Geht dieß aber durchaus nicht, und Du willst Dich auf den Tristan beschränken, so will ich alle Mscrpte desselben genauer ansehen vergleichen, um Dir bestimmt die älteste u erste Quelle anzeigen zu können. Auszüge copiren zu lassen pp. ist ziemlich kostbar; wie gesagt es ist am besten Du kommst her. Die Gemählde und Antiken sind auch nicht zu verachten. – Ich mache Dich noch aufmerksam auf eines gewissen Edmund Jones Museum of bard, eine Zeitschrift für gälische Sprache, Antiquitäten und Poesie, wo diese nicht a la Macpherson behandelt werden; und wo in den neuern Stücken die Quellen der Fabel von Artus in der Ursprache und mit wörtlicher Uebersetzung abgedruckt sind.
Ich lese hier Deutsche Litteratur und fahre fort das Evangelium auf meine Weise zu verkündigen. Obgleich ich mir nach hiesigem Maaßstab der Dinge (für eine Stunde wöchentlich) 2 Carol. für den Winter zahlen lasse, so kannst Du doch wohl denken, daß ich nicht so viel Seegen dabei habe wie Du, da ich auch mein Lokal schrecklich theuer bezahlen muß; die Hauptsache ist, daß es geschieht, ich betrachte mich hier als Idealisten oder Poeten in partibus | infidelium. Auch habe ich nach dem Beispiele Eures Sonnabends, einen Sonntag bei mir, versteht sich von lauter Deu[tschen.] Einige Mahler sind das beste.
Ich komme nun auf die Europa zurück. Ich bitte nicht nur um Deine Theilnahme daran, sondern auch daß du die Theilnahme andrer beförderst, und überhaupt das Ganze als Dir mit angehör[ig] betrachtest, wobei der Umstand daß Dein Name nicht mit auf d[em] Titel steht sehr zufällig ist. So war es auch daß ich Dir in Leipzig nicht davon sagte; ich war außerordentlich ermüdet von allen Dingen, da ich wirklich einige Tage lang mich mit Unterhandlungen, Verabredungen und Contracten so herumgetrieben hatte, daß ich fast selbst contract geworden war; es war mir daher nicht möglich, die wenigen Stunden, die uns noch blieben, nicht von der Poesie se[lbst] sondern nur von der weltlichen Verhandlung derselben zu reden auch wollte ich erst sehn, wie es mit diesem Journale ginge, ehe ich Eure Theilnahme in Anspruch nähme. Ich glaube nun so weit, was ich von hieraus thun kann, zu übersehen, daß ich sag[en] darf, wenn Ihr mich mit Beiträgen unterstützen wollt, so können wir durch dieses Journal mehr Feld gewinnen, als es noch durch irgen[d] ein andres möglich gewesen ist. – Ich glaube nämlich durch die Mann[ich]faltigkeit für die Wißbegier und durch die Nahrung für die Neugi[er,] die ich von hier aus geben kann, des grossen Publikums fast gewiß z[u] sein; dazu ist nun freilich nothwendig, daß das Journal wie andre ehrliche Leute regelmäßig erscheint (viermal des Jahrs). Das ist ein Punct des Contracts, und ich kann von hier mannichmal Gelegenheit haben, etwas zu geben, was die Lücke ausfüllt, ohne doch der Stelle unwürdig zu sein; freilich aber müssen die Freunde mich auch mit Beiträgen reichlich versorgen, wenn es möglich sein soll, dieses auf die Länge auszuführen.
Ich gebe auch zu jedem Bande ein Kupfer, vors erste denke ich ein recht gutes wenn es nicht misräth; in der Folge viell[eicht] auch Caricaturen d.h. Zeichnungen nach David und andren der vortreflichsten Franzosen. Vielleicht würde es auch | gut sein, bei jedem Heft ein Stück guten Honigkuchen gratis auszutheilen. – Nein, aber im Ernste, es ist mein allergrößter Ernst damit, so populär zu sein als nur irgend möglich ist: übrigens aber die Kraft der Poesie über Wissenschaften und Kunst und die ganzen Menschen so weit zu verbreiten, als immer unser Wunsch gewesen ist. Dieß war gewiß auch unser beider Zweck beim Athenäum; aber der Unterschied ist 1) daß von hieraus so manches Interessante für Kunst und Gelehrsamkeit u Wissenschaft gegeben werden kann, was zugleich die Aufmerksamkeit des grossen Publikums auf sich zieht.
2) daß dieser Umstand benutzt wird, um durch äusserste Mannichfaltigkeit, Popularität, und regelmäßiges Erscheinen eine allgemeine und bleibende Existenz zu haben. Es wird also a) der Kreis der Mitarbeiter viel weiter gezogen; enthält ein Aufsatz nur interessante Facte, besonders aus einer Sphäre wo wir nicht selbst unmittelbar uns mit beschäftigen; so ist er sehr willkommen, wenn auch die Form desselben keineswegs an unsern Styl sich anschließt b) in eignen Aufsätzen selbst werdʼ ich nur leicht und conversationsmäßig zu schreiben suchen; keineswegs so kunstreich als im Athen c) Kann es kommen, daß ich von solchen Aufsätzen, die mir gutes Futter fürs Pulver scheinen, auch wohl solche aufnehme, die ich im Athen. nicht aufgenommen hätte. Ihr müßt daher nicht alles mit Catonischer Strenge lesen. Vielleicht schreibe ich auch selbst in der Folge zu jedem Heft eine solche Portion von Honigkuchen, Caricaturen oder dergleichen.
3) Ist diese allgemeine und dauernde Existenz erreicht, so kann das Journal zu sehr vielen näher bestimmten aus jenem allgemeinen Zweck hervorgehenden Absichten gebraucht und gebildet werden; und hier erwarte ich ganz vor|züglich noch Deiner und Eurer aller Hülfe und Rath. – Zunächst wünsche ich besonders, daß dieses Journal constituirt würde zu einem Institut der Selbstinhaltsanzeigen für alle Schriften der ausgezeichneten Schriftsteller. Ich habe Fichte um eine solche Anzeige gebeten von der neuen Wissenschaftl. (wenn diese anders nicht bloß möglich und nothwendig bleiben soll, ohne doch wirklich zu werden). Ich bitte Dich um eine dergleichen von Deinem Spanischen Theater; sollte das Heldenbuch von Tieck so bald zu Stande kommen, desgleichen auch davon. – Auf d. Anzeige des Span. Theaters wo Du die Gelegenheit hast vom Calderone zu reden, rechne ich mit einiger Zuversicht, und bitte daß sie vor Ende Februars in Frankfurt sei. Aber ich wünsche und hoffe noch weit mehr von Dir. Könntest Du Dich nicht entschließen das ganze dramaturgische Fach zu übernehmen und eine fortgehende Uebersicht desselben so wohl der dram. Poesie als des Theaters zu liefern. Von dem Weimarschen Theater kannst Du gewiß leicht hinreichende Nachricht bekommen. Ich möchte dieß vorzüglich gern von Dir haben; auch Dein Ton würde grade der wirksamste sein. Du wirst gewiß streng genug sein, aber auf eine milde Art, und das ist recht sehr meine Neigung dieses Journal so unpolemisch als möglich wenigstens anzufangen; wir können uns in der Folge noch manche Güte thun, wenn wir erst recht fest sitzen. Hast Du aber hiezu nicht Lust, so schlage ich folgende geringere Sache vor; die neue Ausgabe der Hagedornschen Werke wäre ja eine sehr erwünschte Gelegenheit das ganze goldne Zeitalter der Deutschen der Vergessenheit zu entreißen In Deiner joyeusen Manier dargestellt müßte eine sehr ergötzliche Erscheinung daraus zum Vorschein kommen; mir viel angenehmer als bei Wieland, wo der Stoff gar | zu eckelhaft ist. Hat Dich Deine Vorlesung etwa wieder auf die Lektüre des Lohenstein geführt, so würde durch einen kleinen Aufsatz über ihn eine Lücke in unsrer Litter. sehr gut ausgefüllt. – Ist irgend ein einzelner Theil Deiner Vorlesung zum Druck geeignet, so wirst Du das selbst am besten bestimmen können. – Auch wünschte ich daß Du für die Folge diesem Journale alles bestimmst, was Du dem Athen. zugedacht hattest. Was dieses in seiner bisherigen Form wirken konnte das hat es gewiß sehr reichlich gewirkt; in eine regelmäßige Erscheinung können wirs doch nicht mehr hineinarbeiten, oder wir würden den Plan ganz ändern müssen, auch ist das Format schon ziemlich unbequem. Betrachte also lieber die Europa als das neue Athen. was wir an die Stelle des alten setzen wollen; ich würde Dir längst vorgeschlagen haben, Deinen Namen mit auf den Titel setzen zu dürfen, aber da Du fast eben so weit von dem Druckorte entfernt bist als ich, und wir ohnehin die Beiträge uns doch nicht gegenseitig vor dem Druck mittheilen können, so hat mich dieß davon abgehalten; ich wünschte aber, daß Du Dich wenigstens der Mühe unterziehen wolltest, Beiträge von andern anzunehmen, oder auch mir zu verschaffen. – So wärʼ es mir unendlich willkommen, wenn Du mir von Genelli irgend etwas von seinen eignen Ideen über Architektur verschaffen könntest, es sei nun theoretisch oder historisch; ich halte diese Kunst für die unverstandenste u erhabenste von allen, und weiß mir selbst darin nicht zu helfen, da ich nichts gesehn habe Erscheinen seine Briefe über den Vitruv. so bitte | ich wenigstens um eine Anzeige derselben. Aber das erste, ein eigner Aufsatz wäre mir noch weit lieber Auch möchtʼ ich von Zelter gern etwas über Musik haben. Siehst Du ihn noch? – Erscheint der 2te Theil von Bernhardis Sprachlehre, so bitte ich gleichfalls um eine Inhaltsanzeige derselben; es ist gewiß sein eigner Vortheil, wenn er sich einmal rechte Mühe giebt, den eigentlichen Inhalt seiner Ansicht mit vollendeter Klarheit in aller Kürze anzugeben. Doch ist die Kürze relativ zu nehmen; einen halben Bogen kann ich auch wohl im Durchschnitt auf eine solche Selbstinhaltsanzeige rechnen. Und da wie es scheint auch sein fauler Hund den Weg aller andren gegangen ist, so möchtʼ ich gleichfalls bitten, wenn er wieder solche vortrefliche Kritik über ein poetisches Werk schreibt wie über die Genoveva oder über den Allmanach, dieselbe in mein Journal zu geben; nur darf es nicht grade der Alarcos sein, sondern etwa der Octavian, Ion oder sonst. Ja wenn er die Kritik der Genoveva noch einmal umschreiben wollte abkürzen, erweitern, ausbilden, so daß man nicht sagen kann es sei bloß Abdruck, so wünschtʼ ich für die Folge auch einmal diese zu haben, da sie im Archiv der Zeit doch eigentlich für die Säue gegangen ist und jenes Hauptwerk immer noch gar nicht hinreichend verstanden wird. – Von Tieck hättʼ ich nichts lieber als die Fortsetzung der Briefe über den Shakspeare. Diese würden sehr gut wirken. – Noch eins, sage doch Fichte, dem ich gleichfalls heute in Einlage an Schütz geschrieben, daß wenn er meine Einladung annimmt, er die Anzeige entweder Dir geben solle oder direkt an Wilmans in Frkft schicke, zum 2ten Stück noch | bis zum 5ten März spätestens. – Für die übersandte Anzeige Deiner Vorlesung und die Rüge danke ich recht sehr. Ich hatte schon durch Frohriep mit großer Indignation diese neue Infamie der A.L.Z. gehört. Diesen Leuten ist nur Stock und Prügel Begriffe von Ehre und Recht beizubringen. –
Nun laß uns noch von andern Sachen schwatzen. Spanische Bücher hat man hier sehr gute Gelegenheit zu kaufen, auch nicht sehr theuer. Mache nur daß ich Dir für die Europa recht viel zu bezahlen habe, so kann ich es vielleicht in eitel Poesie abtragen. Ich habe mir eine sehr gute neue Ausgabe des Persiles verschaft, für 2½ Laubth. Vom Calderon hast Du doch die Ausgabe von Aponte? Sie ist wenigstens besser gedruckt als die alte. Von der Lusiada versäume nicht Dir die neueste Ausgabe zu schaffen (coimbra. 1800. in 12mo) Sie enthält aus einem neulich gefundenen Mscrpt des Camoëns eine beträchtliche Anzahl Stanzen, die er beim Druck nicht aufgenommen hat. Portugiesische Bücher sind auch auf den hiesigen Bibl sehr selten. – Nun möcht ich Dich um Rath fragen über ein Projekt. Sollte mans nicht zu Stande bringen können auf Subscription mit so viel Grammatik, Noten u Vocabularium als nothwendig eine tüchtige Masse provenzalischer Gedichte drucken zu lassen? - Ich könnte mich dazu vielleicht mit einem gebohrenen Provenzalen assoçiiren, der viel Liebhaberei dafür hat; und für die Erklärung ist das jetzige Provenzalisch eigentlich das beste Hülfsmittel Ich liesse dann das Werk auch in Italien, England, Spanien und Portugal promulgiren. Das Vocabularium, die grammatische Einleitung, und die Noten müßten dann wohl französisch oder lateinisch abgefaßt sein. Aber von allem diesem würdʼ ich nur das Wesentlichste u Unentbehrlichste in aller Kürze geben, und | übrigens so viel Text als möglich; wenigstens 4 Alphabet, großformat und eng gedruckt. Es ist doch eigentlich nicht erlaubt, daß die Quellen der romantischen Poesie so ungehindert ihrem sonst gewissen baldigen Untergang entgegen gehen sollen. Ich muß aber freilich so viel für das Werk bekommen, daß ich auch Abschreiber pp bezahlen und mir die Arbeit erleichtern kann; und da ich dabei auch sehr aufs Ausland rechne, so würde ich den Preiß sehr hoch zu bestimmen geneigt sein – 3, 4, ja vielleicht 5 Louisd nach der Verschiedenheit des Papiers für die 4 oder 5 Alphabet. Glaubst Du wohl daß man zu diesem Preise ein 50–100 Theilnehmer in Deutschland fände? Ich würde alsdann die Gelder an Dich und an Wilmans addressiren lassen (denn da ich keine Auslage machen kann so müßte die Hälfte des Preises wohl vorausbezahlt werden), aber nicht eher an mich nehmen als bis genug zu einem oder 2 Bänden da wäre. Käme das nicht heraus, so würde die Pränum zurückgeschickt. Ueberlege Dir das doch einmal recht gründlich; es wäre gar zu schön, wenn man es ausführen könnte. Oder meinst Du daß der Plan zu groß angelegt ist? – Viel kleiner dürfte er freilich nicht sein, sonst verlohnt es sich nicht der Mühe. In England fände man gewiß sehr viele Subscribenten und das wäre dann gutes Futter fürs Pulver. Den Consul möchte ich mir gern für bessre Gelegenheiten aufsparen, aber im Nothfalle wärʼ er wohl auch mit fast sicherm Erfolge zu gebrauchen. Gieb mir also darüber Deinen | Rath und sage mir, ob Du glaubst etwas dafür thun zu können. Noch besser aber wäre es Du kämst auf 6 Monate wenigstens her, so könnten wirs dann gemeinschaftlich machen, und das wäre mir viel lieber. Die Amazonen bitte ich mir sobald als möglich zu senden Besonders auch den Ion nicht zu vergessen. Mein nächstes Drama ist immer noch nicht ganz fertig; auch ist es keins von denen die ich Dir genannt. Wirst Du denn nicht ein romantisches Drama dichten? – Wirst Du nicht wenigstens Richard III recht bald übersetzen, damit das historische Werk doch nicht unvollständig sei? – Auf die Amazonen bin ich ganz ausserordentlich begierig; ich bilde mir ein, ich könnte sie mir einigermassen denken. Hast Du am Philoxenos noch gar nicht angefangen? – Wenn Du nur nicht gar zu tief in die alten Sylbenmaaße geräthst. Noch eins wollte ich wegen Eurer Glossen erinnern. Nehmt doch künftig zu gefühlvollen lieber die Copla real als die Decimas; sie sind gar zu ausschließend fürs Witzige geeignet. Ich werde Dir vielleicht bald zur Erwiedrung einige Gazels schicken, eine Persische Dichtart die sich sehr an die Glosse, Sestina und das Sonett anschließt und zwischen diesen allen ungefähr das Mittel hält. Ich bin schon über das Unangenehme weg und lese seit 6 Wochen Mscrpte, mit meinem Lehrer den Roman des Meschnun und der Leila von Jami. – Die Sprachlehre des gewöhnlichen Indischen habe ich gleichfalls schon; aber das Samskrit werde ich erst im Frühjahr recht anfangen können. Denn es wird auf der Bibliothek nicht eingeheizt. – So wie die Götter an ihren reichlichen Gaben, so erkennt man glaube ich die Brüder an der Fülle ihrer Bitten; ich werde daher | mit einer solchen schließen, die ich Dir aufs beste ans Herz lege. – Ich bin sehr entschlossen eine Persische Grammatik zu schreiben, mit durchgängiger Rücksicht auf die Indische u Deutsche Spr. Es wird also dieses Buch ein von dem Interesse deren die bloß Persisch lernen wollen, unabhängiges historisches Interesse haben. Vom Samskrit kann ich zwar die Lettern nicht stechen lassen, denn dazu dürfte sich wohl schwerlich ein Deutscher Verleger finden. Doch soll, das verspreche ich, mehr Auskunft über diese Sprache gegeben werden, als noch in irgend einem gedruckten Buche zu finden ist. Auch kann ich ein leichtes erzählendes Gedicht eines der besten Persischen Dichter und gerad etwas was noch nie gedruckt gewesen aus der hiesigen Bibl. abdrucken lassen zur Sprachübung u Vollständigkeit jener Grammatik. Auf jeden Fall soll meine Persische Sprachlehre ein wenig vollständiger und besser sein, als die der Engländer (welche auch beiläufig sehr sehr theuer sind). Sollte ich hiezu wohl einen Deutschen Verleger finden? – Ich würde das Werk 1) binnen Jahresfrist liefern 2) es ganz in Büchern bezahlt nehmen, 3 Friedrʼor den Bogen 20 Bogen rechne ich wenigstens oder 200˜ Iivres im Ganzen 3) diese Bücher brauche ich zu dem Werke selbst ich würde also fodern, daß mir der Credit dazu gleich und zwar bei einem hiesigen Buchhändler gemacht würde, wenigstens für den größten Theil der Summe. Ich rechne daß der Verleger nur wenig Exemplare drucken läßt, und dann den Preiß ziemlich hoch sezt. Er kann ihn sehr hoch setzen und doch gegen die Engländischen Werke wohlfeil sein. Da man in Leipzig eine | Ausgabe des Persischen Dichters Hafez veranstaltet, so muß es dort nicht an Setzern u Correctoren für diese Sprache fehlen. – Hältst Du es für möglich, mir einen Verleger zu dieser Unternehmung zu schaffen, so erzeigst Du mir dadurch einen sehr großen Freundschaftsdienst. – (Im 3ten Stück der Eur. werde ich vielleicht etwas über Persische Sprache u Dichtkunst einrücken; sage also über die Sache selbst jetzt nichts) – Oder meinst Du vielleicht, daß auch dieß nur durch Subscription zu Stande zu bringen sei? – In jenem mir viel lieberen Falle bitte ich aber einen bestimmten Contract aufzusetzen. Auch muß der Credit für Bücher gleich gemacht werden, bei Treuttel & Würz hier am sichersten, denn ich brauche sie alle zu dem Werke selbst.
Im 2ten Stücke der Eur. wirst Du einen Aufsatz über die Antiken finden, der Dir namentlich zugeschrieben ist, weil ich bei Abfassung desselben besonders an Dich gedacht habe. – Wärʼ es nicht möglich, daß Du durch Deine vielen Connexionen eine Anzeige der Europa in Kopenhagen, in Petersburg, in Stockholm veranstaltetest? – An allen diesen Orten wird doch viel Deutsch gelesen, und was von Paris kömmt, pflegt doch in allen solchen Hauptstädten viel Aufmerksamkeit zu erregen. – Ich möchte, wenn es sich füglich macht, in der Folge die A.L.Z. auch gern aus Tobolskoy verjagen. – Ist niemand an die Stelle der Erlanger getreten? – Die armen haben nicht | viel erlangt. – Aus der Zeitung sehe ich, daß eini[ge] Werdens eine einzige objektive Philosophie verkünden, und unsre Lieder singen. Aber ich fürchte diese Wer[dens] werdens auch nicht werden. Was macht Schiller? Schülert er noch so? Wird er von Euch noch mit derselben unglaublichen Toleranz behandelt? – Geg[en] mich fängt er an sich äusserst niederträchtig zu betr[agen.] Seine Freunde verfolgen mich und verläumden mich, wo s[ie] können. So hat Körner sich in Dr. bezeigt und hier hat die Wohlzogen auf die nichtswürdigste Art Parthei gegen mich erregt. Folgende Disticha gebe ich zu beliebiger Mittheilung Preiß
Schändlich, geehrter Baron, hast Du Macbeth den hohen. geschehen verschimpfet;
Doch was ist geschehn, bleibe nur künftig dav.
——————————
Wahrlich es stachen den Fuß ihm Taranteln dem alten Pedanten
Närrisch da ranntʼ es mit ihm, wurde Turandot zulezt.
——————————
Schreibʼ mir recht bald wieder und ermuntre auch die andern Freunde dazu. Ich umarme Dich von Herzensgrunde.
Friedrich Schl.

Wie man alles hier trift, so habʼ ich hier auch einen Mann gefunden, der unsern Bruder in Indien sehr gut kannte besonders in der lezten Zeit, und bei seinem Tode gegenwärtig war. Er heißt Henrichs war damals Lieutenant unter jenem Regiment und ist jezt hier Buchhändler. Ich habe ihm Deine Elegie vorgelesen | Die Persische Gramm soll folgendes enthalten – eine Uebersicht und Geschichte der Sprache u Poesie – die Grammatik selbst – die Vergleichung mit der Indischen u Deutschen Sprache – ein schönes erzählendes leichtes berühmtes noch nicht gedrucktes Gedicht – ein Vocabul, das alle Pers. Worte enthält die in der Gramm. vorkommen, so daß man kein andres Lexikon dazu braucht. Ich verlasse mich schon auf Dich, daß den Buchhändler wirst vorzustellen wissen, in wie gar vielen Rücksichten dieses Buch Käufer finden kann u muß, wenngleich derer die selbst Persisch lernen wollen nicht eben viele sind.
Paris den 15ten Januar 1803.
Herzlich geliebter Bruder, du hast mir einen sehr willkommnen Beweis Deiner fortdauernden Freundschaft gegeben durch die übersandten Gedichte von Dir und der B und durch die Abschrift und Mittheilungen derer von Tieck. Die Deinigen wirst Du schon im 1ten Heft der Europa finden, wovon Dir Wilmans 7 Stück übersenden wird. 1 für Fichte 1 für Tieck 1 für Hülsen, 2 für Dich und 2 für Mme Herz; diese beiden übersende ihr ja gleich nach dem Empfang, denn es liegt mir sehr daran daß Schleiermacher sein Ex sehr bald erhält. So bitte ich auch Sorge zu tragen daß das an Hülsen an ihn gelange, weil ich seine Addresse nicht weiß. Indem ich 2 Exempl. für Dich bestimme, rechne ich darauf daß das eine gemeinschaftlich für Bernhardiʼs und für Euren ganzen Cirkel sei. –
In Deinen und der B. Glossen sind ganz unvergleichliche Strophen. Du hattest es wohl ganz vergessen, daß ich auch schon einmal eine Glosse auf dasselbe Thema gemacht; ich habe es der Gesellschaft wegen mit hinzugesezt, wiewohl es nun gegen die eurigen ziemlich veraltet klingt. Ist von den neuen Sachen der B. etwas gedruckt so hoffe ich werdet mich nicht vergessen; das gleiche gilt wenn Schütz etwas hat druken lassen.
Die Hymnen von Tieck sind unvergleichlich schön. Man kann das wohl für ein ganzes Werk gelten lassen, auch rechne ich es ihm sehr hoch, daß er den 2ten Theil des Novalis zur bestimmten Zeit gefertigt hat; gesehen habʼ ich diesen leider noch nicht.
Ich kann Dir nicht sagen, welche Freude mir auch besonders der historische Theil Deines Briefes gemacht hat. Ich will dieß also so viel möglich zu erwidern suchen, wiewohl die Ausbeute nicht so reich sein wird. Vors erste bin ich entschlossen bis Ostern 1804 wenigstens hier zu bleiben, meine Addresse ist rue Clichy nro. 19. u wird es wohl bleiben so lang ich hier bin; gieb sie aber niemand der Misbrauch davon machen könnte. Auch hoffe ich Du hast nicht wieder unter der Adresse Deines lezten Briefes (rue Cadet Faub. Montm.) geschrieben, denn ich habe nur kurze Zeit da gewohnt, jezt steht das Haus ganz leer der Brief könnte also leicht verloren gehn. In die Deut|schen Departements werde ich wohl schwerlich so bald gehn, wie einige Deutsche Zeitungen aussagen sollen. Man sollte lieber einige dieser Zeitungsschreiber dahin schicken, damit sie es besser lernen, wie es hier zugeht.
Du willst Nachricht haben von den Manuscripten zur Geschichte des Tristan usw. Ginge Dein Begehren auf ein oder zwei bestimmte Mscrpte, so zweiflʼ ich nicht, daß die Regierung wenn man es recht anfinge, sie Dir verwilligte; tritt dieser Fall ein, so werde ich Dir alles aufs Genauste bestimmen u besorgen. Aber der Reichthum ist so groß, daß ich nicht recht einsehe wie Du diese Schätze nutzen könntest, ohne selbst herzukommen. Nur allein auf der Nationalbibliothek ist der Vorrath sehr groß. Romane von Tristan, und die von Lanzelot öfter als ich notiert habe, von jedem leicht ein 6 etwa. Ich setze dir bloß den Titel des Tristan her, der mir der älteste scheint d. h. nach dem Titel, wegen des Zusatzes traduit du Latin – nro. 6776. Le Roman de Tristan traduit du Latin par le Sr Luçes du Chatel du Gats. – Der Perceforest (doch wohl Parçival?) kommt fast eben so oft vor. Dann noch Rom. de Josef dʼArimathie (von der Stiftung des Graals) Roman dʼArtus – des chevaliers de la table ronde – de la destruction de la table ronde – Rom. de Merlin – Rom. de Meliadus – Histoire du St Graal jusqʼa la mort de Lançelot et dʼArtus – Rom de Genevre – Rom. de Giron – dʼAgravains – Bans & Beors – Barans – Berinus. Ob der Otiurl zu dieser Fabel gehört, wirst Du besser wissen als ich; den Titurel habe ich unter diesem Namen noch nicht gefunden. Nun nimm noch dazu, daß die Kataloge alle sehr schlecht sind; nichts ist gewöhnlicher als die Anzeige – Plusieurs Romans en rimeDeux Romans tres ançiens – das kömmt mehr als zwanzigmal vor; was nun unter diesen Nummern noch zu jener Fabel gehöriges verborgen sei kann ich Dir heute noch nicht sagen. Auch ist alles dieses nur von der ci-dev. Königl oder Nationalbibliothek, es giebt aber | mehre andre hier, deren eine im provenzalischen weit weit reicher ist, als die grosse, vielleicht also im Altfranzösischen nicht minder. Was von Provenzal. Mscrpt auf der Nation.bibl. ist, wirst Du im 2ten Stück der Eur. finden. Deutsches ist nichts da als der Manessische Codex; dieser ist prächtig aber keineswegs sehr gut zu lesen; da ich nun obendrein den Bodmerischen Abdruck jezt nicht hier habe, so kann ich für die Vergleichung jezt wenigstens nichts thun.
Das beste wäre also wohl, Du kämst wenn auch nur auf 3 oder vier Monate her; daß das Leben Dir hier nicht mehr koste als in Berlin will ich Dir (experto crede Ruperto, ich habe meine Erfahrung darin ziemlich theuer erkaufen müssen) wenn Du mir Auftrag geben willst, sehr sorgfältig und gut einrichten. Wir könnten dann zusammen nach der Provence reisen. – Geht dieß aber durchaus nicht, und Du willst Dich auf den Tristan beschränken, so will ich alle Mscrpte desselben genauer ansehen vergleichen, um Dir bestimmt die älteste u erste Quelle anzeigen zu können. Auszüge copiren zu lassen pp. ist ziemlich kostbar; wie gesagt es ist am besten Du kommst her. Die Gemählde und Antiken sind auch nicht zu verachten. – Ich mache Dich noch aufmerksam auf eines gewissen Edmund Jones Museum of bard, eine Zeitschrift für gälische Sprache, Antiquitäten und Poesie, wo diese nicht a la Macpherson behandelt werden; und wo in den neuern Stücken die Quellen der Fabel von Artus in der Ursprache und mit wörtlicher Uebersetzung abgedruckt sind.
Ich lese hier Deutsche Litteratur und fahre fort das Evangelium auf meine Weise zu verkündigen. Obgleich ich mir nach hiesigem Maaßstab der Dinge (für eine Stunde wöchentlich) 2 Carol. für den Winter zahlen lasse, so kannst Du doch wohl denken, daß ich nicht so viel Seegen dabei habe wie Du, da ich auch mein Lokal schrecklich theuer bezahlen muß; die Hauptsache ist, daß es geschieht, ich betrachte mich hier als Idealisten oder Poeten in partibus | infidelium. Auch habe ich nach dem Beispiele Eures Sonnabends, einen Sonntag bei mir, versteht sich von lauter Deu[tschen.] Einige Mahler sind das beste.
Ich komme nun auf die Europa zurück. Ich bitte nicht nur um Deine Theilnahme daran, sondern auch daß du die Theilnahme andrer beförderst, und überhaupt das Ganze als Dir mit angehör[ig] betrachtest, wobei der Umstand daß Dein Name nicht mit auf d[em] Titel steht sehr zufällig ist. So war es auch daß ich Dir in Leipzig nicht davon sagte; ich war außerordentlich ermüdet von allen Dingen, da ich wirklich einige Tage lang mich mit Unterhandlungen, Verabredungen und Contracten so herumgetrieben hatte, daß ich fast selbst contract geworden war; es war mir daher nicht möglich, die wenigen Stunden, die uns noch blieben, nicht von der Poesie se[lbst] sondern nur von der weltlichen Verhandlung derselben zu reden auch wollte ich erst sehn, wie es mit diesem Journale ginge, ehe ich Eure Theilnahme in Anspruch nähme. Ich glaube nun so weit, was ich von hieraus thun kann, zu übersehen, daß ich sag[en] darf, wenn Ihr mich mit Beiträgen unterstützen wollt, so können wir durch dieses Journal mehr Feld gewinnen, als es noch durch irgen[d] ein andres möglich gewesen ist. – Ich glaube nämlich durch die Mann[ich]faltigkeit für die Wißbegier und durch die Nahrung für die Neugi[er,] die ich von hier aus geben kann, des grossen Publikums fast gewiß z[u] sein; dazu ist nun freilich nothwendig, daß das Journal wie andre ehrliche Leute regelmäßig erscheint (viermal des Jahrs). Das ist ein Punct des Contracts, und ich kann von hier mannichmal Gelegenheit haben, etwas zu geben, was die Lücke ausfüllt, ohne doch der Stelle unwürdig zu sein; freilich aber müssen die Freunde mich auch mit Beiträgen reichlich versorgen, wenn es möglich sein soll, dieses auf die Länge auszuführen.
Ich gebe auch zu jedem Bande ein Kupfer, vors erste denke ich ein recht gutes wenn es nicht misräth; in der Folge viell[eicht] auch Caricaturen d.h. Zeichnungen nach David und andren der vortreflichsten Franzosen. Vielleicht würde es auch | gut sein, bei jedem Heft ein Stück guten Honigkuchen gratis auszutheilen. – Nein, aber im Ernste, es ist mein allergrößter Ernst damit, so populär zu sein als nur irgend möglich ist: übrigens aber die Kraft der Poesie über Wissenschaften und Kunst und die ganzen Menschen so weit zu verbreiten, als immer unser Wunsch gewesen ist. Dieß war gewiß auch unser beider Zweck beim Athenäum; aber der Unterschied ist 1) daß von hieraus so manches Interessante für Kunst und Gelehrsamkeit u Wissenschaft gegeben werden kann, was zugleich die Aufmerksamkeit des grossen Publikums auf sich zieht.
2) daß dieser Umstand benutzt wird, um durch äusserste Mannichfaltigkeit, Popularität, und regelmäßiges Erscheinen eine allgemeine und bleibende Existenz zu haben. Es wird also a) der Kreis der Mitarbeiter viel weiter gezogen; enthält ein Aufsatz nur interessante Facte, besonders aus einer Sphäre wo wir nicht selbst unmittelbar uns mit beschäftigen; so ist er sehr willkommen, wenn auch die Form desselben keineswegs an unsern Styl sich anschließt b) in eignen Aufsätzen selbst werdʼ ich nur leicht und conversationsmäßig zu schreiben suchen; keineswegs so kunstreich als im Athen c) Kann es kommen, daß ich von solchen Aufsätzen, die mir gutes Futter fürs Pulver scheinen, auch wohl solche aufnehme, die ich im Athen. nicht aufgenommen hätte. Ihr müßt daher nicht alles mit Catonischer Strenge lesen. Vielleicht schreibe ich auch selbst in der Folge zu jedem Heft eine solche Portion von Honigkuchen, Caricaturen oder dergleichen.
3) Ist diese allgemeine und dauernde Existenz erreicht, so kann das Journal zu sehr vielen näher bestimmten aus jenem allgemeinen Zweck hervorgehenden Absichten gebraucht und gebildet werden; und hier erwarte ich ganz vor|züglich noch Deiner und Eurer aller Hülfe und Rath. – Zunächst wünsche ich besonders, daß dieses Journal constituirt würde zu einem Institut der Selbstinhaltsanzeigen für alle Schriften der ausgezeichneten Schriftsteller. Ich habe Fichte um eine solche Anzeige gebeten von der neuen Wissenschaftl. (wenn diese anders nicht bloß möglich und nothwendig bleiben soll, ohne doch wirklich zu werden). Ich bitte Dich um eine dergleichen von Deinem Spanischen Theater; sollte das Heldenbuch von Tieck so bald zu Stande kommen, desgleichen auch davon. – Auf d. Anzeige des Span. Theaters wo Du die Gelegenheit hast vom Calderone zu reden, rechne ich mit einiger Zuversicht, und bitte daß sie vor Ende Februars in Frankfurt sei. Aber ich wünsche und hoffe noch weit mehr von Dir. Könntest Du Dich nicht entschließen das ganze dramaturgische Fach zu übernehmen und eine fortgehende Uebersicht desselben so wohl der dram. Poesie als des Theaters zu liefern. Von dem Weimarschen Theater kannst Du gewiß leicht hinreichende Nachricht bekommen. Ich möchte dieß vorzüglich gern von Dir haben; auch Dein Ton würde grade der wirksamste sein. Du wirst gewiß streng genug sein, aber auf eine milde Art, und das ist recht sehr meine Neigung dieses Journal so unpolemisch als möglich wenigstens anzufangen; wir können uns in der Folge noch manche Güte thun, wenn wir erst recht fest sitzen. Hast Du aber hiezu nicht Lust, so schlage ich folgende geringere Sache vor; die neue Ausgabe der Hagedornschen Werke wäre ja eine sehr erwünschte Gelegenheit das ganze goldne Zeitalter der Deutschen der Vergessenheit zu entreißen In Deiner joyeusen Manier dargestellt müßte eine sehr ergötzliche Erscheinung daraus zum Vorschein kommen; mir viel angenehmer als bei Wieland, wo der Stoff gar | zu eckelhaft ist. Hat Dich Deine Vorlesung etwa wieder auf die Lektüre des Lohenstein geführt, so würde durch einen kleinen Aufsatz über ihn eine Lücke in unsrer Litter. sehr gut ausgefüllt. – Ist irgend ein einzelner Theil Deiner Vorlesung zum Druck geeignet, so wirst Du das selbst am besten bestimmen können. – Auch wünschte ich daß Du für die Folge diesem Journale alles bestimmst, was Du dem Athen. zugedacht hattest. Was dieses in seiner bisherigen Form wirken konnte das hat es gewiß sehr reichlich gewirkt; in eine regelmäßige Erscheinung können wirs doch nicht mehr hineinarbeiten, oder wir würden den Plan ganz ändern müssen, auch ist das Format schon ziemlich unbequem. Betrachte also lieber die Europa als das neue Athen. was wir an die Stelle des alten setzen wollen; ich würde Dir längst vorgeschlagen haben, Deinen Namen mit auf den Titel setzen zu dürfen, aber da Du fast eben so weit von dem Druckorte entfernt bist als ich, und wir ohnehin die Beiträge uns doch nicht gegenseitig vor dem Druck mittheilen können, so hat mich dieß davon abgehalten; ich wünschte aber, daß Du Dich wenigstens der Mühe unterziehen wolltest, Beiträge von andern anzunehmen, oder auch mir zu verschaffen. – So wärʼ es mir unendlich willkommen, wenn Du mir von Genelli irgend etwas von seinen eignen Ideen über Architektur verschaffen könntest, es sei nun theoretisch oder historisch; ich halte diese Kunst für die unverstandenste u erhabenste von allen, und weiß mir selbst darin nicht zu helfen, da ich nichts gesehn habe Erscheinen seine Briefe über den Vitruv. so bitte | ich wenigstens um eine Anzeige derselben. Aber das erste, ein eigner Aufsatz wäre mir noch weit lieber Auch möchtʼ ich von Zelter gern etwas über Musik haben. Siehst Du ihn noch? – Erscheint der 2te Theil von Bernhardis Sprachlehre, so bitte ich gleichfalls um eine Inhaltsanzeige derselben; es ist gewiß sein eigner Vortheil, wenn er sich einmal rechte Mühe giebt, den eigentlichen Inhalt seiner Ansicht mit vollendeter Klarheit in aller Kürze anzugeben. Doch ist die Kürze relativ zu nehmen; einen halben Bogen kann ich auch wohl im Durchschnitt auf eine solche Selbstinhaltsanzeige rechnen. Und da wie es scheint auch sein fauler Hund den Weg aller andren gegangen ist, so möchtʼ ich gleichfalls bitten, wenn er wieder solche vortrefliche Kritik über ein poetisches Werk schreibt wie über die Genoveva oder über den Allmanach, dieselbe in mein Journal zu geben; nur darf es nicht grade der Alarcos sein, sondern etwa der Octavian, Ion oder sonst. Ja wenn er die Kritik der Genoveva noch einmal umschreiben wollte abkürzen, erweitern, ausbilden, so daß man nicht sagen kann es sei bloß Abdruck, so wünschtʼ ich für die Folge auch einmal diese zu haben, da sie im Archiv der Zeit doch eigentlich für die Säue gegangen ist und jenes Hauptwerk immer noch gar nicht hinreichend verstanden wird. – Von Tieck hättʼ ich nichts lieber als die Fortsetzung der Briefe über den Shakspeare. Diese würden sehr gut wirken. – Noch eins, sage doch Fichte, dem ich gleichfalls heute in Einlage an Schütz geschrieben, daß wenn er meine Einladung annimmt, er die Anzeige entweder Dir geben solle oder direkt an Wilmans in Frkft schicke, zum 2ten Stück noch | bis zum 5ten März spätestens. – Für die übersandte Anzeige Deiner Vorlesung und die Rüge danke ich recht sehr. Ich hatte schon durch Frohriep mit großer Indignation diese neue Infamie der A.L.Z. gehört. Diesen Leuten ist nur Stock und Prügel Begriffe von Ehre und Recht beizubringen. –
Nun laß uns noch von andern Sachen schwatzen. Spanische Bücher hat man hier sehr gute Gelegenheit zu kaufen, auch nicht sehr theuer. Mache nur daß ich Dir für die Europa recht viel zu bezahlen habe, so kann ich es vielleicht in eitel Poesie abtragen. Ich habe mir eine sehr gute neue Ausgabe des Persiles verschaft, für 2½ Laubth. Vom Calderon hast Du doch die Ausgabe von Aponte? Sie ist wenigstens besser gedruckt als die alte. Von der Lusiada versäume nicht Dir die neueste Ausgabe zu schaffen (coimbra. 1800. in 12mo) Sie enthält aus einem neulich gefundenen Mscrpt des Camoëns eine beträchtliche Anzahl Stanzen, die er beim Druck nicht aufgenommen hat. Portugiesische Bücher sind auch auf den hiesigen Bibl sehr selten. – Nun möcht ich Dich um Rath fragen über ein Projekt. Sollte mans nicht zu Stande bringen können auf Subscription mit so viel Grammatik, Noten u Vocabularium als nothwendig eine tüchtige Masse provenzalischer Gedichte drucken zu lassen? - Ich könnte mich dazu vielleicht mit einem gebohrenen Provenzalen assoçiiren, der viel Liebhaberei dafür hat; und für die Erklärung ist das jetzige Provenzalisch eigentlich das beste Hülfsmittel Ich liesse dann das Werk auch in Italien, England, Spanien und Portugal promulgiren. Das Vocabularium, die grammatische Einleitung, und die Noten müßten dann wohl französisch oder lateinisch abgefaßt sein. Aber von allem diesem würdʼ ich nur das Wesentlichste u Unentbehrlichste in aller Kürze geben, und | übrigens so viel Text als möglich; wenigstens 4 Alphabet, großformat und eng gedruckt. Es ist doch eigentlich nicht erlaubt, daß die Quellen der romantischen Poesie so ungehindert ihrem sonst gewissen baldigen Untergang entgegen gehen sollen. Ich muß aber freilich so viel für das Werk bekommen, daß ich auch Abschreiber pp bezahlen und mir die Arbeit erleichtern kann; und da ich dabei auch sehr aufs Ausland rechne, so würde ich den Preiß sehr hoch zu bestimmen geneigt sein – 3, 4, ja vielleicht 5 Louisd nach der Verschiedenheit des Papiers für die 4 oder 5 Alphabet. Glaubst Du wohl daß man zu diesem Preise ein 50–100 Theilnehmer in Deutschland fände? Ich würde alsdann die Gelder an Dich und an Wilmans addressiren lassen (denn da ich keine Auslage machen kann so müßte die Hälfte des Preises wohl vorausbezahlt werden), aber nicht eher an mich nehmen als bis genug zu einem oder 2 Bänden da wäre. Käme das nicht heraus, so würde die Pränum zurückgeschickt. Ueberlege Dir das doch einmal recht gründlich; es wäre gar zu schön, wenn man es ausführen könnte. Oder meinst Du daß der Plan zu groß angelegt ist? – Viel kleiner dürfte er freilich nicht sein, sonst verlohnt es sich nicht der Mühe. In England fände man gewiß sehr viele Subscribenten und das wäre dann gutes Futter fürs Pulver. Den Consul möchte ich mir gern für bessre Gelegenheiten aufsparen, aber im Nothfalle wärʼ er wohl auch mit fast sicherm Erfolge zu gebrauchen. Gieb mir also darüber Deinen | Rath und sage mir, ob Du glaubst etwas dafür thun zu können. Noch besser aber wäre es Du kämst auf 6 Monate wenigstens her, so könnten wirs dann gemeinschaftlich machen, und das wäre mir viel lieber. Die Amazonen bitte ich mir sobald als möglich zu senden Besonders auch den Ion nicht zu vergessen. Mein nächstes Drama ist immer noch nicht ganz fertig; auch ist es keins von denen die ich Dir genannt. Wirst Du denn nicht ein romantisches Drama dichten? – Wirst Du nicht wenigstens Richard III recht bald übersetzen, damit das historische Werk doch nicht unvollständig sei? – Auf die Amazonen bin ich ganz ausserordentlich begierig; ich bilde mir ein, ich könnte sie mir einigermassen denken. Hast Du am Philoxenos noch gar nicht angefangen? – Wenn Du nur nicht gar zu tief in die alten Sylbenmaaße geräthst. Noch eins wollte ich wegen Eurer Glossen erinnern. Nehmt doch künftig zu gefühlvollen lieber die Copla real als die Decimas; sie sind gar zu ausschließend fürs Witzige geeignet. Ich werde Dir vielleicht bald zur Erwiedrung einige Gazels schicken, eine Persische Dichtart die sich sehr an die Glosse, Sestina und das Sonett anschließt und zwischen diesen allen ungefähr das Mittel hält. Ich bin schon über das Unangenehme weg und lese seit 6 Wochen Mscrpte, mit meinem Lehrer den Roman des Meschnun und der Leila von Jami. – Die Sprachlehre des gewöhnlichen Indischen habe ich gleichfalls schon; aber das Samskrit werde ich erst im Frühjahr recht anfangen können. Denn es wird auf der Bibliothek nicht eingeheizt. – So wie die Götter an ihren reichlichen Gaben, so erkennt man glaube ich die Brüder an der Fülle ihrer Bitten; ich werde daher | mit einer solchen schließen, die ich Dir aufs beste ans Herz lege. – Ich bin sehr entschlossen eine Persische Grammatik zu schreiben, mit durchgängiger Rücksicht auf die Indische u Deutsche Spr. Es wird also dieses Buch ein von dem Interesse deren die bloß Persisch lernen wollen, unabhängiges historisches Interesse haben. Vom Samskrit kann ich zwar die Lettern nicht stechen lassen, denn dazu dürfte sich wohl schwerlich ein Deutscher Verleger finden. Doch soll, das verspreche ich, mehr Auskunft über diese Sprache gegeben werden, als noch in irgend einem gedruckten Buche zu finden ist. Auch kann ich ein leichtes erzählendes Gedicht eines der besten Persischen Dichter und gerad etwas was noch nie gedruckt gewesen aus der hiesigen Bibl. abdrucken lassen zur Sprachübung u Vollständigkeit jener Grammatik. Auf jeden Fall soll meine Persische Sprachlehre ein wenig vollständiger und besser sein, als die der Engländer (welche auch beiläufig sehr sehr theuer sind). Sollte ich hiezu wohl einen Deutschen Verleger finden? – Ich würde das Werk 1) binnen Jahresfrist liefern 2) es ganz in Büchern bezahlt nehmen, 3 Friedrʼor den Bogen 20 Bogen rechne ich wenigstens oder 200˜ Iivres im Ganzen 3) diese Bücher brauche ich zu dem Werke selbst ich würde also fodern, daß mir der Credit dazu gleich und zwar bei einem hiesigen Buchhändler gemacht würde, wenigstens für den größten Theil der Summe. Ich rechne daß der Verleger nur wenig Exemplare drucken läßt, und dann den Preiß ziemlich hoch sezt. Er kann ihn sehr hoch setzen und doch gegen die Engländischen Werke wohlfeil sein. Da man in Leipzig eine | Ausgabe des Persischen Dichters Hafez veranstaltet, so muß es dort nicht an Setzern u Correctoren für diese Sprache fehlen. – Hältst Du es für möglich, mir einen Verleger zu dieser Unternehmung zu schaffen, so erzeigst Du mir dadurch einen sehr großen Freundschaftsdienst. – (Im 3ten Stück der Eur. werde ich vielleicht etwas über Persische Sprache u Dichtkunst einrücken; sage also über die Sache selbst jetzt nichts) – Oder meinst Du vielleicht, daß auch dieß nur durch Subscription zu Stande zu bringen sei? – In jenem mir viel lieberen Falle bitte ich aber einen bestimmten Contract aufzusetzen. Auch muß der Credit für Bücher gleich gemacht werden, bei Treuttel & Würz hier am sichersten, denn ich brauche sie alle zu dem Werke selbst.
Im 2ten Stücke der Eur. wirst Du einen Aufsatz über die Antiken finden, der Dir namentlich zugeschrieben ist, weil ich bei Abfassung desselben besonders an Dich gedacht habe. – Wärʼ es nicht möglich, daß Du durch Deine vielen Connexionen eine Anzeige der Europa in Kopenhagen, in Petersburg, in Stockholm veranstaltetest? – An allen diesen Orten wird doch viel Deutsch gelesen, und was von Paris kömmt, pflegt doch in allen solchen Hauptstädten viel Aufmerksamkeit zu erregen. – Ich möchte, wenn es sich füglich macht, in der Folge die A.L.Z. auch gern aus Tobolskoy verjagen. – Ist niemand an die Stelle der Erlanger getreten? – Die armen haben nicht | viel erlangt. – Aus der Zeitung sehe ich, daß eini[ge] Werdens eine einzige objektive Philosophie verkünden, und unsre Lieder singen. Aber ich fürchte diese Wer[dens] werdens auch nicht werden. Was macht Schiller? Schülert er noch so? Wird er von Euch noch mit derselben unglaublichen Toleranz behandelt? – Geg[en] mich fängt er an sich äusserst niederträchtig zu betr[agen.] Seine Freunde verfolgen mich und verläumden mich, wo s[ie] können. So hat Körner sich in Dr. bezeigt und hier hat die Wohlzogen auf die nichtswürdigste Art Parthei gegen mich erregt. Folgende Disticha gebe ich zu beliebiger Mittheilung Preiß
Schändlich, geehrter Baron, hast Du Macbeth den hohen. geschehen verschimpfet;
Doch was ist geschehn, bleibe nur künftig dav.
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Wahrlich es stachen den Fuß ihm Taranteln dem alten Pedanten
Närrisch da ranntʼ es mit ihm, wurde Turandot zulezt.
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Schreibʼ mir recht bald wieder und ermuntre auch die andern Freunde dazu. Ich umarme Dich von Herzensgrunde.
Friedrich Schl.

Wie man alles hier trift, so habʼ ich hier auch einen Mann gefunden, der unsern Bruder in Indien sehr gut kannte besonders in der lezten Zeit, und bei seinem Tode gegenwärtig war. Er heißt Henrichs war damals Lieutenant unter jenem Regiment und ist jezt hier Buchhändler. Ich habe ihm Deine Elegie vorgelesen | Die Persische Gramm soll folgendes enthalten – eine Uebersicht und Geschichte der Sprache u Poesie – die Grammatik selbst – die Vergleichung mit der Indischen u Deutschen Sprache – ein schönes erzählendes leichtes berühmtes noch nicht gedrucktes Gedicht – ein Vocabul, das alle Pers. Worte enthält die in der Gramm. vorkommen, so daß man kein andres Lexikon dazu braucht. Ich verlasse mich schon auf Dich, daß den Buchhändler wirst vorzustellen wissen, in wie gar vielen Rücksichten dieses Buch Käufer finden kann u muß, wenngleich derer die selbst Persisch lernen wollen nicht eben viele sind.
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