Vielleicht ist es Ihnen, verehrter Herr Professor, nicht unbekannt geblieben, daß durch die vollständige Insolvenz, in welche letzlich die Ungersche Handlung gerathen war, die Verlagsartikel derselben fast sämmtlich zerstreut, und unter die einzelnen Gläubiger vertheilt wurden. Dies Schicksal hat auch Ihre Uebersetzung des Shakspear getroffen, und dieser Zufall hat in mir den schon früher, wie Sie wissen werden, gehegten Wunsch erweckt, den Verlag dieses vortreflichen Werks zu erwerben. Ich habe mich deshalb bereits mit dem gegenwärtigen Besitzer in Unterhandlungen eingelassen, die, wie ich hoffe, zu einem günstigen Ausgang führen sollen. Zugleich ist mir bei dieser Veranlassung eingefallen, daß Sie zu jener Zeit den Vorschlag machten, die Uebersetzung neu in einer veränderten Anordnung der Stücke und von einem Commentar begleitet erscheinen zu lassen. Sollte dieser Gedanke Ihnen nicht fremd geworden seyn, so würde ich nach einiger Zeit zu dessen Ausführung gern die Hand bieten, unter der Voraussetzung, daß Sie die Bedingungen, die Sie mir damals machten noch gegenwärtig zu halten bereit wären. Vielleicht wären Sie dann auch nicht unabgeneigt einen Abdruck der Werke des Sh.[akspear] in der Originalsprache veranstalten zu lassen, worauf Deutschland schon so lange hofft, und was von keiner Hand gewiß in solcher Vollkommenheit zu erwarten und zu erreichen wäre, wie von der Ihrigen.
Erlauben Sie mir vorläufig diese Anfragen, und gewähren Sie mir gütigst eine baldige Antwort; sollte diese, wie ich wünsche, ausfallen werden wir uns bald über das Nähere vereinigen können, wie ich nicht zweifle.
Unstreitig haben Sie schon die vor kurzem in der Jen. Lit. Z.[eitung] (Dez.-Heft) erschienene Recension Ihrer Übersetzung des Richard III von dem j.[üngeren] Voß gelesen, die durch ihre Schwäche und Anmaßung allgemeinen Unwillen und Verspottung des Recensenten erregt hat; Ihnen selbst wird sie mehr Lachen als Verdruß erregt haben. Hochachtungsvoll und mit Ergebenheit
der Ihrige
G. Reimer
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