Eine Note zum Hamlet bezieht sich auf eine Legende des Saxo Grammaticus von König Fengo und König Amlethus. Die Tollheit, die Liebe, das Gespräch mit der Mutter, und die Reise nach England sind schon in dieser enthalten. Nur von der letzten könnte man vielleicht vermuthen, daß sie nur stehen geblieben sey. – Der H.[amlet] wird immer schlecht aufgeführt werden, weil keinen Schauspielern die Weisheit zuzutrauen ist, daß sie alle ihre Bedeutung nur vom Hamlet entlehnten: und das ganze besteht aus so zarten Verhältnißen, daß der geringste Mislaut alles zerstören würde.
Ueber den Hamlet weiß ich Dir für ietzt nichts mehr zu sagen; zwar ist noch viel zurück, allein ich [4] müßte ihn noch einmal lesen, und das würde mich viel zu sehr stören. Dasselbe trift bey dem Propertius ein, obschon das was Du von ihm sagst, mich sehr anzieht, und mir gefällt. Deine Uebersetzung aus dem Hamlet finde ich sehr gut, bis auf einige Kleinigkeiten, als ‚gnädge Frauʻ. Doch weiß ich kein schicklicheres Wort. Und dann eine allgemeine Critik – vorausgesetzt, daß Du den Hamlet ganz so übersetzen wolltest, und für unsre Nation bestimmtest. Es sind fast in jeder Zeile ungewöhnliche Worte. Du hast Dich beym Dante daran etwas gewöhnt, wo es am rechten Orte war. Du könntest in Gefahr kommen, nur für Gelehrte zu dichten!
Ich bedaure, daß ich nicht eher gewußt habe, daß Du Mastiaux sehen würdest. Ich würde ihm geschrieben haben, oder doch wenig[5]stens Dich gebeten haben, ihm zu sagen, daß sein Andenken noch nichts bey mir verloren, daß er mich ganz sein finden wird, wenn es seyn mag, und daß es einer meiner liebsten Wünsche ist, sobald ich frey bin. – Schreib mir alles aufs umständlichste von ihm, besonders von seiner Melancholie, ob sie noch dieselbige. –
Lieber Freund! ich habe Dir noch unendlich viel auf Deine letzten Briefe zu sagen, und ich werde es Dir nicht schuldig bleiben sobald ich weiß, wohin ich es schreiben kann, und aus der ungewissen Erwartung gezogen, ob ich Dich sehen werde oder nicht. –
F. S.
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