Wohlgeborner
Hochzuverehrender Herr Rath!
Eure Wohlgeboren erfreuten mich bei Ihrer Durchreise mit der Zusage, meine schon früher in Briefen an Ihren Herrn Bruder geäußerte Bitte zu erfüllen, und an unsern Jahrbüchern der Literatur thätigen Antheil zu nehmen. Ich nahm mir vor mich deswegen noch schriftlich mit Ihnen zu verabreden, als ich erfuhr, daß Sie auf einer neuen Reise begriffen wären. Jezt höre ich nun, daß ein Brief [2] sicher an Sie gelangen wird, und eile deswegen Ihnen nochmals zu versichern, was ich schon mündlich zu sagen die Ehre hatte, daß ich Ihren Beitritt zu unserm Institut für einen wahrhaften Gewinn halten werde, da ich von jeher die Ueberzeugung hatte, daß dasjenige, was Sie ehemals in andern Blättern als Kritiker geleistet, zu dem Bedeutendsten gehört, was unsere Literatur überhaupt aufzuweisen hat.
Auf der andern Seite darf ich versichern, daß unsere Anstalt Ihrer Mitwirkung werth ist, da sie einzig aus reinem Interesse an der Wissenschaft hervorgegangen, und keiner der Redactoren dabei irgend einen Vortheil hat, als den literarischen. Von dem Verleger kann ich gleichfalls aus langer Erfahrung das Beste sagen, und Sie dürfen von ihm ein Honorar erwarten, das wenigstens von der Geneigtheit zeigt, die Beiträge nach ihrem Werthe zu belohnen. Auch dürfen Sie sich prom[p]te Zahlung des Honorars versprechen.
[3] Sie übernahmen bei Ihrem Hierseyn die Recension von Winkelmanns Werken womit Sie Götheʼs Winkelmann und sein Jahrhundert verbinden wollten. Da der so eben erschienene Katalog der Michaelismesse die Erscheinung des 2ten Theiles von dem erstern meldet, so werde ich dafür sorgen, daß Sie das Ganze durch den Verleger erhalten, im Fall Sie dieses und andere Bücher nicht näher haben könnten.
Riepenhausens Geschichte der Kunst, die ich gleichfalls von Ihnen beurtheilt wünschte, ist noch nicht erschienen. Dagegen von Ariosts Roland von Gries, den Sie auch recensiren wollten, wünschte ich bald eine Kritik von Ihnen zu erhalten.
Doch die Folge Ihrer Arbeiten für unsere Jahrbücher überlasse ich ganz Ihnen selbst, so wie ich überhaupt wünsche von Ihnen zu erfahren, was Sie etwa noch ausserdem zu [4] beurtheilen geneigt wären. Kennen Sie Ludens Abriß der Aesthetik (Jena 1808)? und möchten Sie davon wohl eine Recension geben? In diesem Fall soll Ihnen das Buch zugesendet werden. Ueberhaupt jemehr Ihre sonstigen Arbeiten Ihnen für unsere Blätter zu liefern gestatten, desto lieber ist es mir.
Nehmen Sie die aufrichtige Versicherung
meiner Hochachtung.
Ihr ergebenster
Friedrich Creuzer
Professor.