• Wilhelm von Humboldt to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 06.05.1823
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Wilhelm von Humboldt
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 06.05.1823
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Briefwechsel zwischen Wilhelm von Humboldt und August Wilhelm Schlegel. Hg. v. Albert Leitzmann. Halle 1908, S. 147‒152.
  • Incipit: „[1] Berlin, den 6. Mai, 1823.
    Ich würde Ew. Hochwohlgebornen schon viel früher für Ihren gütigen Brief vom 14. vorigen Monats gedankt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Bonn, Universitäts- und Landesbibliothek
  • OAI Id: 1732868
  • Classification Number: S 507 : 11
  • Provenance: Betr. Erhalt des vierten Heftes der Indischen Bibliothek, in dem die Sanskritstellen "keinen einzigen. noch so kleinen Druckfehler" aufweisen, da sie "Ew. Hochwohlgebornen Selbst [i.e. August Wilhelm von Schlegel] (...) gesetzt haben".Geschenk August Wilhelm von Schlegels an die Universitätsbibliothek Bonn (s. A. Klette und I. Staender, Chirographorum in Bibliotheca Academica Bonnensi servatorum catalogus, Bd. II, Bonn 1858-1876, S. 152).
  • Number of Pages: 4 e. S.
  • Format: 25 x 21,2 cm
  • Particularities: Der Brief ist als Nr. 11 mit weiteren 26 Briefen Wilhelm von Humboldts an August Wilhelm von Schlegel in einen braunen marmorierten Pappeinband des 19. Jhs. eingebunden (Nr. 5: Brief von August Wilhelm von Schlegel an Wilhelm von Humboldt).
    Language
  • German
  • Sanskrit
[1] Berlin, den 6. Mai, 1823.
Ich würde Ew. Hochwohlgebornen schon viel früher für Ihren gütigen Brief vom 14. vorigen Monats gedankt haben, wenn mir nicht das Heft der Indischen Bibliothek viel später, und erst vor wenigen Tagen zugekommen wäre. Mein Dank ist aber freilich jetzt doppelt und dreifach. Sie beschämen mich wirklich durch die Güte und Aufmerksamkeit, mit der Sie meinen Aufsatz, der nur zu sehr die Spuren meiner noch schwachen Kenntniß des Sanskrit an sich trägt, behandelt haben. So sehr ich fühle, daß ich die schmeichelhafte Vorerinnerung nur Ihrer nachsichtsvollen Freundschaft verdanke, so wird sie mich doch mehr anreizen, auf dem einmal betretenen Wege, für den Sie eine so aufmunternde Theilnahme anregen, und immer mit festeren Schritten fortzugehen. Ich würde es schneller können, wenn ich nicht einen großen Theil meiner Zeit dem bloßen Studiren, d. i. wirklichem Lernen widmete, der alsdann natürlich dem Ausarbeiten entzogen bleibt. Aber wenn man sich einmal, wie mein Zweck, es unerläßlich erfordert, auf mehrere Sprachen ausbreiten muß, so ist es mir ein wahrer Gräuel, dies nur so obenhin und mit Durchlesen einer Grammatik und Blättern in einem Wörterbuch zu thun. Wie man aber gründlicher eingehen will, wächst auch der Zeitaufwand ins Unendliche. So angenehm die schön gedruckten Sanskritstellen in meiner Abhandlung schon beim ersten Anblick mich überrascht haben, so hat mir die Häufigkeit derselben ordentlich Gewissensbisse bei dem Gedanken erregt, daß Ew. Hochwohlgebornen Selbst sie gesetzt haben. Freilich aber wäre auch sonst nicht die ungemeine Correctheit zu erwarten gewesen. Ich habe durchaus keinen einzigen, noch so kleinen Druckfehler entdecken können. Denn ein anscheinendes anuswâra, wo es nicht hingehört, in der Stelle Beispiel 5. kann sehr füglich nur ein Fleck im Papier in meinem Exemplar seyn. [2] Auch für diese Sorgfalt bin ich Ew. Hochwohlgebornen überaus verpflichtet, und sehe mit einiger Beruhigung auf den Ueberrest der Abhandlung hin, da dieser glücklicherweise weniger Sanskritstellen enthält.
Ew. Hochwohlgebornen eigne Abhandlung hat mir das größeste Vergnügen gewährt. Es ist wirklich Ihnen ausschließlich eigen, tiefe Untersuchungen in ein so leichtes und gefälliges Gewand zu hüllen; man kann nichts Anziehenderes lesen, als die Nachrichten, die Sie, nach Englischen Quellen, über den Ursprung der bedeutendsten Indischen Flüsse mittheilen, und die Untersuchungen über Java sind ebenso wichtig und scharfsinnig geführt in sich, als reich an fruchtbaren Winken über die Behandlung ähnlicher Punkte in der Völkergeschichte. Auf die noch ausführlichere Prüfung der bisherigen Meinungen über Buddha bin ich ungemein begierig. Ritter ist in der Vorhalle wohl überhaupt nicht vorsichtig genug gewesen, und mag es jetzt bereuen. Da ihm auch die Kenntniß des Alt-Indischen ganz abgeht, so ist eigentlich von ihm keine neue Entdeckung über diesen Punkt zu erwarten, so sehr er sonst die Wissenschaft wahrhaft erweitert hat. Auch mir ist der Gegensatz der Brahmanen und Buddhisten nie vollkommen klar geworden, und das Lesen der Ritterschen Schriften, da, wo sie diesen Gegensatz berühren, ist mir dadurch immer ordentlich peinlich gewesen. Ihr Geständniß S. 414. hat mir daher wahre Erleichterung gewährt. Wie ich mir aber den Buddha vorstellen mag, so kann ich die Idee, die ich noch von ihm habe, immer nur mit der eines Reformators vereinigen, und mithin ihn nicht als Vor-Brahmanisch setzen. Niemand ist aber über diesen Gegenstand in dem Grade Belehrung zu gewähren fähig, als Ew. Hochwohlgebornen. Denn gewiß verbindet niemand jetzt soviel wahrhaft kritisch-philosophischen Geist mit so großer alter und neuer Belesenheit und so gründlicher Sprachkenntniß. Es wäre daher [3] doppelt zu wünschen, daß Sie, sobald Sie mit dem Bhagavad-Gita fertig seyn werden, an diese Arbeiten kommen möchten.
Ihre Anmerkungen zu meinem Aufsatz habe ich aufs neue, da mir die meisten aus Ihren Briefen bekannt waren, genau geprüft, die vielfältigste Belehrung daraus geschöpft, und sie als wahre Berichtigungen des Textes anerkannt. Diese Bemerkungen und die, zu welchen Sie noch Hoffnung machen, hervorgelockt, und so viele einzelne wichtige Punkte über Indische Grammatik und Kritik zur Sprache gebracht zu haben, wird das größte Verdienst meiner Arbeit bleiben. Sie erlauben mir über einige dieser Anmerkungen wohl aber noch ein Paar Worte.
Sollte in der Stelle, von der Ew. Hochwohlgebornen S. 447. reden, der Genitiv gerade ein Genitivus commodi seyn müssen? Um so, wie Sie thun, zu erklären, braucht man nur das Substantiv im Activum zu nehmen. Das Sehen meiner oder mein Sehen kann ebensowohl heißen, daß ich sehe, als gesehen werde. In der von Ew. Hochwohlgebornen S. 447. b. berichtigten Stelle ist ein ganz ähnlicher Fall. rakshâ mê ist dort meine Rettung d. h. die von mir bewirkte. Eine Parallelstelle, und in welcher die Pronominalform keine Zweideutigkeit zuläßt, ist Nalas IX. 8. In der Stelle Anmerkung S. 447. möchte ich Sie aber doch noch darauf aufmerksam machen, daß im Hitopadesa im frühern Theil der Erzählung wirklich der Stein den Löwen zu sehen wünscht. Dies spricht dafür anzunehmen, daß der Löwe gleichsam gezeigt wird. Warum ich aber auch die Pariser Lesart für die richtigste halte, ist daß sie das Participium geradezu auf das Substantivum bezieht. In der Serampora ist, wenn auch ânîya gar nicht da stünde, saṇjîwaka dars͗anaṇ kâritaḥ eine höchst wunderbare Construction. Die von Ihnen S. 448. 449. 457. vorgeschlagenen Veränderungen der Lesart sind in die Augen fallend richtige Verbesserungen. Die Anmerkung S. 445. b. läßt mich noch einigermaßen zweifelhaft. Ew. Hochwohlgebornen Erklärung giebt offenbar einen sehr passenden Sinn. Allein ich weiß nicht, ob sie nothwendig ist, und meiner, freilich sehr beschränkten Erfahrung nach, folgt, wo Worte, oder Gedanken ange[4]führt werden, immer iti nach. In der Stelle (Beispiel 21.) läßt sich Wilkins Uebersetzung, die mir nicht erinnerlich war, mit der von mir gegebnen sehr wohl vereinigen. Sie haben in die Ihrige eine Nüance gelegt, die mir sehr treffend geschienen hat. Sie erklären nemlich parijnâya nicht, wie ich that, so, daß die Kupplerin den Buhlen erkannt, erfahren habe, daß einer da sey und wer, sondern daß sie erkannt habe, daß er Schuld an jener plötzlichen Umarmung des Ehemannes war. Nur setzt das voraus, daß die Kupplerin bei der Scene zugegen war, worauf sonst nichts in der Erzählung führt. Auf alle Fälle aber ist diese lückenhaft. Vergleicht man Alles, was Ew. Hochwohlgebornen so sehr richtig über die von mir angeführten Stellen bemerken, so sieht man, daß es eigentlich noch ein voreiliges Unternehmen ist, feinere Punkte der Syntaxis des Sanskrit aus den Schriftstellern entwickeln zu wollen. Dies setzt erst berichtigte Texte voraus, an denen es jetzt noch so gut, als gänzlich mangelt.
Bernstein hat in seiner Ausgabe des Hitopadesa eine Stelle ohne Anmerkung gelassen, in der ich, bei der jetzigen Lesart, durchaus keinen Ausweg weiß. Es ist S. 7. Z. 4. (Editio Lond. S. 5. Z. 2.) paṇḍitâḥ s͗rûyantâṇ mama wachanam. Hamilton erklärt das Verbum als die 3. pluralis imperativi medii. Aber da s͗ru nach der 5. Conjugation geht, so kann es kein ya im Medium haben. Es kann, soviel ich begreife, nur die angegebne Person im Passivum seyn, und dann paßt die Construction nicht. Man muß also wohl, trotz der Uebereinstimmung der Londner und Seramporer Ausgabe, paṇḍitâḥ für den Vocativ nehmen, s͗rûyatâṇ lesen und wachanam, das bei Hamilton der 2. Casus seyn soll, als den ersten ansehen.
Ich will aber Ew. Hochwohlgebornen heute in der That nicht mit einem zweiten Bogen ermüden, sondern hier mit dem herzlichen Wunsche schließen, daß Sie mögen in vollkommner Gesundheit und Heiterkeit Ihre so treflichen Arbeiten und Studien fortsetzen können, und nur die Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen und freundschaftlichen Wohlwollens hinzufügen. Mit der hochachtungsvollsten Ergebenheit
der Ihrige,
Humboldt.
[1] Berlin, den 6. Mai, 1823.
Ich würde Ew. Hochwohlgebornen schon viel früher für Ihren gütigen Brief vom 14. vorigen Monats gedankt haben, wenn mir nicht das Heft der Indischen Bibliothek viel später, und erst vor wenigen Tagen zugekommen wäre. Mein Dank ist aber freilich jetzt doppelt und dreifach. Sie beschämen mich wirklich durch die Güte und Aufmerksamkeit, mit der Sie meinen Aufsatz, der nur zu sehr die Spuren meiner noch schwachen Kenntniß des Sanskrit an sich trägt, behandelt haben. So sehr ich fühle, daß ich die schmeichelhafte Vorerinnerung nur Ihrer nachsichtsvollen Freundschaft verdanke, so wird sie mich doch mehr anreizen, auf dem einmal betretenen Wege, für den Sie eine so aufmunternde Theilnahme anregen, und immer mit festeren Schritten fortzugehen. Ich würde es schneller können, wenn ich nicht einen großen Theil meiner Zeit dem bloßen Studiren, d. i. wirklichem Lernen widmete, der alsdann natürlich dem Ausarbeiten entzogen bleibt. Aber wenn man sich einmal, wie mein Zweck, es unerläßlich erfordert, auf mehrere Sprachen ausbreiten muß, so ist es mir ein wahrer Gräuel, dies nur so obenhin und mit Durchlesen einer Grammatik und Blättern in einem Wörterbuch zu thun. Wie man aber gründlicher eingehen will, wächst auch der Zeitaufwand ins Unendliche. So angenehm die schön gedruckten Sanskritstellen in meiner Abhandlung schon beim ersten Anblick mich überrascht haben, so hat mir die Häufigkeit derselben ordentlich Gewissensbisse bei dem Gedanken erregt, daß Ew. Hochwohlgebornen Selbst sie gesetzt haben. Freilich aber wäre auch sonst nicht die ungemeine Correctheit zu erwarten gewesen. Ich habe durchaus keinen einzigen, noch so kleinen Druckfehler entdecken können. Denn ein anscheinendes anuswâra, wo es nicht hingehört, in der Stelle Beispiel 5. kann sehr füglich nur ein Fleck im Papier in meinem Exemplar seyn. [2] Auch für diese Sorgfalt bin ich Ew. Hochwohlgebornen überaus verpflichtet, und sehe mit einiger Beruhigung auf den Ueberrest der Abhandlung hin, da dieser glücklicherweise weniger Sanskritstellen enthält.
Ew. Hochwohlgebornen eigne Abhandlung hat mir das größeste Vergnügen gewährt. Es ist wirklich Ihnen ausschließlich eigen, tiefe Untersuchungen in ein so leichtes und gefälliges Gewand zu hüllen; man kann nichts Anziehenderes lesen, als die Nachrichten, die Sie, nach Englischen Quellen, über den Ursprung der bedeutendsten Indischen Flüsse mittheilen, und die Untersuchungen über Java sind ebenso wichtig und scharfsinnig geführt in sich, als reich an fruchtbaren Winken über die Behandlung ähnlicher Punkte in der Völkergeschichte. Auf die noch ausführlichere Prüfung der bisherigen Meinungen über Buddha bin ich ungemein begierig. Ritter ist in der Vorhalle wohl überhaupt nicht vorsichtig genug gewesen, und mag es jetzt bereuen. Da ihm auch die Kenntniß des Alt-Indischen ganz abgeht, so ist eigentlich von ihm keine neue Entdeckung über diesen Punkt zu erwarten, so sehr er sonst die Wissenschaft wahrhaft erweitert hat. Auch mir ist der Gegensatz der Brahmanen und Buddhisten nie vollkommen klar geworden, und das Lesen der Ritterschen Schriften, da, wo sie diesen Gegensatz berühren, ist mir dadurch immer ordentlich peinlich gewesen. Ihr Geständniß S. 414. hat mir daher wahre Erleichterung gewährt. Wie ich mir aber den Buddha vorstellen mag, so kann ich die Idee, die ich noch von ihm habe, immer nur mit der eines Reformators vereinigen, und mithin ihn nicht als Vor-Brahmanisch setzen. Niemand ist aber über diesen Gegenstand in dem Grade Belehrung zu gewähren fähig, als Ew. Hochwohlgebornen. Denn gewiß verbindet niemand jetzt soviel wahrhaft kritisch-philosophischen Geist mit so großer alter und neuer Belesenheit und so gründlicher Sprachkenntniß. Es wäre daher [3] doppelt zu wünschen, daß Sie, sobald Sie mit dem Bhagavad-Gita fertig seyn werden, an diese Arbeiten kommen möchten.
Ihre Anmerkungen zu meinem Aufsatz habe ich aufs neue, da mir die meisten aus Ihren Briefen bekannt waren, genau geprüft, die vielfältigste Belehrung daraus geschöpft, und sie als wahre Berichtigungen des Textes anerkannt. Diese Bemerkungen und die, zu welchen Sie noch Hoffnung machen, hervorgelockt, und so viele einzelne wichtige Punkte über Indische Grammatik und Kritik zur Sprache gebracht zu haben, wird das größte Verdienst meiner Arbeit bleiben. Sie erlauben mir über einige dieser Anmerkungen wohl aber noch ein Paar Worte.
Sollte in der Stelle, von der Ew. Hochwohlgebornen S. 447. reden, der Genitiv gerade ein Genitivus commodi seyn müssen? Um so, wie Sie thun, zu erklären, braucht man nur das Substantiv im Activum zu nehmen. Das Sehen meiner oder mein Sehen kann ebensowohl heißen, daß ich sehe, als gesehen werde. In der von Ew. Hochwohlgebornen S. 447. b. berichtigten Stelle ist ein ganz ähnlicher Fall. rakshâ mê ist dort meine Rettung d. h. die von mir bewirkte. Eine Parallelstelle, und in welcher die Pronominalform keine Zweideutigkeit zuläßt, ist Nalas IX. 8. In der Stelle Anmerkung S. 447. möchte ich Sie aber doch noch darauf aufmerksam machen, daß im Hitopadesa im frühern Theil der Erzählung wirklich der Stein den Löwen zu sehen wünscht. Dies spricht dafür anzunehmen, daß der Löwe gleichsam gezeigt wird. Warum ich aber auch die Pariser Lesart für die richtigste halte, ist daß sie das Participium geradezu auf das Substantivum bezieht. In der Serampora ist, wenn auch ânîya gar nicht da stünde, saṇjîwaka dars͗anaṇ kâritaḥ eine höchst wunderbare Construction. Die von Ihnen S. 448. 449. 457. vorgeschlagenen Veränderungen der Lesart sind in die Augen fallend richtige Verbesserungen. Die Anmerkung S. 445. b. läßt mich noch einigermaßen zweifelhaft. Ew. Hochwohlgebornen Erklärung giebt offenbar einen sehr passenden Sinn. Allein ich weiß nicht, ob sie nothwendig ist, und meiner, freilich sehr beschränkten Erfahrung nach, folgt, wo Worte, oder Gedanken ange[4]führt werden, immer iti nach. In der Stelle (Beispiel 21.) läßt sich Wilkins Uebersetzung, die mir nicht erinnerlich war, mit der von mir gegebnen sehr wohl vereinigen. Sie haben in die Ihrige eine Nüance gelegt, die mir sehr treffend geschienen hat. Sie erklären nemlich parijnâya nicht, wie ich that, so, daß die Kupplerin den Buhlen erkannt, erfahren habe, daß einer da sey und wer, sondern daß sie erkannt habe, daß er Schuld an jener plötzlichen Umarmung des Ehemannes war. Nur setzt das voraus, daß die Kupplerin bei der Scene zugegen war, worauf sonst nichts in der Erzählung führt. Auf alle Fälle aber ist diese lückenhaft. Vergleicht man Alles, was Ew. Hochwohlgebornen so sehr richtig über die von mir angeführten Stellen bemerken, so sieht man, daß es eigentlich noch ein voreiliges Unternehmen ist, feinere Punkte der Syntaxis des Sanskrit aus den Schriftstellern entwickeln zu wollen. Dies setzt erst berichtigte Texte voraus, an denen es jetzt noch so gut, als gänzlich mangelt.
Bernstein hat in seiner Ausgabe des Hitopadesa eine Stelle ohne Anmerkung gelassen, in der ich, bei der jetzigen Lesart, durchaus keinen Ausweg weiß. Es ist S. 7. Z. 4. (Editio Lond. S. 5. Z. 2.) paṇḍitâḥ s͗rûyantâṇ mama wachanam. Hamilton erklärt das Verbum als die 3. pluralis imperativi medii. Aber da s͗ru nach der 5. Conjugation geht, so kann es kein ya im Medium haben. Es kann, soviel ich begreife, nur die angegebne Person im Passivum seyn, und dann paßt die Construction nicht. Man muß also wohl, trotz der Uebereinstimmung der Londner und Seramporer Ausgabe, paṇḍitâḥ für den Vocativ nehmen, s͗rûyatâṇ lesen und wachanam, das bei Hamilton der 2. Casus seyn soll, als den ersten ansehen.
Ich will aber Ew. Hochwohlgebornen heute in der That nicht mit einem zweiten Bogen ermüden, sondern hier mit dem herzlichen Wunsche schließen, daß Sie mögen in vollkommner Gesundheit und Heiterkeit Ihre so treflichen Arbeiten und Studien fortsetzen können, und nur die Bitte um die Fortdauer Ihres gütigen und freundschaftlichen Wohlwollens hinzufügen. Mit der hochachtungsvollsten Ergebenheit
der Ihrige,
Humboldt.
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