• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Tieck

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Berlin · Date: 01.11.1830 bis 04.11.1830
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Tieck
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 01.11.1830 bis 04.11.1830
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335973167
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 2. Der Texte zweite Hälfte. 1809‒1844. Bern u.a. ²1969, S. 457‒459.
  • Incipit: „[1] Bonn d. 1sten Nov. 1830.
    Geliebtester Freund!
    Ich habe deinen Brief vom 26sten Oct. gestern Abend zu meiner großen Freude empfangen, und [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dortmund, Stadt- und Landesbibliothek
  • Classification Number: Stadt- und Landesbibliothek Dortmund, Atg Nr.4048
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Bonn d. 1sten Nov. 1830.
Geliebtester Freund!
Ich habe deinen Brief vom 26sten Oct. gestern Abend zu meiner großen Freude empfangen, und antworte unverzüglich. Zuerst wegen der Bestellung. Ich bin alles zufrieden, wie du es vorschlägst. Laß das Piedestal anfertigen, und den Betrag der Rechnung ziehe durch Wechsel auf mich, melde es mir aber zur gehörigen Zeit. Der Wechsel möchte auf den 10ten Januar gestellt werden, dann bin ich gewiß bei Gelde. Mahagony wird wohl das beste seyn, da auch die übrigen Möbeln in den Gesellschaftszimmern meistens aus diesem Holze sind. Allerdings ist es am besten, die Arbeit in Berlin anfertigen zu lassen, so fällt sie gewiß ganz nach deinem Sinn und Geschmack aus. Sonst wäre mein Schreiner allerdings dazu im Stande, besonders nach einer Zeichnung mit beigefügten Maaßen. Komm nur und sieh mein Haus. In dem Speisesaal oder Indischen Zimmer habe ich sogar unter einen marmornen Spiegeltisch Säulen aus Mahagony aus einem der Grotten-Tempel in Ellora anbringen lassen. Auch schöne Stuccatur-Arbeit ist hier verfertigt worden, z. B. im Vestibul Rosetten in stufenweise vertieften Quadraten, wie man sie in Berlin nur zu mahlen pflegt.
[2] Deinen Namen wünsche ich allerdings an der Büste eingegraben zu sehen, warum nicht mit den schlichten Worten: „von seinem Freunde Friedrich Tieck“. – Den Namen des Dichters, welcher die Verse dazu gemacht, habe ich nicht lesen können.
Mit größtem Bedauern habe ich von deinen Freunden erfahren, daß du seit einiger Zeit in einer melancholischen Stimmung bist. Du solltest eine Reise machen um dich zu zerstreuen. Dein Besuch würde mir unendlich willkommen seyn. Deinem Bruder hat es bei mir gefallen, ich hoffe von dir das gleiche. Eine heitre und bequeme Wohnung, eine artige Bibliothek, meine Equipage, alles was ich habe, soll zu deinem Dienste stehn. Die Küche wird auch nicht zum schlechtesten besorgt. Die Gegend ist schön, sogar im Winter bei leidlichem Wetter; auch giebt es recht angenehme Gesellschaft. – Bei einem etwas verlängerten Aufenthalte könntest du sogar Studien und Arbeiten vornehmen. Die Univ.[ersitäts] Bibliothek hat einen guten Vorrath von artistisch antiquarischen Werken, ferner die Abgüsse nach der Antike, eine zahlreiche und schön geordnete Sammlung. Kauer hat hier gearbeitet; die Materialien zum Modelliren, wirst du haben können, auch einen Former aus Cöln.
Bedenke es wohl, raffe dich einmal zusammen, thue aber zeitig dazu. Einen Theil des nächsten Sommers könnte ich vielleicht abwesend seyn. Gegen Ostern gedenke ich nach Paris zu reisen: wärest du [3] früher hier, so könnten wir in meinem bequemen Wagen Gesellschaft machen, und die Gemeinschaft würde die Kosten vermindern. Von Berlin hierher könntest du ja wohl mit dem Eilwagen auch im Winter leidlich reisen, wenn du dich mit Fußsack und Pelz oder Mantel gut verwahrst.
Das Medaillon nach meiner Büste und die kleinen Glaspasten, besonders die weißen mit Gips ausgefüllten, haben vielen Beifall gefunden. Die letzten sind abgegangen, wie warme Semmeln, und ich habe mir Freundinnen damit gemacht. Mit blauem Taft zur Unterlage in Gold gefaßt, nehmen sie sich gar artig aus. – Ein paar Exemplare, so wohl von den größeren in Bronze, als von den Glaspasten würden gelegentlich sehr willkommen seyn.
Die schicklichste Stelle für die Marmorbüste nach meinem Leben wird wohl auf der hiesigen Bibliothek seyn.
Seit ein paar Jahren lasse ich einen armen Knaben, der ausgezeichnetes Talent zeigte, zum Künstler erziehen. Erst gab ich ihn bei Kauer in die Lehre; vorigen Frühling brachte ich ihn nach Düsseldorf. Meine Zuhörerinnen haben dazu beigesteuert, doch werde ich schon aus eignen Mitteln fortfahren müssen. Schadow ertheilt ihm das beste Lob. Es wird sich nun zeigen, ob er mehr Anlage zum Maler oder [4] zum Bildner hat. In dem letzten Falle sende ich ihn einmal nach Berlin, und nehme deine Güte und Leitung für ihn in Anspruch. Sende mir doch durch die fahrende Post oder durch Gelegenheit deinen Catalog, und auch den von den Gemälden des Museums.
d. 4ten Nov. Du siehst aus diesem zweiten Datum, wie schwer es mir fällt, unter meinen Beschäftigungen und Studien einen Brief fertig zu schaffen. Lebe recht wohl. – Doch noch Ein Anliegen. Du solltest von deinen Werken, besonders von den herrlichen Basreliefs am Theater eine Sammlung von Kupferstichen, wenigstens im Umriß oder leicht schattirt, herausgeben. Ich weiß nicht, warum es nicht längst geschehen ist.
[1] Bonn d. 1sten Nov. 1830.
Geliebtester Freund!
Ich habe deinen Brief vom 26sten Oct. gestern Abend zu meiner großen Freude empfangen, und antworte unverzüglich. Zuerst wegen der Bestellung. Ich bin alles zufrieden, wie du es vorschlägst. Laß das Piedestal anfertigen, und den Betrag der Rechnung ziehe durch Wechsel auf mich, melde es mir aber zur gehörigen Zeit. Der Wechsel möchte auf den 10ten Januar gestellt werden, dann bin ich gewiß bei Gelde. Mahagony wird wohl das beste seyn, da auch die übrigen Möbeln in den Gesellschaftszimmern meistens aus diesem Holze sind. Allerdings ist es am besten, die Arbeit in Berlin anfertigen zu lassen, so fällt sie gewiß ganz nach deinem Sinn und Geschmack aus. Sonst wäre mein Schreiner allerdings dazu im Stande, besonders nach einer Zeichnung mit beigefügten Maaßen. Komm nur und sieh mein Haus. In dem Speisesaal oder Indischen Zimmer habe ich sogar unter einen marmornen Spiegeltisch Säulen aus Mahagony aus einem der Grotten-Tempel in Ellora anbringen lassen. Auch schöne Stuccatur-Arbeit ist hier verfertigt worden, z. B. im Vestibul Rosetten in stufenweise vertieften Quadraten, wie man sie in Berlin nur zu mahlen pflegt.
[2] Deinen Namen wünsche ich allerdings an der Büste eingegraben zu sehen, warum nicht mit den schlichten Worten: „von seinem Freunde Friedrich Tieck“. – Den Namen des Dichters, welcher die Verse dazu gemacht, habe ich nicht lesen können.
Mit größtem Bedauern habe ich von deinen Freunden erfahren, daß du seit einiger Zeit in einer melancholischen Stimmung bist. Du solltest eine Reise machen um dich zu zerstreuen. Dein Besuch würde mir unendlich willkommen seyn. Deinem Bruder hat es bei mir gefallen, ich hoffe von dir das gleiche. Eine heitre und bequeme Wohnung, eine artige Bibliothek, meine Equipage, alles was ich habe, soll zu deinem Dienste stehn. Die Küche wird auch nicht zum schlechtesten besorgt. Die Gegend ist schön, sogar im Winter bei leidlichem Wetter; auch giebt es recht angenehme Gesellschaft. – Bei einem etwas verlängerten Aufenthalte könntest du sogar Studien und Arbeiten vornehmen. Die Univ.[ersitäts] Bibliothek hat einen guten Vorrath von artistisch antiquarischen Werken, ferner die Abgüsse nach der Antike, eine zahlreiche und schön geordnete Sammlung. Kauer hat hier gearbeitet; die Materialien zum Modelliren, wirst du haben können, auch einen Former aus Cöln.
Bedenke es wohl, raffe dich einmal zusammen, thue aber zeitig dazu. Einen Theil des nächsten Sommers könnte ich vielleicht abwesend seyn. Gegen Ostern gedenke ich nach Paris zu reisen: wärest du [3] früher hier, so könnten wir in meinem bequemen Wagen Gesellschaft machen, und die Gemeinschaft würde die Kosten vermindern. Von Berlin hierher könntest du ja wohl mit dem Eilwagen auch im Winter leidlich reisen, wenn du dich mit Fußsack und Pelz oder Mantel gut verwahrst.
Das Medaillon nach meiner Büste und die kleinen Glaspasten, besonders die weißen mit Gips ausgefüllten, haben vielen Beifall gefunden. Die letzten sind abgegangen, wie warme Semmeln, und ich habe mir Freundinnen damit gemacht. Mit blauem Taft zur Unterlage in Gold gefaßt, nehmen sie sich gar artig aus. – Ein paar Exemplare, so wohl von den größeren in Bronze, als von den Glaspasten würden gelegentlich sehr willkommen seyn.
Die schicklichste Stelle für die Marmorbüste nach meinem Leben wird wohl auf der hiesigen Bibliothek seyn.
Seit ein paar Jahren lasse ich einen armen Knaben, der ausgezeichnetes Talent zeigte, zum Künstler erziehen. Erst gab ich ihn bei Kauer in die Lehre; vorigen Frühling brachte ich ihn nach Düsseldorf. Meine Zuhörerinnen haben dazu beigesteuert, doch werde ich schon aus eignen Mitteln fortfahren müssen. Schadow ertheilt ihm das beste Lob. Es wird sich nun zeigen, ob er mehr Anlage zum Maler oder [4] zum Bildner hat. In dem letzten Falle sende ich ihn einmal nach Berlin, und nehme deine Güte und Leitung für ihn in Anspruch. Sende mir doch durch die fahrende Post oder durch Gelegenheit deinen Catalog, und auch den von den Gemälden des Museums.
d. 4ten Nov. Du siehst aus diesem zweiten Datum, wie schwer es mir fällt, unter meinen Beschäftigungen und Studien einen Brief fertig zu schaffen. Lebe recht wohl. – Doch noch Ein Anliegen. Du solltest von deinen Werken, besonders von den herrlichen Basreliefs am Theater eine Sammlung von Kupferstichen, wenigstens im Umriß oder leicht schattirt, herausgeben. Ich weiß nicht, warum es nicht längst geschehen ist.
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