Hoffentlich sind Sie, mein verehrtester Herr und Freund, gesund und wohlbehalten bey den Ihrigen eingetroffen. Seit einigen Wochen bin ich nun auch wieder hier, und habe mich sogleich meiner Versprechungen wegen der Heidelbergischen Jahrbücher erinnert. Ich bin in voller Arbeit am Niebuhr, aber ein solches Werk will gründlich behandelt seyn: es können noch einige Wochen hingehen, bis ich damit fertig werde. Unterdessen schreibe ich Ihnen beykommende Kleinigkeit. Da die Schrift des Mustoxidi denselben Gegenstand behandelt wie mein florentinischer Brief, so habe ich Gelegenheit genommen, den Inhalt des letzteren in der Kürze anzugeben. Sollte den Heidelbergischen J.[ahr]B.[üchern] schon eine Anzeige angerückt seyn, so dürften Sie die Zeilen, welche ich darauf verwandt, nur weglassen, doch bitte ich meine Priorität zu bemerken. Nächstens denke ich auch den sechsten Band von Winkelmanns Werken nachzutragen, und einiges, was über die Nibelungen von Göttling, von der Hagen und Büsching geliefert worden, zusammen zu nehmen. Haben sich die Brüder Grimm von der Mitarbeit an Ihrer Zeitschrift zurückgezogen? Es sollte mir doch leid thun, wenn ich dazu Anlaß gegeben hätte.
Melden sie mir ja, ob Sie in Heidelberg bleiben, oder ob Sie auf die Vorschläge, wovon Sie mir in [2] Italien sagten, eingegangen sind. Ich nehme lebhaften Antheil an allem, was Sie betrifft, und freue mich jeder Anerkennung, die Ihrer umfassenden Gelehrsamkeit zu Theil wird. Wenn nur unsre schriftstellerische Jugend sich durch Männer von so hellem Geist und festem Unheil wie Sie gehörig wollte leiten lassen!
Leben Sie recht wohl, und empfehlen Sie mich bestens Ihrer werthen Gemahlin. Mit den hochachtungsvollsten Gesinnungen Ihr ergebenster
A. W. v. Schlegel