• Karl Vom Stein Zum Altenstein an August Wilhelm von Schlegel

  • Absendeort: Berlin · Empfangsort: Heidelberg · Datum: 23.08.1818 bis 25.08.1818
Editionsstatus: Einmal kollationierter Druckvolltext mit Registerauszeichnung
    Briefkopfdaten
  • Absender: Karl Vom Stein Zum Altenstein
  • Empfänger: August Wilhelm von Schlegel
  • Absendeort: Berlin
  • Empfangsort: Heidelberg
  • Datum: 23.08.1818 bis 25.08.1818
  • Anmerkung: Empfangsort erschlossen.
    Druck
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliographische Angabe: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 331‒333.
  • Incipit: „[1] Die von Ew. Hochwohlgeboren in Ihrem gefälligen Schreiben vom 29ten v. M. mir vorgelegte Frage, ob Ihr akademisches Lehramt hier [...]“
    Handschrift
  • Datengeber: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-38971
  • Signatur: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.2(2),Nr.3
  • Blatt-/Seitenzahl: 3 S., hs. m. U. u. Adresse
  • Format: 25,2 x 21,1 cm
    Sprache
  • Deutsch
[1] Die von Ew. Hochwohlgeboren in Ihrem gefälligen Schreiben vom 29ten v. M. mir vorgelegte Frage, ob Ihr akademisches Lehramt hier oder in Bonn zu beginnen sey? darf ich nicht länger unbeantwortet lassen. Es hat mir obgelegen, Alles zu erwägen, was dabei in Beziehung auf Sie und auf beide Universitäten in Betracht kommt, und ich kann keinen Anstand nehmen, die Frage zu Gunsten Berlins zu entscheiden. Abgesehen von der Unannehmlichkeit einer zwiefachen häuslichen Einrichtung könnte ich doch nicht zu einer vorläufigen Niederlassung in Bonn rathen, wo nicht etwa nur im ersten Semester, sondern auch weiter hinaus, der Mangel an Hülfsmitteln am Orte selbst und in der Nachbarschaft Sie in Ihren Studien und der Mangel an Zuhörern, wenigstens an würdigen, Sie in Ihrem Lehramte hemmen und um belohnende Freudigkeit bringen möchte. Hier, wo Bibliothek und Kunstsammlungen täglich wachsen, wo eine zahlreich besuchte [2] Universität und ein gebildetes Publikum den Mangel solcher Vorlesungen, die Sie ankündigen, schmerzhaft fühlt, würde in Studierstube und Hörsaal mannigfache Förderung und Ermunterung Ihnen zu Theil werden. Nichts aber würde Sie nöthigen, gleich anfangs mit mehrern Vorlesungen aufzutreten, als Sie zu Ihrer eignen Befriedigung vorbereitet hätten, und anfangs und immer die Zerstreuungen abzuweisen, die Ihnen Störung, nicht Erholung sein müßten. Darf man überdem nicht aus der Acht lassen, daß die hiesige Universität durch Ihre Ernennung, durch die öffentliche Bekanntmachung derselben, durch eine vorläufige Anzeige Ihrer Vorlesungen gegründeten Anspruch auf Sie erlangt hat, den sie auf keine Weise ungekränkt abtreten wird; daß Bonn hingegen, wenn es Sie einmal, sei es auch unbenutzt, besessen hat, Sie nicht ohne Nachtheil für seinen Ruf wieder missen kann: so darf wohl die dringende Aufforderung an Sie ergehen, gleich hieher zu kommen und hier mit dem neuen Semester Ihre Vorlesungen zu eröffnen. Hat die neue [3] Universität in den Rheingegenden wissenschaftlichen Sinn geweckt und genährt, ist durch Alles was für Kunst geschehen soll, die dortige Liehhaberey zu einem ernsthaften Studium erhoben: so wird es heilsam und Ihnen erfreulich seyn, ein Semester über in Bonn Vorlesungen zu halten und Empfänglichen und gehörig Vorbereiteten das Verständniß zu öffnen. Zu einer solchen Verpflanzung auf einige Zeit, die keine Verhältnisse kränken und entschiedenen Nutzen stiften würde, werde ich gern die Hand bieten; ja ich ersuche Sie schon jetzt, sie in Ihren Plan für die Zukunft aufzunehmen.
In Erwartung einer baldigen Antwort erneuere ich Ew. Hochwohlgeboren die Versicherung ausgezeichnetester Hochachtung.
Altenstein
Berlin den 23ten August 1818
[4]
[5]
Nachschrift.
Mit aufrichtiger Theilnahme habe ich aus den öffentlichen Blättern und aus den Mittheilungen Euer Hochwohlgeboren Freunde ersehen, daß Sie in ein neues schönes Verhältniß zu tretten im Begriff stehen. Ich wünsche Ihnen zu Ihrer bevorstehenden Verbindung mit Fräulein Sophie Paulus von ganzem Herzen Glück. Es ist mir wahrscheinlich, daß dieses Ereigniß auf Ihren Wunsch, vorerst in Bonn zu bleiben, Einfluß haben und Ihnen die Hieherkunft erschweren dürfte, allein ich halte doch auch in dieser Beziehung für besser, daß Sie Sich ganz hier festsetzen, ehe Sie auf einige Zeit wieder nach Bonn gehen. Sie kommen dadurch gewiß früher in eine sehr wohlthätige Ordnung und äußere Ruhe. Auch Ihrer künftigen verehrten Gattin, wird in der ersten Zeit die große Veränderung leichter seyn als später. Ich kenne solches aus eigner Erfahrung. Es ist für Ew. Hochwohlgeboren sämmtliche Verhältnisse gewiß beßer, wenn Sie etwas später hier eintreffen, dort und hier alles mit Ruhe besor[6]gen, und nur erst gegen das Ende des halben Jahres hier einige kurze Vorlesungen halten, als daß Sie jetzt nach Bonn eilen, und dort und hier nur halbe Einrichtungen treffen.
Ich schmeichle mir daher, daß meine Aufforderung an Ew. Hochwohlgeboren zu uns hieher zu kommen, nicht stöhrend, sondern wohlthätig auf Ihre Privat-Verhältnisse einwirken werde, und Sie werden mich durch die Bestätigung, daß solches der Fall sey, sehr erfreuen.
Altenstein
Berlin, den 25 August 1818
[1] Die von Ew. Hochwohlgeboren in Ihrem gefälligen Schreiben vom 29ten v. M. mir vorgelegte Frage, ob Ihr akademisches Lehramt hier oder in Bonn zu beginnen sey? darf ich nicht länger unbeantwortet lassen. Es hat mir obgelegen, Alles zu erwägen, was dabei in Beziehung auf Sie und auf beide Universitäten in Betracht kommt, und ich kann keinen Anstand nehmen, die Frage zu Gunsten Berlins zu entscheiden. Abgesehen von der Unannehmlichkeit einer zwiefachen häuslichen Einrichtung könnte ich doch nicht zu einer vorläufigen Niederlassung in Bonn rathen, wo nicht etwa nur im ersten Semester, sondern auch weiter hinaus, der Mangel an Hülfsmitteln am Orte selbst und in der Nachbarschaft Sie in Ihren Studien und der Mangel an Zuhörern, wenigstens an würdigen, Sie in Ihrem Lehramte hemmen und um belohnende Freudigkeit bringen möchte. Hier, wo Bibliothek und Kunstsammlungen täglich wachsen, wo eine zahlreich besuchte [2] Universität und ein gebildetes Publikum den Mangel solcher Vorlesungen, die Sie ankündigen, schmerzhaft fühlt, würde in Studierstube und Hörsaal mannigfache Förderung und Ermunterung Ihnen zu Theil werden. Nichts aber würde Sie nöthigen, gleich anfangs mit mehrern Vorlesungen aufzutreten, als Sie zu Ihrer eignen Befriedigung vorbereitet hätten, und anfangs und immer die Zerstreuungen abzuweisen, die Ihnen Störung, nicht Erholung sein müßten. Darf man überdem nicht aus der Acht lassen, daß die hiesige Universität durch Ihre Ernennung, durch die öffentliche Bekanntmachung derselben, durch eine vorläufige Anzeige Ihrer Vorlesungen gegründeten Anspruch auf Sie erlangt hat, den sie auf keine Weise ungekränkt abtreten wird; daß Bonn hingegen, wenn es Sie einmal, sei es auch unbenutzt, besessen hat, Sie nicht ohne Nachtheil für seinen Ruf wieder missen kann: so darf wohl die dringende Aufforderung an Sie ergehen, gleich hieher zu kommen und hier mit dem neuen Semester Ihre Vorlesungen zu eröffnen. Hat die neue [3] Universität in den Rheingegenden wissenschaftlichen Sinn geweckt und genährt, ist durch Alles was für Kunst geschehen soll, die dortige Liehhaberey zu einem ernsthaften Studium erhoben: so wird es heilsam und Ihnen erfreulich seyn, ein Semester über in Bonn Vorlesungen zu halten und Empfänglichen und gehörig Vorbereiteten das Verständniß zu öffnen. Zu einer solchen Verpflanzung auf einige Zeit, die keine Verhältnisse kränken und entschiedenen Nutzen stiften würde, werde ich gern die Hand bieten; ja ich ersuche Sie schon jetzt, sie in Ihren Plan für die Zukunft aufzunehmen.
In Erwartung einer baldigen Antwort erneuere ich Ew. Hochwohlgeboren die Versicherung ausgezeichnetester Hochachtung.
Altenstein
Berlin den 23ten August 1818
[4]
[5]
Nachschrift.
Mit aufrichtiger Theilnahme habe ich aus den öffentlichen Blättern und aus den Mittheilungen Euer Hochwohlgeboren Freunde ersehen, daß Sie in ein neues schönes Verhältniß zu tretten im Begriff stehen. Ich wünsche Ihnen zu Ihrer bevorstehenden Verbindung mit Fräulein Sophie Paulus von ganzem Herzen Glück. Es ist mir wahrscheinlich, daß dieses Ereigniß auf Ihren Wunsch, vorerst in Bonn zu bleiben, Einfluß haben und Ihnen die Hieherkunft erschweren dürfte, allein ich halte doch auch in dieser Beziehung für besser, daß Sie Sich ganz hier festsetzen, ehe Sie auf einige Zeit wieder nach Bonn gehen. Sie kommen dadurch gewiß früher in eine sehr wohlthätige Ordnung und äußere Ruhe. Auch Ihrer künftigen verehrten Gattin, wird in der ersten Zeit die große Veränderung leichter seyn als später. Ich kenne solches aus eigner Erfahrung. Es ist für Ew. Hochwohlgeboren sämmtliche Verhältnisse gewiß beßer, wenn Sie etwas später hier eintreffen, dort und hier alles mit Ruhe besor[6]gen, und nur erst gegen das Ende des halben Jahres hier einige kurze Vorlesungen halten, als daß Sie jetzt nach Bonn eilen, und dort und hier nur halbe Einrichtungen treffen.
Ich schmeichle mir daher, daß meine Aufforderung an Ew. Hochwohlgeboren zu uns hieher zu kommen, nicht stöhrend, sondern wohlthätig auf Ihre Privat-Verhältnisse einwirken werde, und Sie werden mich durch die Bestätigung, daß solches der Fall sey, sehr erfreuen.
Altenstein
Berlin, den 25 August 1818
· Konzept , 23.08.1818
· Berlin, Geheimes Staatsarchiv, Preußischer Kulturbesitz
· I HA, Rep. 76, Va, Sekt. 2, Tit. IV, Nr. 5, Bd. 5, 147–148
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