Heute erhielt ich Ihr Briefchen vom 10. worüber ich eine gewaltige Freude hatte, besonders deswegen; weil es scheint die Trennung scheine Ihnen eine eben so fatale Geschichte wie mir. Dies läßt mich hoffen, ein gewisser Herr Rembrandt werde sich nicht länger bey seinen Geschäften aufhalten als Er müsse: da jetzt, wegen dem schlechten Wetter ziemlich fest ausgemacht ist nicht nach Sulz zu gehen, sondern den Onkel hieher zu bitten; so hoffe ich unser Aufenthalt werde nach Ihrer Ankunft in Stuttgart nur noch einige Tage dauern.
Eben geht der Vater zur Thür hinaus, und trägt mir viele Grüße an Sie auf. Er sezte dazu, es freue ihn, daß ich meine Liebesbriefchen jezt schreiben müßte, da ich es früher nicht hätte thun wollen. Auch die Mutter läßt Sie herzlich grüßen.
Heute Abend soll ich in ein Conzert gehen. [2] Hummel, den ich erst heute sprach, redete mir sehr zu, weil heute eine Mde Campi singt, die nach der Catalani die beste Sängerin ist. Hummel wird auch spielen. Er erinnerte sich Ihrer sogleich, als er Ihren Nahmen hörte, denn in Göttingen schrieb ein gewisser August Wilhelm Schlegel aus Hannover in sein Stammbuch. Ich habe das Blatt gesehen, fand aber daß die Handschrift des Herrn Rembrandt von der des Herrn August Wilhelm Schlegel ziemlich verschieden ist.
Daß sich der kleine Wilhelm so gut beträgt, hat uns allen, besonders der lieben Mutter, viele Freude gemacht. Er soll nur so fortfahren, und Ihnen recht gehorsam seyn. Wir lassen ihn freundlich grüßen.
Ich muß schließen es ist schon spät, und mein Brief soll heute noch auf die Post, weil ich mir vorgenommen habe, Dir alle Tage zu schreiben, damit Sie sich alle Tage wenigstens 3 Minuten mit Ihrem einfältigen Kinde und seinen noch einfälti[3]geren Briefen unterhalten müßen.
Auch noch recht viele herzliche Grüße an Friederich.
Ihr
Kind
[4] An Herrn August Wilhelm von Schlegel
Bey dem Kayserl. Oestreichischen
Legations Rath von Schlegel in
dem Thurn und Taxischen Pallast
zu
Frankfurt am Main.