Hiebei, höchstverehrter Herr und Freund, erhalten Sie die Fortsetzung des Shakspeare, mit der es lang genug gedauert hat, wenn gleich das nonum prematur in annum noch nicht völlig erreicht ist.
Ich habe diesmal den Band ohne Einband senden müssen, weil ich nicht weiß wie die frühern Bände beschaffen waren. Auch füge ich Heinrich VIII bei in der Gestalt, in welcher solcher als Fortsetzung Ihrer Ausgabe erscheint. Bei der Durchsicht habe ich gefunden, daß die von Tieck revidirte Uebersetzung so viel Härten und unverständliche Stellen in der Uebertragung enthielt, daß ich mich nicht habe entbrechen können, nachdem ich den Wiederabdruck veranstaltet hatte, eine nicht unbedeutende Anzahl von Veränderungen zu treffen, von denen ich wünsche, daß Ihr geschärftes und gereinigtes Urtheil sie als Verbesserungen befinden möge. Ich habe mich wenigstens bemüht möglichst getreu Inhalt und Form zu bewahren oder wiederher zu stellen. Sie verbinden mich sehr wenn Sie mich mit zwei Worten darüber belehren ob Sie mein Verfahren mißbilligen oder ob Sie es genehm halten. Die ersten 3 Bogen habe ich meist unverändert gelassen; aber späterhin kamen der unverständlichen Stellen so viele, daß ich mich [nicht] wohl dabei beruhigen konnte.
Erhalten Sie mir Ihr Wohlwollen und bleiben Sie meiner treuesten Verehrung versichert.
G. Reimer
Möchten Sie doch auf irgend eine Weise Veranlassung finden Lust und Muße wieder dem unerreichbaren Shakspeare zu zuwenden.
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