1830.
Ich benutze die Gelegenheit, welche die Reise des Hrn. Dr. Mendelssohn mir darbietet, um Sie, mein hochgeehrtester Herr, freundschaftlich zu begrüßen, und Ihnen meinen verbindlichsten Dank für Ihre große Gefälligkeit zu sagen.
Die über Hannover gesendeten Excerpte habe ich richtig empfangen und studire sie fleißig. Die Scholiasten gewähren mir einige wesentliche Aufklärungen; bei andern Stellen sehe ich zu meinem Troste, daß sie eben auch nicht mehr verstanden, u sich mit Errathen oder Ausflüchten geholfen haben. Es liegt hierin aber immer ein Beweis für die Authenticität des Textes.
Ich bat Sie in meinem letzten Briefe, die Fortsetzung durch den Courier der Preuß. Gesandtschaft in London, unter der Adresse des Hrn. Staatsministers von Humboldt nach Berlin zu senden. Sollte dieß noch nicht geschehen seyn, so könnten Sie selbige nun Hrn. Dr. Mendelssohn mitgeben.
Nächstens erhalten Sie eine kleine Nachlese von Stellen, die ich noch verglichen zu sehen wünsche. Der Druck meiner Übersetzung ist noch aufgeschoben worden: ich wünsche ihr die äußerste Vollendung zu geben. Vom Texte sind zwei Drittel des zweiten Bandes [2] fertig gedruckt. Ich habe damit auch inne gehalten, weil ich über eine andre Arbeit gekommen bin: eine kleine Schrift über das Studium der Asiatischen Sprachen, in französischer Sprache abgefaßt, und bestimmt in London zuerst gedruckt zu werden. Diese ist beinahe fertig: sie hat hauptsächlich den Zweck, dem Englischen Publicum zu sagen, daß für die Aufmunterung dieses Studiums weit mehr als bisher und zweckmäßiger geschehen muß, wenn es nicht rückgängig werden soll. Von den Directoren der Ostind. Compagnie habe ich eine höchst abgeschmackte Antwort empfangen, die ich nebst meinem Schreiben in dem Anhange obiger Schrift drucken lassen werde.
Ich wünschte den letzten Catalog Orientalischer Bücher, welche bei dem Buchhändler der Ostindischen Compagnie zu haben sind, zu erhalten. Diesen könnten Sie mir ganz bequem durch Hrn. Mendelssohn zukommen lassen. Vergessen Sie es doch ja nicht. Kaufen will ich zwar nichts, bis ich etwas erkleckliches von meinen Asiatischen Publicationen eingenommen haben werde. Meine Aufopferungen sind schon groß genug.
Ich höre mit Bedauern, daß die Londoner Universität an Frequenz nicht zugenommen hat. Geben Sie mir doch genaue Nachricht darüber. Seyn Sie versichert, daß ich an Ihrer Zufriedenheit in der dortigen Lage, und an dem Gedeihen der Universität den lebhaftesten Antheil nehme.
Ganz der Ihrige
AWvSchlegel
[3] [leer]
[4] To
Dr. F. Rosen
professor of the University
of
London
29 Thornhaugh Street
Bedford Square