Liebe Freundin!
Ich habe vergessen, die Einlage vom Grafen Neipperg in den dicken Brief zu tun, den ich schon auf die Post gegeben habe. Ich mache also einen zweiten Umschlag. Neues habe ich nicht hinzuzufügen, nur daß ein preußischer Offizier mit Briefen des Kaisers und des Königs gekommen ist und die Einzelheiten des Waffenstillstandvertrages mitgebracht hat. Militärisch ist er nicht allzu schlecht: die Heere behalten ihre Stellungen, ein schmales Terrain zwischen beiden ist für neutral erklärt; eingeschlossen darin ist Breslau. Die Blockade der Festungen wird fortgesetzt, aber die Verbündeten dürfen sie während dieses Zeitraums verproviantieren. Hinter seinen Linien kann jedes Heer die Bewegungen, die es für gut hält, ausführen. Trotzdem fürchte ich, daß es sich nicht um den Gottesfrieden handelt, der im Mittelalter so berühmt war, sondern um einen Teufelsfrieden. Ach! Friede ist gleichbedeutend mit Knechtschaft. Österreich hat geradezu eine Vermittlungswut. Es scheint, daß es den Versuch, zu Verhandlungen zu kommen, als Bedingung für seinen Beitritt zur Koalition gestellt hat. Und doch ist es klar, daß Bonap[arte] niemals gerechte Bedingungen annehmen wird. Österreich hat nur ein Mittel, sich vor den Augen der Welt zu rechtfertigen: wenn es am Frieden von Lunéville festhält und sich, falls er nicht angenommen wird, bis zum äußersten schlägt. Wird es das tun? Ich weiß nicht.
Von Albert keine Nachricht.
General Skjöldebrand reist in diesem Augenblick zum Hauptquartier; ich habe ihm einen langen Brief für G[entz] mitgegeben, einen zweiten habe ich an den Grafen von Münster geschrieben. Man war sehr zufrieden mit meinen Ausführungen. Das ist ungefähr das einzige, was ich in diesen Tagen zu tun hatte. Im übrigen hatte ich viel freie Zeit, und das ist sehr natürlich.
Tausend Lebewohl, liebe Freundin! Der Erbprinz von Mecklenburg empfiehlt sich ehrerbietig, ich habe ihm die Schrift Sur le suicide gegeben. Graf Löwenhjelm ist immer noch im Haupt[quartier].