• Friedrich von Schlegel to Henriette Mendelssohn

  • Place of Dispatch: Wien · Place of Destination: Unknown · Date: [Frühjahr 1822]
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: Henriette Mendelssohn
  • Place of Dispatch: Wien
  • Place of Destination: Unknown
  • Date: [Frühjahr 1822]
  • Typ: Beilage
    Printed Text
  • Bibliography: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Gesammelt und erläutert von Josef Körner. Berlin 1926, S. 414–415.
  • Incipit: „[Wien, Frühjahr 1822]
    Geliebte Schwester Marie,
    Ich warte nur immer auf eine Gelegenheit, Ihnen meine Werke zu schicken; drey Bände sind fertig von [...]“
    Language
  • German
[Wien, Frühjahr 1822]
Geliebte Schwester Marie,
Ich warte nur immer auf eine Gelegenheit, Ihnen meine Werke zu schicken; drey Bände sind fertig von der neuen Ausgabe, und der vierte ist auch bald gedruckt. Dies soll dann statt eines langen Briefes gelten.
Wir haben sehr lange nichts von Ihnen gehört, liebe Marie. Mein Bruder schreibt mir, er hätte Ihnen vorigen Winter einen Brief für mich gegeben, welcher die „Erörterung über Dinge eröffnen sollte, worüber unsre Ansichten vielleicht zu weit abweichen, als daß wir uns darüber verständigen könnten“. – Was soll denn das heißen? und warum haben Sie mir diesen Brief nicht geschickt? – In jedem Fall hätten Sie mir ihn schicken sollen, liebe Schwester; da Sie gewiß seyn können, daß wo es meinen Bruder betrifft, keine Besorgniß, oder üble Empfindung, nicht verstanden zu seyn, dem Wunsch, ihm Freund zu bleiben, überwiegen oder entgegentreten könnte. Ich bitte Sie dringend, mir diesen Brief noch zu schicken. Schicken Sie mir ihn nur unverzüglich noch jetzt; so etwas kommt nie zu spät.
Vor allen Dingen aber schreiben Sie mir von unsrer lieben Freundin, um die ich sehr besorgt bin. Jetzt bin ich nicht in ihrer Schuld; sondern sie vielmehr in meiner. Ich schrieb ihr im December und Januar drey Briefe, schnell hinter einander; auf den ersten hat sie mir geantwortet, so seelenvoll und rührend, daß ich weniger als je von ihr lassen kann; auf die zwey letzten Briefe aber hat sie nicht geantwortet. Fragen Sie sie, warum sie das nicht gethan hat? Habe ich ihr in irgend einer Art zu viel geschrieben oder was ihr noch fremd ist; so soll sie das gehn lassen, und sich nur an das halten, was sie doch weiß, nämlich meine herzliche Freundschaft für sie. In einer Stunde Gespräch würde sie mich ganz verstehen; es ist schwer so aus der Ferne zu schreiben, grade, wenn man recht den dringenden Wunsch hat, zu helfen und zu trösten. Ich bitte Sie, Marie, reden Sie ausführlich mit ihr und schreiben Sie mir alles. Es ist nicht recht, daß sie mir nicht schreibt.
Und warum erfahre ich nichts von Ihnen? Mir wollen Sie auch ganz fremd [werden], was auch nicht recht ist. Ich bin noch immer
Ihr alter
Friedrich
[Wien, Frühjahr 1822]
Geliebte Schwester Marie,
Ich warte nur immer auf eine Gelegenheit, Ihnen meine Werke zu schicken; drey Bände sind fertig von der neuen Ausgabe, und der vierte ist auch bald gedruckt. Dies soll dann statt eines langen Briefes gelten.
Wir haben sehr lange nichts von Ihnen gehört, liebe Marie. Mein Bruder schreibt mir, er hätte Ihnen vorigen Winter einen Brief für mich gegeben, welcher die „Erörterung über Dinge eröffnen sollte, worüber unsre Ansichten vielleicht zu weit abweichen, als daß wir uns darüber verständigen könnten“. – Was soll denn das heißen? und warum haben Sie mir diesen Brief nicht geschickt? – In jedem Fall hätten Sie mir ihn schicken sollen, liebe Schwester; da Sie gewiß seyn können, daß wo es meinen Bruder betrifft, keine Besorgniß, oder üble Empfindung, nicht verstanden zu seyn, dem Wunsch, ihm Freund zu bleiben, überwiegen oder entgegentreten könnte. Ich bitte Sie dringend, mir diesen Brief noch zu schicken. Schicken Sie mir ihn nur unverzüglich noch jetzt; so etwas kommt nie zu spät.
Vor allen Dingen aber schreiben Sie mir von unsrer lieben Freundin, um die ich sehr besorgt bin. Jetzt bin ich nicht in ihrer Schuld; sondern sie vielmehr in meiner. Ich schrieb ihr im December und Januar drey Briefe, schnell hinter einander; auf den ersten hat sie mir geantwortet, so seelenvoll und rührend, daß ich weniger als je von ihr lassen kann; auf die zwey letzten Briefe aber hat sie nicht geantwortet. Fragen Sie sie, warum sie das nicht gethan hat? Habe ich ihr in irgend einer Art zu viel geschrieben oder was ihr noch fremd ist; so soll sie das gehn lassen, und sich nur an das halten, was sie doch weiß, nämlich meine herzliche Freundschaft für sie. In einer Stunde Gespräch würde sie mich ganz verstehen; es ist schwer so aus der Ferne zu schreiben, grade, wenn man recht den dringenden Wunsch hat, zu helfen und zu trösten. Ich bitte Sie, Marie, reden Sie ausführlich mit ihr und schreiben Sie mir alles. Es ist nicht recht, daß sie mir nicht schreibt.
Und warum erfahre ich nichts von Ihnen? Mir wollen Sie auch ganz fremd [werden], was auch nicht recht ist. Ich bin noch immer
Ihr alter
Friedrich
· Hauptdokument (zu dem das aktuelle Dokument mitgeschickt wurde) , 17. November [1822]
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.15,Nr.43
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