• Karl Lachmann to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Bonn · Date: 27.11.1840
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Karl Lachmann
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 27.11.1840
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 343347008
  • Bibliography: Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Bd. 1. Zürich u.a. 1930, S. 543‒544.
  • Incipit: „[1] Berlin d. 27. November 1840
    Mein hochverehrter Gönner,
    für Ihr freundliches und mir äußerst angenehmes Geschenk habe ich Ihnen nicht eher danken [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-34965
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.14,Nr.2
  • Number of Pages: 3 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 21 x 13,1 cm
    Language
  • German
[1] Berlin d. 27. November 1840
Mein hochverehrter Gönner,
für Ihr freundliches und mir äußerst angenehmes Geschenk habe ich Ihnen nicht eher danken wollen als bis ich es auch von Seiten seines innern Werthes geprüft und benutzt hätte. Seit einigen Tagen bin ich damit fertig, und so kommt mir Hr. Dr George ganz gelegen, der auf dem Wege nach Paris, wo er sich auf eine Lehrerstelle am hiesigen französischen Collège vorbereiten will, Ihnen empfohlen zu sein wünscht. Er ist es seiner Kenntnisse und seiner Gesinnung wegen wohl werth daß Sie ihm durch Rath und Empfehlung helfen.
Ich ward durch die Nibelungen-Fragmente angenehm überrascht, als ich sah daß es nicht die bereits edierten sondern andre waren und noch dazu von größerm Um[2]fang als jene. Daß Fragmente dieser Art von kritischer Bedeutung sein sollten, ist nie recht wahrscheinlich: denn das könnten sie nur sein, wenn sie den in der einzigen Handschrift A, der einen von Hohenems, erhaltenen Text gäben. Aber für die Litteratur der Handschriften lehren doch diese Bruchstücke etwas, nämlich daß nicht, wie wir geglaubt haben, 19 Handschriften oder Bruchstücke bisher gefunden sind, sondern nur 18, und daß sowohl Ihre Bruchstücke als die in meiner Vorrede unter e und f verzeichneten Einer Handschrift des vierzehnten Jahrhunderts, nicht des funfzehnten, angehören und daher bei mir die Ehre eines großen Buchstaben genießen sollten. Um das Unrecht wieder gut zu machen, werde ich in der neuen Ausgabe, an der gedruckt wird, der Vorrede einen Abdruck dieser [3] bisher unbekannten Fragmente anhängen.
Daß Ihnen die Ausgabe der 20 Lieder gefallen hat, freut Herrn Decker sehr. Mich würde es freilich noch mehr freuen, wenn Sie urtheilen wollten daß ein oder das andre dieser Lieder sich so besser läse als mit den gestrichenen Strophen, z. B. das vierte oder das sechzehnte und siebzehnte. Dann hoffte ich mit den Einwendungen, die etwa kommen möchten, schon fertig zu werden. Die bisher von Hagen und Zeune vorgebrachten haben weiter keine Kraft als die in den Worten „Frevel“ oder „Entwerthung und Entweihung“ liegt.
Zum Schluß müssen Sie doch auch noch die Drohung hören, daß ich wo möglich im nächsten Herbst Ihnen meinen Dank auch noch mündlich bringen werde; wo ich Sie denn so frisch und heiter wie im vorjährigen Herbst zu finden hoffe. Bis dahin lassen Sie Ihrem freundlichen Wohlwollen empfohlen sein,
Ihren
ergebensten
C. Lachmann
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[1] Berlin d. 27. November 1840
Mein hochverehrter Gönner,
für Ihr freundliches und mir äußerst angenehmes Geschenk habe ich Ihnen nicht eher danken wollen als bis ich es auch von Seiten seines innern Werthes geprüft und benutzt hätte. Seit einigen Tagen bin ich damit fertig, und so kommt mir Hr. Dr George ganz gelegen, der auf dem Wege nach Paris, wo er sich auf eine Lehrerstelle am hiesigen französischen Collège vorbereiten will, Ihnen empfohlen zu sein wünscht. Er ist es seiner Kenntnisse und seiner Gesinnung wegen wohl werth daß Sie ihm durch Rath und Empfehlung helfen.
Ich ward durch die Nibelungen-Fragmente angenehm überrascht, als ich sah daß es nicht die bereits edierten sondern andre waren und noch dazu von größerm Um[2]fang als jene. Daß Fragmente dieser Art von kritischer Bedeutung sein sollten, ist nie recht wahrscheinlich: denn das könnten sie nur sein, wenn sie den in der einzigen Handschrift A, der einen von Hohenems, erhaltenen Text gäben. Aber für die Litteratur der Handschriften lehren doch diese Bruchstücke etwas, nämlich daß nicht, wie wir geglaubt haben, 19 Handschriften oder Bruchstücke bisher gefunden sind, sondern nur 18, und daß sowohl Ihre Bruchstücke als die in meiner Vorrede unter e und f verzeichneten Einer Handschrift des vierzehnten Jahrhunderts, nicht des funfzehnten, angehören und daher bei mir die Ehre eines großen Buchstaben genießen sollten. Um das Unrecht wieder gut zu machen, werde ich in der neuen Ausgabe, an der gedruckt wird, der Vorrede einen Abdruck dieser [3] bisher unbekannten Fragmente anhängen.
Daß Ihnen die Ausgabe der 20 Lieder gefallen hat, freut Herrn Decker sehr. Mich würde es freilich noch mehr freuen, wenn Sie urtheilen wollten daß ein oder das andre dieser Lieder sich so besser läse als mit den gestrichenen Strophen, z. B. das vierte oder das sechzehnte und siebzehnte. Dann hoffte ich mit den Einwendungen, die etwa kommen möchten, schon fertig zu werden. Die bisher von Hagen und Zeune vorgebrachten haben weiter keine Kraft als die in den Worten „Frevel“ oder „Entwerthung und Entweihung“ liegt.
Zum Schluß müssen Sie doch auch noch die Drohung hören, daß ich wo möglich im nächsten Herbst Ihnen meinen Dank auch noch mündlich bringen werde; wo ich Sie denn so frisch und heiter wie im vorjährigen Herbst zu finden hoffe. Bis dahin lassen Sie Ihrem freundlichen Wohlwollen empfohlen sein,
Ihren
ergebensten
C. Lachmann
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