1808
Wenn ich wieder gezögert habe, mein werthgeschätzter Herr und Freund, Ihnen zu schreiben, so rührt es bloß daher, daß ich wohl fühle, ein Brief, der nicht von dem ganzen noch rückständigen Manuscript zum zweyten Bande begleitet ist, könne Ihnen keine rechte Befriedigung gewähren. Auf die Ostermesse muß und soll er nun erscheinen. Die Ganze erste Hälfte dieses Jahres bin ich wieder auf Reisen und in Zerstreuungen gewesen, unter welchen ich unmöglich etwas habe fördern können. Überhaupt ist diese Arbeit so schwer, daß sie man sehr leicht dabey aus der Übung und sehr schwer wieder hineinkommt, und daß sie nur dann gedeiht, wenn man Tage lang ungestört dabey bleiben kann, was mir selten zu Theil wird. Melden Sie mir, ob Sie das Mspt in verschiednen Sendungen oder nicht eher haben wollen, als bis das Ganze da ist, und in letzterem Falle, zu welchem Termin Sie es haben müssen, damit es noch auf die Ostermesse erscheinen könne.
Sie haben selbst mir eine geraume Zeit lang die Stimmung zu dieser Arbeit verdorben, durch den öffentlichen Schritt, den Sie ganz ohne Noth [2] gegen mich thaten. Schwerlich wird sich jemand überl überreden lassen, daß ich als ein ausgetretner Herumschweifer zu betrachten war, dessen Wohnort man nicht erfragen konnte, um daselbst Ansprüche an ihn auf dem Wege Rechtens geltend zu machen, ohne das Publicum gleichsam gegen ihn zu Hülfe zu rufen, und einen Privathandel in die öffentlichen Blätter zu setzen.
Die Verpflichtung zum Schadenersatz habe ich nie abgeleugnet, allein Sie haben sie auf eine Weise gefodert, die ich nicht zu Stand leisten im Stande, und die auch in der That nicht billig war. Sie verlangten, ich sollte das ganze Capital der für Druck u Honorar gemachten Auslagen zurückzahlen. Hätten Sie die Zinsen gefodert seit der Ostermesse wo das Werk erscheinen sollte, so wäre ich gleich bereit dazu gewesen, und bin es auch noch. Ich erwarte deßhalb Ihre Berechnung.
Aus einem Briefe von Ihnen an meinen Bruder sehe ich, daß Sie in der Meynung stehen, als hätte ich zum 3ten Stück des zweyten Bandes eins gewählt, das den Titel führt: Weiße Hände beleidigen nicht. Dieß Stück ist aber so übermäßig lang, daß es den Band über[3]mäßig anschwellen würde. Ich hatte es, so viel ich mich erinnre für den 3ten Band ausersehen, der alsdann nur 2 Stücke enthalten sollte. Das welches ich schon zum Theil übersetzt, heißt die Locken Absalons u stellt die tragischen Begebenheiten in der Familie Davids dar
Wenn Sie Lust hätten ein sehr anmuthiges liebliches Gedicht in Stanzen: Flore u Blanscheflur in 12 Gesängen von Sophie Tieck, wovon die Handschrift fertig in meinen Händen liegt, zu verlegen, so wäre ich bevollmächtigt, es Ihnen für ein billiges Honorar zu überlassen, worauf dann meine Schuld bey Ihnen abgerechnet werden könnte.
Vielleicht habe ich nächstens noch einen andern Vorschlag zu thun.
Mit vollkommner Hochachtung
Ihr ergebenster
AWSchlegel
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