Geliebter Freund und Bruder!
Diese Zeilen überbringt dir ein junger Geistlicher aus Genf, Herr Vernet, Enkel des berühmten Physikers Pictet, und Bruder der Baronin von Staël, der Witwe meines verewigten Freundes. Aber seine Persönlichkeit empfiehlt ihn genugsam, auch ohne die Erwähnung einer so ausgezeichneten Verwandtschaft.
Er macht eine gelehrte und litterarische Reise durch Deutschland, und würde glauben, es nur unvollständig gesehen zu haben, wenn er nicht Dresden besucht und deine Rede vernommen hätte. Gewähre ihm eine freundliche Aufnahme, ich werde es als einen Beweis deiner Freundschaft betrachten. Er legt sich mit Eifer auf die deutsche Sprache durch Lesen und Hören. Ich habe mich, wie natürlich, immer auf Französisch mit ihm unterhalten; aber ich zweifle nicht, er wird im Stande sein, ein deutsches Gespräch zu führen, und du wirst ihm Gelegenheit geben, die Anmuth zu bewundern, welche unsre Sprache in deinem Munde hat. Durch ihn hoffe ich erwünschte Nachricht von deinem Befinden zu erhalten.
Lebe recht wohl, geliebter Freund! Mit unveränderlicher Treue und Liebe
dein alter
A. W. von Schlegel.
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