Theuerster Freund!
Gestern Abend fand ich die Einladung in einem Billet des kauderwelschen Skandinaviers Steffens vor, habe sie aber huldreich abgelehnt.
Um jeder Irrung bei dem mir versprochenen Besuche vorzubeugen, melde ich dir nun schriftlich, daß das Hôtel de Russie wo ich in dem Zimmer Nr. 9 wohne, bei der Schloßbrücke liegt, nur wenige Schritte rechts, wenn man vom Brandenburger Thor hereinkommt. Ich werde bis 3 Uhr zu Hause bleiben. Du kannst bei mir ein zweites Frühstück einnehmen. Solltest du, was ich kaum glaube, die Nacht in Berlin bleiben, so könntest du auch Zimmer im Hause finden. Jagor, der Sudelkoch, wohnt nicht weit von mir. Herr von Olfers, ebenfalls, und wenn du zu ihm fährst, um im Triumph eingeführt zu werden, [2] so werde ich dir einen guten Stadtwagen besorgen. Es dauert gewiß bis 8 Uhr Abends:
Das war ein Toben, war ein Wüthen;
Ein jeder schien ein andres Thier.
Gewissermaßen ist es vorsichtig von mir gehandelt, daß ich mich nicht einstelle, denn ich hätte mich nicht enthalten können, dich als den Preußischen National-Gott Potrimpos oder Pikallos, nach deiner eignen Wahl, auszurufen.
Grüße deine edle Freundin und liebenswürdige Tochter, und sage Ihnen, wenn ich ein Landgut bei Potsdam hätte, würde ich Ihnen die Speisen aus meiner Hofküche senden. Nächstens kommt ein Küchenzettel.
Dein in dich vernarrter und über-
haupt närrischer Freund und Bruder
Wilhelm Martell