1838.
Hochgeehrtester Herr Geheime-Rath!
Seit dem so plötzlich erfolgten und mir sehr schmerzlichen Tode meines Freundes Näke wünschte ich Ew. Hochwohlgeboren über den gegenwärtigen Zustand der Philologie auf der hiesigen Universität und über die besondre Beschaffenheit des Ersatzes, dessen wir bedürfen, manches vorzutragen, und zugleich den Ihnen bereits empfohlenen Dr. Schopen in günstige Erinnerung zu bringen.
Bis ich Gelegenheit habe, Ihnen entweder hier oder auf Ihrem Landsitze aufzuwarten, sende ich bin ich so frei Ihnen anbei meine allgemeinen Ansichten von der classischen Philologie in einem kurzen Entwurfe vorzulegen, den ich Hrn. Welckers Studienplane gegenüber abfaßte, aber wieder zurücknahm, da dieß als ein Eingriff in Hrn. Welckers Rechte [2] betrachtet ward. Ich glaube die Vergleichung nicht scheuen zu dürfen. Den historischen Studienplan habe ich abgefaßt.
Ich habe so viele in das Fach der classischen Philologie einschlagende Vorlesungen, zum Theil in Lateinischer Sprache, gehalten, daß ich wohl Anspruch darauf machen darf, über das Wissenschaftliche meine Stimme mit abzugeben.
Ich wäre allerdings begierig, Ihre schöne Anlage kennen zu lernen. Noch werde ich hier auf einige Tage durch die letzten Besorgungen für die Erscheinung zweier Bände meines großen Indischen Werkes zurückgehalten. Sollte das Wetter günstig bleiben, so werde ich sehr erfreut seyn von Ihrer gütigen Einladung Gebrauch machen zu können:
Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichneten Verehrung, womit ich die Ehre habe zu seyn
Ew. Hochwohlgeboren
ergebenster
AWvSchlegel
[3] [leer]
[4] [leer]
[1] 1838.
pr. d. 2. Octob. 38.