Ew. Wohlgeborn
gütiges Schreiben vom 3t Septbr habe ich bis jezt unbeantwortet lassen müßen, weil ich genöthiget war, zuerst das Resultat der Michaëlmeße abzuwarten, das leider für den Buchhandel überhaupt so ungünstig war, daß jeder in seinem Betriebskapital eingeschränkte Verleger sich von neuen unternehmungen für jezt zurückziehn muß. Diese Betrachtung ist es, welche mich bewegt, den mir gemachten, so schmeichelhaften Antrag wegen des Verlags der neuen Auflage Ihrer Gedichte um so mehr abzulehnen, als die Auslage für das Honorar eine für diese Zeiten sehr bedeutende seyn würde und ich nicht im Stande wäre, sie fürʼs Erste mit Bestimmtheit zu garantiren.
[2] Wie unendlich wehe es mir thut, hierin der Nothwendigkeit nachgeben zu müßen, können Ew. Wohlgeborn leicht nach der Freude ermeßen, die es mir machte, mit Ihnen in eine Verbindung zu kommen, die ich aufʼs sehnlichste wünschte, fortsetzen zu können, und die ich Sie inständigst bitte, durch meinen gegenwärtigen Entschluß nicht als gestört, oder gar als aufgehoben zu betrachten. Ich füge hierüber nichts hinzu, vollkommen Ihrer Billigkeit vertrauend.
Es bedarf nicht des Dankes für die Bücher, welche Sie so gütig waren, von mir anzunehmen. Gehen Sie nur immer davon aus, daß es mir die größte Freude seyn wird, Sie auf jede mögliche Art zu verbinden. [3] Mit diesem Briefe erhalten Sie wieder einiges aus meinem Verlage, nämlich:
die Fortsetzung meines Gozzi;
meine Ausgabe der Numancia mit
Fouquéʼs Übersetzung, begleitet von
einem Briefe von ihm;
die Idee, von dem Grafen von Kalkreuth.
Beide Exemplare (Fouqués Übersetzung und das Buch des von Kalkreuth) schiken Ihnen die Verfasser.
Der Baron von Fouqué grüßt Sie auf das Freundschaftlichste und erwartet mit Sehnsucht den ihm versprochenen Brief.
H. v. d. Hagen empfiehlt sich ehrerbietigst. Er läßt Ihnen sagen, er wiße es, daß Sie den St. Gallener Codex der Nibelungen in Abschrift besäßen, und fürchte sich nicht wenig, daß Sie ihn zu einer kritischen Ausgabe des Gedichtes gebrauchen möchten, mit welcher [4] er grade jezt beschäftiget wäre, also vor einer Concurrenz, die er mit Recht für die Gefährlichste hält.
Auch H. Kessler hat mir aufgetragen, Ihnen seine Ehrerbietung zu bezeigen.
Endlich danke ich Ihnen, noch aufʼs verbindlichste für die Anzeige der in den Gedichten Ihres HE. Bruders (von dem es mich sehr beunruhiget, keine Nachricht zu haben) stehen gebliebenen Drukfehler, die dem 2t Bande seiner Schriften beigedrukt werden soll, und habe die Ehre, mit der ausgezeichnetsten Hochachtung zu seyn,
Ew. Wohlgeb.
gehorsamster,
J. E. Hitzig
Die Verlagspunctation
seze ich wieder bei.