1821
Ich schreibe Ihnen heute nur, geliebtester Freund, um Ihnen zu sagen, daß nicht etwa Krankheit an der Verspätung meiner Ankunft Schuld ist, sondern bloß die leidigen Arbeiten, die ungeachtet des eifrigsten Betriebes noch immer nicht ganz beendigt sind, und die ich nicht im Stiche lassen darf. Indessen hoffe ich zuverläßig gegen Ende dieser Woche abreisen zu können, und werde von ganzem Herzen froh seyn, wenn ich erst im Wagen sitze. Meine Gesundheit ist vortrefflich, nur meine Augen sind immer noch nicht in ganz gutem Zustande, und beunruhigen mich einigermaßen wegen der Reise. Sie sind so äußerst empfindlich gegen Kälte Wind, Regen, Staub, daß ich daran eine Art von lebendigem Barometer habe, und in meiner Calesche kann ich mich doch nicht hermetisch vor den Einflüssen der Witterung verschließen. Nur vielleicht giebt der Himmel gutes Wetter, bisher war es abscheulich.
Bey meinem längeren Ausbleiben könnte meine Haushälterin vielleicht zu allerley Auslagen und zu den täglichen Bedürfnissen Geld nöthig haben. Ich bitte, sie deshalb zu befragen, u ihr nöthigenfalls eine Zahlung zu machen. Zu dem Ende lege ich Ihnen einen Zettel an Hrn Spitz bey.
[2] Von dem Königl. Ministerium habe ich so eben einen sehr beyfälligen und anerkennenden Brief über meine typographischen Bemühungen. Meiner ausdauernden Geduld dabey darf ich mich in der That wohl rühmen.
Leben Sie tausendmal – die herzlichsten Grüße an die Ihrigen. Ich freue mich von ganzer Seele der Aussicht, Sie, theurer und unschätzbarer Freund, bald wieder in meine Arme zu schließen.
Ewig
Ihr
AWvSchlegel
[3] Herrn Rendant Spitz Wohlgeb. bitte ich ergebenst, an Herrn Professor Windischmann auf dessen Begehren von dem am ersten April d. J. fällig gewesenen Quartal meines Gehaltes die Summe von funfzig Thalern Preuß. Courant für meine Rechnung auszuzahlen.
August Wilhelm von Schlegel
Professor
Paris d. 27sten Mai 1821.
[4] [leer]