• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: London · Place of Destination: Bonn · Date: 03.10.1823
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: London
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 03.10.1823
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 45‒46.
  • Incipit: „[1] London d. 3ten Oct. 1823
    Meine liebe Marie! Ich habe Ihnen gleich nach meiner Ankunft hier geschrieben, ich hoffe, Sie werden [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 66
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] London d. 3ten Oct. 1823
Meine liebe Marie! Ich habe Ihnen gleich nach meiner Ankunft hier geschrieben, ich hoffe, Sie werden den Brief richtig empfangen haben: wenigstens habe ich ihn selbst auf die Post bestellt. Ich hätte Ihnen schon früher wieder geschrieben, aber ich bin die ganze Zeit über sehr beschäftigt und in großen Zerstreuungen gewesen, auch habe ich zwey kleine Reisen aufs Land gemacht, so daß mir kaum irgend ein ruhiger Augenblick übrig blieb. Von Ihnen habe ich ein Briefchen vom 11ten Sept. gehabt, seitdem aber keine weitere Nachricht. Sie haben mir zugleich ein Packet Briefe geschickt, welche viel Porto gekostet haben werden; wie viel weiß ich noch nicht, weil es der Banquier ausgelegt hat. Einige von diesen Briefen hätten recht gut in Bonn liegen bleiben können: Dieß würden Sie schon gesehen haben, wenn Sie nur das Siegel aufgemacht hätten. Thun Sie das künftig mit allen Briefen, welche ankommen, und wenn Sie mir noch welche schicken, so schneiden Sie das weiße Papier davon weg, denn die Briefe werden nach dem Gewicht bezahlt. Nach dem 20sten October schicken Sie mir aber keine fremden Briefe mehr, sonst könnten sie mich vielleicht verfehlen. Lassen Sie den Buchbinder Klees sogleich die Exemplare meines Indischen Buches, welche in meiner Bibliothek liegen, eben so wie die vorigen heften, und nicht damit zögern, denn ich werde in kurzem die Absendung einer beträchtlichen Anzahl nach London bey Herrn Weber bestellen.
[2] Ich bin vollkommen gesund und wohl, und die hiesige Lebensart bekommt mir recht gut. Man erzeigt mir viel Ehre und ladet mich häufig zu Gaste, und wenn es nicht in der Jahrszeit wäre, wo die meisten Leute auf dem Lande sind, so würdʼ es vermuthlich fast alle Tage geschehen. Die Reise und der Aufenthalt hier kostet freylich viel Geld, aber sie ist mir auch sehr nützlich. Ich verschaffe mir einen beträchtlichen Absatz für das schon gedruckte Indische Buch, und hoffentlich auch für die, welche ich künftig zu drucken gedenke und vorläufig ankündigen werde. Übrigens kann man sich auch einigermaßen wohlfeil einrichten, und Hr. Lassen hat es schon gethan. Ich muß aber in der vornehmen Welt leben, und deswegen einen gewissen Anstand beobachten. – Gleich bey meiner Ankunft hier erhielt ich die angenehme Nachricht, daß aus einem hiesigen Bankrott, wobey ich vor 4 Jahren viel einbüßte, noch eine Vertheilung an die Gläubiger Statt gefunden hat, wovon 70 Pfund Sterling auf meinen Antheil gefallen sind.
Mich verlangt recht sehr nach Briefen von Ihnen, meine liebe Marie, schreiben Sie mir doch gleich nach Empfang dieses Briefes. Ich wünsche vor allen Dingen zu hören, daß Sie gesund und wohl sind. Mich verlangt sehr nach Hause, doch kann es seyn, daß meine Geschäfte mich noch bis in die ersten Tage Novembers aufhalten; aber sagen Sie davon noch niemanden etwas. Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und bleiben Sie mir zugethan. Ich grüße Sie von ganzem Herzen
AWvSchl
Erkundigen Sie sich doch, ob mein Pferd noch in gutem Stande ist.
[1] London d. 3ten Oct. 1823
Meine liebe Marie! Ich habe Ihnen gleich nach meiner Ankunft hier geschrieben, ich hoffe, Sie werden den Brief richtig empfangen haben: wenigstens habe ich ihn selbst auf die Post bestellt. Ich hätte Ihnen schon früher wieder geschrieben, aber ich bin die ganze Zeit über sehr beschäftigt und in großen Zerstreuungen gewesen, auch habe ich zwey kleine Reisen aufs Land gemacht, so daß mir kaum irgend ein ruhiger Augenblick übrig blieb. Von Ihnen habe ich ein Briefchen vom 11ten Sept. gehabt, seitdem aber keine weitere Nachricht. Sie haben mir zugleich ein Packet Briefe geschickt, welche viel Porto gekostet haben werden; wie viel weiß ich noch nicht, weil es der Banquier ausgelegt hat. Einige von diesen Briefen hätten recht gut in Bonn liegen bleiben können: Dieß würden Sie schon gesehen haben, wenn Sie nur das Siegel aufgemacht hätten. Thun Sie das künftig mit allen Briefen, welche ankommen, und wenn Sie mir noch welche schicken, so schneiden Sie das weiße Papier davon weg, denn die Briefe werden nach dem Gewicht bezahlt. Nach dem 20sten October schicken Sie mir aber keine fremden Briefe mehr, sonst könnten sie mich vielleicht verfehlen. Lassen Sie den Buchbinder Klees sogleich die Exemplare meines Indischen Buches, welche in meiner Bibliothek liegen, eben so wie die vorigen heften, und nicht damit zögern, denn ich werde in kurzem die Absendung einer beträchtlichen Anzahl nach London bey Herrn Weber bestellen.
[2] Ich bin vollkommen gesund und wohl, und die hiesige Lebensart bekommt mir recht gut. Man erzeigt mir viel Ehre und ladet mich häufig zu Gaste, und wenn es nicht in der Jahrszeit wäre, wo die meisten Leute auf dem Lande sind, so würdʼ es vermuthlich fast alle Tage geschehen. Die Reise und der Aufenthalt hier kostet freylich viel Geld, aber sie ist mir auch sehr nützlich. Ich verschaffe mir einen beträchtlichen Absatz für das schon gedruckte Indische Buch, und hoffentlich auch für die, welche ich künftig zu drucken gedenke und vorläufig ankündigen werde. Übrigens kann man sich auch einigermaßen wohlfeil einrichten, und Hr. Lassen hat es schon gethan. Ich muß aber in der vornehmen Welt leben, und deswegen einen gewissen Anstand beobachten. – Gleich bey meiner Ankunft hier erhielt ich die angenehme Nachricht, daß aus einem hiesigen Bankrott, wobey ich vor 4 Jahren viel einbüßte, noch eine Vertheilung an die Gläubiger Statt gefunden hat, wovon 70 Pfund Sterling auf meinen Antheil gefallen sind.
Mich verlangt recht sehr nach Briefen von Ihnen, meine liebe Marie, schreiben Sie mir doch gleich nach Empfang dieses Briefes. Ich wünsche vor allen Dingen zu hören, daß Sie gesund und wohl sind. Mich verlangt sehr nach Hause, doch kann es seyn, daß meine Geschäfte mich noch bis in die ersten Tage Novembers aufhalten; aber sagen Sie davon noch niemanden etwas. Nun leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, und bleiben Sie mir zugethan. Ich grüße Sie von ganzem Herzen
AWvSchl
Erkundigen Sie sich doch, ob mein Pferd noch in gutem Stande ist.
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