• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Paris · Place of Destination: Bonn · Date: 07.10.1831
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Paris
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 07.10.1831
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 76‒77.
  • Incipit: „[1] Paris d. 7ten Oct. 31.
    Rue de lʼUniversité 90.
    Meine liebe Marie, ich befinde mich immer außerordentlich wohl, und bringe meine Zeit [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882, 83
  • Number of Pages: 2 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[1] Paris d. 7ten Oct. 31.
Rue de lʼUniversité 90.
Meine liebe Marie, ich befinde mich immer außerordentlich wohl, und bringe meine Zeit hier sehr angenehm, zum Theil auch auf mancherlei Art nützlich zu. Wie lange ich ausbleiben werde, kann ich noch nicht sagen: ich warte immer auf Briefe aus England. Auf jeden Fall, wenn ich auch nicht bis Ostern ausbleibe, werde ich doch ziemlich spät im Winter zurückkommen. Was die Vorräthe betrifft, so richten Sie sich nur darnach ein. Sie brauchen ja doch für sich und die beiden Mädchen, schwarzen Brand für den Ofen u die Küche, auch Sauerkraut u Kartoffeln: beides wird in der Jahrszeit, wo ich zurückkomme, noch nöthig seyn. Übrigens aber, sollte ich früher nach Hause kommen, als ich jetzt voraussehe, so wird es besser seyn, als dann um einen etwas theureren Preis unsern Bedarf einzukaufen, als jetzt auf das ungewisse Vorräthe einzukaufen, die nachher vielleicht verderben könnten.
Was das Malen u Weißen betrifft, so habe ich letzthin schon darüber geschrieben. Alles nach Ihrem Gutdünken, [2] aber je mehr je besser. Ich kann die gelb gewordenen Lambris u die grauen Zimmerdecken nicht leiden. Wenn das Wetter in Bonn nur halb so gut ist, wie hier, so wird alles vortrefflich austrocknen.
Ich habe einen dummen Streich gemacht, daß ich meine Hofkleidung nicht mitgenommen habe. Ich habe sie hier nöthig, ich werde sie vermuthlich auch in England brauchen. Nun muß ich mich mit einem gemietheten Anzug behelfen, der lange nicht so gut ist, u jedesmal viel Geld kostet. Am Montage wurde ich von unserm Gesandten bei Hofe vorgestellt. Zum erstenmal war die Audienz in den Tuilerien, äußerst zahlreich, glänzend u prächtig: alle Gesandten waren da mit ihrem Gefolge, in großer Uniform. Der König erinnerte sich sehr gnädig seiner früheren Bekanntschaft mit mir; seine Schwester u die Königin sagten mir viel artiges über meinen Ruhm als Schriftsteller. Vermuthlich werde ich nächstens zur Tafel eingeladen. Übermorgen speise ich auf dem Lande bei dem berühmten Maler Gérard. Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, u nehmen Sie vor allen Dingen Ihre Gesundheit wohl in Acht.
Ihr
AWvSchlegel
<Fortsetzung am Rand> Den Kaufmann Dael in Mainz werde ich bezahlen müssen: schicken Sie mir den Brief, wenn eine Rechnung dabei ist. Auch den Brief von dem Buchhändler Koller in London. Wenn Sie ungewiß sind, ob es nöthig ist, mir die Briefe zu schicken, so befragen Sie Hrn Lassen darum.
[1] Paris d. 7ten Oct. 31.
Rue de lʼUniversité 90.
Meine liebe Marie, ich befinde mich immer außerordentlich wohl, und bringe meine Zeit hier sehr angenehm, zum Theil auch auf mancherlei Art nützlich zu. Wie lange ich ausbleiben werde, kann ich noch nicht sagen: ich warte immer auf Briefe aus England. Auf jeden Fall, wenn ich auch nicht bis Ostern ausbleibe, werde ich doch ziemlich spät im Winter zurückkommen. Was die Vorräthe betrifft, so richten Sie sich nur darnach ein. Sie brauchen ja doch für sich und die beiden Mädchen, schwarzen Brand für den Ofen u die Küche, auch Sauerkraut u Kartoffeln: beides wird in der Jahrszeit, wo ich zurückkomme, noch nöthig seyn. Übrigens aber, sollte ich früher nach Hause kommen, als ich jetzt voraussehe, so wird es besser seyn, als dann um einen etwas theureren Preis unsern Bedarf einzukaufen, als jetzt auf das ungewisse Vorräthe einzukaufen, die nachher vielleicht verderben könnten.
Was das Malen u Weißen betrifft, so habe ich letzthin schon darüber geschrieben. Alles nach Ihrem Gutdünken, [2] aber je mehr je besser. Ich kann die gelb gewordenen Lambris u die grauen Zimmerdecken nicht leiden. Wenn das Wetter in Bonn nur halb so gut ist, wie hier, so wird alles vortrefflich austrocknen.
Ich habe einen dummen Streich gemacht, daß ich meine Hofkleidung nicht mitgenommen habe. Ich habe sie hier nöthig, ich werde sie vermuthlich auch in England brauchen. Nun muß ich mich mit einem gemietheten Anzug behelfen, der lange nicht so gut ist, u jedesmal viel Geld kostet. Am Montage wurde ich von unserm Gesandten bei Hofe vorgestellt. Zum erstenmal war die Audienz in den Tuilerien, äußerst zahlreich, glänzend u prächtig: alle Gesandten waren da mit ihrem Gefolge, in großer Uniform. Der König erinnerte sich sehr gnädig seiner früheren Bekanntschaft mit mir; seine Schwester u die Königin sagten mir viel artiges über meinen Ruhm als Schriftsteller. Vermuthlich werde ich nächstens zur Tafel eingeladen. Übermorgen speise ich auf dem Lande bei dem berühmten Maler Gérard. Leben Sie recht wohl, meine liebe Marie, u nehmen Sie vor allen Dingen Ihre Gesundheit wohl in Acht.
Ihr
AWvSchlegel
<Fortsetzung am Rand> Den Kaufmann Dael in Mainz werde ich bezahlen müssen: schicken Sie mir den Brief, wenn eine Rechnung dabei ist. Auch den Brief von dem Buchhändler Koller in London. Wenn Sie ungewiß sind, ob es nöthig ist, mir die Briefe zu schicken, so befragen Sie Hrn Lassen darum.
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