• August Wilhelm von Schlegel to Maria Löbel

  • Place of Dispatch: Calais · Place of Destination: Bonn · Date: 08.04.1832
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Maria Löbel
  • Place of Dispatch: Calais
  • Place of Destination: Bonn
  • Date: 08.04.1832
    Printed Text
  • Bibliography: „Meine liebe Marie“ ‒ „Werthester Herr Professor“. Der Briefwechsel zwischen August Wilhelm von Schlegel und seiner Haushälterin Maria Löbel. Hg. v. Ralf Georg Czapla und Franca Victoria Schankweiler. Bonn 2012, S. 97‒98.
  • Incipit: „[4] À Mademoiselle
    Mlle Marie Löben
    chez M. le prof. de Schlegel
    à
    Bonn
    Prusse Rhenane
    [1] Calais d. 8ten April 32
    Meine liebe Marie,
    Ich habe Ihnen eben [...]“
    Manuscript
  • Provider: Strasbourg, Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg
  • Classification Number: MS.2.882,97
  • Number of Pages: 1 Dbl., 3 S., hs. m. U.
    Language
  • German
[4] À Mademoiselle
Mlle Marie Löben
chez M. le prof. de Schlegel
à
Bonn
Prusse Rhenane
[1] Calais d. 8ten April 32
Meine liebe Marie,
Ich habe Ihnen eben von meiner Abreise von London geschrieben, u ich schreibe Ihnen sogleich wieder, um zu melden, daß ich gestern Nachmittag um 4 Uhr, Gott sey Dank, gesund u wohlbehalten auf dem festen Lande angekommen bin. Der Wind war zwar günstig aber stark, die See schlug hohe Wellen, die zuweilen über das Schiff hinspritzten u die Leute auf dem Verdeck, wo wir saßen, ganz naß machten. Hätte es länger gedauert, so wäre ich vermuthlich seekrank geworden: aber es dauerte nicht volle drei Stunden, u es ging leidlich ab. Heinrich hat sich auch brav gehalten. Ich könnte in gewöhnlichen Zeiten wohl eben so schnell in Bonn seyn, als dieser Brief, aber jetzt wird es ungefähr eine Woche länger dauern. Die Quarantäne in Calais ist aufgehoben, weil die Cholera in Paris ausgebrochen ist, u sich auch hier in einem angränzenden Fischerdorfe einige Fälle ereignet haben. Dagegen ist nun aber ein Gesundheits=Cordon an der Belgischen Gränze gegen Frankreich gezogen: ich werde in Lille 6 Tage lang still liegen müssen, um von dem dort hingeschickten Belgischen Agenten das nöthige Gesundheits=Certificat zu bekommen. Das ist freilich langweilig u verdrießlich: aber was ist zu machen? Meinen Wagen hatte ich in Boulogne stehen lassen, fünf Meilen von hier: heute [2] Vormittag habe ich Heinrichen hingeschickt, um ihn abzuholen. Hoffentlich [wird er] heute Abend zeitig zurückkommen, daß der Wagen noch gepackt werden kann, u Morgen denke ich in Lille einzutreffen. Ich konnte nicht wohl von Dover aus in Boulogne landen: dahin gehen nur Privatschiffe, welche zuweilen ein paar Tage auf Passagiere warten. müssen. So lange hätte ich in Dover liegen müssen, u das hätte nur mehr gekostet als das Abholen des Wagens. Wir sind mit dem Königlichen Packet=Boot herübergekommen, welches die Briefe bringt u alle Tage geht, außer Sonntags.
Machen Sie sich nur ja keine Besorgniß wegen der Krankheit: ich bin seit langer Zeit nicht so gesund gewesen wie jetzt, dabei bin ich vorsichtig u pflege mich aufs beste. Auch habe ich glücklicher Weise nicht die mindeste Furcht, u das ist eine Hauptsache: denn die Furcht könnte nachtheilig auf den Körper wirken. Wir sind ja überall u immer in Gottes Hand. Wäre ich nicht so gesinnt, so wäre ich schon nicht nach London gegangen, denn die Krankheit war schon da, als ich hinkam.
<Am Rand der zweiten Seite> Sagen Sie dem Herrn Hofagenten Wolff, daß ich in London vor meiner Abreise noch 40 Pfund Sterling aufgenommen habe, u bitten Sie ihn in meiner Namen Ihnen Geld auszuzahlen, wenn Sie es vor meiner Ankunft noch nöthig haben sollten. <Ende der Ergänzung am Rand>
Grüßen Sie Hrn Lassen bestens, ich werde ihm viel zu erzählen haben, u verschiebe alles auf unsre Gespräche. Ich bringe auch allerlei Neues mit. – Wie freue ich mich darauf, meine liebe Marie, nachdem ich lange in der großen Welt herumgeschwärmt habe, u mit Ehren überhäuft worden bin, [3] einmal wieder unter eignem Dache mit meinen Hausgenossen der häuslichen Ruhe zu genießen. Wenn ich Sie nur recht gesund antreffe! Das ist die Hauptsache. Leider kann ich keine Nachricht mehr von Ihnen erhalten. Leben Sie recht wohl.
Ihr treugesinnter
AWvSchl
[4] À Mademoiselle
Mlle Marie Löben
chez M. le prof. de Schlegel
à
Bonn
Prusse Rhenane
[1] Calais d. 8ten April 32
Meine liebe Marie,
Ich habe Ihnen eben von meiner Abreise von London geschrieben, u ich schreibe Ihnen sogleich wieder, um zu melden, daß ich gestern Nachmittag um 4 Uhr, Gott sey Dank, gesund u wohlbehalten auf dem festen Lande angekommen bin. Der Wind war zwar günstig aber stark, die See schlug hohe Wellen, die zuweilen über das Schiff hinspritzten u die Leute auf dem Verdeck, wo wir saßen, ganz naß machten. Hätte es länger gedauert, so wäre ich vermuthlich seekrank geworden: aber es dauerte nicht volle drei Stunden, u es ging leidlich ab. Heinrich hat sich auch brav gehalten. Ich könnte in gewöhnlichen Zeiten wohl eben so schnell in Bonn seyn, als dieser Brief, aber jetzt wird es ungefähr eine Woche länger dauern. Die Quarantäne in Calais ist aufgehoben, weil die Cholera in Paris ausgebrochen ist, u sich auch hier in einem angränzenden Fischerdorfe einige Fälle ereignet haben. Dagegen ist nun aber ein Gesundheits=Cordon an der Belgischen Gränze gegen Frankreich gezogen: ich werde in Lille 6 Tage lang still liegen müssen, um von dem dort hingeschickten Belgischen Agenten das nöthige Gesundheits=Certificat zu bekommen. Das ist freilich langweilig u verdrießlich: aber was ist zu machen? Meinen Wagen hatte ich in Boulogne stehen lassen, fünf Meilen von hier: heute [2] Vormittag habe ich Heinrichen hingeschickt, um ihn abzuholen. Hoffentlich [wird er] heute Abend zeitig zurückkommen, daß der Wagen noch gepackt werden kann, u Morgen denke ich in Lille einzutreffen. Ich konnte nicht wohl von Dover aus in Boulogne landen: dahin gehen nur Privatschiffe, welche zuweilen ein paar Tage auf Passagiere warten. müssen. So lange hätte ich in Dover liegen müssen, u das hätte nur mehr gekostet als das Abholen des Wagens. Wir sind mit dem Königlichen Packet=Boot herübergekommen, welches die Briefe bringt u alle Tage geht, außer Sonntags.
Machen Sie sich nur ja keine Besorgniß wegen der Krankheit: ich bin seit langer Zeit nicht so gesund gewesen wie jetzt, dabei bin ich vorsichtig u pflege mich aufs beste. Auch habe ich glücklicher Weise nicht die mindeste Furcht, u das ist eine Hauptsache: denn die Furcht könnte nachtheilig auf den Körper wirken. Wir sind ja überall u immer in Gottes Hand. Wäre ich nicht so gesinnt, so wäre ich schon nicht nach London gegangen, denn die Krankheit war schon da, als ich hinkam.
<Am Rand der zweiten Seite> Sagen Sie dem Herrn Hofagenten Wolff, daß ich in London vor meiner Abreise noch 40 Pfund Sterling aufgenommen habe, u bitten Sie ihn in meiner Namen Ihnen Geld auszuzahlen, wenn Sie es vor meiner Ankunft noch nöthig haben sollten. <Ende der Ergänzung am Rand>
Grüßen Sie Hrn Lassen bestens, ich werde ihm viel zu erzählen haben, u verschiebe alles auf unsre Gespräche. Ich bringe auch allerlei Neues mit. – Wie freue ich mich darauf, meine liebe Marie, nachdem ich lange in der großen Welt herumgeschwärmt habe, u mit Ehren überhäuft worden bin, [3] einmal wieder unter eignem Dache mit meinen Hausgenossen der häuslichen Ruhe zu genießen. Wenn ich Sie nur recht gesund antreffe! Das ist die Hauptsache. Leider kann ich keine Nachricht mehr von Ihnen erhalten. Leben Sie recht wohl.
Ihr treugesinnter
AWvSchl
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