• August Wilhelm von Schlegel to Christian Friedrich Winter , C. F. Winter, Akademische Buchhandlung (Heidelberg)

  • Place of Dispatch: Bonn · Place of Destination: Heidelberg · Date: 24.07.1838
Edition Status: Single collated printed full text without registry labelling not including a registry
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Wilhelm von Schlegel
  • Recipient: Christian Friedrich Winter, C. F. Winter, Akademische Buchhandlung (Heidelberg)
  • Place of Dispatch: Bonn
  • Place of Destination: Heidelberg
  • Date: 24.07.1838
  • Typ: Ausfertigung
  • Notations: Empfangsort erschlossen. – Körner druckt das Konzept, Jenisch das Original (s. zugehöriges Dokument).
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 383716241
  • Bibliography: Jenisch, Erich (Hg.): August Wilhelm Schlegels Briefwechsel mit seinen Heidelberger Verlegern. Festschrift zur Jahrhundert-Feier des Verlags Carl Winters Universitätsbuchhandlung in Heidelberg 1822‒1922. Heidelberg 1922, S. 188‒190.
  • Incipit: „[1] Bonn d[en] 24sten Jul[y] 38.
    Seyn Sie versichert, mein hochgeehrtester H[er]r, daß ich selbst mich unaufhörlich an meine Schuld gemahnt [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-611-37130
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XX,Bd.4,Nr.40(43)
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 23 x 13,6 cm
    Language
  • German
[1] Bonn d[en] 24sten Jul[y] 38.
Seyn Sie versichert, mein hochgeehrtester H[er]r, daß ich selbst mich unaufhörlich an meine Schuld gemahnt habe. Ihr Brief vom 5ten Jan[uar] d. J. wäre nicht so lange unbeantwortet geblieben, wenn ich nicht von Zeit zu Zeit gehofft hätte, ihn nach einigem Aufschub befriedigender beantworten zu können. Diese Hoffnung ist leider nicht erfüllt worden. Meine Gesundheit hat mir den ganzen Winter hindurch viel zu schaffen gemacht. Ich war niemals eigentlich krank, auch war nichts bedenkliches dabei: aber ich befand mich anhaltend in sehr unbehaglichen Zuständen, die meine Thätigkeit hemmten. Dadurch bin ich mit der Fortsetzung meiner Indischen Werke erstaunlich in Rückstand gekommen. Seit geraumer Zeit lagen drei Bände beinahe fertig gedruckt da, aber die Vollendung erfoderte noch mühsame Arbeit, und durfte durchaus nicht länger verzögert werden. Auch hätte mir dieß den größten Nachtheil gebracht, da alle diese prachtvollen Bücher auf meine Kosten gedruckt sind. Zwei Bände sollen in kürzester Frist, und der dritte demnächst in diesem Herbste erscheinen.
[2] Ew. Wohlgebohren haben zu meinen Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur Zusätze und einen eignen ausführlichen Abschnitt über das Indische Theater gewünscht. Für jetzt, überhäuft wie ich bin, denn meine Vorlesungen gehen daneben ihren Gang fort, ist es mir unmöglich hieran Hand zu legen. Auch kann ich, besonders wegen meiner schwankenden Gesundheit nichts auf einen bestimmten Zeitpunkt versprechen, so anziehend mir auch diese Beschäftigung seyn würde.
Wir werden uns daher zu dem andern Auswege wenden müssen, daß ich mich nämlich bei dieser Ausgabe auf einzelne Berichtigungen beschränke. Wofern Sie damit einverstanden sind, so kann der Druck sogleich beginnen, und so rasch fortgehen, wie es Ihnen am bequemsten ist. Die Gründe, die ich in der Vorrede zur zweiten Ausgabe angeführt, werden noch jetzt gültig seyn.
Die Durchsicht des ersten Bandes habe ich bereits angefangen. Ich hatte seit vielen Jahren das Buch nicht angesehen: ich finde, daß der Druck dieser Ausgabe ziemlich incorrect ist. Die neue Auflage wird also den Vorzug einer größeren Correctheit und einer gefälligeren Form haben. Den ersten Band kann ich Ihnen genau durchgesehen, in einigen Tagen senden, und eben so die folgenden.
[3] Wenn Ew. Wohlgeb[ohren] durch meine Schuld Schaden leiden, wie Sie in Ihrem vorletzten Briefe erwähnten, daß es durch allzu frühe Anschaffung des Materials geschehen sey, so halte ich mich für verpflichtet, dieß billig auszugleichen. Aber für den zufälligen Schaden, den die Lauigkeit des Deutschen Publicums vielleicht verursachen wird, kann ich nicht einstehen. Es ist mir doch sehr bedenklich aufgefallen, daß der Absatz der zweiten Ausgabe sich durch mehr als zwanzig Jahre hingeschleppt hat. In eben diesem Zeitraum sind in Nord-Amerika vier Nachdrücke der Englischen Übersetzung erschienen, wie mich noch neulich ein Gelehrter aus Philadelphia versichert hat. ‒ Erregt Ihnen die obige Bemerkung keine Besorgniß? Wäre dieß der Fall, so würde ich Sie gern von jeder Verbindlichkeit frei sprechen, und wir könnten durch gegenseitiges Einverständniß den schon geschlossenen Vertrag wieder aufheben. Nichts ist mir empfindlicher, als wenn ein Buchhändler über Verlust an meinen Schriften klagt. Lieber werde ich mein eigner Verleger, wie ich es schon öfter gewesen bin. Das Honorar ist kein Bewegungsgrund für mich: wenn ich für Pariser Journale litterarische Artikel schreiben will, so erhalte ich weit höhere Honorare, als in Deutschland zu erwarten stehen. ‒ Schon vor [4] einer Anzahl Jahre machte der Londoner Verleger der Englischen Übersetzung meiner Vorlesungen mir Anträge: ich möge Zusätze schreiben, und sie zuerst in England erscheinen lassen. Er wollte dadurch dem neuen Abdrucke der Übersetzung den Reiz der Neuheit verschaffen. Die erste Ausgabe derselben war schon vorlängst vergriffen, und Exemplare aus der zweiten Hand werden für das Doppelte des Ladenpreises verkauft; aber die Londoner Buchhändler wollen immer einen schleunigen Gewinn machen.
Überlegen Sie die Sache, mein hochgeehrtester Herr; ich warte nur auf Ihre Antwort, um den ersten Band nach genauer Durchsicht an Sie abzusenden.
Unter Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
A W von Schlegel
[1] Bonn d[en] 24sten Jul[y] 38.
Seyn Sie versichert, mein hochgeehrtester H[er]r, daß ich selbst mich unaufhörlich an meine Schuld gemahnt habe. Ihr Brief vom 5ten Jan[uar] d. J. wäre nicht so lange unbeantwortet geblieben, wenn ich nicht von Zeit zu Zeit gehofft hätte, ihn nach einigem Aufschub befriedigender beantworten zu können. Diese Hoffnung ist leider nicht erfüllt worden. Meine Gesundheit hat mir den ganzen Winter hindurch viel zu schaffen gemacht. Ich war niemals eigentlich krank, auch war nichts bedenkliches dabei: aber ich befand mich anhaltend in sehr unbehaglichen Zuständen, die meine Thätigkeit hemmten. Dadurch bin ich mit der Fortsetzung meiner Indischen Werke erstaunlich in Rückstand gekommen. Seit geraumer Zeit lagen drei Bände beinahe fertig gedruckt da, aber die Vollendung erfoderte noch mühsame Arbeit, und durfte durchaus nicht länger verzögert werden. Auch hätte mir dieß den größten Nachtheil gebracht, da alle diese prachtvollen Bücher auf meine Kosten gedruckt sind. Zwei Bände sollen in kürzester Frist, und der dritte demnächst in diesem Herbste erscheinen.
[2] Ew. Wohlgebohren haben zu meinen Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur Zusätze und einen eignen ausführlichen Abschnitt über das Indische Theater gewünscht. Für jetzt, überhäuft wie ich bin, denn meine Vorlesungen gehen daneben ihren Gang fort, ist es mir unmöglich hieran Hand zu legen. Auch kann ich, besonders wegen meiner schwankenden Gesundheit nichts auf einen bestimmten Zeitpunkt versprechen, so anziehend mir auch diese Beschäftigung seyn würde.
Wir werden uns daher zu dem andern Auswege wenden müssen, daß ich mich nämlich bei dieser Ausgabe auf einzelne Berichtigungen beschränke. Wofern Sie damit einverstanden sind, so kann der Druck sogleich beginnen, und so rasch fortgehen, wie es Ihnen am bequemsten ist. Die Gründe, die ich in der Vorrede zur zweiten Ausgabe angeführt, werden noch jetzt gültig seyn.
Die Durchsicht des ersten Bandes habe ich bereits angefangen. Ich hatte seit vielen Jahren das Buch nicht angesehen: ich finde, daß der Druck dieser Ausgabe ziemlich incorrect ist. Die neue Auflage wird also den Vorzug einer größeren Correctheit und einer gefälligeren Form haben. Den ersten Band kann ich Ihnen genau durchgesehen, in einigen Tagen senden, und eben so die folgenden.
[3] Wenn Ew. Wohlgeb[ohren] durch meine Schuld Schaden leiden, wie Sie in Ihrem vorletzten Briefe erwähnten, daß es durch allzu frühe Anschaffung des Materials geschehen sey, so halte ich mich für verpflichtet, dieß billig auszugleichen. Aber für den zufälligen Schaden, den die Lauigkeit des Deutschen Publicums vielleicht verursachen wird, kann ich nicht einstehen. Es ist mir doch sehr bedenklich aufgefallen, daß der Absatz der zweiten Ausgabe sich durch mehr als zwanzig Jahre hingeschleppt hat. In eben diesem Zeitraum sind in Nord-Amerika vier Nachdrücke der Englischen Übersetzung erschienen, wie mich noch neulich ein Gelehrter aus Philadelphia versichert hat. ‒ Erregt Ihnen die obige Bemerkung keine Besorgniß? Wäre dieß der Fall, so würde ich Sie gern von jeder Verbindlichkeit frei sprechen, und wir könnten durch gegenseitiges Einverständniß den schon geschlossenen Vertrag wieder aufheben. Nichts ist mir empfindlicher, als wenn ein Buchhändler über Verlust an meinen Schriften klagt. Lieber werde ich mein eigner Verleger, wie ich es schon öfter gewesen bin. Das Honorar ist kein Bewegungsgrund für mich: wenn ich für Pariser Journale litterarische Artikel schreiben will, so erhalte ich weit höhere Honorare, als in Deutschland zu erwarten stehen. ‒ Schon vor [4] einer Anzahl Jahre machte der Londoner Verleger der Englischen Übersetzung meiner Vorlesungen mir Anträge: ich möge Zusätze schreiben, und sie zuerst in England erscheinen lassen. Er wollte dadurch dem neuen Abdrucke der Übersetzung den Reiz der Neuheit verschaffen. Die erste Ausgabe derselben war schon vorlängst vergriffen, und Exemplare aus der zweiten Hand werden für das Doppelte des Ladenpreises verkauft; aber die Londoner Buchhändler wollen immer einen schleunigen Gewinn machen.
Überlegen Sie die Sache, mein hochgeehrtester Herr; ich warte nur auf Ihre Antwort, um den ersten Band nach genauer Durchsicht an Sie abzusenden.
Unter Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
A W von Schlegel
· Konzept , 24.07.1838
· Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
· Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.16,Nr.76
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