• Sophie Bernhardi to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Dresden · Place of Destination: Berlin · Date: [Anfang August 1803]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Sophie Bernhardi
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Dresden
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: [Anfang August 1803]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: 335976727
  • Bibliography: Krisenjahre der Frühromantik. Briefe aus dem Schlegelkreis. Hg. v. Josef Körner. Bd. 1. Der Texte erste Hälfte. 1791‒1808. Bern u.a. ²1969, S. 49‒50.
  • Incipit: „[1] [Dresden, Anfang August 1803]
    Ich fürchte liebster Freund daß Sie auf mich böse sein werden da Sie gar von mir nichts [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: APP2712-Bd-4
  • Classification Number: Mscr.Dresd.App.2712,B,15,21
  • Number of Pages: 4 S. auf Doppelbl., hs. m. Paraphe
  • Format: 18,8 x 11,7 cm
    Language
  • German
[1] [Dresden, Anfang August 1803]
Ich fürchte liebster Freund daß Sie auf mich böse sein werden da Sie gar von mir nichts hören. Sie hätten aber doch unrecht gegen mich. Ich bin seit einiger Zeit keine Stunde für mich gewesen worin ich Ihnen hätte schreiben können. Mein Bruder ist seit einigen Tagen hier und Sie können denken daß er sein Verreisen bei mir gut zu machen strebt und mich fast gar nicht verläst. Sie wissen wie wenig er schreibt und also hat er keine Achtung vor Briefen und meint die könne man so in wenigen Zeilen abthun. In der Nacht zu schreiben ist nicht möglig da ich so sehr an Ermattung leide und froh bin wen[n] die andern mich verlassen daß ich in mein Bett komme. Meine Gesundheit ist nicht so gut wie ich wünschte doch auch nicht bedenklig den[n] ich glaube daß mich die Mittel welche ich brauche sehr angreifen. Sonst geht es mir hier gut den[n] ich gebe fast nichts aus ich wünschte nur das es Ihnen eben so gut ginge und das die Sorge welche ich Ihnen lieber Freund aufgetragen habe für Sie nicht drükend [2] wirde. Mich könte es recht mit Bekümmerniß erfüllen wen[n] ich Ihnen durch solche Sorgen den ganzen Sommer verdorben hätte. Mit Ihren Spanischen Büchern geht es mir übel, ich glaube das es Semler gemerckt hat daß ich sie wegschicken will und sie mir darum nicht giebt so oft ich auch darum gebehten habe. Er meint ich könte ja eins nach dem andern bekommen daß sehen Sie ein geht nicht des Schikens wegen. Ich will nun morgen selbst noch mit ihm sprechen und hoffe es durchzusetzen. Ihr Schwager ist zu umständlig und ängstlig, mit dem ist wenig anzufangen. Daß Sie mit Unger sich vereinigt haben ist mir der Sache wegen eine herzliche Freude wen[n] Sie nur nicht zu viel arbeiten müssen und sich so jede Freude versagen. Ich kann das Fahren nicht vertragen das versagt mir hier manche Freude doch war es gestern ein schöner Tag. Knorring hatte eine Spazierfahrt [3] auf dem Wasser mit Musik veranstaltet und ich glaube einen so schönen Abend erlebe ich niemals wieder. Das ruhige Wasser die sehr gute Musik das Echo von den Ufern und dabei der Himmel ringsum mit fernen Gewittern umzogen in der schönsten milden Luft wo sich die Blitze recht von allen Seiten antworteten und der ferne Donner zuweilen in die Musik hinein sprach die herlichen Ufer auf beiden Seiten und endlich der Mond der sich recht dunkel golden aus den schwarzen Wolken herauf drängte und sich gleich wieder im Wasser spiegelte. Heiterkeit und Ruhe bemeisterte sich aller und Wilhelm war überaus glücklig. Den habe ich auch mit in die Kirche genommen und da recht gesehen wie die Töne der Orgel auf ein unschuldiges Herz wirken und es zwingen andächtig zu sein ohne das es weiß waß die Andacht ist. Ich kann an Bernhardi heut nicht schreiben da man mir kaum Zeit [4] zu diesem Briefe läßt. Ich habe Ihnen nur alles Gute geschrieben, wie sehr mich manches kränckt wie ich nun erst recht da er hier ist meines Bruders Verhältniß zu Burgsdorf misbilligen muß davon will ich nächstens schreiben mich erfült es mit Betrübniß. Leben Sie wohl lieber Freund und behalten Sie mich in guten Andenken, wen[n] Sie zuweilen keine Briefe von mir bekommen so denken Sie nur das es gewiß meine Schuld nicht ist und verzeihen Sie es schon im Voraus. Grüssen Sie ja Bernhardi ich will ihm auch nächstens schreiben. Leben Sie recht wohl meine Kinder sind recht gesund Felix ist ganz groß und dick und wird mit dem ganzen Mund voll Zähne wiederkommen er bemüht sich auch schon zu laufen. Ihre
S[ophie] B.[ernhardi]
[1] [Dresden, Anfang August 1803]
Ich fürchte liebster Freund daß Sie auf mich böse sein werden da Sie gar von mir nichts hören. Sie hätten aber doch unrecht gegen mich. Ich bin seit einiger Zeit keine Stunde für mich gewesen worin ich Ihnen hätte schreiben können. Mein Bruder ist seit einigen Tagen hier und Sie können denken daß er sein Verreisen bei mir gut zu machen strebt und mich fast gar nicht verläst. Sie wissen wie wenig er schreibt und also hat er keine Achtung vor Briefen und meint die könne man so in wenigen Zeilen abthun. In der Nacht zu schreiben ist nicht möglig da ich so sehr an Ermattung leide und froh bin wen[n] die andern mich verlassen daß ich in mein Bett komme. Meine Gesundheit ist nicht so gut wie ich wünschte doch auch nicht bedenklig den[n] ich glaube daß mich die Mittel welche ich brauche sehr angreifen. Sonst geht es mir hier gut den[n] ich gebe fast nichts aus ich wünschte nur das es Ihnen eben so gut ginge und das die Sorge welche ich Ihnen lieber Freund aufgetragen habe für Sie nicht drükend [2] wirde. Mich könte es recht mit Bekümmerniß erfüllen wen[n] ich Ihnen durch solche Sorgen den ganzen Sommer verdorben hätte. Mit Ihren Spanischen Büchern geht es mir übel, ich glaube das es Semler gemerckt hat daß ich sie wegschicken will und sie mir darum nicht giebt so oft ich auch darum gebehten habe. Er meint ich könte ja eins nach dem andern bekommen daß sehen Sie ein geht nicht des Schikens wegen. Ich will nun morgen selbst noch mit ihm sprechen und hoffe es durchzusetzen. Ihr Schwager ist zu umständlig und ängstlig, mit dem ist wenig anzufangen. Daß Sie mit Unger sich vereinigt haben ist mir der Sache wegen eine herzliche Freude wen[n] Sie nur nicht zu viel arbeiten müssen und sich so jede Freude versagen. Ich kann das Fahren nicht vertragen das versagt mir hier manche Freude doch war es gestern ein schöner Tag. Knorring hatte eine Spazierfahrt [3] auf dem Wasser mit Musik veranstaltet und ich glaube einen so schönen Abend erlebe ich niemals wieder. Das ruhige Wasser die sehr gute Musik das Echo von den Ufern und dabei der Himmel ringsum mit fernen Gewittern umzogen in der schönsten milden Luft wo sich die Blitze recht von allen Seiten antworteten und der ferne Donner zuweilen in die Musik hinein sprach die herlichen Ufer auf beiden Seiten und endlich der Mond der sich recht dunkel golden aus den schwarzen Wolken herauf drängte und sich gleich wieder im Wasser spiegelte. Heiterkeit und Ruhe bemeisterte sich aller und Wilhelm war überaus glücklig. Den habe ich auch mit in die Kirche genommen und da recht gesehen wie die Töne der Orgel auf ein unschuldiges Herz wirken und es zwingen andächtig zu sein ohne das es weiß waß die Andacht ist. Ich kann an Bernhardi heut nicht schreiben da man mir kaum Zeit [4] zu diesem Briefe läßt. Ich habe Ihnen nur alles Gute geschrieben, wie sehr mich manches kränckt wie ich nun erst recht da er hier ist meines Bruders Verhältniß zu Burgsdorf misbilligen muß davon will ich nächstens schreiben mich erfült es mit Betrübniß. Leben Sie wohl lieber Freund und behalten Sie mich in guten Andenken, wen[n] Sie zuweilen keine Briefe von mir bekommen so denken Sie nur das es gewiß meine Schuld nicht ist und verzeihen Sie es schon im Voraus. Grüssen Sie ja Bernhardi ich will ihm auch nächstens schreiben. Leben Sie recht wohl meine Kinder sind recht gesund Felix ist ganz groß und dick und wird mit dem ganzen Mund voll Zähne wiederkommen er bemüht sich auch schon zu laufen. Ihre
S[ophie] B.[ernhardi]
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