• Friedrich von Schlegel to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Berlin · Place of Destination: Jena · Date: [ca. 1. Dezember 1797]
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: Friedrich von Schlegel
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Berlin
  • Place of Destination: Jena
  • Date: [ca. 1. Dezember 1797]
  • Notations: Datum erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Bd. 24. Dritte Abteilung: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums (25. Juli 1797 ‒ Ende August 1799). Mit Einleitung und Kommentar hg. v. Raymond Immerwahr. Paderborn 1985, S. 48‒54.
  • Incipit: „Mit Vieweg bin ich im Ganzen eins geworden. Er schickt mir gewiß noch eine Antwort, vielleicht auch Proben vom Druck. Ungersche [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-34222
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.24.b,Nr.94
  • Number of Pages: 18 S. auf Doppelbl., hs.
  • Format: 19 x 11,3 cm
    Language
  • German
Mit Vieweg bin ich im Ganzen eins geworden. Er schickt mir gewiß noch eine Antwort, vielleicht auch Proben vom Druck. Ungersche oder lateinische will er nicht gern. – Er wird zwar wohl noch etwas ‚von im Anfang erleichternʻ in Rücksicht auf das Honorar schreiben.
Wenn Du indessen, ohne viel Wichtigkeit drauf zu legen, ernsthaft und mit Grund drauf bestehst, wie ich meiner Seits gethan: so macht das gewiß auch keine Schwierigkeiten. –
Viewegs haben mir gesagt, daß Ihr sie nach der Messe nicht mehr hier finden würdet. Sie äußern also natürlich den Wunsch, daß Ihr eher kommen möchtet. –
Tiecks Addreße ist: In der Hospitalstraße im Hause des Doctor Pelißon. Einen Titel hat er nicht. Dießmal verhindert ihn außer der beständigen Briefscheu auch Kränklichkeit an Dich zu schreiben. Doch geschieht es gewiß bald. – Er kommt oft zu mir, und äußert viel Zutrauen zu mir und meinem Urtheil. Er ist recht kindlich ungeschickt und unschuldig in <dem> merkantilischen Theil der Schriftstellerey. Er hat für die Volksmährchen nur 1 Ldr. für den Bogen bekommen, ist noch dazu schlecht behandelt, und hat nun noch für das Weitere keinen Verleger. Ich wünschte sehr i[h]m hierin zu dienen, vorzüglich auch, da ihn bessere Bezahlung zu langsamem, gründlichem und bessern Arbeiten bringen würde, wie er mir selbst gesagt. Ich habe den Versuch mit Vieweg gemacht, und dachte er würde wenn er Lust hätte, doch sich wenigstens auf 2 Ldrs. bringen lassen. Aber es ist nichts damit, und überhaupt wohl mit keinem Berliner Buchhändler. Hier erfährt jeder Buchhändler, daß Nikolai ihm nur 5 Thl. gegeben, auch ist hier Alles wider ihn, und nimmt die Parthie, seine Sachen gradezu schlecht zu finden. Das hören dann die Buchhändler, und glauben, sie urtheilten selbst, wenn sieʼs nachsagen oder bey eignem Lesen, selbst zu finden glauben. So wars mit Vieweg, den Sander <inficirt haben mag>, der so ein recht bornirter Schuhu ist, und an Deiner Recension von Tiecks Mährchen großes Aergernis genommen und gegen mich geäußert hat. Er schien nicht zu wissen, von wem sie wäre. –
Du machtest Dich gewiß sehr verdient um Tieck, wenn Du ihn mit Göschen oder mit sonst einem rechtlichen Mann in Verbindung setztest und ihm einen anständigen Ehrensold verschafftest. Das Werk soll Romantische und Dramatische Darstellung heißen; er will sich dabey nennen. Es erscheint natürlich in nicht großem Format und mehreren <nicht großen> Bänden, wie er wünscht zu Ostern noch zwey. Eigentlich ists nichts anders, als eine Fortsetzung der Volksmährch[en]. Dieß muß man aber den Buchhändlern, die dergl.[eichen] Fortsetzung nicht lieben, wohl nicht sagen. Außer dem, was Du aus eigner Erfahrung über die Ausgezeichnetheit des Einzelnen zu s.[einer] Empfehlung sagen wirst, kannst Du auch noch auf mein Wort (um so mehr, da er mir sehr viele Plane gesagt, auch eine Probe vorgelesen hat) die größte Mannichfaltigkeit versprechen. Wenn Du die Volksmährchen und den Lovell nun schon gelesen hast: so ist meine Erinnrung überflüßig. –
Bedenke und betreibe es wo möglich und recht bald. Er gestand mir sogar heute Morgen, daß er in Verlegenheit sey, und frug mich, ob ich ihm nicht auf acht Tage Geld borgen könne; womit er freylich bey mir an den unrechten Mann kam.
Die Bücher haben sich noch unter Ungers Meßsachen gefunden: hätte ich nur gewußt, daß diese auch mitgeschickt wären, so hätte ich sie bey Zeiten abgefordert. Nur gut, daß sie nicht gar verlohren sind. –
Es freut mich ungemein, daß Du den alten Lieblingsplan noch nicht vergessen hattest, und in meine Idee so ganz eingegangen bist. –
Unter Deinen Projekten gefällt mir auch die Rec.[ension] des Wieland und etwas über Klopst.[ocks] Gespr.[äche] sehr. Mit der Uebersetzung alter Dichter, besonders der Griech.[ischen] Dramatiker, grade wie Du es meynst: das versteht sich. Aber an eine Tragödie des Sophokles ist wohl zu den ersten beyden Stücken noch nicht zu denken. Ich sage beyden: denn da ich zwey Drittel derselben anfüllen kann, und nachher mir dieß Journal immer das Wichtigste seyn wird: so habʼ ich meinen ersten Vorschlag an Vieweg, 6 Stück zu 12 Bogen nur dahingeändert, zu 12–10 Bogen. Doch hoffe ich, daß die 12 immer voll werden sollen. – Das wir mit zwey Stücken anfangen, scheint mir schlechterdings nothwendig. Beyde müssen zugleich gedruckt, und zugleich ausgegeben werden, und bis sie da <sind>, muß kein Wort davon verlauten.
Eine Uebersetzung aus Horaz oder gar aus Virgil scheint mir zum Anfang nicht brillant genug. – Wenn es mit dem Sophokles ginge, das wäre herrlich. – Auch wenn die Abhandlungen vom komischen Geist Sh.[akespear]ʼs bis dahin (es ist doch noch eine lange hübsche Zeit) fertig werden könnte. – Auf den Sommer dichtest Du doch das projektirte Romanzo? Nicht wahr? – Du willst ja, so viel ich weiß, den IVten Theil des Sh.[akespear] erst Ostern 99 geben. – Und das gehört hieher. Was ich Dir sonst schrieb von Deinen lyr.[rischen] alten Gedichten insbesondre, mögen wohl taube Blüthen von Projekten gewesen seyn. Alles was Du desfalls sagst, billige ich ganz. Nur dabey bleibe ich es recht sehr zu bejammern, daß Dein Prometheus, (der in einem Allmanach, der den Leuten doch für nichts andres gilt, als ein poetischer heil. Christ oder gar eine poet.[tische] Fibel und Katechism, wenigstens eben so am unrechten Orte steht, wie Fragm.[ente] oder das beste, was ich sonst machen kann, im Deutsch.[land] oder im Lyc.[eum]) uns entrissen ist. Denn warum sollte er nicht vorher <als im All.[manach]> da haben stehn können, ehe er Deine Sammlung vermehrte, auf die ich mich natürlich sehr freue? – Aber auch was Deine kleinen lyr.[ischen] Gedichte anbelangt – lieber Freund, kein Krack in der Welt ist so groß, der Deine Zueignung oder Deine entführten Götter so mir nichts Dir nichts, wie Du meinst, verschlingen könnte. – So milde Früchte wie Pygmalion und Arion ziemen nicht jedem Boden. Warum sollten sie aber nicht neben F.[riedrich] Sch.[legels] φιλοσοφουμεnis eben so gut stehn können, wie neben Xenien und Reiterliedern? – Am Ende haben sie ja doch ihren eignen Boden in sich und bey sich.
An dem Plan den Gött.[inger] Allmanach herauszugeben, gefällt mir gar nichts, als die 300 Thl. jährlich. – Aber wenn unser Unternehmen im Gang ist, und Du mit ganzer Seele und mit ganzem Gemüthe dabey seyn willst, wie ichs will und wie es durchaus nötig ist bey diesen Entwürfen: so hast Du davon sicher 500–600 Thl. jährlich, also mit dem Shak.[espear] mit dem was nicht ins Journal gehört (die Sammlung Deiner Gedichte – Dante pp. – sattsam genug, wenn Du nicht etwa hinlegen willst. – Was Du für das beste bey der Sache hältst, den <äußern> Reiz Gedichte zu machen, halte ich grade für das Schlimmste. – Es ist eben der große Vorzug Deiner lyr.[rischen] Gedichte, daß sie nicht gemacht sind, sondern daß sie Dir gekommen. Durch den äußern Reiz kommt es aber gewiß zu einem Machen von Gedichten, wie es Schiller und Voß treiben. Gedichte, wie Prometheus, und das projektirte Romanzo macht man freylich, und das wünsche ich so sehnlich, daß Du dergl.[eichen] machen mögest. Diese gehören nun doch nicht in einen All.[manach]. Du hasts beym Prometheus erfahren; wenn man so ein Werk gemacht, so kommen die kleinen Aeußerungen von selbst.
Auch von Deinen andern <poet.[ischen]> Projekten erwarte ich sehr viel, und zwar etwas ganz Neues: nehmlich von einem komisch romantischen Gedicht von Dir. Ich glaube, im Naiven müßtest Du sehr viel leisten können. Deinen Witz halte ich für reinpoetisch, obgleich Du ihn bisher fast nur im Leben und in Recensionen geäußert hast. Nur die Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit der dramat[ischen] Form leuchtet mir nicht ein. –
Dein Allmanach würde doch nicht immer der beste seyn, so lange Sch.[iller] Goethen hat, und das wäre doch der einzige Trost für eine so leidige Unternehmung, die gewiß unendlich mühseeliger ist, als Du in diesem Augenblick denkst. – Die Reimerey der Pfuscher durcharbeiten und diaskeuasiren? und das im Sommer, wo die Natur Dich selbst an Dein Talent mahnt, und den Du für der Kunst und dem Schönen geweihte Zeit achten solltest. –
Bring doch bey unserm Unternehmen, wenn einmahl von Projekt und Aussicht die Rede ist, die schöne Aussicht in Anschlag, künftig in 8–10 Jahren vielleicht, ein großes und verdienstliches kritisches Institut zu errichten, wobey wir ich wüßte nicht warum nicht, eben so gut unsre Rechnung finden könnten, wie Schütz und Huf.[eland] bey der Al.[lgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] wenn ich gleich nicht wünschte, daß wir unser Brodt je so im Munde essen möchten.
Dabey ist nun noch bey dem Gött.[inger] Allm.[anach] eine Art von Abhängigkeit der Herausgeber vom Buchhändler. –
Ich denke zu dem ersten Stück folgendes zu geben, wobey ich Euch noch allerley um Rath zu fragen habe. Erstlich vier Briefe über W[ilhehlm] M[eister], vielleicht auch nur drey, nach Befinden der Umstände.
Ferner kann ich an die 6 Bogen voll Fragmente geben, die noch ein wenig aus anderm Auge sehn sollen, als die im Lyc.[eum]. –Doch eigentlich wirds eine ganz neue Gattung seyn 1) denke ich größten Theils <(nicht einzelne Sentenzen und Einfälle)> kondensirte Abhandlung und Charakteristik, Recensionen [zu] geben 2) werde ich dabey Universalität ordentlich suchen, nicht philos.[ophische] und krit.[ische] Frag.[mente] trennen, wie im Lyc.[eum] und in denen, die ich Fichte und Nieth.[ammer] schicken werde, sondern mischen; dazu auch moralische nehmen. Aus dem Umstande, den ich letzhin an Car.[oline] [schrieb], daß ich nur seit ich hier bin 125 Bogen über Poesie geschrieben, dazu genommen, daß von allem, was ich über Philos.[ophie] [geschrieben], doch eigentlich noch fast keine Zeile gedruckt ist – und alles das sind doch schon Fragmente – wirst Du wohl sehn, daß ich mir mit 6 Bogen nicht zu viel herausnehme. – Aber: 1) Sollen sie in die ersten beyden Stücke? 2) Sollen sie in ein Stück oder in beyden getheilt seyn? –
Diese werden mir fast gar keine Zeit zu schreiben kosten. Ich fange, wenn Ihr mir geantwortet habt, gleich an in den Abendstunden, beym Caffee u.s.w. zu blättern, auszuschreiben und zu diaskeuasiren, und schicke sie Euch dann. –
Nun noch Eins. Ich habe Reich.[ardt] bey der Abrechnung für nöthig gefunden zu sagen, das Ende des Aufsatzes über Less.[ing] wolle ich ihm doch geben (die Leute fanden das allgemein honnett), aber nur unter der Bedingung, daß ichs gleich in die Druckerey schicke pp. Es kommt nun auf sein Benehmen und Euren Rath an. – Daß der Anfang im Lyc.[ceum] steht, thäte gar nichts. Ich muß doch wieder frisch anheben mit einem Prolog und Pomp, da ich so gigantisch geschlossen. Ein paar Worte Rekapitulazion sind für den Leser, der etwa jenes gar nicht gelesen hat, hinreichend. – Ich gebe mir alle erfindliche Mühe, den Anfang ganz zu verdunkeln und weit zu übertreffen. Gebt mir Euren Rath.
Auch einen Aufsatz, der aber sehr kurz seyn wird, über Winkelmann käme ich wohl fertig.
Von Griechen und Römern kann ich nichts in die ersten Stücke geben.
Fändet Ihr gut, daß etwas Philosophie, recht leicht da wäre? Ich wüßte nur zweyerley unter meinen Projekten auszuwählen: einen Brief über den Geist der Polemik (an Carol.[ine], verstehtʼs sich, unter fingirtem Nahmen), einen Brief über die Naturphilosophie an Wolf mit fingirtem Nahmen. – <Könnt Ihr Euch bey diesen Titeln was denken?>
Was ich sonst im philosoph.[ischen] und Griech.[ischen] Fach zu geben denke, davon nächstens. Es ist sehr übel, daß wir uns nicht sehn und sprechen können. Ich werde mich jedoch die Nachtwachen nicht reuen lassen und immer Alles schreiben. Auf das Bischen Porto kommts ja nicht an. –
Von Recens.[ionen] denke ich weiter nichts zu geben als etwa eine ganze kurze vom philos.[ophischen] Journal, da doch F.[ichte] und N.[iethammer] mich einmahl dazu aufgefordert. – Fr. Richter Blumen und Dornenstücke werden mir wohl eher zu einem Fragment als zu einer Rec.[ension] Veranlassung geben. –
Eben kommt Dein Brief mit dem Packete. Es wird heute nicht Zeit [sein] viel mehr zu schreiben. Indessen erkläre ich hiemit sogleich meinen Briefwechsel für permanent, und im nächsten werde ich mich als provisorischer Herausgeber des Schlegeleums (denn dieser Titel schien mir fast noch besser als Athenäum) konstituiren, Dich zu dem gleichen Akt auffordern und dann Organisazionsvorschläge zu Dekreten und Konstituzion machen. – Du scheinst mir noch gar nicht den Ernst und <die> Liebe für die Sache zu haben, die ein so lang gehegter und reif überlegter Lieblingsplan verdient. – Indessen ist es mir lieber, wenn Deine Wärme dafür allmählig zunimmt, als wenn sie wie ein gewöhnliches Projekt mit Enthusiasm anfinge. – Meinetwegen und meiner Zeit wegen, sey außer Sorge. –
Und vollends die Fesselung an Berlin. Nur meine Freundin und Schleyermacher können ihn mir auf die Länge erträglich machen, und machen, daß ich die Entfernung von Euch allen ertrage. – Wie ist mir der Neid angekommen, bey der Nachricht von Hardenbergs Besuch! – Hat der böse Mensch denn gar nicht einmahl nach mir gefragt? Hat er meinen Brief nicht erhalten? –
Neujahr ziehe ich zu Schleyermacher ins Haus, wobey ich sogar noch wohl Geld und gewiß sehr viel Zeit spare. – Leider muß ich manche Zeit verpraßen, namentlich bey Ungers, oder vielmehr bey der Ungern, die a toute bride meine Freundin ist. Auch fehlts nicht an Projekten. Z. B. ich soll etwa eine Zeitung schreiben, wobey ich mich übrigens freylich wohl noch besser stehn würde als Du beym poetischen a b c buch. Aber ich werde mich durch Mammon nicht blenden lassen. –
Fichte und Nieth.[ammer] grüße recht herzlich, so oft Du sie siehst. Eigentlich ists immer weit mehr die Furcht vor dem Einleuchten oder Nichteinleuchten, was mich abgehalten hat, Ihnen Beyträge zu schicken, als Mangel an Zeit oder an gutem Willen. – Indessen schicke ich gewiß bald die Fragmente. Auf Deine Rec.[ension] des Hermann bin ich unendlich begierig. Meine Erklärung des Worts Romantisch kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie – 125 Bogen lang ist. Laß mir das immer. Ich hoffe, Du läßt mir noch Raum und Stoff zu einem Fragment über Herm.[ann] wie ich auch eins über Will.[iam] Lovell machen will, mit Tiecks Beystimmung, der mit mir über Bernhardiʼs Büchelchen ganz eins denkt. Der lampoon auf Madam Moses hat mir gar nicht misfallen, weil es ein lampoon auf Madam Moses ist*), sondern weil er so höchst miserabel <ist>: denn das ist ein lampoon immer, der <gar> nicht trifft. Gedeutet hätte ihn wohl niemand, wenn er es nicht selbst gethan hätte. – Er ist niemahls bey der Herz gewesen, die noch jetzt gar nichts von ihm weiß. Ob er ein Gentleman <ist> oder nicht, wirst Du selbst richten, wenn Du hier bist. Ich wette, Du urtheilst noch viel härter über ihn wie ich.
Ich umarme Dich herzlich.
Auf den Lausekerl und Hundsfott in der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] will ich beim Will.[iam] Lov.[ell] keine Rücksicht nehmen. Doch will ich mit Tieck darüber reden. Das Ende verdient eigentlich eine Rüge. Der Kerl beschuldigt Tieck nicht recht Englisch zu wissen, und verräth in demselben Augenblick daß er kein Deutsch kann, da er nicht weiß, was ein breiter Scherz ist. – Noch weniger kann ich den Lovell so nahe am Thron erwähnen. <Ich meyne aus Gelegenheit des W[ilhelm] M[eister]>.
Eichstädt grüße doch gelegentlich von mir, Hülsen den herrlichen aber recht ernstlich. Wenn er mein Buch im phil.[osophischen] Journ.[al] recensiren wollte, das wäre sehr schön. – Treibe doch auch Schütz wegen der Griechen und des Lyceums. Es wäre doch wegen des Journ.[als] nicht übel, daß jetzt auch da einmahl von mir die Rede wäre. Du siehst alles bezieht sich jetzt bey mir aufs Journal. Doch sey wegen der Gesch.[ichte] der Gr.[iechischen] P.[oesie] unbesorgt. Den ersten Theil hast Du bald, den zweyten zur Messe. Es freut mich sehr, daß Du es jetzt nach erneuerter Lesung des Anfangs, mein wichtigstes Werk nennst. – Indessen sind die Rücksichten freylich sehr verschieden. –
Haben Hard.[enberg] meine Fragm.[ente] gefallen?
Ich würde nicht aus dem Kreise meiner Studien herausgehn, wenn ich den D.[on] Q.[uixote] übersetzte. Der Roman wird mir gewiß einmahl eben so sehr Hauptsache seyn als die Alten, in denen ich ietzt wieder bis oben an lebe und athme, welches mir sehr wohl thut. – Aber ich würde gewiß aus meinem Charakter herausgehn, wenn ich danach früge, was man dazu sagen wird, und ob man glauben wird, daß ich zu den Modernen übergetreten sey. – Indessen hat R.[eichardt] mit seinem Eschen nun so in der Sache herumgemanscht, daß sie mir ganz ekel ist, und ich ganz davon mich weggekehrt habe. – Die Novelas sind gewiß wenigstens so viel werth als der D[on] Q[uixote] nur nicht so berühmt. –
Ich kann den Brief nicht wieder durchlesen, bitte also die Druckfehler zu verbessern.
<Von Vieweg ist nichts gekommen.>
*) Jeder Mensch hat eine lampoonseite, die wie jede Anlage gebildet werden muß.
Mit Vieweg bin ich im Ganzen eins geworden. Er schickt mir gewiß noch eine Antwort, vielleicht auch Proben vom Druck. Ungersche oder lateinische will er nicht gern. – Er wird zwar wohl noch etwas ‚von im Anfang erleichternʻ in Rücksicht auf das Honorar schreiben.
Wenn Du indessen, ohne viel Wichtigkeit drauf zu legen, ernsthaft und mit Grund drauf bestehst, wie ich meiner Seits gethan: so macht das gewiß auch keine Schwierigkeiten. –
Viewegs haben mir gesagt, daß Ihr sie nach der Messe nicht mehr hier finden würdet. Sie äußern also natürlich den Wunsch, daß Ihr eher kommen möchtet. –
Tiecks Addreße ist: In der Hospitalstraße im Hause des Doctor Pelißon. Einen Titel hat er nicht. Dießmal verhindert ihn außer der beständigen Briefscheu auch Kränklichkeit an Dich zu schreiben. Doch geschieht es gewiß bald. – Er kommt oft zu mir, und äußert viel Zutrauen zu mir und meinem Urtheil. Er ist recht kindlich ungeschickt und unschuldig in <dem> merkantilischen Theil der Schriftstellerey. Er hat für die Volksmährchen nur 1 Ldr. für den Bogen bekommen, ist noch dazu schlecht behandelt, und hat nun noch für das Weitere keinen Verleger. Ich wünschte sehr i[h]m hierin zu dienen, vorzüglich auch, da ihn bessere Bezahlung zu langsamem, gründlichem und bessern Arbeiten bringen würde, wie er mir selbst gesagt. Ich habe den Versuch mit Vieweg gemacht, und dachte er würde wenn er Lust hätte, doch sich wenigstens auf 2 Ldrs. bringen lassen. Aber es ist nichts damit, und überhaupt wohl mit keinem Berliner Buchhändler. Hier erfährt jeder Buchhändler, daß Nikolai ihm nur 5 Thl. gegeben, auch ist hier Alles wider ihn, und nimmt die Parthie, seine Sachen gradezu schlecht zu finden. Das hören dann die Buchhändler, und glauben, sie urtheilten selbst, wenn sieʼs nachsagen oder bey eignem Lesen, selbst zu finden glauben. So wars mit Vieweg, den Sander <inficirt haben mag>, der so ein recht bornirter Schuhu ist, und an Deiner Recension von Tiecks Mährchen großes Aergernis genommen und gegen mich geäußert hat. Er schien nicht zu wissen, von wem sie wäre. –
Du machtest Dich gewiß sehr verdient um Tieck, wenn Du ihn mit Göschen oder mit sonst einem rechtlichen Mann in Verbindung setztest und ihm einen anständigen Ehrensold verschafftest. Das Werk soll Romantische und Dramatische Darstellung heißen; er will sich dabey nennen. Es erscheint natürlich in nicht großem Format und mehreren <nicht großen> Bänden, wie er wünscht zu Ostern noch zwey. Eigentlich ists nichts anders, als eine Fortsetzung der Volksmährch[en]. Dieß muß man aber den Buchhändlern, die dergl.[eichen] Fortsetzung nicht lieben, wohl nicht sagen. Außer dem, was Du aus eigner Erfahrung über die Ausgezeichnetheit des Einzelnen zu s.[einer] Empfehlung sagen wirst, kannst Du auch noch auf mein Wort (um so mehr, da er mir sehr viele Plane gesagt, auch eine Probe vorgelesen hat) die größte Mannichfaltigkeit versprechen. Wenn Du die Volksmährchen und den Lovell nun schon gelesen hast: so ist meine Erinnrung überflüßig. –
Bedenke und betreibe es wo möglich und recht bald. Er gestand mir sogar heute Morgen, daß er in Verlegenheit sey, und frug mich, ob ich ihm nicht auf acht Tage Geld borgen könne; womit er freylich bey mir an den unrechten Mann kam.
Die Bücher haben sich noch unter Ungers Meßsachen gefunden: hätte ich nur gewußt, daß diese auch mitgeschickt wären, so hätte ich sie bey Zeiten abgefordert. Nur gut, daß sie nicht gar verlohren sind. –
Es freut mich ungemein, daß Du den alten Lieblingsplan noch nicht vergessen hattest, und in meine Idee so ganz eingegangen bist. –
Unter Deinen Projekten gefällt mir auch die Rec.[ension] des Wieland und etwas über Klopst.[ocks] Gespr.[äche] sehr. Mit der Uebersetzung alter Dichter, besonders der Griech.[ischen] Dramatiker, grade wie Du es meynst: das versteht sich. Aber an eine Tragödie des Sophokles ist wohl zu den ersten beyden Stücken noch nicht zu denken. Ich sage beyden: denn da ich zwey Drittel derselben anfüllen kann, und nachher mir dieß Journal immer das Wichtigste seyn wird: so habʼ ich meinen ersten Vorschlag an Vieweg, 6 Stück zu 12 Bogen nur dahingeändert, zu 12–10 Bogen. Doch hoffe ich, daß die 12 immer voll werden sollen. – Das wir mit zwey Stücken anfangen, scheint mir schlechterdings nothwendig. Beyde müssen zugleich gedruckt, und zugleich ausgegeben werden, und bis sie da <sind>, muß kein Wort davon verlauten.
Eine Uebersetzung aus Horaz oder gar aus Virgil scheint mir zum Anfang nicht brillant genug. – Wenn es mit dem Sophokles ginge, das wäre herrlich. – Auch wenn die Abhandlungen vom komischen Geist Sh.[akespear]ʼs bis dahin (es ist doch noch eine lange hübsche Zeit) fertig werden könnte. – Auf den Sommer dichtest Du doch das projektirte Romanzo? Nicht wahr? – Du willst ja, so viel ich weiß, den IVten Theil des Sh.[akespear] erst Ostern 99 geben. – Und das gehört hieher. Was ich Dir sonst schrieb von Deinen lyr.[rischen] alten Gedichten insbesondre, mögen wohl taube Blüthen von Projekten gewesen seyn. Alles was Du desfalls sagst, billige ich ganz. Nur dabey bleibe ich es recht sehr zu bejammern, daß Dein Prometheus, (der in einem Allmanach, der den Leuten doch für nichts andres gilt, als ein poetischer heil. Christ oder gar eine poet.[tische] Fibel und Katechism, wenigstens eben so am unrechten Orte steht, wie Fragm.[ente] oder das beste, was ich sonst machen kann, im Deutsch.[land] oder im Lyc.[eum]) uns entrissen ist. Denn warum sollte er nicht vorher <als im All.[manach]> da haben stehn können, ehe er Deine Sammlung vermehrte, auf die ich mich natürlich sehr freue? – Aber auch was Deine kleinen lyr.[ischen] Gedichte anbelangt – lieber Freund, kein Krack in der Welt ist so groß, der Deine Zueignung oder Deine entführten Götter so mir nichts Dir nichts, wie Du meinst, verschlingen könnte. – So milde Früchte wie Pygmalion und Arion ziemen nicht jedem Boden. Warum sollten sie aber nicht neben F.[riedrich] Sch.[legels] φιλοσοφουμεnis eben so gut stehn können, wie neben Xenien und Reiterliedern? – Am Ende haben sie ja doch ihren eignen Boden in sich und bey sich.
An dem Plan den Gött.[inger] Allmanach herauszugeben, gefällt mir gar nichts, als die 300 Thl. jährlich. – Aber wenn unser Unternehmen im Gang ist, und Du mit ganzer Seele und mit ganzem Gemüthe dabey seyn willst, wie ichs will und wie es durchaus nötig ist bey diesen Entwürfen: so hast Du davon sicher 500–600 Thl. jährlich, also mit dem Shak.[espear] mit dem was nicht ins Journal gehört (die Sammlung Deiner Gedichte – Dante pp. – sattsam genug, wenn Du nicht etwa hinlegen willst. – Was Du für das beste bey der Sache hältst, den <äußern> Reiz Gedichte zu machen, halte ich grade für das Schlimmste. – Es ist eben der große Vorzug Deiner lyr.[rischen] Gedichte, daß sie nicht gemacht sind, sondern daß sie Dir gekommen. Durch den äußern Reiz kommt es aber gewiß zu einem Machen von Gedichten, wie es Schiller und Voß treiben. Gedichte, wie Prometheus, und das projektirte Romanzo macht man freylich, und das wünsche ich so sehnlich, daß Du dergl.[eichen] machen mögest. Diese gehören nun doch nicht in einen All.[manach]. Du hasts beym Prometheus erfahren; wenn man so ein Werk gemacht, so kommen die kleinen Aeußerungen von selbst.
Auch von Deinen andern <poet.[ischen]> Projekten erwarte ich sehr viel, und zwar etwas ganz Neues: nehmlich von einem komisch romantischen Gedicht von Dir. Ich glaube, im Naiven müßtest Du sehr viel leisten können. Deinen Witz halte ich für reinpoetisch, obgleich Du ihn bisher fast nur im Leben und in Recensionen geäußert hast. Nur die Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit der dramat[ischen] Form leuchtet mir nicht ein. –
Dein Allmanach würde doch nicht immer der beste seyn, so lange Sch.[iller] Goethen hat, und das wäre doch der einzige Trost für eine so leidige Unternehmung, die gewiß unendlich mühseeliger ist, als Du in diesem Augenblick denkst. – Die Reimerey der Pfuscher durcharbeiten und diaskeuasiren? und das im Sommer, wo die Natur Dich selbst an Dein Talent mahnt, und den Du für der Kunst und dem Schönen geweihte Zeit achten solltest. –
Bring doch bey unserm Unternehmen, wenn einmahl von Projekt und Aussicht die Rede ist, die schöne Aussicht in Anschlag, künftig in 8–10 Jahren vielleicht, ein großes und verdienstliches kritisches Institut zu errichten, wobey wir ich wüßte nicht warum nicht, eben so gut unsre Rechnung finden könnten, wie Schütz und Huf.[eland] bey der Al.[lgemeinen] L.[iteratur] Z.[eitung] wenn ich gleich nicht wünschte, daß wir unser Brodt je so im Munde essen möchten.
Dabey ist nun noch bey dem Gött.[inger] Allm.[anach] eine Art von Abhängigkeit der Herausgeber vom Buchhändler. –
Ich denke zu dem ersten Stück folgendes zu geben, wobey ich Euch noch allerley um Rath zu fragen habe. Erstlich vier Briefe über W[ilhehlm] M[eister], vielleicht auch nur drey, nach Befinden der Umstände.
Ferner kann ich an die 6 Bogen voll Fragmente geben, die noch ein wenig aus anderm Auge sehn sollen, als die im Lyc.[eum]. –Doch eigentlich wirds eine ganz neue Gattung seyn 1) denke ich größten Theils <(nicht einzelne Sentenzen und Einfälle)> kondensirte Abhandlung und Charakteristik, Recensionen [zu] geben 2) werde ich dabey Universalität ordentlich suchen, nicht philos.[ophische] und krit.[ische] Frag.[mente] trennen, wie im Lyc.[eum] und in denen, die ich Fichte und Nieth.[ammer] schicken werde, sondern mischen; dazu auch moralische nehmen. Aus dem Umstande, den ich letzhin an Car.[oline] [schrieb], daß ich nur seit ich hier bin 125 Bogen über Poesie geschrieben, dazu genommen, daß von allem, was ich über Philos.[ophie] [geschrieben], doch eigentlich noch fast keine Zeile gedruckt ist – und alles das sind doch schon Fragmente – wirst Du wohl sehn, daß ich mir mit 6 Bogen nicht zu viel herausnehme. – Aber: 1) Sollen sie in die ersten beyden Stücke? 2) Sollen sie in ein Stück oder in beyden getheilt seyn? –
Diese werden mir fast gar keine Zeit zu schreiben kosten. Ich fange, wenn Ihr mir geantwortet habt, gleich an in den Abendstunden, beym Caffee u.s.w. zu blättern, auszuschreiben und zu diaskeuasiren, und schicke sie Euch dann. –
Nun noch Eins. Ich habe Reich.[ardt] bey der Abrechnung für nöthig gefunden zu sagen, das Ende des Aufsatzes über Less.[ing] wolle ich ihm doch geben (die Leute fanden das allgemein honnett), aber nur unter der Bedingung, daß ichs gleich in die Druckerey schicke pp. Es kommt nun auf sein Benehmen und Euren Rath an. – Daß der Anfang im Lyc.[ceum] steht, thäte gar nichts. Ich muß doch wieder frisch anheben mit einem Prolog und Pomp, da ich so gigantisch geschlossen. Ein paar Worte Rekapitulazion sind für den Leser, der etwa jenes gar nicht gelesen hat, hinreichend. – Ich gebe mir alle erfindliche Mühe, den Anfang ganz zu verdunkeln und weit zu übertreffen. Gebt mir Euren Rath.
Auch einen Aufsatz, der aber sehr kurz seyn wird, über Winkelmann käme ich wohl fertig.
Von Griechen und Römern kann ich nichts in die ersten Stücke geben.
Fändet Ihr gut, daß etwas Philosophie, recht leicht da wäre? Ich wüßte nur zweyerley unter meinen Projekten auszuwählen: einen Brief über den Geist der Polemik (an Carol.[ine], verstehtʼs sich, unter fingirtem Nahmen), einen Brief über die Naturphilosophie an Wolf mit fingirtem Nahmen. – <Könnt Ihr Euch bey diesen Titeln was denken?>
Was ich sonst im philosoph.[ischen] und Griech.[ischen] Fach zu geben denke, davon nächstens. Es ist sehr übel, daß wir uns nicht sehn und sprechen können. Ich werde mich jedoch die Nachtwachen nicht reuen lassen und immer Alles schreiben. Auf das Bischen Porto kommts ja nicht an. –
Von Recens.[ionen] denke ich weiter nichts zu geben als etwa eine ganze kurze vom philos.[ophischen] Journal, da doch F.[ichte] und N.[iethammer] mich einmahl dazu aufgefordert. – Fr. Richter Blumen und Dornenstücke werden mir wohl eher zu einem Fragment als zu einer Rec.[ension] Veranlassung geben. –
Eben kommt Dein Brief mit dem Packete. Es wird heute nicht Zeit [sein] viel mehr zu schreiben. Indessen erkläre ich hiemit sogleich meinen Briefwechsel für permanent, und im nächsten werde ich mich als provisorischer Herausgeber des Schlegeleums (denn dieser Titel schien mir fast noch besser als Athenäum) konstituiren, Dich zu dem gleichen Akt auffordern und dann Organisazionsvorschläge zu Dekreten und Konstituzion machen. – Du scheinst mir noch gar nicht den Ernst und <die> Liebe für die Sache zu haben, die ein so lang gehegter und reif überlegter Lieblingsplan verdient. – Indessen ist es mir lieber, wenn Deine Wärme dafür allmählig zunimmt, als wenn sie wie ein gewöhnliches Projekt mit Enthusiasm anfinge. – Meinetwegen und meiner Zeit wegen, sey außer Sorge. –
Und vollends die Fesselung an Berlin. Nur meine Freundin und Schleyermacher können ihn mir auf die Länge erträglich machen, und machen, daß ich die Entfernung von Euch allen ertrage. – Wie ist mir der Neid angekommen, bey der Nachricht von Hardenbergs Besuch! – Hat der böse Mensch denn gar nicht einmahl nach mir gefragt? Hat er meinen Brief nicht erhalten? –
Neujahr ziehe ich zu Schleyermacher ins Haus, wobey ich sogar noch wohl Geld und gewiß sehr viel Zeit spare. – Leider muß ich manche Zeit verpraßen, namentlich bey Ungers, oder vielmehr bey der Ungern, die a toute bride meine Freundin ist. Auch fehlts nicht an Projekten. Z. B. ich soll etwa eine Zeitung schreiben, wobey ich mich übrigens freylich wohl noch besser stehn würde als Du beym poetischen a b c buch. Aber ich werde mich durch Mammon nicht blenden lassen. –
Fichte und Nieth.[ammer] grüße recht herzlich, so oft Du sie siehst. Eigentlich ists immer weit mehr die Furcht vor dem Einleuchten oder Nichteinleuchten, was mich abgehalten hat, Ihnen Beyträge zu schicken, als Mangel an Zeit oder an gutem Willen. – Indessen schicke ich gewiß bald die Fragmente. Auf Deine Rec.[ension] des Hermann bin ich unendlich begierig. Meine Erklärung des Worts Romantisch kann ich Dir nicht gut schicken, weil sie – 125 Bogen lang ist. Laß mir das immer. Ich hoffe, Du läßt mir noch Raum und Stoff zu einem Fragment über Herm.[ann] wie ich auch eins über Will.[iam] Lovell machen will, mit Tiecks Beystimmung, der mit mir über Bernhardiʼs Büchelchen ganz eins denkt. Der lampoon auf Madam Moses hat mir gar nicht misfallen, weil es ein lampoon auf Madam Moses ist*), sondern weil er so höchst miserabel <ist>: denn das ist ein lampoon immer, der <gar> nicht trifft. Gedeutet hätte ihn wohl niemand, wenn er es nicht selbst gethan hätte. – Er ist niemahls bey der Herz gewesen, die noch jetzt gar nichts von ihm weiß. Ob er ein Gentleman <ist> oder nicht, wirst Du selbst richten, wenn Du hier bist. Ich wette, Du urtheilst noch viel härter über ihn wie ich.
Ich umarme Dich herzlich.
Auf den Lausekerl und Hundsfott in der A.[llgemeinen] L.[itteratur-] Z.[eitung] will ich beim Will.[iam] Lov.[ell] keine Rücksicht nehmen. Doch will ich mit Tieck darüber reden. Das Ende verdient eigentlich eine Rüge. Der Kerl beschuldigt Tieck nicht recht Englisch zu wissen, und verräth in demselben Augenblick daß er kein Deutsch kann, da er nicht weiß, was ein breiter Scherz ist. – Noch weniger kann ich den Lovell so nahe am Thron erwähnen. <Ich meyne aus Gelegenheit des W[ilhelm] M[eister]>.
Eichstädt grüße doch gelegentlich von mir, Hülsen den herrlichen aber recht ernstlich. Wenn er mein Buch im phil.[osophischen] Journ.[al] recensiren wollte, das wäre sehr schön. – Treibe doch auch Schütz wegen der Griechen und des Lyceums. Es wäre doch wegen des Journ.[als] nicht übel, daß jetzt auch da einmahl von mir die Rede wäre. Du siehst alles bezieht sich jetzt bey mir aufs Journal. Doch sey wegen der Gesch.[ichte] der Gr.[iechischen] P.[oesie] unbesorgt. Den ersten Theil hast Du bald, den zweyten zur Messe. Es freut mich sehr, daß Du es jetzt nach erneuerter Lesung des Anfangs, mein wichtigstes Werk nennst. – Indessen sind die Rücksichten freylich sehr verschieden. –
Haben Hard.[enberg] meine Fragm.[ente] gefallen?
Ich würde nicht aus dem Kreise meiner Studien herausgehn, wenn ich den D.[on] Q.[uixote] übersetzte. Der Roman wird mir gewiß einmahl eben so sehr Hauptsache seyn als die Alten, in denen ich ietzt wieder bis oben an lebe und athme, welches mir sehr wohl thut. – Aber ich würde gewiß aus meinem Charakter herausgehn, wenn ich danach früge, was man dazu sagen wird, und ob man glauben wird, daß ich zu den Modernen übergetreten sey. – Indessen hat R.[eichardt] mit seinem Eschen nun so in der Sache herumgemanscht, daß sie mir ganz ekel ist, und ich ganz davon mich weggekehrt habe. – Die Novelas sind gewiß wenigstens so viel werth als der D[on] Q[uixote] nur nicht so berühmt. –
Ich kann den Brief nicht wieder durchlesen, bitte also die Druckfehler zu verbessern.
<Von Vieweg ist nichts gekommen.>
*) Jeder Mensch hat eine lampoonseite, die wie jede Anlage gebildet werden muß.
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