Deinen Auftrag habe ich sogleich besorgt. Frommann übernimmt den Druck, und Du kannst darauf rechnen daß alles pünktlich besorgt wird. Nachdem ich Erkundigung eingezogen habe, achte ichs nicht nöthig, die Schrift censiren zu lassen.
Der Druck der Charakt[eristiken] geht fort. Der Voß hat gerade wieder 6 Bogen gemacht wie der Bürger. Es ist nicht möglich, daß alle Rec[ensionen] hinein kommen. Ich habe es sorgfältig nach Colonnen und Zeilen berechnet. Du hattest mir nicht bestimmt was im Nothfalle wegbleiben sollte. Ich habe mir also selbst helfen müssen. Wäre ich nach der Reihe gegangen, so würde ich eben vor Herm[ann] und Dor[othea] haben aufhören müssen; und so lange der dritte Theil nur irgend noch problematisch sein kann, [2] wäre das doch sehr hart. Ich habe daher nach einem bestimmten Princip alle Rec[ensionen] von ausländischen Werken und von kritischen Schriften weggelassen, und nur die von Originalschriften und von Uebersetzungen aus d[en] Alten aufgenommen. Kommt ein dritter Theil zu Stande, so machen die restirenden Recens[ionen] immer noch eine Masse für sich aus, die recht wohl allein bestehen kann. –
Die Vorrede werde ich besorgen, die Anmerkungen zu den Rec[ensionen] finde ich sämmtl[ich] sehr zweckmäßig. Beim Voß hätte ich freilich eine namhafte Aeußerung gewünscht, daß er übrigens ein Lausekerl sei und seine sogenannte Uebersetzung trotz der daktylischen Kunst die ärg[3]ste aller Untersetzungen des Homer. –
Mit meinem Lesen des Sommers das ist noch sehr ungewiß. Ich muß um 20 Zuhörer mehr haben als den Winter, sonst verliere ich gar zu sehr in Rücksicht des Geldes und kann es nicht thun.
Wirst Du verzeihen, daß Du auch heute die Abschriften der Gedichte noch nicht erhältst? – Es war der gestrige Tag dazu bestimmt aber Dor[othea] litt so entsetzlich an den Zähnen, daß ich an allem gehindert war. – Nächstens gewiß, und hoffentlich bald auch recht viel neues.
Auch Schlei[ermacher] muß es entschuldigen so gut wie er kann, daß ich ihm noch immer kein Resultat [4] meines Studiums seines Phaedr[us] schicken kann. Es ist unglaublich wie ich gestört worden bin, und dann hätte ich freilich nicht geglaubt, daß jenes Studium mich noch so lange beschäftigen würde. Fast muß ich mir die Hoffnung für die Messe aufgeben, aber ich wünsche sehr daß Schl[eiermacher] in Rücksicht des Protag[oras] so handelt, als ob es noch möglich wäre, denn wenn es nun auch zur Messe nicht fertig gedruckt sein kann, so muß es doch gleich nachher gedruckt sein. Sag ihm das recht bald, denn heute kann ich ihm unmöglich schreiben[.] Tieck trifft hoffentlich dieser Brief noch. Was ist denn das für eine seltsame Anstalt, daß [5] er nicht bei mir sondern in dem leeren Hause wohnen soll? – Ich bitte mir es recht sehr aus daß er bei mir wohnt.
Daß Karoline bald wiederkäme, wußte ich schon, denn sie hat sich durch Mlle Faber die Schlüssel ausgenommen den zu Deiner Stube ausbitten lassen.
Für den Wink wegen Unger danke ich Dir sehr, und werde ihn gelegentlich nutzen. Es versteht sich daß Du auf mein Verhältniß zu ihm in keiner Art Rücksicht nimmst.
Wäre es nicht gut, daß Du Dich um Hard[enbergs] Roman etwas umsähest? Hat U[nger] das Honorar noch nicht bezahlt, so wäre wohl das beste, Du suchtest das ganze M[anu]scr[i]pt [6] wieder zu bekommen, um dann mit dem Bruder und Tieck gemeinschaftlich einen Beschluß darüber fassen zu können, und d[en] Druck wie es Euch gut scheint zu veranstalten.
Ich habe den Bruder, den ich bald wieder sehen werde, vorläufig beschworen von seinen Papieren ja nichts untergehn zu lassen. Auf den philosoph[ischen] und physikal[ischen] Nachlaß mache ich nebst Ritter Anspruch.
Dor[othea] grüßt herzlich
Der Deinige Friedrich.
Ueber Fichte’s Schrift selbst ist zu viel zu sagen, als daß es hier geschehen könnte. Ich wollte sie wäre noch etwas witziger, so würde die ungeheure Gründlichkeit selbst bei Nic[olai]’s Publikum viel wirken.