• August Ludwig Hülsen to August Wilhelm von Schlegel

  • Place of Dispatch: Premnitz · Place of Destination: Berlin · Date: 05.09.1803
Edition Status: Single collated printed full text with registry labelling
    Metadata Concerning Header
  • Sender: August Ludwig Hülsen
  • Recipient: August Wilhelm von Schlegel
  • Place of Dispatch: Premnitz
  • Place of Destination: Berlin
  • Date: 05.09.1803
  • Notations: Empfangsort erschlossen.
    Printed Text
  • Bibliography: Flitner, Willy: August Ludwig Hülsen und der Bund der freien Männer. Jena 1913, S. 117‒118.
  • Incipit: „[1] Premmnitz d 5t September 1803
    ich bin am 2t September hier glücklich wieder angekommen, und fand, was ich kaum erwartete, einen [...]“
    Manuscript
  • Provider: Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek
  • OAI Id: DE-1a-33865
  • Classification Number: Mscr.Dresd.e.90,XIX,Bd.11,Nr.17
  • Number of Pages: 4S. auf Doppelbl., hs. m. U.
  • Format: 18,8 x 13,2 cm
    Language
  • German
[1] Premmnitz d 5t September 1803
ich bin am 2t September hier glücklich wieder angekommen, und fand, was ich kaum erwartete, einen Brief von Dir vor, mit der Europa und der Einlage vom Grafen Kalkreuth. Gestern und Vorgestern mußte ich schon wieder bei einem Familienfeste in Stechov zugegen seyn, und auch heut kann ich eines Besuches wegen, nur in einem flüchtigen Augenblick an Dich schreiben. Du erhälst nun aber einliegend, was zuvörderst das wichtigste seyn möge, ein Schreiben von mir an den Grafen Kalkreuth. Du wunderst Dich wohl nicht, daß ich mit den vielen Worten doch eigentlich nur wenig sage. Es ist so leicht nicht, wie mancher denken könnte, und darum sey Du zufrieden, daß ich wenigstens gesprochen habe. Man kann nicht wissen, erhalte ich eine Antwort [2] vom Herrn Grafen, so werde ich dafür in wenigem schon mehr sagen können. Ich glaube übrigens selbst, daß eigentlich nicht viel erfreuliche Aussichten für mich da sind. Doch ist das Schreiben sehr artig, und ich finde mich allerdings bewogen, nun selbst meinen Wunsch dem Grafen v. Kalkreuth vorzutragen. Auch aus Holstein fand ich von Berger und Rosenkrantz Briefe vor, die mich noch einmal auffodern, zu ihnen zurükzukehren, und in ihrer Nähe ein ländliches Leben zu beginnen. Ich habe ihnen beiden noch denselben Abend geschrieben, daß ich meine hiesigen Pläne nicht eher aufgeben könnte, als wenn Sie mir eine bestimmte Möglichkeit zeigten, daß ich sicher bei Ihnen ein eignes Leben führen und unterhalten könne. Auf die eine oder die andere Weise wird es dann also doch gehen. Siehe [3] Du zuvörderst es noch immer als gewiß an, daß ich den Winter in Berlin lebe und dort Vorlesungen halte, und bereite dies so weit vor, als es möglich ist. Könnte ich übrigens den schönern Wunsch, ein freies unabhängiges Leben zu gewinnen, noch realisieren, so dürftest Du mir Deine Theilnahme nicht versagen, in der Überzeugung, daß dies wirklich mein Glück begründe. Was aber auch geschehen möge, uns wird fernerhin nichts trennen, und wir wollen es mit ganzem Ernste so einzurichten suchen, daß wir wechselsweise im Jahre bei einander leben können. Der Gedanke möge Dich freuen, und seine Ausführung Dir ganz nahe erscheinen. Gearbeitet habe ich nichts. Ich bin wieder in Zerbst gewesen und habe den dortigen Roland gesehen. Die guten Götter mögen wissen, wohin meine [4] Füße mich noch tragen sollen. Es ist ein ebenso unruhiges als unthätiges Leben, wobei in der Welt nichts herauskommt. Schicke den Brief nun recht bald an den Grafen ab. Du wirst die Adresse vollenden und den Brief zusiegeln. Oder so Du glaubst, daß es in diesem Fall nicht unschicklich wäre, so magst Du ihn auch gern als eine offene Einlage dem Deinigen mit beigesellen. Künftig ein Mehreres. Laß mich bald wieder von Dir hören, und habe erfreuliche Hoffnungen für unser Leben. Die Europa soll mich nun ergötzen, und ich glaube fast, daß sie diesmal sehr reichhaltig zu uns kommt. Lebe wohl, mein Bester, Grüße unsere Freunde und laß uns festhalten an Gott und der ewigen Seligkeit, damit wir auf jeden Fall gedeckt bleiben.
Ewig Dein A. Hülsen
[1] Premmnitz d 5t September 1803
ich bin am 2t September hier glücklich wieder angekommen, und fand, was ich kaum erwartete, einen Brief von Dir vor, mit der Europa und der Einlage vom Grafen Kalkreuth. Gestern und Vorgestern mußte ich schon wieder bei einem Familienfeste in Stechov zugegen seyn, und auch heut kann ich eines Besuches wegen, nur in einem flüchtigen Augenblick an Dich schreiben. Du erhälst nun aber einliegend, was zuvörderst das wichtigste seyn möge, ein Schreiben von mir an den Grafen Kalkreuth. Du wunderst Dich wohl nicht, daß ich mit den vielen Worten doch eigentlich nur wenig sage. Es ist so leicht nicht, wie mancher denken könnte, und darum sey Du zufrieden, daß ich wenigstens gesprochen habe. Man kann nicht wissen, erhalte ich eine Antwort [2] vom Herrn Grafen, so werde ich dafür in wenigem schon mehr sagen können. Ich glaube übrigens selbst, daß eigentlich nicht viel erfreuliche Aussichten für mich da sind. Doch ist das Schreiben sehr artig, und ich finde mich allerdings bewogen, nun selbst meinen Wunsch dem Grafen v. Kalkreuth vorzutragen. Auch aus Holstein fand ich von Berger und Rosenkrantz Briefe vor, die mich noch einmal auffodern, zu ihnen zurükzukehren, und in ihrer Nähe ein ländliches Leben zu beginnen. Ich habe ihnen beiden noch denselben Abend geschrieben, daß ich meine hiesigen Pläne nicht eher aufgeben könnte, als wenn Sie mir eine bestimmte Möglichkeit zeigten, daß ich sicher bei Ihnen ein eignes Leben führen und unterhalten könne. Auf die eine oder die andere Weise wird es dann also doch gehen. Siehe [3] Du zuvörderst es noch immer als gewiß an, daß ich den Winter in Berlin lebe und dort Vorlesungen halte, und bereite dies so weit vor, als es möglich ist. Könnte ich übrigens den schönern Wunsch, ein freies unabhängiges Leben zu gewinnen, noch realisieren, so dürftest Du mir Deine Theilnahme nicht versagen, in der Überzeugung, daß dies wirklich mein Glück begründe. Was aber auch geschehen möge, uns wird fernerhin nichts trennen, und wir wollen es mit ganzem Ernste so einzurichten suchen, daß wir wechselsweise im Jahre bei einander leben können. Der Gedanke möge Dich freuen, und seine Ausführung Dir ganz nahe erscheinen. Gearbeitet habe ich nichts. Ich bin wieder in Zerbst gewesen und habe den dortigen Roland gesehen. Die guten Götter mögen wissen, wohin meine [4] Füße mich noch tragen sollen. Es ist ein ebenso unruhiges als unthätiges Leben, wobei in der Welt nichts herauskommt. Schicke den Brief nun recht bald an den Grafen ab. Du wirst die Adresse vollenden und den Brief zusiegeln. Oder so Du glaubst, daß es in diesem Fall nicht unschicklich wäre, so magst Du ihn auch gern als eine offene Einlage dem Deinigen mit beigesellen. Künftig ein Mehreres. Laß mich bald wieder von Dir hören, und habe erfreuliche Hoffnungen für unser Leben. Die Europa soll mich nun ergötzen, und ich glaube fast, daß sie diesmal sehr reichhaltig zu uns kommt. Lebe wohl, mein Bester, Grüße unsere Freunde und laß uns festhalten an Gott und der ewigen Seligkeit, damit wir auf jeden Fall gedeckt bleiben.
Ewig Dein A. Hülsen
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